With Full Force 2000 - Roitzschjora

28.10.2000 | 11:19

23.06.2000, Flugplatz

Das With Full Force Festival hat sich mittlerweile neben dem Wacken Open Air als DIE deutsche Metal-Veranstaltung etabliert. Die diesjährige Ausgabe fand vom 23.06. bis zum 25.06. -wie auch schon im Vorjahr- auf dem Flugplatz Roitzschjora in der Nähe von Leipzig statt. Knapp über 60 Bands gaben sich an den drei Tagen des Festivals die Ehre und sorgten bei insgesamt annehmbaren Wetter für jede Menge Unterhaltung. Unter den ca. 25.000 Fans durften natürlich auch die rasenden Reporter von Powermetal.de nicht fehlen; lassen wir also die Herren Christian, Herbert, Rainer und Stephan berichten.


Freitag, 23.06.00


Pünktlich zum Beginn des 7. WFF öffnete der Himmel seine Schleusen (wenn auch nur für kurze Dauer). Einigen hundert Metalheads war das jedoch sch...egal, und nachdem Götz Kugelmond vom Rock Hard das Festival offiziell für eröffnet erklärt hatte, legten die Briten von DIRTY DEEDS als Opener los. Mit ihrem sehr Maiden-lastigen Old-School-Metal (ein Fingerzeig auf den späteren Höhepunkt des Tages) kamen DD gut bei den wenigen verstreuten Fans an. Die Songs von den letzten beiden Alben "Danger Of Infection" und "Real World" sprühten vor Spielfreude, der Spaß an der Sache stand den Doppel-D's dabei überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Ein perfekter Opener für ein solches Festival, der Lust auf mehr machte. (Stephan)

Ich gebe ja unumwunden zu, daß mir VIU DRAKH vor ihrem Auftritt rein gar nichts gesagt hatten. Genaugenommen hinterher auch nicht; aber unterhaltsam war ihre Mischung aus Thrash, Hardcore und diversen Death Metal-Einsprengseln durchaus. Zumal das ganze Gebräu -mutmaßlich wohl überwiegend dem aktuellen "Take No Prisoners..."-Output entnommen- mit einem gewissen Esprit vorgetragen wurde und zudem soundtechnisch recht passabel daherkam. Unter dem Strich also eine unterhaltsame halbe Stunde schwungvoller Mucke, die den Puls allmählich nach oben trieb. (Rainer)

Äusserst respektable Höhen erreichte der Stimmungspegel bei der nun folgenden Truppe DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Die Band aus dem thüringischen Apolda konnte durchaus eine gewisse Heimspielatmosphäre geniessen, zumal ein ansehnlicher Teil des Publikums mit dem Material ihrer beiden bisherigen CDs vertraut zu sein schien. Mit ungeheurer Spielfreude intonierte das Quartett um den wandlungsfähigen Sänger/Growler und furiosen Leadgitarristen Eumel das Material von "Soft&Stronger" sowie "Allegro Barbaro"; ihre mitreissende Mischung aus Death, Grind, Thrash und zuckersüssen Melodien sorgte in Kombination mit dem energischen Stageacting und einer enorm sympathischen Ausstrahlung für einen mehr als gelungenen Auftritt. Zuguterletzt konnten DIE APOKALYPTISCHEN REITER mit ihrer an Manowar-Glanzzeiten angelehnten Hymne "Metal Will Never Die" noch einen echten Mitgrölhit landen. Am Rande sei noch angemerkt, daß das Quartett in dem charismatisch-ulkigen Tastenwaldschrat Pest eines der absoluten optischen Highlights des diesjährigen WFF zu bieten hatte. (Rainer)

