ALESTORM - The Thunderfist Chronicles
Mehr über Alestorm
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 20.06.2025
- Hyperion Omniriff
- Killed To Death By Piracy
- Banana
- Frozen Piss 2
- The Storm
- Mountains Of The Deep
- Goblins Ahoy!
- Mega-Supreme Treasure Of The Eternal Thunderfist
Die Piraten-Bande aus Schottland auf der Suche nach dem Schatz der Donnerfaust.
Ach ja, ALESTORM. Dieser Haufen schottischer Freibeuter, die im Laufe ihrer Karriere Stück für Stück ihre Ernsthaftigkeit über die Planke geschickt haben, nur um ab einem gewissen Punkt den Absurditätsknopf gedrückt zu haben. Live ist diese Crew sowieso ein spezielles Erlebnis, gerade Frontmann Chris Bowes scheint jegliches Schamgefühl in eine Flasche inseliger Braukunst versenkt zu haben. Auf Albumdistanz habe ich ALESTORM – mit wenigen Ausnahmen wie das tolle Debüt – fast immer für nicht 100% überzeugend empfunden, da sich die offensichtlichen Hits schnell herauskristallisiert haben. Und so nimmt ALESTOMT 2025 mit den Chroniken der Donnerfaust einen weiteren Anlauf, die Metal-Welt mit ihren diebischen Power-Metal zu überfallen.
Marcel schrieb in seiner Rezension zum Vorgängerwerk "Seventh Rum Of A Seventh Rum", dass man den Schotten eine wiedererlangte Ernsthaftigkeit nicht absprechen könnte. Bei "The Thunderfist Chronicles" hat dieser Eindruck beim schnittigen Flaschenöffner 'Hyperion Omniriff' ganze 2:30 Minuten Bestand, bevor das erste Schimpfwort nonchalant aus einer der Bordkanonen abgefeuert wird. Weitere sollen folgen. Insgesamt wirkt der Opener stimmig, vereint direkt die liebgewonnenen Trademarks der Band und man ist nun auf Kurs in Richtung eines großen Goldschatzes.
Ab nun folgen ausgesprochene "Nettigkeiten" im Minutentakt und ich habe immer wieder gegengecheckt, ob ALESTORM das jetzt wirklich gebracht hat. Spoiler: Jep. 'Killed To Death By Piracy' ist hierbei der offensichtliche Hit, der für mich sofort zündet und schon beim ersten Durchgang ordentlich den Drang zum Tanzen ankurbelt. Ölt schon mal eure Holzbeine, es wird wild.
Beim Blick auf die folgenden Songnamen 'Banana' und 'Frozen Piss 2' kann man im Anschluss sofort das Hirn in der Kombüse abgeben und sich direkt der Absurdität vollends hingeben. Nein, es gibt keinen ersten Teil von 'Frozen Piss' und über Cocktails wie einen Bananendaiquiri zu singen, ist wahrlich nichts, was man bei einem ALESTORM-Album infrage stellt. Während 'Banana' sich als nächster Hit präsentiert, erfahren wir im hochenergetischen 'Frozen Piss 2', was es mit der namensgebenden Thunderfist auf sich hat. Komplett bescheuert wird es gegen Ende, wenn sich ansatzlos ein japanischer Part einschleicht, der trotzdem funktioniert.
Aber mal diesen ganzen Blödsinn beiseite, ALESTORM hat sich nie gescheut, auch Versatzstücke aus anderen Metal-Genres in seinen Sound einzuweben, egal ob das thrashige Riffs, Black-Metal-Gewüte oder Videospielsounds sind, alles wird in den Mixer geworfen und am Ende ergibt dieses Konglomerat ALESTORM. Bei 'The Thunderfist Chronicles' gesellt sich neben Doublebass-Attacken, Blastbeats und Metalcore-lastigem Gebrüll auch erstmals fieses Black-Metal-Gekeife dazu, was auch wieder prächtig funktioniert. Da sehe ich dann auch über einem spät-pubertären Anfall wie 'Mountains Of The Deep' hinweg.
Den großen Batzen hat sich ALESTORM aber für den Schluss aufgespart. Mit schlappen 17 Minuten läutet 'Mega-Supreme Treasure Of The Eternal Thunderfist' (der GLORYHAMMER-Gedächtnis Songtitel) das Ende der Schatzsuche ein und direkt vorweg: Es löst meinen bisherigen Lieblingslongtrack 'Treasure Island' von "No Grave But The Sea" ab. In der ganzen Dauer kommt keine Langeweile auf, sie zitieren wirklich alle Einflüsse und Versatzstücke und die ganze Nummer fühlt tatsächlich wie eine lange Reise durch die Meere dieser Welt an. ALESTORM hat das wohl auch bemerkt, man kann nicht 20 Minuten durchblödeln und der Schwachsinnsfaktor hält sich abschließend angenehm im Hintergrund. Das ist gutes Songwriting und zeigt auch wieder, dass da kompetente Musiker am Werk sind.
Letztlich vermehrt sich vor allem ein Gedanke: Um Himmels Willen, was für ein zum Himmel schreiender Quatsch! ALESTORM rückt von seiner Erfolgsformel nur unwesentlich ab. Dass am Ende dann doch handfeste Songs herauskommen, ist schon erstaunlich. Aber letztlich zählt nur eins: Die Songs machen fast ausnahmslos große Laune, man wippt mit, grölt Flüche der unflätigsten Sorte durch den Plattenbau und hat einfach eine gute Zeit. Live wird das Material eh wieder die Clubs und Festivals der Republik zum Kochen bringen. Wer mit ALESTORM bis dato nichts anfangen konnte, wird auch mit "The Thunderfist Chronicles" eine weitere Angriffsfläche finden. Der betont "hässliche" Gesang von Christopher Bowes oder der Holzhammerhumor sind Geschmackssache. Für mich ist "The Thunderfist Chronicles" das stimmigste Album der Schotten seit langer Zeit. Rated: Aarrrrrrr.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Kevin Hunger