ABRETE GANDUL - Enjambre Sismico
Mehr über Abrete Gandul
- Genre:
- Jazz / Fusion / Progressive
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Alt Rock
- Release:
- 10.06.2011
- Hacia La Nada
- Necro Sistema
- Marejada
- Consecuencia Natural
- Colapso
- Convergencia Caótica
- Intangible
- ...Y Ahora Que?
Funky groovend durch die Jazz-Lounge
Prog ist ein Genre für sich. Entweder liebt man es, oder man hasst es. Von daher ist es schwer sich dem neuen Album "Enjambre Sismico" von ABRETE GANDUL unbefangen zu nähern. Einerseits hat man es hier mit absoluten Musikfreaks zu tun, die verschiedenste Ideen und Motive in ihre Songs einbauen, zum anderen ist die vorliegende Scheibe extrem vertrackt und sperrig. Selbst für Progressive-Rock-Verhältnisse werden die eigenen Hörgewohnheiten hier stark auf die Probe gestellt.
Denn Rock steht hier keineswegs im Vordergrund. Die Chilenen scheinen sich vielmehr an Fusion und Jazz zu orientieren und lassen sich so mit nur wenigen anderen Prog-Rock-Bands vergleichen. Am ehesten kann man sie noch mit DREAM THEATER in Verbindung bringen, aber auch nur wenn man die verzerrten Metal-Gitarren herausnimmt und den Gesang vergisst. Vocals tauchen nämlich bei ABRETE GANDUL nirgendwo auf "Enjambre Sismico"auf, was die Massentauglichkeit noch mal entschieden herabsetzt. Aber beginnen von vorne.
Bereits Song Eins 'Hacia La Nada' zeigt eindeutig, wo die Reise hingeht. Ein schmetterndes Schlagzeug und verspielte Gitarren, die ständig neue Riffs auswerfen und mit allerhand verrückter Effekte versehen wurden. Der Opener ist mit knapp viereinhalb Minuten ein eher kurzer Song und funktioniert vielleicht auch deswegen richtig gut. Die Mischung aus Prog, Jazz und Fusion macht Spaß und auch das Saxofon fügt sich exzellent ein.
Ähnliches kann man auch über den folgenden Track 'Necro Sistema' zu Protokoll geben. Dieser ist mit drei Minuten sogar noch kürzer und hat durch treibende Drums und flotte Riffs sogar eine richtige Rock-Atmosphäre, die vom einsetzenden Klavierspiel nicht mal sonderlich gestört wird.
Nach diesen beiden überzeugenden Songs wird es leider etwas anstrengender, denn mit 'Marejada' folgt der erste Opus mit Überlänge. Nachdem man sich zwei Minuten durch schräge Sounds gekämpft hat, die aus einem 80er-Jahre-Videospiel stammen könnten, erscheinen die Gitarren auf der Bildfläche. Mit einigen etwas rockigen Passagen lockeren sie die Stimmung auf, werden aber zwischendurch immer wieder von düsteren, langsamen Passagen gestört.
Jedoch scheint das den Südamerikanern immer noch nicht zu reichen und die Band versucht mit zwei Stücken jenseits der 10-Minuten-Grenze einen Preis für Komplexität zu gewinnen. Mal verliert man sich minutenlang in loungeartiger Musik, um dann schlagartig psychedelischen Bands wie THE DOORS zu huldigen oder die eigene Herkunft mit Panflöten zu betonen. Das alles klingt zwar ganz nett, aber treibt jeden Otto-Normal-Hörer in den Wahnsinn. Zu viele Stimmungs- und Riff-Wechsel und völlig überladene Passagen, wo man nicht mehr weiß wo man genau zuhören soll, sind das Ergebnis.
Die nächsten drei Tracks sind zwar kürzer, aber immer noch zwischen sieben und acht Minuten lang . 'Convergencia Caótica' und 'Intangible' hören sich verhältnismäßig rockig und funkig an, da hier die Gitarren auch mal ein wenig härter zu Werke gehen dürfen und die Drums ordentlich strapaziert werden. Sogar ein (eher konventionelles) Gitarrensolo kommt zum Einsatz.
Der Rausschmeißer '...Y Ahora Que?' haut dann schließlich nochmal alles raus, was man an spacigen Effekten und schrillen Sounds noch zu bieten hat, bevor ab Mitte des Songs das (inzwischen zur Landplage mutierte) Saxofon gänzlich die Kontrolle übernimmt und den Hörer auch nicht mehr in Ruhe lässt.
So ist man dann auch am Ende zufrieden, dass das Album nicht noch länger ist, denn allen guten Ansätzen und den unglaublichen Fähigkeiten der Bandmitglieder zum Trotz, bleiben die meistens Songs nicht im Ohr hängen. Das einzige was bleibt ist der Eindruck, dass hier nicht an die Hörbarkeit gedacht wurde, sondern diese Scheibe einfach dazu dienen soll, die Fähigkeiten der Musiker zu glorifizieren. Jeder, der auf Prog à la OPETH, TOOL, PORCUPINE TREE oder MARILLION steht, sollte einen Bogen um diesen Silberling machen, denn eine Enttäuschung wird vorprogrammiert sein. Lediglich Fans von Jazz, Fusion oder Blues-Rock könnte dieses Album gefallen. Aber wie schon einleitend gesagt: Prog ist ein Genre für sich. man liebt es oder man hasst es.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Adrian Wagner