Volbeat - Leipzig

06.02.2009 | 12:05

30.01.2009, Haus Auensee

VOLBEAT sind in der Stadt - Leipzig spielt verrückt!

Nur eine Band ist im Moment in aller Munde: VOLBEAT. Dass ihr Flug an die Spitze so rasant verläuft, hätten auch die kühnsten Optimisten nicht zu träumen gewagt. Nach dem sensationellen Erfolg ihres dritten Albums "Guitar Gangsters & Cadillac Blood" sind VOLBEAT endgültig oben angekommen. Keine Plattenfirma, die den Jungs nicht Unsummen angeboten hat – doch sie blieben bei Mascot. Wer will schon einer von vielen sein, wenn man doch der König bleiben kann? So war es auch nicht verwunderlich, dass für das Leipziger Konzert das Werk 2 schon viel zu klein war, der Umzug in das große Auensee war nur logisch. Fast unvorstellbar, dass die Dänen noch vor anderthalb Jahren im kleinen Hellraiser die Bretter rockten. Heute haben wir 2009, VOLBEAT sind in aller Munde, und die Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. Bei eBay wird sogar das Dreifache des normalen Preises bezahlt. Leipzig rockt!

Durch das anfängliche Chaos und die enormen Menschenmassen (war teilweise fast schon zu viel) schaffen wir nicht mehr den kompletten Auftritt der Lokalmatadoren von THE FLAMING ROCKS. Irgendwo zwischen Metal und Rock-Pop versüßen die Jungs (und Sängerin Laura) den Anwesenden das Warten auf den Headliner. Dafür gibt es eine Premiere für mich: Ich habe noch nie ein Drumsolo eines Support-Acts gesehen (auch wenn es kurz ist).

Nun sollte der Abend auch für uns endlich richtig beginnen. Ab zur Bar (was für ein Kampf!) und für THE NEW BLACK bewaffnen. Das Debütalbum konnte mich nicht recht überzeugen (auch wenn ich da irgendwie alleine dastehe), doch live machen die Jungs viel Spaß. Mit ihrem kräftigen Schweine-Rock-'n'-Roll sorgen sie für freudiges Kopfwackeln. Sänger Fludid nervt zwar ein wenig mit seinen klischeehaften Sprüchen, doch zur Stimmung tragen sie bei. Natürlich wird das neue Werk ordentlich promotet und zum Kauf angepriesen. Dafür stehen die Jungs später am Merch-Stand und trinken zusammen mit den Käufern ein Bier. Na, das ist doch was. Die Mundharmonika kommt auch zum Einsatz, und Gitarrist Christof zeigt uns den eingesprungenen Gitarren-Rittberger. Doch nach knapp einer halben Stunde ermüdet die Crowd. "VOLBEAT!"-Rufe durchdringen das Auensee und die Motivation der Jungs. Sie stimmen mit ein und verabschieden sich nach 'Everlasting'.

Jetzt sollte es Zeit für VOLBEAT sein. Denkste! Manch einer wusste es, die meisten aber eher nicht: RAUNCHY sind jetzt an der Reihe. Das Keyboard auf der linken Seite macht Angst. Und sie ist berechtigt. Support-Acts haben es nicht leicht, aber die Fans der Headliner auch nicht. Was uns die Dänen von RAUNCHY anbieten, ist fast schon ranzig. Ein widerlicher Mix aus Nu Metal, Metalcore und Industrial wird den Besuchern angeboten. Da wird das Bier im Becher schlecht. Immer das Gleiche: ein bedeutungsloser Synthie-Beginn, Gegrunze in der Strophe und ein klebriger clean gesungener Refrain des Keyboarders. Das geht 45 endlose Minuten. Wer hat nur diese Band hier reingelassen?

Sänger Kasper Thomsen zeigt uns seine Deutschkünste und spart nicht mit Sprüchen aus der Klischeekiste – aber immer noch besser als die Musik. Ausstrahlung wie ein Bügelbrett. Zum Glück hat alles ein Ende. Die Party kann beginnen. Nachdem sich die Elvis-Metaller ganz schön Zeit gelassen haben, geht es dann nach einer guten halben Stunde endlich los: VOLBEAT!

Als das Intro 'End Of The Road' erklingt und das Licht erlischt, brandet unfassbar lauter Jubel auf. Als Michael und seine Gesellen die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr. Let's go! Mit dem Titelsong des aktuellen Albums 'Guitar Gangsters & Cadillac Blood' beginnen die Dänen mit angezogener Handbremse. Der vielleicht stärkste Song der Scheibe wird von Tausenden von Kehlen mitgesungen und mitgeschrien. Wahnsinn – was für eine Stimmung!

