Rock Hard Festival 2015 - Gelsenkirchen

19.06.2015 | 09:35

22.05.2015, Amphitheater

Ein Wochenende lang gute Musik, bestes Wetter, netteste Menschen und tollste Bands.

SONNTAG – 24. Mai:

AIR RAID

Der letzte Festivaltag beginnt erfahrungsgemäß vor überschaubaren Menschenmassen, die vorherigen Tage stecken natürlich in den Knochen und nach gefeierten Headlinern haben es die frühen Bands an sich immer etwas schwer, für große Begeisterung zu sorgen. Soweit die Theorie. Denn heute eröffnet AIR RAID den volksmusikalischen Reigen bei strahlendem Sonnenschein. Auf dem 2013er "Keep It True" habe ich die Schweden schon verdammt unterhaltsam gefunden, da war allerdings noch Michael Rinakakis am Mikro. Das aktuelle Album "Point of Impact" wurde von Arthur Andersson eingesungen, der folglich auch heute auf den Brettern steht und Soundmann und Publikum mit 'Wildfire' den ersten Kracher um die Ohren haut.

Wo wir gerade beim Soundmann sind: Jener hat für den frühen Sonntag mal einen Sahne-Sound gemischt, den ich bei so manchem Gig hier im Amphitheater noch nicht besser erlebt habe. Einen großen Teil trägt aber vor allem AIR RAID bei, denn die jungen Schweden definieren mit ihrem präzisen Spiel den Begriff "tight" völlig allumfassend. Der Bass pumpt unermüdlich, wo die Bassdrum gerade nicht hinlangt, die beiden Gitarristen sind sowohl im Rhythmus als auch im Lead einfach nur auf den Punkt und zocken so gallig, dass ich für einen längeren Augenblick nachdenke, wie viele gestandene Bands ich in letzter Zeit gesehen habe, die dieser Truppe hier spieltechnisch nicht (mehr) das Wasser reichen können.

Die Setlist reiht darüber hinaus eine reinrassige Heavy-Metal-Nummer an die andere, wobei mir die zahlreichen Vertreter des aktuellen Albums noch ein Stück reifer vorkommen. Wer sind schon die ganzen großen Bands mit ihren ewig gleichen Klassiker-Setlists, wenn man hier eine frische Truppe hören kann, die sich den Arsch abspielt und mich nach 'Madness', 'Midnight Burner' und 'A Blade in the Dark' freudestrahlend zurücklässt? Ich gehe jetzt meine Metalbox von der "Final Frontier" verkaufen und nähe mir einen AIR RAID-Backpatch auf meine imaginäre Kutte. Geiler Scheiß!

Setlist: Wildfire, Bound to Destroy, When the Sky Turns Red, Victim of the Night, Flying Fortress, Madness, Midnight Burner, A Blade in the Dark

[Nils Macher]

 

SPIDERS

Und da brandet sie heran, die Retro-Welle – oder anders gesagt: Kein Rockhard Festival ohne eine der zahlreichen neuzeitlichen Oldschool-Pilze im Siebziger-Rock-Wald. In diesem Jahr ist das die Band SPIDERS aus Schweden – übrigens nicht zu verwechseln mit der tatsächlich 1977 gegründeten Rock-Band SPIDER aus New York. Was den Auftritt der BLUES PILLS im vergangenen Jahr so einzigartig machte, fehlt SPIDERS in nahezu allen Belangen: Charakter der Frontfrau, Power in den Arschmuskeln, herausragendes Gitarrenspiel, unverwechselbare Melodien. Herauskommt ein Classic-Rock-Mischmasch, der im Laufe des Gigs zwar an Tiefe gewinnt, jedoch zu keinem Zeitpunkt so recht überzeugen mag.

Ann-Sofie Hoyles entpuppt sich zwar als kleiner Derwisch, als ausgemachtes Energiebündel, scheitert aber einerseits an ihren – sorry – lahmarschigen Mitmusikern (Kollege Nils wunderte sich zurecht über den HIM-Bassisten auf der Bühne) und andererseits an ihrem Stimmumfang. So konnte sie zwar Akzente setzen, das musikalische Einerlei wurde dadurch leider auch nicht bunter. Die zwei Veröffentlichungen der Band sorgten ja durchaus für Ausrufezeichen in der Szene – sollte die Band Bass und Drums auswechseln, dann passt sie vielleicht auch auf die großen Bühnen.

