TOM BECK: To The Roots Tour 2013 - Frankfurt/Mannheim

19.12.2013 | 17:02

13.11.2013, Batschkapp/Alte Seilerei

Rock 'n' Roll und Emotionen.

Nachdem TOM BECKs "Americanized"-Tour vielerorts ausverkauft war, gab es für alle Fans noch einmal einen Tournachschlag: Beck - To the Roots-Tour. Das kleine, nette Wortspiel zeigt schon seinen Sinn für Humor. Den hat er wirklich und eine Schlagfertigkeit, über die man als Zuhörer sehr breit grinsen muss.

Aber der Reihe nach. TOM BECK hat eine schauspielerische und musikalischen Ausbildung. Er spielt auf seiner Tour Klavier und Gitarre und schnappt sich auch schon einmal das Akkordeon. Und singen kann er definitiv auch. Ich kenne ihn bisher nur als Schauspieler, weiß aber, dass er auch Musiker ist. Neugierig habe ich mir einige seiner Stücke angehört und bin sofort begeistert gewesen. Nur weil einer ein guter Schauspieler ist, heißt das ja noch lange nicht, dass er auch ein guter Musiker ist. Aber in diesem Fall muss ich sagen, dass mich sein musikalisches Können und seine Vielseitigkeit beeindruckt hat. Deshalb freue ich mich besonders, dass ich ihn gleich zweimal auf der Bühne erleben darf.

Zuerst steht die Frankfurter Batschkapp auf dem Programm. Schon während des Einlasses steht eine hübsche junge Frau mit Gitarre auf der Bühne und unterhält die ankommenden Zuschauer mit gefühlvollen Country-Folk-Balladen. LISA-MARIE FISCHER heißt die Frau mit der gefühlvollen Stimme. Und obwohl ich so meine Bedenken habe, dass sie schon spielt, während die Leute hereinkommen, scheint das Konzept doch aufzugehen und die einzelnen Songs werden mit jeder Menge Beifall belohnt.

Inzwischen haben sich schon jede Menge weibliche Fans vor der Bühne eingefunden. Man weiß nicht immer so ganz, ob sie auf TOM BECK als den Schauspieler warten oder doch auf den Musiker. Jedenfalls habe ich an diesen beiden Abenden noch nie so viele Fotoapparate, Handies, Smartphones, ja sogar Tablets gesehen, die das Geschehen auf der Bühne praktisch ununterbrochen fotografieren und filmen.

Als er endlich mitsamt seiner Band - den Horny Honks - die Bühne betritt, ist das Gekreische schon ein wenig schmerzhaft, besonders, als Herr Beck selbst mit Gitarre auf der Bühne erscheint. Gleich nach dem kurzen Opener 'I'm Yours' wird das Publikum lautstark begrüßt, bevor direkt das fröhliche 'Nice Guys Finish Last' folgt. Da wird auch schon direkt mitgeklatscht und mitgesungen. Mit 'Beach Morning Glory' folgt ein weiterer, schmissiger Gute-Laune-Mitgröl-Song, bei dem es Tom versteht, mit lasziven Bewegungen seinem vornehmlich weiblichen Publikum noch mehr einzuheizen. Bei 'Barenaked Ladies' greift er dann auch schon mal selbst in die Tasten.

'Sexy' trifft natürlich wieder einmal mehr den Geschmack der Mädels und bei 'Blurred Lines' wird auf der Bühne abgetanzt und gehüpft, was das Zeug hält. Auch das Publikum wird nicht verschont und mit "Get down!" dazu aufgefordert, sich doch bitte in die Hocke zu begeben. Das wird auch brav von allen befolgt - doch halt, von allen?! Nein! Ein standhaftes Mädel wird natürlich auch prompt angesprochen und nach ihrem Namen gefragt. "Wir haben Zeit. Wir spielen erst weiter, wenn alle unten sind." Die Band legt sich dann erst einmal auf die Bühne. "Das Konzert verzögert sich um 40 Minuten wegen Theresa! - Ah sie ist unten!" Theresa muss noch die eine oder andere Stichelei über sich ergehen lassen, Tom widmed ihr sogar einen improvisierten Song und hat natürlich die Lacher auf seiner Seite.