Als erster echter Höhepunkt und Publikumsmagnet erwiesen sich CANNIBAL CORPSE. Die Kannibalen spielten sich eine dreiviertel Stunde quer durch ihre Alben, auch wenn das stürmisch geforderte "Hammer Smashed Face" ausblieb (same shit, different day). Was negativ auffiel, war der Staub, der zu einer großen Wolke vor der Bühne aufgewirbelt wurde (das komplette Festival über ein echtes Problem), und einem häufig den Atem nahm. Aber den meisten war's schnuppe, und so wurden die wie eine zu laut geratene Dauerklospülung (Spülung? In den Dixihäuschen? - Rainer) klingenden CANNIBAL CORPSE trotzdem abgefeiert. (Stephan)

ENTOMBED, eigentlich nach MADBALL angesetzt, hatten sich freundlicherweise bereit erklärt ihre Show vorzuziehen, weil die New Yorker aufgrund von Anreiseproblemen nicht rechtzeitig einsatzbereit waren. Gut für die Schweden, denn auf ihrem ursprünglich vorgesehenen Slot nach dem Metalcore-Gewitter der NYHC-Truppe MADBALL wären sie vermutlich böse baden gegangen. So aber konnten die Skandinavier mit ihrem Death`n´Roll-Gebretter wenigstens einigermassen ordentliche Publikumsreaktionen provozieren. Insbesondere den weiblichen Fans fuhren die harten Grooves der ehemaligen Elchtod-Könige sichtlich in die Beine, während die Herren der Schöpfung hingegen offensichtlich auf älteres Material warteten. Dieses allerdings wurde lediglich in Form einer völlig zu Schanden gerockten Nummer vom Zweitwerk "Clandestine" (aus seligen SchwedenDeath-Tagen) und einer glücklicherweise relativ (wirklich nur relativ!) nah am Original angelehnten Version der Bandhmyne "Left Hand Path" vom gleichnamigen Götter-Debüt geboten. Insgesamt also 45 Minuten handwerklich ordentlicher und gesanglich kraftvoller, aber dennoch gepflegt langweiliger Death`n´Roll-Mucke und 5 Minuten von echter Klasse. Letztere geschickterweise am Schluß des Auftritts plaziert, um einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Bei mir hats gewirkt. (Rainer)

Trotz des späteren Beginns waren bei MADBALL nicht mehr als 35 Minuten N.Y.-Hardcore möglich. Der erste Gig der anstehenden Tor zum neuen Album "Hold It Down" war aber trotzdem ein Erfolg, zumal die verstaubte Crowd endlich mit einer Wasserdusche der örtlichen Feuerwehr (ja, sogar in Roitzschjora gibt's sowat) erfrischt wurde. Die Freude darüber wurde auch sogleich für die Mutter von Gitarrist Beto mit der Kamera festgehalten. Sowohl alte als auch neue Songs wurden gespielt und am Ende gab's natürlich auch noch den MADBALL-Klassiker "New York City". (Stephan)

Natürlich habe wenigstens ich mir SUCH A SURGE angesehen, deren letztes Album "Der Surge Effekt" ziemlich klasse ist. Der Einstieg ging jedenfalls voll in die Hose. Da wählen die Jungs schon das sperrige "Shot Myself With A Plastic Gun" und dann funktionieren die Mikros nicht. Naja, die Jungs nahmen es gelassen und boten einen gelungenen Querschnitt durch all ihre Alben, wobei das Augenmerk mehr auf den härteren Songs wie dem coolen "Chaos", "Under Pressure" oder einem "Pain In The Ass Track" lag, aber auch ruhigere Songs wie "Jetzt Ist Gut" oder "Silver Surger" fehlten nicht in der Setlist. Die Band jedenfalls ging engagiert zur Sache, vor allem die beiden Rapper Olli und Michi waren ständig in Bewegung und kommunizierten mit dem Publikum. Aber auch Drummer Antek, Basser Axel und Gitarrist Dennis waren gut drauf. Vor allem Dennis, der mit dem Anspielen von SLAYER Geschmack bewies und die Metalroots der Band aufzeigte. Der Sound ging in Ordnung und das Publikum ging auch gut mit. Natürlich spielten SUCH A SURGE dann auch die beiden Highlights "Schatten" und "Gegen Den Strom" und setzten damit den Schlusspunkt unter einen gelungenen Gig, der mir gut gefallen hat. (Herbert)