[Julian Rohrer]

 

SINNER

Bei schönstem Sonnenschein hallen Sirenen über das Gelände: Der deutsche Sympathie-Träger des Rocks kommt mit seinem Gefolge auf die Bühne. Es ist Crash, es ist Burn, es ist Matt SINNER. Wer die Truppe um das Urgestein kennt, weiß, dass SINNER für eine Wundertüte voller Rock steht, immer nahe an der Perfektion vorgetragen, immer mit der richtigen Portion Faustfaktor ins Rund gefeuert. Drei Gitarren, der Meister am Bass sowie ein frisches Nesthäkchen an den Drums hauen Knaller um Knaller raus.

Tief in die Trickkiste greift SINNER mit 'Bad Girl' vom "Touch Of Sin"-Album aus dem Jahr 1985. Die schmissigen Nummern gehen direkt ins Blut und vereinen Jung und Alt vor der Bühne. Der seit 2011 wieder fest zu SINNER zurückgekehrte Alex Beyrodt verzückt an der Solo-Gitarre, das zum Teil schon in Schenkeresken Zügen, die auch die Bandmitglieder mit einem Lächeln quittieren. Am späteren Sonntagabend hätte ich mir ja gewünscht, dass Sinner nochmal ans Mikro zurückkehrt – bei einer anderen Band allerdings, deren eierloser Sänger zumindest mich richtiggehend verärgert hat.

[Julian Rohrer]

 

CHANNEL ZERO

Warum die Groove-Thrasher aus Belgien solch einen im Vergleich zu SINNER oder VOIVOD günstigen Slot ergattern konnten, war mir im Vorfeld ein großes Rätsel. Zwar spielt sich CHANNEL ZERO und vor allem Front-Spring-ins-Feld Franky in den kommenden 40 Minuten den Allerwertesten ab und versucht die verhältnismäßig überschaubare Masse vor der Bühne zu animieren, doch der Funke will nicht recht überspringen. Liegt es an dem eher untergründigen Status der Band, den am dritten Tag eh müden Knochen des Publikums oder an den fehlenden Gassenhauern, man weiß es nicht. So stehen oder sitzen die Meisten mit großen Fragezeichen vor der Bühne, die Laune der Jungs tut dies aber definitiv keinen Abbruch.

'Dark Passenger', 'Animation' und die nächste recht aktuelle Nummer 'Kill All Kings' zeigen CHANNEL ZERO mit bester Laune, hohem Spielwitz und viel Druck und nicht selten nutzt Franky die Pausen zwischen den Songs, um sich bei allen zu bedanken. Am Ende des Sets geht doch ein kleiner Teil der reservierten Zuschauer gut ab und bringt bei 'Suck My Energy' und dem abschließenden 'Black Fuel' ein wenig Farbe ins Spiel. Einigen Kopfnickern auf den Rängen hat der groovende Thrash also doch zugesagt, sodass das Rock Hard Festival 2015 für CHANNEL ZERO zumindest als Teilerfolg verbucht werden kann.

Setliste: Dark Passenger, Animation, Unsafe, Bad To The Bone, Kill All Kings, Electronic Cocaine, Duisternis, Suck My Energy, Black Fuel

[Marcel Rapp]

 

REFUGE

Als ich vor kaum einem halben Jahr Zeuge der Tour zum dreißigsten RAGE-Jubiläum sein durfte, war zwar bereits klar, dass Bandgründer Peavy Wagner vor hatte, zusammen mit seinen alten Mitstreitern Manni Schmidt und Christos Efthimiadis unter dem Bandnamen REFUGE eine Klassikertour zu fahren. Dass das damals aktuelle Line-up mit Victor Smolski und André Hilgers indes bereits wenige Wochen später Geschichte sein sollte, das kam dann doch einigermaßen überraschend, denn die Jubiläumskonzerte waren wirklich sehenswert. Dennoch: Als langjähriger Fan war und bin ich natürlich Feuer und Flamme für die heute in Gelsenkirchen anstehende Feier der zahlreichen Klassiker aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern, mit denen ich schließlich aufgewachsen bin. Als das altbekannte Trio hierzu die Bretter des Amphitheaters betritt, ist meine Vorfreude dementsprechend groß, und das sieht offenbar ein Großteil des versammelten Publikums so, denn es bereitet der Band aus Herne beim Quasi-Heimspiel einen sehr herzlichen Empfang.