Das Gemeine ist, dass frau diesem Mann nicht einmal ansieht, dass er gerade wie ein Derwisch über die Bühne gehüpft ist und dazu gesungen hat! Na ja, ein gutes Training zahlt sich halt aus. Die etwas schüchterne Ansage, doch mal die Handys wegzustecken und einfach Spaß zu haben, wird natürlich nicht wirklich befolgt, sondern mit Gelächter quittiert. Mit 'Carry On' gibt es dann eine richtig schöne, gefühlvolle Ballade, begleitet von Akkordeon, Gitarre, Kontrabass und mit Tom am Keyboard. Bevor es mit 'Love You With My Eyes Closed' weitergeht wird erst einmal der Männerstatus in der Batschkapp abgefragt. Es braucht einige Anläufe und geht auch nicht ohne Hilfe, um den Herren der Schöpfung ein gemeinsamen "Hu!" zu entlocken. "Seid ihr freiwillig hier, oder wurdet ihr gezwungen? Na ja, ist ja auch egal, ich hoffe, dass auch ihr ein wenig Spaß habt!"

Bei 'Something like Olivia' stellt er fest, dass auch in Frankfurt wieder keine Olivia anwesend ist. Bevor er als rock 'n' rollender 'Macho Man' wieder selbst die Tasten bearbeitet, begrüßt er noch Fans aus Italien, Portugal und Frankreich. 'Drive my Car' beeindruckt mit einem großartigem Gitarrenspiel und einem nicht weniger großartigen Tom am Klavier. Rock 'n' Roll, Jazz, Blues - sucht euch was aus. Einfach nur genial.

Bevor er den Song 'Whiskey And Wine' in bester Joe Cocker/Louis Armstrong Manier dem armen Drummer Andy widmet "Andy geht es nicht so gut." Publikum:"Oooch!", gibt es erst einmal für alle einen kleinen Schnaps - ich hab irgendetwas von "Pflaume aus dem Südhang in Frankfurt Meiershofen" verstanden, "mit den Füßen getreten von einer schwangeren Bergziege. Sehr selten, sehr lecker, deshalb Prost!" Bei diesem Song zeigt sich einmal mehr, wie vielseitig die Stimmlage von Tom ist. Nicht zu vergessen sein Können am Piano. Zum absolut rockigen 'Perfect Day' darf eine glückliche Besucherin auf die Bühne, um das Geschehen mit ihrem eigenen Handy zu filmen. Ab und zu wird sie von Tom dezent darauf hingewiesen, dass er nicht der alleinige Musiker ist und dann schwenkt sie auch mal kurzzeitíg auf die anderen - kurzzeitig.

Von 'Lucia' geht es weiter zu 'Ain't Got You', bei dem auch wieder das Publikum gefragt ist. Zu diesem Song gibt es übrigens einen netten offiziellen Videoclip, in dem es um eine unerfüllte Liebe geht. Nein, nicht weil Herrr Beck etwa unattraktiv ist, sondern weil das anvisierte Mädel leider auf Frauen steht. Das Leben kann so hart sein... Bei 'I'm The One For Me' darf das Publikum gemeinsam mit Tom wieder hüpfen und singen und macht auch bei den albernsten Mitsingspielchen - einschließlich eines hessisch gefärbten "Ei gude wie?" - fröhlich mit. Ja, der Herrr Beck hat sein Publikum durchaus gut im Griff.