Von der Redaktionsmehrheit (Herbert, Du alte Splittergruppe! - Rainer) der SUCH A SURGE-Verweigerer begab sich zumindest meine Wenigkeit ins benachbarte Hard Bowl-Zelt, um sich dort mit der Hardcore-Legende SHELTER zu amüsieren. Diese machten das Beste aus ihrem Headliner-Slot und versetzten das sehr gut gefüllte Zelt mit ihrer melodischen Mucke in einen echten Begeisterungstaumel. Frontmann Ray glänzte sowohl mit seinem angenehmen Gesang als auch mit intelligenten, aber unaufdringlichen Straight Edge-Botschaften; zudem erwies sich der gute Mann als selbst für Hardcore-Verhältnisse bemerkenswertes Energiebündel.
Über die Songauswahl braucht man nicht viele Worte zu verlieren: schnell wars und melodisch, mit dem Hauptaugenmerk auf der glorreichen "Mantra"-Scheibe ("Civilised Man", "Here We Go", "Empathy" usw.) und vor allem auf dem aktuellen "When 20 Summers Pass"-Output (u.a. "In The Van Again", "Don´t Walk Away", "I Can´t Change History"); wobei sich die zahlreichen Nummern der neuen CD problemlos zu den diversen Klassikern gesellten. Alles in Allem feierten SHELTER mit dem gesamten Publikum eine gigantische Party; dabei klinkten nicht nur die zahlreichen Fans der New Yorker völlig aus, es liessen sich auch die diversen Neugierigen vom allgemeinen Begeisterungstaumel anstecken.
Besonders bemerkenswert war im übrigen, daß Ray nicht nur einen Song komplett (!) während des Crowdsurfens sang, sondern auch einige Damen dazu bewegen konnte, sich auf seine Aufforderung hin von der Security am Fotograben auf die Köpfe des Publikums hieven zu lassen. Ein Bild für Götter, als minutenlang 6, 7 Mädels durchs Auditorium gereicht wurden. Zwar währte der Auftritt SHELTERs nur knappe 40 Minuten lang, aber dennoch waren die HC-Veteranen zusammen mit ihren Quasi-Nachbarn von MADBALL das absolute Highlight des ersten Tages, das nicht nur bei den HC-Kids, sondern auch bei anwesenden Metallern ausgezeichnet ankam. (Rainer)