Der ist auch verdient, denn die drei alten Recken halten Wort und servieren ihren Fans eine feine Setlist, die sich ausgiebig den Studioalben der Jahre 1988 bis 1993 widmet. Lediglich das schon immer etwas stiefmütterlich behandelte und auch von den Fans durchwachsen aufgenommene "Reflections Of A Shadow" bleibt außen vor. Das finde ich zwar etwas schade, denn mit 'True Face In Everyone' oder 'Waiting For The Moon' hätten die Herren ihre Setlist perfekt abrunden können und sicherlich nichts falsch gemacht. Dennoch ist das natürlich Jammern auf allerhöchstem Niveau, denn davon abgesehen reiht sich ein Volltreffer an den anderen, wenn die Band je zwei herausragende Songs von "Perfect Men" und "Secrets In A Weird World" auftischt, sich aber wohl der Tatsache bewusst ist, dass ihre besten Pfeile sich in den Köchern "Trapped!" und "The Missing Link" befinden, die dann auch jeweils vier mal eingespannt und abgeschossen werden.

So können wir uns alle über Hits der Marke 'Firestorm' und 'Solitary Man', sowie natürlich über Kracher zum ausgiebigen Mitsingen wie 'Enough Is Enough' oder 'Light Into The Darkness' freuen. Ganz ohne Fehlerteufelchen geht der Gig zwar nicht ab, denn begünstigt durch ein technisches Problem mit Peavys Monitorsound merkt man den Dreien durchaus an, dass es 21 Jahre her ist, dass sie wie ein gut eingespieltes und routiniertes Uhrwerk funktionierten. So ist die Truppe heute in der Nachmittagssonne noch nicht ganz so tight und professionell, wie man es von RAGE zuletzt gewohnt war, und auch Peavy hat den Ton nicht immer zu 100% getroffen, doch zum einen tut das der guten Laune im Auditorium keinen Abbruch, und zum anderen stehen heuer ja noch etliche REFUGE-Dates an, weshalb ich fest davon ausgehe, dass auch die kleineren Unsauberkeiten dieses Auftakts zur Sommerrunde bald der Vergangenheit angehören werden.

Das sieht offenbar auch der Rest des Publikums so, denn als das Konzert mit bärenstarken Darbietungen von 'Don't Fear The Winter' und natürlich der neuen Bandhymne 'Refuge' endet, sieht man ringsum nur gut gelaunte Gesichter. Es bleibt daher zu hoffen, dass wir von REFUGE noch viel zu hören bekommen, vielleicht gar ein neues Studioalbum, und dass sich Peavy daneben mit RAGE und LINGUA MORTIS nicht allzu sehr verzettelt.

Setlist: Firestorm, Solitary Man, Nevermore, Death In The Afternoon, Enough Is Enough, Invisible Horizons, Certain Days, Light Into The Darkness, Shame On You, Baby I'm Your Nightmare, Don't Fear The Winter, Refuge

[Rüdiger Stehle]

 

MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK

Mit blutunterlaufenen Augen, die Hände zentimetertief im Zement, Stein um Stein bauend, bis zur Unkenntlichkeit mit Staub bedeckt blicken seine Jünger in den Himmel. Die Sonne brennt in ihre geweiteten Pupillen, Erlösung bringt der Nebel, der sich langsam absenkt. Dann öffnet sich das Tor zum Rock-Olymp und eine ätherische Gestalt steigt herab. Die weißen Haare bewegen sich leicht im Wind, die mageren, weißen Arme fahren langsam herab, in Zeitlupe umschließen die Finger der rechten Hand das Pick, die der linken schmiegen sich zärtlich um den Hals der Flying V. Das Wesen öffnet seinen Mund, spricht eine letzte Formel, die Beschwörung lässt die Stahlseiten beben, eine leichte Bewegung der rechten Hand, der Volume-Regler steht auf "11" – das elektrische Signal stammt von den Tonabnehmern, frisst sich durch die Elektrik und lässt das Amphitheater erbeben – der "Temple Of Rock" erzittert, denn ihre Gottheit ist herabgestiegen: MICHAEL SCHENKER.