Bevor es mit 'Dead Yet' weitergeht, stellt Tom noch die Band vor und bei 'The Bomb' können alle noch einmal so richtig abtanzen. Bei diesem Song kann man einfach nicht still stehen, da muss man mitrocken. Dass er keine Berührungsängste mit seinen Fans hat, zeigt TOM BECK, indem er mal eben von der Bühne hüpft und cool zwischen den Damen abrockt - sehr zu deren Freude natürlich! Tja und dann wird es doch ein bisschen sentimental, wenn er den letzten Song spielt, der auch gleichzeitig sein Ausstiegssong aus Cobra 11 ist, die Serie, für die er viele Jahre vor der Kamera stand: 'This Time'. Natürlich geht es nicht ohne Zugabe. Die fängt auch ganz ruhig und emotionsgeladen an, mit einem TOM BECK, der für 'Holding Hands When We Die' zum Akkordeon greift und das Publikum stellenweise ganz alleine singen lässt. Ansonsten wird er von Drummer Andy gesangstechnisch unterstützt. Diese Ballade ist so richtig was für's Herz.

Damit es aber nicht ganz so sentimental zu Ende geht, gibt es mit 'When You Go' noch einen richtigen "Abrocker", bevor sich bei 'Runaround Sue' zum Abschluss noch einmal alle, auch LISA-MARIE FISCHER, auf der Bühne einfinden. Dabei gibt es wieder lautstarke "Andy!"-Rufe, die dieser sehr erfreut zur Kenntnis nimmt. Ja, ja, Drummer haben eben ihren ganz eigenen Charme. Während das Lied ausklingt, marschieren alle winkend im Gänsemarsch von der Bühne. Das Ende eines tollen Konzertabends...fast. Diejenigen, die schon die Batschkapp verlassen haben, verpassen noch einen besonderen Gimmick. Es dauert nur ein paar Minuten, dann öffnet sich die Tür vom Backstagebereich und alle Musiker versammeln sich noch einmal zwischen den Fans, um Sue noch ein bisschen "herumrennen" zu lassen. Eine tolle Idee, um den Abend ausklingen zu lassen.

TOM BECK ist wirklich ein hervorragender Musiker und ein toller Entertainer mit seiner lockeren Art. Stellenweise habe ich Tränen gelacht und es ist schade, dass man sich nicht alle Gags merken kann. Besonders nett finde ich auch seine Art, wenn er versucht "hessisch zu babbele", was ja ganz gut funktioniert hat. Schön ist auch, dass er keine Berührungsängste mit den hauptsächlich weiblichen Fans zeigt. Obwohl die manchmal durchaus seltsame Dinge auf die Bühne werfen, die er mit seinem ganz eigenen Charme kommentiert.

Die Gelegenheit, ein weiteres Konzert von ihm zu besuchen, lasse ich mir natürlich nicht entgehen und mache mich am 23.11.2013 auf den Weg nach Mannheim in die Alte Seilerei zu seinem Tourabschluss.

Auch dort spielt wieder zum Einlass LISA-MARIE FISCHER und bekommt eine Menge Applaus. Danach gibt es diesmal noch eine Support-Band namens AMSTERDAMN. Nun ja, ich weiß nicht so recht, was ich mit der Musik dieser drei Jungs anfangen soll. Laut, schrill, teilweise witzig, aber vor allem basslastig, sehr, sehr basslastig. So, dass es schon weh tut. Auf meine spätere Nachfrage beim Hausfotografen, ob das am Tontechniker gelegen hat, kommt als Antwort. " Nö, die wollen das so." Wem es gefällt...

Sehr lange werden wir von den Jungs nicht "beglückt" und obwohl sie doch mit einigem Applaus verabschiedet werden, warten natürlich alle auf TOM BECK. Irgendwie ist in Mannheim das Geschrei, oder besser Gekreische, noch lauter als in Frankfurt. Es tobt stellenweise ein regelrechtes Blitzlichtgewitter, das schon ziemlich nervig ist. Auch hier wird Toms Kommentar, doch mal die Handys wegzustecken und das Konzert zu genießen, natürlich komplett ignoriert. Außerdem fliegen hier jede Menge Sachen auf die Bühne. Angefangen von Kondomen, über eine ausgestopfte Socke mit Riesenbrille, ein rosafarbenes, offensichtlich undefinierbares Etwas, bis hin zum giftgrünen Tanga. Nun ja, ich kommentiere das jetzt mal nicht.

