SUBSIGNAL - München

26.03.2024 | 12:58

24.03.2024, Backstage

A Poetry of Rock!

Schon im Herbst wollte SUBSIGNAL eigentlich auf eine kleine, feine Tournee gehen und ihr damals ganz neues Album "A Poetry Of Rain" präsentieren, aber die Erkrankung von Keyboarder Markus Maichel machte ihnen damals einen Strich durch die Rechnung. Gut für mich, denn an dem Originaltermin hatte ich keine Zeit und komme so nun doch in den Genuss einer SUBSIGNAL-Show.

"A Poetry Of Rain" ist bereits das sechste Studioalbum von SUBSIGNAL und mittlerweile darf man wohl sagen, dass sie durchaus der Band THRESHOLD nacheifern. Nein, nicht so sehr musikalisch, obwohl heute Abend auch ein Threshold-T-Shirt im Publikum zu erspähen ist, sondern in Bezug auf die durchgängig stratosphärische Qualität der Alben. Unter uns Proggern in der Redaktion galt nämlich THRESHOLD immer als Band, die auch nach über dreißig Jahren noch kein nicht absolut großartiges Werk vollbracht hat. SUBSIGNAL hat zwar noch etwas weniger Output, aber ansonsten: Wow.

Okay, genug über die Studiowerke, heute Abend soll es live zur Sache gehen. Eigentlich war die Band POWERIZED noch angekündigt gewesen und sie stand auch noch auf der Homepage des Backstage, weil wohl nur das Datum geändert wurde, aber eine Vorband gibt es heute nicht. Stattdessen betreten die Hauptakteure um kurz vor halb Acht die kleine Bühne im Club, dem kleinsten der drei Hallen im Backstage. Die Aufteilung zwischen den Musikern ist weiterhin die gleiche, Gitarrist Markus Steffen spielt, manchmal lächelnd, eher introvertiert die komplexen Melodien, während Arno Menses am Mikrophon neben Gesang auch für Publikumskontakt und Faxen zuständig ist.

Dazu kommen Bassist Martijn Horsten, der groß auf der kleinen Bühne prangt und den Blick auf die Rhythmusfraktion verstellt. Selbige besteht aus Schlagzeuger Dirk Brand, den wir von AXXIS kennen, und Keyboarder Markus Maichel, dessen Arbeit mit der Band DANTE ich sehr zu schätzen weiß. Wer SUBSIGNAL mag, sollte auch unbedingt mal in die Augsburger Formation reinlauschen. Maichel steht seit dem Ausstieg von David Bertok an den Tasten und sorgt vor allem für die zweite Gesangsstimme. Arno und Michael harmonieren dabei ausgesprochen gut, auch wenn ich meine, dass Michael die Chöre mit ein bisschen Technik noch voller macht, was den opulenten Kompositionen zugutekommt. Das hier ist bombastischer Prog, kein Garagenrock.

SUBSIGNAL macht auf dieser Tour etwas, das ich so gerne auch von anderen Bands würde sagen können: keine Bandphase wird ausgelassen. Während der dreizehn Lieder werden alle sechs Alben bedacht, eine sehr lobenswerte Auswahl, was im Verlauf vom Publikum auch goutiert wird, denn egal, was gespielt wird, der Jubel ist immer groß. Das ist jetzt der Vorteil, dass "A Poetry Of Rain" bereits eine Weile auf dem Markt ist, denn auch 'Sliver (The Sheltered Garden)', von Arno als "The Videoclip" angekündigt, weil es dazu einen solchen gibt, erntet viel Beifall. Wenn auch nicht so viel wie 'Feeding Utopia' und das darauffolgende 'The Sea', aber hey, Hits sind nun einmal Hits. Davon gibt es heute eine ganze Menge, denn mittlerweile sind auch der Titelsong von "La Muerta" und sogar das neue 'Marigold' zu Publikumslieblingen avanciert. Sänger Arno beginnt bereits nach dem zweiten Stück, Bonbons zu lutschen und klärt mit seinem lustigen und sympathischen niederländischen Akzent auf, dass er nicht auf seine Mutter gehört habe, die sagte, er solle nach den Auftritten nicht ohne Jacke rausgehen, er würde sich erkälten. Er erntet Gelächter, aber davon gibt es noch mehr, als von hinten der Zusatz "aus dem Wohnwagen" kommt. Arno improvisiert seine Performance zwischen den Liedern und setzt damit einen Gegenpol zu der stilbedingt ziemlich perfekt dargebotenen Musik.

Einmal gerät Arno aber auf dünnes Eis, als er über die Frühzeit seiner Bekanntschaft mit Markus Steffen berichtet, die sich in München erstmal getroffen haben. Er versucht, die Erwähnung der beiden Holzwarth-Brüder irgendwie zu umschiffen, merkt aber, dass er damit etwas überheblich rüberkommt und ruft "Oh, jetzt sagt ihr bestimmt, der arrogante Holländer!" und spricht einen Fan in einem der zahlreichen SIEGES EVEN-Shirts direkt an. Lacht und fügt hinzu. "Und du hast recht!" Situation gerettet und als 'The Lonely Views Of Condors' angestimmt wird, sind alle SIEGES EVEN-Jünger, wie ich es einer bin, versöhnt.

Für ein wenig Spontanität sorgen allenfalls mal kleine Einlagen von Schlagzeuger Dirk und die Animationen zum Mitklatschen, aber ansonsten dürfen die Anwesenden die Musik genießen, die mich und viele um mich herum neunzig Minuten lang auf eine starke Progreise mitnimmt. Dass der Club dabei erfreulich voll ist, womit ich nicht zu rechnen gewagt hatte, ist ein Zeichen dafür, dass sich die unermüdliche Arbeit der Band hoffentlich endlich auszahlt. Nachdem die Zugaben 'Paraiso' und 'Paradigm' verklungen sind und die Band endgültig die Bühne verlässt, blicke ich in zufriedene Gesichter.

Natürlich hätte SUBSIGNAL noch viel mehr spielen müssen, wo war 'Where Angels Fear To Tread', die Superballade 'The Blueprint Of A Winter' und 'A New Reliance'? Aber diese Stücke müssen dann eben auf der nächsten Tour reinrotieren. Einziger Kritikpunkt heute ist die Tatsache, dass es die T-Shirts nur in Schwarz gibt. Allerdings ist meine Größe sowieso ausverkauft. Ist das jetzt gut oder schlecht? Für zwanzig Euro hätte ich die Band gerne unterstützt und ein neues Hemdchen mitgenommen. Ich hoffe, es wird Nachschub geben für die anstehenden vier Auftritte im April.

Setliste: 'Tempest'; 'The Bells of Lyonesse'; 'Sliver (The Sheltered Garden)'; 'The Sea'; 'Feeding Utopia'; 'La Muerta'; 'Marigold'; 'Melencolia One'; 'The Lonely Views of Condors'; 'The Trick Is to Keep Breathing'; 'The Passage'; Zugaben: 'Paraíso'; 'Paradigm'


Ich bitte die Fotoqualität zu entschuldigen, im Club gibt es keinen Fotograben und traditionell eher schreckliches Licht. In Natur sind die Buben natürlich viel schöner! Frank.

Redakteur:
Frank Jaeger

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