Diese Person anders einzuführen wäre Gotteslästerung. Der Deutsche steht völlig zurecht in einer Reihe mit Ron Wood oder Slash. Mit den SCORPIONS und UFO schrieb er Rockgeschichte und auch seine Solo-Werke sind beachtlich... gut. Sein technisch exaktes, melodiöses Gitarrenspiel sorgt an diesem Sonntag nicht nur bei Gitarristen für Staunen. Neben Klassikern aus seinen früheren Bands ist es vor allem ein DIO-Tribut-Song – von Goldkehlchen Doogie White wunderbar gefühlig angekündigt – der für feuchte Augen sorgt. Schenkers Band ist super-tight, kein Wunder bei der Erfahrung, die mit Herman Rarebell (ex-SCORPIONS) und Francis Buchholz (ex-SCORPIONS) auf der Bühne steht. Nur ein Wermutstropfen bleibt: Wo früher bei derartigen Rock-Monumenten dralle Blondinen auf den Schultern ihrer Männer ihre entblößten Brüste in Richtung Bühne reckten, sitzen heute kleine Kinder.

Setlist: Doctor Doctor, Live and Let Live, Lights Out, Where the Wild Winds Blow, Natural Thing, Victim Of Illusion, Lovedrive, Coast To Coast, Vigilante Man, Before The Devil Knows You’re Dead, Lord Of The Lost and Lonely, Rock You Like a Hurricane, Rock Bottom

[Julian Rohrer]

 

OVERKILL

Mit OVERKILL betritt noch einmal ein richtiger Abräumer die Bühne. Unter dem fiesen, grau-grünen Totenkopfschädel des aktuellen Albumcovers brettern Bobby "Blitz" Ellsworth und seine Kollegen mit einem Affenzahn los und locken mit dem Opener 'Armorist' in kürzester Zeit eine beachtliche Menge an Fans in den Innenraum des Amphitheaters. Die Nebelmaschine bläst grünliche Schwaden über die Bühne und unter "Overkill, Overkill"-Rufen rollen die ersten Crowdsurfer über das Publikum hinweg.

Blitz erinnert an frühe Auftritte in Deutschland, wirbelt agil mit dem Mikroständer umher und treibt die Show mit 'In Union We Stand' schon im ersten Drittel des rund achtzigminütigen Auftritts zu einem emotionalen Höhepunkt. In diesem Stile geht es dann auch weiter. Titel wie 'Rotten To The Core' und 'End Of The Line' bringen die Menge ordentlich in Wallung. Immer wieder bemerkenswert anzusehen ist es dabei, mit welcher Energie der immerhin auch nicht mehr ganz blutjunge Blitz über die Bühne wirbelt und sein Organ in höchsten Tönen zum Kreischen bringt. Nach einer Stunde endet der erste Teil des Gigs mit 'Ironbound', aber die Zugabe lässt nicht lange auf sich warten. Drei Titel haben die aufgedrehten Thrasher noch in der Kiste, bevor die Show mit einem kraftvollen 'Fuck You' zu Ende geht.

Setliste: Amorist, Hammerhead, Electric Rattlesnake, Powersurge, In Union We Stand, Rotten To The Core, Bring Me The Night, End Of The Line, Horrorscope, Hello From The Gutter, Overkill, Ironbound, Bitter Pill, Elimination, Fuck You

[Erika Becker]

 

BLACK STAR RIDERS

Sicher, Tradition adelt und Adel verpflichtet, gerade im Rock und Metal Bereich. Aber ob es wirklich ein kluge Entscheidung war, die zwar aus altgedienten THIN-LIZZY-Recken bestehenden BLACK STAR RIDERS nach dem New Yorker Thrashorkan spielen zu lassen, ist dann doch eher fraglich. War bei OVERKILL das Amphitheater wie zu erwarten komplett bis in den hintersten Winkel vollgestopft und die Menge am Kochen, so schrumpft das Publikum im Anschluss drastisch auf nicht einmal mehr die Hälfte. Egal ob es am eher doch unbekannten neuen Namen (nicht jeder wusste von der Verbindung zur dünnen Liesel) lag, nach drei Tagen und vielen starken Bands einfach die Luft raus war oder viele die Band ohne den legendären Phil Lynott für überflüssig halten, schade für die Band war es schon. Und um alle, die früher gegangen sind neidisch zu machen: ihr habt alle etwas verpasst!

