The Ocean/Barkasz - Cottbus

07.09.2006 | 12:30

09.08.2006, Gladhouse

Barkasz/ The Ocean, Cottbus, Gladhouse, 09.08.2006 Nach einem Bummel durch das gebeutelte Cottbus, in dem kulturelle Vorstellungen dieser hier beschriebenen Art eher die unrühmlichen Ausnahmen spielen, betreten wir gegen 22:15 Uhr den größten und ältesten Musik-Klub, das Gladhouse. Hier bin ich nur noch sehr selten, aber voller Erinnerungen, denn hier wurde ich mucketechnisch mitsozialisiert, habe ich legendäre Touren abgefeiert wie Pungent Stench/ Disharmonic Orchestra und Carcass 1992, Rammstein ganz schüchtern bei einem ihrer allerersten Gigs oder den Bekloppten von Eye Hate God und Soilent Green zugesehen in deren Weltenwut. Und ja, als TOCOTRONIC noch unbedarfte Wohnzimmer- Teppichpunks waren, da habe ich wie viele andere auch in diesem Club rumschubsend die Sau raus gelassen. Heute unvorstellbar mit den Herren. Tja, von diesem Glanz ist hier nicht mehr soviel übrig geblieben, nach Berlin und Leipzig ist’s nicht weit, Dresden liegt mit seinem Angebot um die Ecke, die meisten TU- Studenten sind kulturell verkümmert und sorgen sogar selbst mit so genannten „Anwohner- Beschwerden“ dafür, dass das bisschen Untergrund-Kultur von dankbaren Schildbürgern kaputtgekloppt wird. So nämlich erging es dem kleinen aber hochfeinen Klub Muggefugg, mitten im ausgewiesenen Cottbuser Studentenviertel gelegen. Tja, vor-akademische Herren und Damen, erst müssen alle Prüfungen bestanden sein, dann muss es Freibier geben, denn Unterhaltung darf ja auch nix mehr kosten. Danke für so viel geistige Armut. (Das will ich gleich mal zu einem Aufruf nutzen: Leute, auch in Cottbus gibt es Leute, die sich den Allerwertesten aufreissen, um ehrliche Musik in die Käffer zu holen, nutzt das auch! Das selbe gilt auch für den Spremberger Club EREBOS, wo der Booker immer wieder ein schönes feines Händchen beweist. Setzt Euch in die Autos und nehmt eine Stunde Fahrt in Kauf, diese Clubs werden’s Euch dankend vergelten!) Doch nun zum abendlichen Konzert im Gladhouse: Die fünf jungen Barden von BARKASZ eröffnen den Hartreigen, indem sie inbrünstig, manchmal etwas überhastet, Metalcore der solideren Sorte präsentieren. Sie alle stammen aus der näheren Gegend, haben quasi gerade ein Heimspiel. Die ersten drei Zuhörerzeilen im etwa halbgefüllten Gladhouse sind auch kräftig am Mittoben, außerdem scheint die Band all jene dort vorn persönlich zu kennen. Spätestens wenn man den entblössten Muckibudenfrontmann erblickt hat, weiß man, dass im Barkass schon die ein oder andere Hardcore-Scheibe gelaufen ist. Die Herren schätze ich samt und sonders auf etwa 20-23 Jahre, vielleicht spricht sich der Name BARKASZ auch überregional etwas rum. Die Breaks und Riffs sind zwar nicht neu, und die Gesangslinien folgen mit Gegrunz’ durchfädelt auch nicht gerade dem melodischen Muster, aber gehörig Druck paart sich mit ein bis zwei richtigen Mosh-Attacken. Die schnelleren Innenteile der Songs frönen dem ollen Deathmetal – was so überraschend nun auch wieder nicht ist. Jungs, habt Spass weiterhin!!! Nach längerer Umbauphase dann betreten, mal nachdenken... zwei Gitarreros, ne Basse, zwei Percussionisten, zwei Sänger, ein „richtiger“, einer mit parallelen LAPTOP-Aufgaben betraut...also sieben Herren die Bühne und sind heute THE OCEAN. Die können auch anders: das Kollektiv scheint eher ein loses zu sein und auch stilistisch wird dort viel geboten. Wenn dieser Berliner Patchworktrupp das so will. Ich habe von ihnen schon eine eher psychedelische Darbietung gesehen, einen will sagen reinen Metal-Gig und bin heute auf die Lust und Laune der Mucker gespannt. Der Sound grollt heran – wie immer im Gladhouse gut bis sehr gut ausgesteuert und deftigen Druck verbreitend. Aha, also doch metallisch heute. Zum Beispiel fehlt heute auch die asiatische Cellistin, die beim damaligen grollenden Auftritt ab und zu die Songstrukturen filigran durchwebt hatte. Auch die Gitaristen haben sich umfrisiert – aber eigentlich bin ich sicher, dass sie nicht diejenigen vom letzten Male sind. Mir gefällt dieser Ansatz des Durchwechselns ganz gut, und eigentlich ist mir das Personal auch piepegal, Hauptsache, dett rumst, wa!!? Auffallend der „klassische“ Bandschlagzeuger rechts auf der Bühne , der durch sein druckvolles Spiel den ganzen Haufen zusammenzuhalten scheint, er ähnelt in seiner Anlage dem MASTODON-Knüppler, dem ja eine herausragende Stellung unter Drumisten zusteht. Hut ab! Der andere Typ kloppt die ganze Zeit im Stehen auf seinen Sonderanfertigungen herum, was den gesamten Druck dann doch zu verstärken scheint. Was mir an den teilweise zu langen Songs etwas sauer aufschlägt, sind die manchmal überhäufigen Breaks, die dann den Fluss etwas unterbrechen. Gerade beginnt man, ein gut arrangiertes Riff mitzuklatschen – RRUMSS! – da geht es in die andere Richtung weiter. Für meine Begriffe etwas zu überambitioniert. Die Schreihälse machen ihre Sache gut, der abwechselnde Röhrkreisch ist gut aufeinander abgestimmt, wobei ich mich hin und wieder frage, ob der LAPTOP-Mann, der wütend zu sein scheint, seine Tastatur nicht foliert haben muss, so wie der hier rumschwitzt. Seine Laufwege sind die längsten, gerade hat er einen Soundeffekt eingestöpselt, da ist er schon wieder vorn bölkt Untergangstexte und schüttelt das schwarzgefärbte Haar wie ein wild gewordener Dobermann, der ein Grasbüschel aus dem Stadtparkbeet gerupft hat. Die ganze Show ist an sich schon mitreissend, 3 oder 4 Songs gefallen mir ausnehmend gut, einige wenige dagegen sind mit wie gesagt zu anstrengend. Die parallele Visualisierung der doch jedes Mal auf Anspruch und Effekt durchdachten Stücke fügt sich in das Gesamtkonzept sehr positiv mit ein. Es passiert immer was da oben. Kunststudenten? Vielleicht das nächste Mal auf dem schnarchigen TU-Abschlussball? Als Empfehlung, auch auf Platte jene Vielfältigkeit oder auch Stilhupperei festzustellen, empfehle ich die musikalische Nacheinander-Lektüre von „Fluxion“ und „Fog Diver“ . Mattes

