Satyricon - Berlin

11.12.2008 | 18:28

10.12.2008, Kato

Eine infernalische Macht lässt die Menge toben: SATYRICON sind zurück in Deutschland. Helleluja!

Ein Berliner ist entrüstet. "Das geht mir so auf den Sack hier", sagt der Gast kurz vor dem Auftritt von SATYRICON, während RAMMSTEIN-Mucke die Pause notdürftig überbrücken soll. Die Fans müssen Geduld haben, denn die Techniker üben sich darin, die Boxen für den Headliner des Abends stoisch zurechtzurücken. Doch die Miene des so empörten Zuschauers darf sich irgendwann aufhellen. Als SATYRICON nämlich mit dem Doppelschlag 'Repined Bastard Nation' und 'Wolf' beginnen, befinden sich er und die Meute um ihn herum in Mosh-Trance.

SATYRICON anno 2008, das ist norwegischer Rock 'n' Roll, mehr Rock als Black Metal. Frontmann Sigurd Wongraven alias Satyr gibt die Rocksau des Abends, obwohl er nicht so aussieht. Freunde beschreiben ihn, der eine gegelte Kurzhaarfrisur trägt, wahlweise als Imitat eines italienischen Gigolos oder als Jungmanager von Volkswagen. Dennoch reißt er die rund 250 Zuschauer im Berliner Kato-Club mit. Ohne Berührungsangst springt er in den Fotograben, klatscht die Hände der ersten Reihen ab. "We give you all the energy that SATYRICON has left for you", schreit er den schreienden Fans zu.

Neben Satyr gibt es aber auch noch seine Gitarristen Steinar "Azarak" Gundersen und Arnt "Obsidian C." Grønbech sowie seinen Bassisten Lars Norberg - alle schütteln ihre langbehaarten Köpfe wie Headbanging-Automaten.

Die Songs kommen vor allem von den neueren Alben, obwohl auch ab und an Klassiker wie 'Forhekset' von "Nemesis Divina” ertönen. Was in der Setlist gleich bleibt ist der unfassbare Schlagzeugklang. Drummer Kjetil "Frost" Haraldstad trommelt, als wäre er besessen. Seine Doublebass legt sich infernalisch über den Viervierteltakt, der die meisten SATYRICON-Songs prägt.

Auch Lebensweisheiten über das Wesen seiner Band kann Satyr an diesem Abend verbreiten. Vor 'The Sign Of The Trident' stellt er fest, dass er Gruppen wie IRON MAIDEN oder MOTÖRHEAD faszinierend findet, weil diese ihre Bandnamen auch als Songtitel verwenden. Aber für SATYRICON komme das nicht in Frage. Das Publikum jubelt. Und genau in diesem Moment legt sich Satyr auch eine Gitarre um, die nächsten Songs ab 'The Sign Of The Trident' werden mit drei Klampfen gespielt. Geil. Und gar nicht mal so weit entfernt von den alten Klassiker-Bands, weil auch bei SATYRICON das Publikum solche Refrains wie 'Die By My Hand' mitschreit. Dann kracht noch eine Reminiszenz an die alte deutsche Thrash-Metal-Szene in die austickende Menge: 'Fuel For Hatred', mit diesem krassen Riff bar jeder Vernunft.

Wer denkt in diesem Moment noch an die ausgefallenen EVILE oder an die Vorband? Wahrscheinlich keiner. Obwohl ZONARIA durchaus gängigen Death Metal gespielt haben, der von langen Melodien, abwechslungsreichen Riffs und ein paar Keyboard-Parts lebt. Doch die Schminke an den Gesichtern dieser Schweden macht deutlich, dass sich die Band noch über ihre Optik definiert, nicht nur über ihre coolen Sounds. Das ist bei Norwegens SATYRICON anders. Sie reichen als Rock-'n'-Roller, besonders eben ihr Sänger. Und als er ganz am Ende eines fantastischen Konzerts 'Mother North' anstimmt, ist sowieso alles zu spät. Mit seinem gehörnten Riesenmikro läuft Satyr an der ersten Zuschauerreihe vorbei, lässt die Fans die Anfangszeilen grölen. Der Rest ist Geschichte. "Memories ... The invisible wounds, pictures that enshrine your throne ..." Und bald danach: "Mother North - united we stand (Together we walk)." Yes!

Setlist SATYRICON:
Repined Bastard Nation
The Wolfpack
Now, Diabolical
Havoc Vulture
Black Crow On A Tombstone
Forhekset
Commando
The Rite of our Cross/That Darkness Shall Be Eternal
The Sign Of The Trident
Die By My Hand
The Pentagram Burns
K.I.N.G.
Fuel For Hatred
Mother North

Redakteur:
Henri Kramer

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