Die meisten Dinge werden auch hier von ihm in bester Stand-Up-Comedian Manier kommentiert, auf den Mund gefallen ist er wahrhaftig nicht.  Noch ein nettes Detail ist in Mannheim Toms Kletternummer an den Metallstreben. Kurz vorher habe ich noch den Hausfotografen gefragt, warum denn der Fotograben so schrecklich eng ist, dass man sich kaum bewegen kann. Das sei Absicht, damit die Herrschaften, die auf der Bühne agieren, nicht an den Traversen hochklettern. Ah ja, hat aber bei TOM BECK nichts genützt, er ist trotzdem geklettert.

Auch hier fällt ihm heute Abend immer wieder etwas ein, um Dinge zu kommentieren. Als Drummer Andy einen Kaktus geschenkt bekommt, wird sofort der 'Mein Kleiner Grüner Kaktus' intoniert. Natürlich versucht er sich auch wieder - mit Erfolg - "im Monnemer Dialekt" und bringt dadurch den Saal zum Lachen.
Bei 'Sexy' gibt es ein kleines Geschenk und er nimmt mal eben ein Handy aus den vorderen Reihen und filmt ein bisschen. Auch bei 'Love You With My Eyes Closed' gibt es wieder ein kurzes Geplänkel mit dem Publikum, das mal wieder in "Ausziehn!"-Rufen endet (allmählich nervt das nur noch). Bei 'The Bomb' springt er am Ende voll in den Spagat! Sportlich, sportlich!

Mitten im Song 'When You Go' wird Tom unter grellem Lichtgeflacker in bester Polizeimanier von seinen Kumpels von der Bühne geschafft und kommt kurze Zeit später mit leicht angemaltem Gesicht wieder zurück. So dauert es auch eine ganze Weile, bis die Band in der Lage ist, den letzten Song 'Runaround Sue' zu spielen. Zuerst ertönen wieder ständig die schon obligatorischen "Ausziehn!"-Rufe und dann muss Tom so lachen, dass er fast nicht singen kann. Zu guter Letzt geht aber doch noch alles klar und auch hier marschieren die Musiker winkend von der Bühne, um Minuten später wieder zu erscheinen. Diesmal auf dem Tresen, in leicht gebückter Haltung, aber dennoch mit offensichtlichem Spaß.

Zwei Abende, zwei Städte und zweimal Spaß und gute Laune pur. TOM BECK und seine "Horny Honks" machen klasse Musik, sind fantastische Musiker und lassen es auf der Bühne so richtig krachen. Dazu kommen wunderschöne, gefühlvolle Balladen und ein Frontmann, der nicht nur singen, spielen und Songs schreiben kann, sondern auch wahre Entertainerqualitäten beweist. Die Geschichte mit dem Stand-up Comedian traue ich ihm ohne weiteres zu. Man merkt ihm die Freude an, auf der Bühne zu stehen und seine Lieder zu singen. Er reißt seine Zuhörer mit, ist charmant und witzig und nimmt ich vor allen Dingen selbst nicht zu ernst. Weiter so!

Setliste Frankfurt (und Mannheim): I'm Yours, Nice Guys Finish Last, Beach Morning Glory, Barenaked Ladies, Going With The Flow, Sexy, Blurred Lines, Carry On, Love You With My Eyes Closed, Something like Olivia (Coversong v. John Mayer), Macho Man, Drive My Car, Whiskey & Wine, Perfect Day, Lucia, Ain't Got You, I'm The One For Me, Dead Yet, The Bomb, This Time. Zugabe: Holding Hands When We Die, When You Go, Runaround Sue

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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