Rockharz - Ballenstedt

01.08.2011 | 20:19

07.07.2011, Flugplatz

Das Rockharz begeistert mit einem starken Bandaufgebot, sauberem Campingplatz und einer hervorragenden Organisation. Set our 'Hearts On Fire'!

Am Freitag lassen sich einige zu den Tönen der frühen VOGELFREY wecken oder anschließend von STAHLMANN vertst(r)ahlen. Viele bleiben jedoch auch LAY DOWN ROTTEN und auch zu MAYAN steppt der Bär noch nicht auf dem Gelände. Dabei wurde die Symphonic-Death-Opera  von namhaften Musikern von EPICA, AFTER FOREVER, GOD DETHRONED und OBSCURA aufgenommen. Mark Jansen von EPICA schrieb dieses außergewöhnliche, wenn auch etwas sperrige Werk und konzentriert sich hier vollends auf den Gesang. Immer wieder heizt er die Anwesenden an, doch vielleicht ist es einfach zu warm, denn der Funke springt nicht über. Nur die vorderen Reihen feuern die Truppe etwas an. Schade.

Nach einer modernen Brutalo-Walze mit THE SORROW, HACKNEYED und WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER spielen MANEGARM mit sanfteren Tönen auf. Der Spaß ist ihnen anzusehen, die Musiker flitzen über die Bretter und lassen sich von den immer mehr werdenden Gästen anfeuern. Die Paganer sind aus ihrem Geheimtipp-Dasein herausgetreten und dürften sich auch beim Rockharz neue Fanscharen erspielt haben.

Ex-NIGHTWISH-Fronterin TARJA sammelt eine ansehnliche Menschenmasse auf dem Gelände an und lässt es mit 'Dark Star' gleich so richtig krachen. Doch die Finnin ist außergewöhnlich wortkarg und distanziert. Dafür ist mehr Zeit für eigene Lieder wie 'I Walk Alone', 'Die Alive', 'I Feel Immortal' und 'Until My Last Breath' oder Überbleibsel aus der NIGHTWISH-Zeit wie 'Stargazers' und das Gary-Moore-Cover 'Over The Hills And Far Away'. Beides wird gleichermaßen abgefeiert. Leider greift TARJA auch nicht in die Trickkiste und holt eine spaßige Nummer oder eine alte Coverversion heraus. Doch Mike Terrana reißt mit seinem extravaganten Schlagzeugspiel alles raus – kein Wunder, dass er am Bühnenrand platziert ist.

Im Anschluss daran setzen DARK TRANQUILLITY auf moderne Technik. Vielleicht wollen sie auch nur, dass die Fans mitsingen, denn sie zeigen Textpassagen der gerade laufenden Lieder auf einer Leinwand. Mikael Stanne ist gewohnt fannah, schüttelt Hände und macht den Fans immer wieder Komplimente, so natürlich auch bei 'Lost To Apathy', mit dem er die Metalfans von allen anderen Menschen abhebt. Doch auch neue Lieder wie 'Dream Oblivion' und 'The Fatalist' schaffen es ins Set und werden bestens angenommen. Haare kreisen, Matten schwingen und hier und dort fliegt Bier durch die Luft. Ein starker Auftritt! Anschließend kündigt Stanne voller Stolz seine ehemalige Band an.

Es ist erstaunlich, wer schon alles in den Reihen von HAMMERFALL gestanden hat. Außer Mikael Stanne war unter anderem einmal Jesper Strömblad (Ex-IN FLAMES, DIMENSION ZERO) dabei und gründete die Formation sogar mit. Jetzt steht Joacim Cans hinterm Mikro, macht eifrig posen und bedankt sich artig für den Applaus der Fans. Diese feiern zunächst 'Patient Zero' ab, bis es mit 'Renegade' auf eine kleine Zeitreise geht. Betrachtet man den Backupkatalog HAMMERFALLs, spielen sie mit vier Nummern erstaunlich viel vom neuen Album "Infected". Doch vor allem die älteren 'Crimson Thunder', 'HammerFall' und 'Hearts On Fire' kommen gut an und reißen einige Fans zu posen hin. Mit 'Let The Hammer Fall' verabschieden sich die Schweden.

Der Abend endet zwiespältig: Zunächst wollen EISREGEN ihr böses Image aufpolieren beziehungsweise weiter beschmutzen und pfeifen auf den Index. Mit 'Mein Beil', '19 Nägel für Sophie' und '1.000 tote Nutten' begeistert die Combo nur wenige, nur die 'Elektro-Hexe' lockert das Ganze etwas auf. Trotz der einfachen Noten schafft es Keyboarderin Dr. Franzenstein, sich mehrfach zu verspielen. Das ist schon eine Leistung! Sänger Michael "Blutkehle" Roth huldigt noch einmal seiner Heimat, dann fahren EISREGEN wieder nach 'Thüringen'.

Ein ganz anderes Bild werfen da FIDDLER'S GREEN auf. Von Sekunde Eins an ist die Party in vollem Gange und überall auf dem Gelände wird getanzt – vor allem hinten, denn vorne ist es brechend voll. Die Wall Of Folk gelingt und eigentlich bedarf es gar keiner Ansagen durch Sänger Ralf Albers mehr. Weil er aber so gerne redet, feuert er die Fans weiter an, während die Truppe auf der Bühne ihre eigene Party feiert. Nach einem Circle Pit um den FOH-Turm dürfte allerdings klar sein, wer hier mehr gefeiert hat. Also gehen FIDDLER'S GREEN lieber wieder auf die 'Rocky Road To Dublin', aber nicht, ohne noch einmal 'Bugger Off' zu sagen.

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Von [Philipp Heil]

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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