Mit 'Bound For Glory' kommt die Band noch unter zögerlichem Applaus, dafür mit jeder Menge guter Laune auf die Bühne, die sich auch schnell bis auf die Ränge überträgt. Der Song ist aber auch perfekt als Einstand gewählt, animiert er doch mit seinem unverschämt nahe an guten alten Zeiten orientiertem Refrain und den genialen Doppel-Gitarren direkt zum Mitsingen. Als im Anschluss dann noch 'Jailbreak' vom 1976er Album der Iren zum Zug kommt, weiß man die Position der Band dann doch zu schätzen. Denn lässiger, entspannter und besser gelaunt hätte man den letzten Festivaltag gar nicht ausklingen lassen können. Die Ränge sitzen zwar noch immer, dafür sieht man überall nickende Köpfe, wippende Füße, grinsende Gesichter und nicht wenige stehen schon hier auf und lassen das Doppel-Lead im Refrain zumindest mit ihren Luftgitarren auf ein Vielfaches anschwellen. Im Anschluss schleichen sich dann auch immer wieder Songs der BLACK STAR RIDERS zwischen die abgefeierten THIN LIZZY-Kracher - oder ist es umgekehrt? Anhand der Publikumsresonanz lässt sich das schwer sagen, da wird neues Material wie 'Charlie I Gotta Go' kaum weniger wie das allseits bekannte 'Bad Reputation' beklatscht, es herrscht Ausgelassenheit und die meisten Anwesenden feiern die Band nach allen Regeln der Kunst. Leider finden das wohl nicht alle so, immer wieder verlassen kleinere Grüppchen das Amphitheater, vielleicht sorgen die Kollegen Stehle oder Rohrer, die sich den Flüchtigen anschließen, später noch für Erleuchtung.

Den Anwesenden jedenfalls bietet ein leicht überdreht wirkender Ricky Warwick die bestmögliche Alternative am Mikrofon, die man sich vorstellen kann. Zwar ohne jemals das Charisma und die Lässigkeit eines Phil Lynnott zu erreichen (wie auch?) macht der Mann seine Sache ausgesprochen gut, gleicht seine Stimmlage und Phrasierungen denen des Originals an und legt eine starke Gesangsleistung an den Tag. Ständig turnt über die Bühne, mal mit Akustikgitarre zur Unterstützung, mal mit einer elektrischen, und meist ohne versucht er, das müde Publikum zu locken. Am beeindruckendsten gelingt ihm das in der Mitte des Sets kurz vor dem Bandklassiker 'The Boys Are Back In Town', als er alle Müdigkeit vergessen lässt: "Ich weiß, es war ein langes Wochenende und ihr seid müde, aber das hier ist eine Rock’n’Roll-Show!" Und tatsächlich schafft er das kleine Wunder, nahezu die kompletten Ränge nicht nur zum Aufstehen zu motivieren, sondern sie trotz müder Knochen auch am erneuten Hinsetzen bis zum Ende des Auftritts zu hindern. Respekt!

Mit 'Rosalie' und dem unvermeidlichen 'Whiskey In The Jar' geht dann ein zumindest subjektiv viel zu kurzer Auftritt mit zwei unsterblichen LIZZY-Hits zu Ende. Und spätestens hier tobt dann der kleine verbliebene Rest auch noch einmal so, wie es die Headlinerposition eigentlich auch verdient hätte, und beschließt ein wieder einmal unglaublich friedliches, entspanntes und dieses Jahr auch sonnenreiches Rock Hard Festival. Allerdings macht die Tatsache auch klar, dass die BLACK STAR RIDERS zwar den besten Sound aller drei Headliner hatten, aber trotz Legendenbonus und genialer Instrumentalisten eine frühere Position sinnvoller gewesen wäre.

Setlist: Bound For Glory, Jailbreak (Thin Lizzy), Kingdom Of The Lost, Are You Ready (Thin Lizzy), Bloodshot, Charlie I Gotta Go, Bad Reputation (Thin Lizzy), Soldierstown, Suicide (Thin Lizzy), All Hell Breaks Loose, Through The Motions, The Boys Are Back in Town (Thin Lizzy), Finest Hour, Emerald (Thin Lizzy), Killer Instinct, Rosalie (Bob Seger), Whiskey In The Jar

[Simon Volz]

Ein Fazit haben wir auch, und das findet ihr auf der nächsten Seite...

Redakteur:
Marcel Rapp

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