Nach einem Bummel durch das gebeutelte Cottbus, in dem kulturelle Vorstellungen dieser hier beschriebenen Art eher die unrühmlichen Ausnahmen bilden, betreten wir gegen 22:15 Uhr den größten und ältesten Musik-Klub, das Gladhouse. Hier bin ich nur noch sehr selten, aber voller Erinnerungen, denn hier wurde ich mucketechnisch mitsozialisiert, habe ich legendäre Touren wie PUNGENT STENCH, DISHARMONIC ORCHESTRA und CARCASS 1992 abgefeiert, RAMMSTEIN ganz schüchtern bei einem ihrer allerersten Gigs oder den Bekloppten von EYEHATEGOD und SOILENT GREEN in deren Weltenwut zugesehen. Und ja, als TOCOTRONIC noch unbedarfte Wohnzimmerteppichpunks waren, habe ich in diesem Club wie viele andere auch rumschubsend die Sau rausgelassen. Heute unvorstellbar mit den Herren.

Tja, von diesem Glanz ist hier nicht mehr so viel übrig geblieben, nach Berlin und Leipzig ist's nicht weit, Dresden liegt mit seinem Angebot um die Ecke, die meisten TU-Studenten sind kulturell verkümmert und sorgen sogar selbst mit so genannten "Anwohnerbeschwerden" dafür, dass das bisschen Untergrund-Kultur von dankbaren Schildbürgern kaputtgekloppt wird. So nämlich erging es dem kleinen, aber hochfeinen, mitten im ausgewiesenen Cottbuser Studentenviertel gelegenen Klub Muggefugg. Tja, vor-akademische Herren und Damen, erst müssen alle Prüfungen bestanden sein, dann muss es Freibier geben, denn Unterhaltung darf ja auch nix mehr kosten. Danke für so viel geistige Armut.
(Das will ich gleich mal zu einem Aufruf nutzen: Leute, auch in Cottbus gibt es Menschen, die sich den Allerwertesten aufreißen, um ehrliche Musik in die Käffer zu holen, nutzt das auch! Dasselbe gilt auch für den Spremberger Club "Erebos", wo der Booker immer wieder ein schönes feines Händchen beweist. Setzt euch in die Autos und nehmt eine Stunde Fahrt in Kauf, diese Clubs werden's euch dankend vergelten.)