Als letzte Band auf der Mainstage schickte sich nun niemand Geringeres als IRON MAIDEN an, den ohnehin schon ausgelaugten Fans den Rest zu geben. Und mit einem Album wie "Brave New World", das regelrecht wie eine Bombe eingeschlagen hat und doch größtenteils für Begeisterung sorgt, kann bei so einem Auftritt schon nichts mehr schiefgehen (sollte man zumindestens meinen...).
Pünktlich ertönte auch schon das Intro aus der PA und umhüllte das gesamte Publikum mit einer Gänsehaut, die kaum mehr zu überbieten ist. Auf diese Gänsehaut folgte unverzüglich begeisterte Schreie aus der Menge, denn das Riff von "The Wicker Man" ertönte und die Eisernen Jungfrauen konnten die Bühne für sich erobern. Und Schlag auf Schlag folgten zunächst die weiteren Highlights des neuen Albums. Wie groß war meine Enttäuschung jedoch, als ich feststellen musste, daß Bruce Dickinson und Co exakt dieselbe Setlist aufbrachten, die sie bereits in Straßburg auf dem "Festival des Artefacts" gespielt hatten. Somit gab es keine Überraschungen in punkto Songauswahl. Wieder wurden mit "The Wicker Man", "Ghost Of The Navigator", "Brave New World", "Blood Brothers", "The Mercenary" und "Dream Of Mirrors" sage und schreibe sechs Songs der neuen Scheibe gespielt, was von den meisten als festivaluntauglich abgetan wurde. Und zugebenermaßen ist es bei einer Band wie IRON MAIDEN, die 11 weitere Alben im Hintergrund haben, übertrieben, bei einem Festival sechs Lieder der letzten CD zu spielen; es ist ja schließlich keine Promotionstour, oder doch (wenn ich mir da die Preise für die Maiden-T-Shirts ansehe...)?
Somit mussten natürlich auf einige Klassiker verzichtet werden, aber einen Tod muss man anscheinend sterben. Mit "The Number Of The Beast", "2 Minutes To Midnight", "Fear Of The Dark", "Iron Maiden", "Hallowed Be Thy Name" und vielen anderen wurden schließlich auch diejenigen Leute befriedigt, die mit "Brave New World" nichts anfangen können. Mit "Sign Of The Cross" und "The Clansman" kamen schließlich auch noch zwei Songs aus der Blaze-Ära zustande. Prinzipiell ist es schwachsinnig, etwas über die Live-Qualitäten von IRON MAIDEN zu sagen, aber einige Mankos kann ich der Nachwelt aus Gründen der Objektivität nicht ersparen. So wäre beispielsweise die mangelnde Fannähe zu bemängeln, die gesamte Show wirkte schlichtweg aufgesetzt und unecht. Seltenst konnte sich Steve Harris dazu bewegen, das Publikum zu animieren und Bruce wirkte teilweise wie ein verkappter Entertainer aus einer billigen Night-Show.
Auch spielerisch leistete man sich insbesondere im Solo-Bereich einige gravierende Patzer, deren Eindruck natürlich auch durch die teilweise deplazierten Einsätze von Bruce nicht wieder wettgemacht wurden. Und wer bitte schön kam auf die 'grandiose' Idee, "Sanctuary", einen Song mit eindeutigen Anheizer-Qualitäten, als Abschluss des Konzertes zu spielen? Wer die Show in Straßburg gesehen hat spürte genau, daß MAIDEN aus welchen Gründen auch immer (vielleicht lag es ja daran, daß die englische National-Elf bei der EM ausgeschieden ist?) auf einmal die durchaus vorhandene Spontanität und Spielfreude verloren haben und nichts weiter als einen routinierten Auftritt gespielt hatten.
Am Publikum hatte es auf keinen Fall gelegen, denn die Begeisterung der Anwesenden kannte keine Grenzen und jedes Lied wurde wie es sich gehört abgefeiert. Teilweise wurde so laut mitgesungen, daß man die Band schon nicht mehr hören konnte. Also ein Aufruf an die Eisernen Jungfrauen: Ihr habt soviele Klassiker parat, daß ihr problemlos eine gesamte Deutschlandtournee starten könntet ohne auch nur ein Lied dabei zwei Mal spielen zu müssen. Wäre es dann nicht möglich, daß man aus diesem enormen Repertoire schöpft und für die Festivals eine Variation der Setlist gewährleisten kann? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, genau dasselbe Programm noch einmal beim "Metal2000"-Festival zu erleben (aber habe ich denn eine andere Wahl?) Wie auch immer. Für die Fans war es trotzdem ein schöner Auftritt und gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Und wer nach diesem Gig nicht vor Erschöpfung ins Zelt gefallen ist, konnte sich auch wie der unermüdliche Rainer (Danke für die Blumen, Herr Debes. Du kleiner Schmeichler, Du! - Rainer) die nun folgende Knüppelnacht zu Gemüte führen, die noch bis in die frühen Morgenstunden andauern sollte. (Christian)

Die letzten Überlebenden des ingesamt ausgezeichneten Freitagsprogrammes versammelten sich ab ein Uhr in der Tent Stage, um der "Knüppelnacht" beizuwohnen. Fünf Bands aus dem Bereich des Extremmetalls spielten bis ca. 5 Uhr morgens zum Tanze auf und nahmen dabei wie erwartet keine Gefangenen. Bis auf ASPHYX hatten sämtliche beteiligten Gruppen erst vor kurzem ihre Visitenkarte in deutschen Landen abgegeben: DARK FUNERAL und MARDUK auf den "No Mercy Festivals" im April, KRISIUN und GORGOROTH im Rahmen der "Decay In May"-Tour im, nun ja, im Mai eben. Von daher war ich persönlich gespannt, inwieweit die diversen Musikanten ihre ordentlichen bis ausgezeichneten Eindrücke würden bestätigen können.

