Therion / Evergrey - Bochum

27.11.2001 | 05:33

21.11.2001, Zeche

MY INSANITY hatten es am heutigen Tag wahrlich nicht leicht. Wie immer begann das Konzert in der Zeche extrem früh und als wir um 19.20 Uhr die Halle betraten, waren die Jungs schon auf der Bühne und mühten sich vor den bereits ca. 150 Nasen redlich. Aber es blieb auch beim Bemühen, denn das an SECRET DISCOVERY oder EVER EVE erinnernde Material war nicht besonders gut abgemischt und vor allem sehr profillos. Der steril klingende Drumcomputer machte den Eindruck auch nicht wirklich besser, darum kamen sie auch nie über ein Höflichkeitsapplaus hinaus.

Wenn ich ehrlich bin, war ich hauptsächlich wegen EVERGREY am heutigen Abend in der Zeche, da sie mit "Solitude Dominance Tragedy" und "In Search Of Truth" zwei absolut eigenständige, hochklassige Metal-Alben auf das Volk losgelassen haben. Der progressive Power-Metal mit düsterer Atmosphäre und der eindringlichen Stimme von Tom Englund gehört zu den wohltuenden Ausnahmeerscheinungen eines Genres, das sonst eher mit einer monatlichen Veröffentlichungsflut glänzt. Nicht glänzen konnte an diesem Abend vor den mittlerweile ca. 400 Leuten der Soundmann, der den Sound von EVERGREY völlig verhunzte. Viel zu laut und erschreckend matschig kamen Songs wie "The Masterplan", "Rulers Of The Mind" oder "Nosferatu" durch die Boxen gedröhnt. Dabei gaben sich Tom Englund und co. wirklich Mühe, bangten wie wild mit ihren langen Mähnen und hätten mit vernünftigem Sound auch eine mitreißende Performance geboten. So gingen die brillanten Kompositionen im Soundmatsch unter und wurden entsprechend nur wenig euphorisch vom Publikum angenommen. Was neben dem Sound auch daran gelegen haben könnte, dass EVERGREY nicht wirklich gut zu THERION passen und das Publikum schon ziemlich auf den Headliner fixiert war.
Schon nach 35 Minuten war dann Schluss und bei anständigem Sound hätte ich ein 'viel zu früh' hinterher geschoben. So leider nicht.

Nach einer etwa zwanzigminütigen Umbaupause gab es dann ein Wiedersehen mit Christofer Johnsson und seinen Mannen. Nach einem kurzen Intro starteten THERION mit "Ginnungagap" in den unterhaltsamen Abend. Schon hier wurde klar, dass der Sound schon mal deutlich besser war als bei EVERGREY. Die Lautstärke deutlich reduziert, die Instrumente deutlich zu differenzieren und die Stimmen gut in Szene gesetzt. Unterstützt wurden THERION von einem 6-köpfigen Chor – 3 Damen hinten links, 3 Herren hinten rechts – mit dem sie ihr 2-stündiges, extrem abwechslungsreiches Programm abspulten, dass sogar die alten Death-Metal-Zeiten mit einem Medley (u.a. mit "Baal Reginon" und "Flash Of The Gods") streifte und absolut keine Wünsche offen ließ. Beim Chor waren die jeweils in der Mitte platzierten Akteure die Hauptstimme, die sie mit Bravour erfüllten. Dabei war die Sopranistin leider etwas leiser abgemischt als der glatzköpfige Tenor. Kann aber auch daran gelegen haben, dass ich rechts vor der Bühne mein Unwesen trieb. Jener glatzköpfige Tenor überzeugte aber nicht nur mit seiner großen Stimme, sondern auch mit seinen großen Posen und brachte diverse Male auch mal den Satansgruß. Sehr fein! Die mittlerweile etwa 600 Anwesenden Banger moshten, tanzten, zuckten und knutschten (ja, auch dafür eignen sich traumhafte Kompositionen wie "Birth Of Venus Illegitima";-) ) zu den symphonischen Tracks. Christofer Johnsson poste auf der Bühne, was das Zeug hält und glänzte als sympathischer Entertainer mit großem Sinn für Humor und noch größerem Durst ("let's have a Weizen-Beer together"). So schaukelten sich Band und Fans hoch und hatten ihren gemeinsamen, äh, Höhepunkt wohl bei der ABBA-Coverversion "Summer Night City", die von einigen – dem Verfasser bekannten - anwesenden Fans zu Recht mit lautem 'ABBA!!!!!!!!!!!!!'-Gebrüll bejubelt wurden. Jawohl! ABBA waren ganz groß!
Mit dem "Raven Of Dispersion" beendeten THERION standesgemäß ihren regulären Set, um nach den üblichen 'Zugabe'-Rufen noch für drei Songs die Bühne zu entern. Das obligatorische "To Mega Therion" eröffnete den Zugabenteil. Und nach "Cults Of The Shadows" und "Wings Of The Hydra" war dann endgültig Schluss.

Fazit: EVERGREY konnten nur bedingt überzeugen und sollten schleunigst ihren Soundmann wechseln, damit sich ein solches Sounddesaster nicht wiederholt. Wirklich schade, denn das Songmaterial ist superb.
THERION boten zwei Stunden erstklassige Unterhaltung und konnten auf ganzer Linie überzeugen, obwohl Christofer nach eigenen Angaben leichte Stimmprobleme hatte, die man aber während der Show nicht besonders bemerkte. Also: Daumen hoch!

Intro
Ginnungagap
Invocation Of Naamah
Riders Of Theli
Birth Of Venus Illegitima
Enter Vril-Ya
Baal Reginon
Flash Of The Gods
Seawinds
Schwarzalbenheim
In The Desert Of Set
Asgard
Secret Of The Runes
Rise of Sodom And Gomorrah
Summer Night City
Beauty In Black
O Fortuna/ Seven Secrets Of The Sphinx
Wine Of Alquah
Raven Of Dispersion

Preludium/ To Mega Therion
Cults Of The Shadow
Wings Of The Hydra

Redakteur:
Peter Kubaschk

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