APOCALYPSE ORCHESTRA - A Plague Upon Thee
Mehr über Apocalypse Orchestra
- Genre:
- Folk/Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Despotz Records
- Release:
- 14.02.2025
- Virago
- Tempest
- Glass And Sun
- Anchorhold
- Sacrament Of Avarice
- From The Athanor
- To Arrive
- Saint Yersinia
Der nächste Schlurf-Ausflug ins Mittelalter!
2017 erschien mit "The End Is Nigh" ein Debütalbum, dem ich damals zugetraut hatte, den Namen APOCALYPSE ORCHESTRA allerorten bekannt zu machen. Die Verbindung ernsthafter folkloristischer Elemente mit schwedischem Doom Metal im mittelalterlichen Rahmen - sie ergab irgendwie Sinn und sie war richtig gut. 2017 war ich richtiggehend euphorisch. Leider nutzten sich die Songs dann aber doch irgendwann ab, die Band aus der EREB ALTOR-Stadt Gävle legte nicht zeitnah nach und geriet, zumindest bei mir, wieder in Vergessenheit.
Jetzt, fast zehn Jahre später, klopft das Orchester wieder an die Tür meines Mail-Postfachs und hält endlich ein neues Album bereit. Direkt das Artwork (erneut von der Tattoo-Künstlerin Cezilia Hjelt) verführt mich zurück in die frühere Euphorie. Auch nach dem Klick auf den Startknopf scheint es so, als ginge es direkt weiter, als wären keine Monde vergangen. Personell unverändert geht es bei APOCALYPSE ORCHESTRA weiter um die Verschmelzung von Folk inklusive allerlei altem Instrumentarium, wie Zither, Mandola, Drehleier, mit epischem Doom Metal heimatlicher Machart voller Riffs, Stampf, Chören und Melodie. Dabei arbeitet der Fünfer um Frontmann Erik Larsson im direkten Vergleich weniger schwerfällig als auf dem Debüt, was hoffentlich der Langzeitwirkung zugute kommt. Wo der Name schon fiel - neben dem Songwriting darf ich auch am Gesang Verbesserungen feststellen. Larsson (und seine Backing-Sänger) schmettern ihre Töne zwar immer noch eher gemächlich durch die Stimmbänder, dabei sind aber die Gesangslinien deutlich spannender und ausgefeilter und die pastorale Wirkung wird immer mal wieder durch ein paar wenige Growls aufgemischt.
Auch inhaltlich ist "A Plague Upon Thee" spannend. Da geht's um alchimistische Öfen, um Religion natürlich und was sonst noch so angesagt war in früheren Zeiten. Besonders angetan hat es mir hierbei das Lied ganz am Ende des etwa einstündigen Ausflugs, bei dem die meisten Stücke die Acht-Minuten-Marke knacken. 'Saint Yersinia' erhebt den Krankheitserreger der Pestilenz zur Heiligen. Der schwarze Tod agiert hier als großer Gleichmacher, der alle Menschen gleich beschenkt, ganz egal ob reich oder arm oder alt oder jung. Wunderschön.
Rein musikalisch stecken die größten Ausrufezeichen im 'Sacrament Of Avarice', das großartig phrasiert und eingesungen wurde und auch hinsichtlich der Riffschwere, der Melodienwiderhaken jedes einzelnen Instruments und des Songaufbaus punktabzugsfrei überzeugt. Derart mitreißend musizieren die Schweden zwar nicht durchgehend, aber dann wäre das Stück ja auch kein ganz so strahlender Höhepunkt mehr. Auch am Text, einer selbstverständlich auch heutzutage noch aktuellen Abrechnung mit der heiligen Habgier der Kirche, ergötze ich mich natürlich gerne.
Mit Album Nummer zwei gelingt es den Schweden also, die großartigen Elemente des Debüts zu bündeln und in eine wirklich großartige Form zu gießen. "A Plague Upon Thee" macht verdammt viel richtig. Bleibt zu hoffen, dass die Schweden Einzug in viele Gehörgänge finden. Und dass es nicht wieder so lange dauert, bis der nächste Ausflug ins Mittelalter stattfindet.
Saint Yersinia
https://www.youtube.com/watch?v=e_9qdJx-0HM
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marius Luehring