Doch nun zum abendlichen Konzert im Gladhouse. Die fünf jungen Barden von BARKASZ eröffnen den Hartreigen, indem sie inbrünstig, manchmal etwas überhastet, Metalcore der solideren Sorte präsentieren. Sie alle stammen aus der näheren Gegend, haben quasi gerade ein Heimspiel. Die ersten drei Zuhörerzeilen im etwa halb gefüllten Gladhouse sind auch kräftig am Mittoben, außerdem scheint die Band all jene dort vorn persönlich zu kennen. Spätestens, wenn man den entblößten Muckibudenfrontmann erblickt hat, weiß man, dass im Barkass schon die ein oder andere Hardcore-Scheibe gelaufen ist. Die Herren schätze ich samt und sonders auf etwa 20 bis 23 Jahre, vielleicht spricht sich der Name BARKASZ auch überregional etwas rum. Die Breaks und Riffs sind zwar nicht neu, und die Gesangslinien folgen mit Gegrunz durchfädelt auch nicht gerade dem melodischen Muster, aber gehörig Druck paart sich mit ein bis zwei richtigen Mosh-Attacken. Die schnelleren Innenteile der Songs frönen dem ollen Death Metal - was so überraschend nun auch wieder nicht ist. Jungs, habt Spaß weiterhin!

Nach längerer Umbauphase betreten zwei Gitarreros, 'ne Basse, zwei Percussionisten, zwei Sänger - ein "richtiger", einer parallel mit Laptop-Aufgaben betraut -, also sieben Herren, die Bühne und sind heute THE OCEAN.
Die können auch anders: Das Kollektiv scheint eher ein loses zu sein, und auch stilistisch wird dort viel geboten, wenn dieser Berliner Patchworktrupp das so will. Ich habe von ihnen schon eine eher psychedelische Darbietung gesehen, einen will sagen reinen Metal-Gig, und bin heute auf die Lust und Laune der Mucker gespannt. Der Sound grollt heran - wie immer im Gladhouse gut bis sehr gut ausgesteuert und deftigen Druck verbreitend. Aha, also doch metallisch heute. Zum Beispiel fehlt heute auch die asiatische Cellistin, die beim damaligen grollenden Auftritt ab und zu die Songstrukturen filigran durchwebt hatte. Auch die Gitarristen haben sich umfrisiert - aber eigentlich bin ich sicher, dass sie nicht diejenigen vom letzten Male sind. Mir gefällt dieser Ansatz des Durchwechselns ganz gut, und eigentlich ist mir das Personal auch piepegal, Hauptsache, dett rumst, wa?

Auffallend der "klassische" Bandschlagzeuger rechts auf der Bühne, der durch sein druckvolles Spiel den ganzen Haufen zusammenzuhalten scheint, er ähnelt in seiner Anlage dem MASTODON-Knüppler, dem ja eine herausragende Stellung unter Drummisten zusteht. Hut ab! Der andere Typ kloppt die ganze Zeit im Stehen auf seinen Sonderanfertigungen herum, was den gesamten Druck dann doch zu verstärken scheint. Was mir an den teilweise zu langen Songs etwas sauer aufschlägt, sind die manchmal überhäufigen Breaks, die dann den Fluss etwas unterbrechen. Gerade beginnt man, ein gut arrangiertes Riff mitzuklatschen - Rums! -, da geht es in die andere Richtung weiter. Für meine Begriffe etwas zu überambitioniert.

Die Schreihälse machen ihre Sache gut, das abwechselnde Röhrkreisch ist gut aufeinander abgestimmt, wobei ich mich hin und wieder frage, ob der Laptop-Mann, der wütend zu sein scheint, seine Tastatur nicht foliert haben muss, so, wie der hier rumschwitzt. Seine Laufwege sind die längsten, gerade hat er einen Soundeffekt eingestöpselt, da ist er schon wieder vorn, bölkt Untergangstexte und schüttelt das schwarzgefärbte Haar wie ein wild gewordener Dobermann, der ein Grasbüschel aus dem Stadtparkbeet gerupft hat.

Die ganze Show ist an sich schon mitreißend, drei oder vier Songs gefallen mir ausnehmend gut, einige wenige dagegen sind mir wie gesagt zu anstrengend. Die parallele Visualisierung der doch jedes Mal auf Anspruch und Effekt durchdachten Stücke fügt sich in das Gesamtkonzept sehr positiv mit ein. Es passiert immer was da oben. Kunststudenten? Vielleicht das nächste Mal auf dem schnarchigen TU-Abschlussball?
Als Empfehlung, um auch auf Platte jene Vielfältigkeit oder auch Stilhupperei festzustellen, empfehle ich die musikalische Nacheinander-Lektüre von "Fluxion" und "Fog Diver".

Redakteur:
Mathias Freiesleben

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