Mit 'Back To Prom' wird es schneller, was den ersten Crowdsurfer sofort auf die Masse treibt. Shirts fliegen durch die Luft, der Moshpit ist grenzenlos, das Auensee scheint zu bersten. Beim folgenden 'Caroline Leaving' gehen die Hände kaum noch runter, alle Fans scheinen der Schwerkraft zu strotzen, bevor Michael sich dem Publikum zuwendet: "Good evening, Leipzig - drunk as always!". Er fragt, ob alle bereit sind, mit VOLBEAT eine geile Party zu feiern, und zeigt seine Deutschkenntnisse: Wiener Schnitzel, Dieter Bohlen, Rudi Völler – na bitte, nicht schlecht.

'Radio Girl' haut danach in die Tanzbeine. Was sehe ich da: Während Satyrs Frisur ganze 90 Minuten wie eine Eins saß, löst sich selbige bei Michael schon nach fünf Songs auf. Mal wieder am falschen Ende gespart. Dafür spart Michael nicht mit den Mikros, denn wenn schon drei auf der Bühne stehen, kann man auch alle drei benutzen.

Neben Shirts und Bechern, fliegen jetzt sogar schon Schuhe durch die Halle – Chaos zum Freitag. Herrlich! Flott geht es mit 'River Queen' weiter, bevor Michael seinen verstorbenen Vater grüßt und ihm den nächsten Song widmet: 'Sad Man's Tongue' – Christian ist wie immer mit seiner Akustikgitarre dabei, und so rocken alle gemeinsam diesen Klassiker. Es folgt nicht nur 'Soulweeper I', sondern auch gleich der zweite Teil. Mit einem Auge sieht es sich eben schlecht. Denkt sich auch Michael und kämmt sich erstmal die Haare – nicht nur auf dem Kopf. Was das jetzt mit Augen zu tun hat, weiß ich auch nicht. Aber hey, ein Konzert hat mit fliegenden Schuhen auch nix zu tun.

Nach 'A Moment Forever' kehrt Christian zurück – und was hat er uns mitgebracht? 'Maybellene I Hofteholder' ist des Rätsels Lösung. Die Stimmung ist einfach gigantisch. Jeder Song wir gefeiert, wie Freibier an einem heißen Sommertag. Michael macht die Hörner (und spielt ein SLAYER-Riff), bevor mit 'Pool Of Booze, Booze, Booza' in den sechsten Gang geschaltet wird.

Bei 'Mary Ann's Place' geht es einen Gang zurück. Und wer sich fragt, wer den weiblichen Part übernimmt, dem sei geholfen: Michael! Klingt seltsam, ist aber so. Michael schwört auf Rock 'n' Roll, auf Heavy Metal und spielt drei Sekunden lang 'Ace Of Spades', bevor er seine Gitarre Soundmann Rasmus übergibt. Der echte Fan weiß, was kommt: 'I Only Wanne Be With You' [ab in die Wanne! - d. Red.] knallt aus den Boxen und Michael in den Fotograben, bevor er sich in die tobenden Welle wirft und über die Fans surft.

Offensichtlich hat er bei den Fans Geld gefunden, denn er verschenkt mal eben ein paar Kröten, damit sich ein weiblicher Fan ein neues VOLBEAT-Shirt kaufen kann. Damit Michael was zum Anziehen hat, wirft ein Fan ein Wacken-Shirt auf die Bühne. Michael kommentiert das Geschenk mit der Bemerkung, dass wir alle sie dort sehen können. Ich bin dabei, Baby!

Mit den exzellenten 'The Garden's Tale' und 'We' endet der reguläre Teil des Sets. Die Halle erbebt unter den "Zugabe!"-Rufen. Lange lassen sich die Dänen nicht bitten, und so erklingt der Anfang von 'The Human Instrument'. Für alle Neuen unter euch: So begannen früher die Shows. Michael stellt seine Kollegen nun vor, bevor dem Publikum mit 'Still Counting' der Gnadenstoß verpasst wird. Euphorisch werden die Jungs gefeiert, das Auensee scheint auch Minuten nach dem Auftritt zu dröhnen. Höllisch heiß! So endet ein grandioser Abend mit VOLBEAT – wie immer große Kunst, auch wenn es in kleinen Locations etwas atmosphärischer, weil persönlicher war. Doch die Zeiten scheinen vorbei. VOLBEAT und kein Ende! See u in Wacken!

01. End Of The Road (Intro)
02. Guitar Gangsters & Cadillac Blood
03. Back To Prom
04. Caroline Leaving
05. Radio Girl
06. River Queen
07. Sad Man's Tongue
08. Soulweeper I & II
09. A Moment Forever
10. Maybellene I Hofteholder
11. Boa
12. Pool Of Booze, Booze, Booza
13. Mary Ann's Place
14. I Only Wanna Be With You
15. The Garden's Tale
16. We
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17. The Human Instrument
18. Still Counting

Redakteur:
Enrico Ahlig

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