Den Anfang machten die Black Metaller von DARK FUNERAL, die das recht zahlreich anwesende Publikum rundum zu überzeugen wußten. Zwar mußten die schwedischen Satansbraten auf ihren etatmässigen Schlagzeuger Ulzazmon verzichten, allerdings kam ihnen dies letztendlich sogar ein wenig zugute: nämlich insofern, als der kurzfristig verpflichtete Ersatzmann das normalerweise extreme Tempo der Skandinavier nicht ganz halten konnte und der gelungene Querschnitt durch deren bisherige Veröffentlichungen somit in dezent gedrosselter Geschwindigkeit dargeboten wurde. Dadurch bekam das Gebretter der bösen Buben eine Extraportion satanischer Wucht verliehen. Showelemente freilich suchte man selbstverständlich vergebens, die Herren um den -diesmal nur leicht geschminkten- Frontmann Emperor Magus Caligula verliessen sich wie gewohnt auf ihre Ausstrahlung und die ganz spezielle Magie ihres Songmaterials. Nur wenige Bands verstehen es dabei, trotz absoluter Bewegungsarmut auf der Bühne und praktisch nicht vorhandener Kommunikation mit dem Publikum eine solch intensive Atmosphäre zu erzeugen. Lediglich das Fehlen des Slayer-Covers "Dead Skin Mask" (von der aktuellen Mini "Teach Children To Worship Satan") war ein kleiner Wermutstropfen, konnte aber den Gesamteindruck eines einmal mehr gelungenen DF-Konzertes nicht ansatzweise schmälern. Besonders erwähnenswert war im übrigen der wahrlich exzellente Sound, der auch die weiteren Auftritte der "Knüppelnacht" zu einem besonderen Vergnügen machte. (Rainer)

Nach diesem ausgezeichneten Auftakt enterten die ursprünglich für die "Decay In May"-Tour vorgesehen, dort aber leider ausgefallenen ASPHYX die Bühne. Das holländische Trio schaffte es zu meinem nicht geringen Erstaunen, seinen einzigartigen, extrem verzerrten Gitarrensound (gepriesen sei Eric Daniels!) perfekt zu reproduzieren und ballerte den begeisterten Anwesenden seine ureigene Mischung aus kriechend langsamen Doom-Einlagen und fetten Mid- bis Uptempo-Walzen um die Ohren. Dabei beeindruckte Frontröchler Wannes Gubbels mit entmenschtem Geröchel, wie es selbst Originalsänger Martin van Drunen nicht besser hätte hinbekommen können. Erwähnenswert auch, daß ASPHYX als eines der Urgesteine des europäischen Death Metals einen typischen Festivalgig spielten: anstelle reihenweise neue(re)n Materials griff die Truppe auf ihre Anfangstage zurück und kredenzte dem geneigten Publikum mit "MS Bismarck" von "The Last One On Earth" sowie sage und schreibe vier (!) Nummern vom legendären Debüt "The Rack" einige absolute Perlen des kontinentalen Todesbleis; Songs also, die jedem gestandenen DM-Freund hinlänglich bekannt sein sollten. Dementsprechend blendend war die Stimmung, was die Band im Gegenzug zu einem wahren Spielrausch beflügelte. Toller Auftritt! (Rainer)

