ALTAVIA - Girt Dog
Mehr über AltaVia
- Genre:
- Progressive / Classic Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- White Knight / Just For Kicks
- Release:
- 26.04.2011
- Picture Frame
- The Circle Gallery
- Another Lie
- My Me And You
- In Another Way
- Ghost Caged For Keepsake
- I'll Be There
- Wounded Part I
- Wounded Part II
- Teleselezione (Hidden Track)
Geschmackvoller Progressiverock trifft auf klassische 70s-Elemente. Empfehlenswert!
Melodische Rockmusik ist in Italien traditionell gut aufgehoben: Waren in den 80ern vorallem AOR-Bands wie ELEKTRADRIVE angesagt, so hat auch die progressive Szene stets einiges zu bieten gehabt. Und damit dies auch so bleibt, legen ALTAVIA dieser Tage ihr Debütalbum vor: Vier junge Musiker aus dem Norden des Landes versuchen sich dabei an einer Verbindung aus progressiven Klängen und dem Classic Rock der 70er. Das eine aus so jungen Musikern bestehende Band, die in dieser Formation auch erst seit etwa drei Jahren existiert, dabei nicht alles richtig machen kann, ist selbstverständlich.
Allerdings verfügt die Band über ein feines Gespür für Melodien und Riffs: Das Gitarrenspiel von Mauro Monti ist vielseitig und beweist Geschmack. Er hat es nicht nötig sich durch ellenlange Soli zu schreddern oder sich anderweitig in den Vordergrund zu spielen. Wenn man aber genau hinhört, spielt er stets eine passende und fein arrangierte Gitarre. Gleiches gilt für den Keyboarder und Sänger Andrea Stagni: Abwechslungsreichtum bei den Keybaordsounds und interessante Gesangslinien tragen viel zur Güte der Musik von ALTAVIA bei.
"Girt Dog", so der Name des Albums, beginnt mit drei relativ langen Songs recht sperrig: Im Opener 'Picture Frame' kann der Gesang noch nicht völlig überzeugen, allerdings wird schon hier klar, dass sich die Band beim Aufbau eines Songs gerne Zeit lässt und erstmal verschiedene Stimmungen einstreut, bevor das Lied konkreter wird. Das darauffolgende 'The Circle Gallery' hinterlässt aber schon einen deutlich stärkeren Eindruck. Allein der epische Beginn des Songs, der ein wenig an Deep Purple oder auch Yngwie Malmsteen erinnert, zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ähnliches schafft auch das darauffolgende 'Another Lie', dessen Beginn sogar in Landessprache vorgetragen wird.
ALTAVIA bleiben stets auf dem Boden, verheddern sich nicht in zu abstrakte Frickeleien oder unnötige Solopassagen, wenn auch manchmal das Ende des einen oder anderen Songs etwas zu langatmig ausfällt, da keine wirklich neuen Akzente mehr gesetzt werden. Dieses kleine Problem fällt allerdings kaum wirklich ins Gewicht, da die Stärken der Band in den einzelnen Songs stets überwiegen.
Die Mitte des Albums bilden vier kürzere Songs, von denen mir das rockige 'In Another Way' und das etwas experimentieller gehaltene 'Ghost Caged For Keepsake' am besten gefallen. Während im erstgenannten Song vorallem der Rock der siebziger regiert, gelingt beim zweitgenannten die Verbindung aus alt und neu besonders gut: Klassische Keyboardklänge wechseln sich fließend mit moderneren Sounds ab und in der Mitte des Songs lassen die Musiker eine wahrhaft schöne Atmosphäre entstehen.
Das Ende dieses Werks bildet das zweiteilige 'Wounded': Hier fahren ALTAVIA nochmal all ihre Stärken auf und schaffen ein schönes Stück Musik. Während der erste Teil der deutlich "progigere" ist, gefällt mir am zweiten Teil besonders der melodische Aspekt, da sich der Song schnell im Ohr festsetzen kann. Des Weiteren kommt der weibliche Background-Gesang, der etwas spärlich über das Album verteilt ist, hier endlich mal richtig zur Geltung, was den Song abwechslungsreicher gestaltet. Nachdem mit 'Teleselezione' noch ein jazziger, aber letztlich unnötiger Hidden Track folgt, ist es an der Zeit ein Fazit für das Erstlingswerk der Band zu ziehen.
Auf der Habenseite steht sicherlich die Musikalität der Truppe: Zu jeder Zeit elegant und souverän spielen sich alle Beteiligten durch die hier gebotenen Stücke. Dabei gelingen ruhige und rockige Parts gleichermaßen und das Album erscheint wie aus einem Guss.
Problematisch dürfte es für die Band nur dann werden, wenn sie mit den Topacts der progressiven Szene weltweit verglichen werden: Da ALTAVIA nicht typisch italienisch klingen, sondern sich hörbar vorallem von britischen Bands haben inspirieren lassen, sind sie letztlich wohl nur eine von vielen guten Bands da draußen. Es gelingt ihnen nicht, sich klanglich deutlich genug von anderen Musikern abzusetzen, so dass ihre Musik wohl nur etwas für eingefleischte Fans der Szene sein dürfte.
Trotzallem gefällt mir "Girt Dog" aber recht gut und ich möchte zum Schluss vorallem noch das kitschig-schöne Albumcover hervorheben, dass mir direkt, als ich die CD das erste Mal in der Hand hielt, ins Auge gesprungen ist.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- René Partucci