Rock Hard Festival 2004 - Gelsenkirchen

01.06.2004 | 07:22

29.05.2004, Amphitheater

Sonntag, 30.05.2004

Altes Spiel, neues Glück. Raus aus der Koje, Zähneputzen, Bier und auf geht es zum Gelände, an dem ich soeben DESASTER verpasst hatte. Erzählungen zufolge waren sie sympathisch, aber grottenschlecht. Naja, ich geb das mal so weiter.

Die Kanadier INTO ETERNITY spielten einen musikalisch blitzsauberen Gig, der eigentlich keine großen Wünsche offen ließ. Progressive Death Metal at its best, nicht mehr und nicht weniger. Die Band gab sich agil und konnte sich einige Fans erspielen, auch wenn das Material nicht immer leicht zu verdauen ist.

ILLDISPOSED bretterten volle Granate das volle Death-Pfund und nahmen nicht ein Mal den Fuss vom Gaspedal. Das Publikum dankte diesen Wutausbruch mit standing ovations, die sicherlich auch etwas mit den unfreiwillig komischen Gaga-Ansagen ihres Sängers zu tun hatten. Todesmörtel-comedy aus Dänemark. Goil!

PINK CREAM 69 rockten grundsolide und boten die gewohnt starke Performance. Es gibt fast keine gestandenere Konstante im deutschen Hard Rock und so heimsten die Jungs den verdienten Respekt der Zuschauer ein, die gut mitgingen und zusammen mit der Band eine Stunde lang Metalparty feierten.

Mit METAL CHURCH stellte sich dann meine persönliche Enttäuschung des Festivals ein. Obwohl keiner der Gassenhauer fehlte und von 'The Dark' bis 'Metal Church' alle Klassiker im Set standen, war die Präsentation auf der Bühne unglaublich langweilig. Und obwohl ich mal ein Fan der Band war, muss ich jetzt dennoch sagen, dass diese Reunion wohl so überflüssig ist, wie eine Kaffeemaschine in der Wüste Gobi.

DARK TRANQUILITY zelebrierten Death Metal von einem anderen Stern. Der melodiöse und doch mächtig brutale Todesmörtel brachte den Pit zum kochen. 'The Wonders At Your Feet' und 'Monochromatic Stains' krachten mit voller Wucht durchs Gebälk, während das abschließende 'ThereIn' nicht nur meine Gänsehaut um ein paar Zentimeter schwellen liess. Was Michael Stanne mit dieser Band aufgebaut hat, ist sehr bemerkenswert. Die Anerkennung jedoch, die er mit DARK TRANQUILITY erhält, grenzt eher an pure Blasphemie. Leute, wacht auf. Wer IN FLAMES mag muss DARK TRANQUILITY lieben!

Und die zweite Enttäuschung gleich hinterher. RAGE stehen im Ruf, eine der besten Liveacts des Landes zu sein. Nun ja, bis auf dass Peavy keinen einzigen höheren Ton traf, Mike am Schlagzeug schlimmer hampelte als das Tier von den Muppets, sich gar unerträglich für sein zugegebenermaßen großartiges Schlagzeugsolo feiern ließ und Victor mit seinem Jammerhackenfirlefanz auch die letzte Ratte aus Hameln vertrieben hätte, mag das stimmen. Dieser Abend gehörte jedenfalls nicht RAGE. Au weia!

Wie das manchmal so ist. Auf eine Enttäuschung folgt eine Überraschung. Und so mauserten sich gerade STRATOVARIUS zu einem meiner Favoriten. Obwohl ich noch nie den etwas eierlosen Gesang von Brüllwürfel Kotipelto mochte, hat er mich an diesem Abend belehrt und mir gezeigt, was in ihm steckt. Jeder Ton saß wie gemauert. Die Band spielte wie ein Uhrwerk und siegte auf ganzer Linie. Die eiskalte Stimmung auf der Bühne konnte trotz allem nicht überdeckt werden. So sahen sich die beiden Timos den ganzen Set lang nicht einmal an. Völlig egal, in dieser musikalisch großartigen Verfassung wird die entgültige Auflösung der Band ein herber Verlust für die Metalszene werden.

Einen würdigen Abschluss fanden die Festivalverantwortlichen in MACHINE HEAD. Rob Flynn bombte mit seinem Groovethrash alles kurz und klein und zerlegte nach allen Regeln der Kunst das Amphitheater zu Gelsenkirchen. Kein Hit fehlte, wobei vor allem 'Ten Ton Hammer' einschlug wie eine Neutronenbombe. Nach fast zwei Stunden exzessiver Gewalt wurde ein weiteres Mal ein erstklassiges Metalfestival im Pott beendet, das in dieser Form in Serie gehen wird. Götz hat nämlich vor Beginn des MACHINE HEAD-Sets angekündigt, das Festival 2005 erneut stattfinden zu lassen.

Mit diesen rosigen Aussichten und einem wohligen, rundum zufriedenen Gefühl in der Magengegend, machten wir uns zurück zum Zelt, an dem wir bis morgens um 3.00 Uhr die restlichen Vorräte vertilgten. Am nächsten Tag wache ich auf und sehe direkt in den Himmel. Die Jungs hatten bereits alles abgebaut und zum Auto geschleppt. Alles was noch auf dem Zeltplatz stand, waren meine Luftmatratze und ich. Sachen gibt´s ?!?

Redakteur:
Alex Straka

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