Nach dieser mehr als gelungenen Eröffnung sollte die "Knüppelnacht" nun ihren Höhepunkt erreichen: die schwedischen Punk into BM-Transformationskünstler MARDUK stapften siegessicher auf die Bühne und machten mit dem Opener "Panzerdivision Marduk" gleich unmißverständlich klar, woher der Wind in dieser Nacht wehen sollte. Überraschend sauber knüppelten sich die Skandinavier durch einen hauptsächlich auf schnellem Material aufgebauten set; interessanterweise unterschied sich die Setlist dabei deutlich von der der jüngst absolvierten "No Mercy"-Festivals. Löblich, löblich! Als starke Liveband sind MARDUK nun ja zurecht bekannt, an diesem Abend aber präsentierten sie sich in bestechender Form und versetzten die immer noch recht zahlreich anwesenden Fans in helle Begeisterung. Nicht zuletzt deswegen, weil Permafrostkehlchen Legion sich stimmlich absolut auf der Höhe präsentierte (auf den Konzerten im April war sein Gekreische ja arg dünn ausgefallen); vor allem aber, weil der gute Mann über eine -in BM-Kreisen seltene- ungeheure Ausstrahlung verfügt und das Publikum wie gewohnt mit teathralischem Gestus und bemerkenswertem Charisma faszinierte. Erstklassig! (Rainer)

Damit jedoch nicht genug! Nach der vorangegangenen Demonstration schwedischen Schwarzmetalls stand nun die absolute DeathThrash-Vollbedienung auf dem Programm: das brasilianische Brüdertrio KRISIUN brachte es -so schwer vorstellbar es auch klingen mag- fertig, ihre gewaltige Leistung von der "Decay In May"-Tour (siehe Konzertbericht) noch zu übertreffen. Einmal mehr holzten sich die Südamerikaner mit brachialer Urgewalt durch einen vor allem auf dem aktuellen "Conquerors Of Armageddon"-Output aufgebauten set und erzeugten dabei mit extrem tightem Zusammenspiel, einem Höchstmaß an Präzision und vor allem unfassbarer Geschwindigkeit eine physisch greifbare Soundwand, die man nur noch auf den Knien angemessen würdigen konnte. Basser Alex brillierte nebst seinen instrumentalen Fertigkeiten mit stimmbandvereitertem Grunzgegröle, Gitarrist Moyses bearbeitete sein Instrument phasenweise in einer mit bloßem Auge nicht mehr nachzuvollziehenden Geschwindigkeit und Schlagzeuggigant Max pulverisierte einmal mehr sämtliche Tempolimits. Hört sich vermutlich etwas arg euphorisch an, entspricht aber den Tatsachen. Sah auch das verbliebene Publikum so und feierte die sympathisch-bodenständigen Jungs gebührend ab. Summa summarum ein neuerlicher Killerauftritt von KRISIUN, von denen wir noch viele Glanztaten erwarten dürfen. (Rainer)

Zuguterletzt lag es an GORGOROTH, die höchst unterhaltsame Nacht würdig abzurunden. Die Norweger haben ja mit Kultgepolter á la "Destroyer", vor allem aber mit dem Material ihrer überzeugenden letzten Scheibe "Incipit Satan" eine Reihe guter Lieder im Programm, live allerdings fehlt es der Truppe irgendwie an der rechten Hingabe. Jedenfalls wirkten die Skandinavier auf mich dezent lustlos; mag an der unchristlichen Uhrzeit gelegen haben (obwohl das die Satansbrüder ja eigentlich hätte beflügeln müssen) oder mehr noch an der damit verbundenen dünnen Restschar von Anwesenden. Recht mitreissend war die ganze Chause also nicht, aber ganz nett unterhaltsam allemal. Als arg der Stimmung abträglich allerdings erwies sich das ziemlich einstudiert wirkende Stageacting der Musikanten; insbesondere Frontmann Gaahl erweckte mit leicht unterkühltem Gehabe und gezwungen anmutenden Gesten den Eindruck gepflegter Unmotiviertheit. Trotz all dieser Kritikpunkte jedoch waren GORGOROTH -vor allem dank ihrer musikalischen Qualitäten- unterm Strich durchaus sehenswert. Letztendlich lieferte die Truppe den idealen Soundtrack, um dazu in aller Ruhe einen letzten Absacker einzunehmen und dann nach einem elend langen Festivalauftakt gemächlich Richtung Zelt zu trudeln. (Rainer)

Redakteur:
Rainer Raithel

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