Queen & Paul Rodgers - Mannheim

31.10.2008 | 12:55

02.10.2008, SAP-Arena

Was im Jahre 2004 für viele QUEEN-Fans nach einer reinen Zweckgemeinschaft ausgesehen hatte, trägt mittlerweile Früchte, und zwar in Form des Albums "The Cosmic Rocks". Um dieses gemeinsame Kind stilecht zu präsentieren lädt die Kooperation QUEEN+ - genauer gesagt Brian May, Roger Taylor und Paul Rodgers - am heutigen Abend in die restlos ausverkaufte Mannheimer SAP Arena ein.

Als Freddie Mercury 1991 starb, hatten viele eigentlich George Michael als Nachfolger auf ihrem Zettel stehen, da dieser beim Londoner Abschiedskonzert für Mercury 'Somebody To Love' so eindrucksvoll mit der Band zum Besten gab. Doch meistens kommt es anders, als man denkt, und Paul Rodgers nimmt 2004 auf dem Thron platz. Rodgers, der einst mit FREE und BAD COMPANY seine größten Erfolge hatte und phasenweise auch mehr Erfolge verbuchen konnte als sein jetziger Brötchengeber und danach mit THE FIRM (u. a. mit Jimmy Page/LED ZEPPELIN) bzw. THE LAW (u. a. mit Kenney Jones/THE WHO) etwas kleinere Brötchen backen musste - wollte nach Ansicht vieler Fans nicht so recht ins Schema passen. Nun ja, immerhin blieben QUEEN aufgrund der Nichtberücksichtigung von George Michael so einige Skandale erspart.

Da Bassist und Gründungsmitglied John Deacon seit 1997 auch nicht mehr willig ist, das QUEEN-Banner weiterhin hochzuhalten, leiten Brian May und Roger Taylor seit 2004 nur noch zu zweit die Bandgeschicke. Scheinbar nicht minder erfolgreich, was die Zuschauerzahlen der aktuellen Tour bestätigen. Vielerorts kann man selbst in den größten Arenen "Sold Out!" vermelden.

Ein tosendes Gewitter inmitten von Sternen und Galaxien unterstreicht das Tourmotto "The Cosmos Rocks" und leitet den Reigen virtuell und imposant auf den überdimensionalen Leinwänden ein. Markerschütternd ist auch der Jubel der gut 12.000 Fans beim Einmarsch der Helden in die Arena, die mit 'Surf's Up ... School's Out' vom neuen Album loslegen. Kommen wir doch gleich zur Crux des Abends, die meiner Meinung nach das neue Songmaterial darstellt. Leider können die neuen Stücke qualitativ nicht so ganz mit den Klassikern der Bandgeschichte mithalten und verblassen ein wenig. Doch allzu viele Songs von "The Cosmic Rocks" haben heute nicht den Weg ins Repertoire gefunden, und schon mit der zweiten Nummer, 'Tie Your Mother Down', hat man die Katze im Sack und leitet den Ruhmeszug ein. Begeisterungsstürme fegen durch die ersten Reihen bis unters Dach der imposanten Arena, und nur noch wenige Fans verharren auf ihren Sitzen.

Paul Rodgers macht ordentlich Meter auf der Bühne und wird alles andere als verhalten von den Massen aufgenommen. Der erste Song, bei dem Rodgers ein wenig Fehl am Platz wirkt, ist 'I Want To Break Free', das bei nicht gerade wenigen den hierzu abgedrehten Videoclip ins Gedächtnis ruft, in dem Freddie Mercury als Hausfrau verkleidet mit überdimensionalen Brüsten, Perücke, Schnurrbart und einem Staubsauger herumstolziert. Dazu ist Paul Rodgers einfach zu männlich bzw. zu hetero.

Nachdem die ersten Songs ohne Pause dargeboten werden, gibt es nun ein erstes Special. Paul Rodgers schreitet mit einer Akustikgitarre bewaffnet auf die Bühne, um die BAD COMPANY-Nummer 'Seagull' unplugged darzubieten. Danach hat Rodgers erst einmal Pause, und Brian May nutzt den langen Bühnenausleger, um seinerseits eine akustische Version der Mercury-Hymne 'Love Of My Life' zum Besten zu geben. Unterstützt von 12.000 Kehlen erzeugt jede einzelne Textzeile zentimeterdicke Gänsehaut. Danach gesellt sich Roger Taylor zu seinem Kollegen, um gemeinsam den "A Night At The Opera"-Fave '39' wiederzugeben. Mittendrin stoppen sie ihre Performance, um den Rest der Musiker (ohne Rodgers) zu sich zum Ende des Laufstegs inmitten der Halle zu holen und den Song noch einmal von vorn anzustimmen. Was will man mehr? Zum Beispiel die nette Soloeinlage von Roger Taylor, der die Saiten des Basses mit seinen Drumsticks anschlägt und den Bassisten nur noch die Noten greifen lässt. Unter anderem kommen Läufe wie der von 'Under Pressure' dabei raus. Das Ganze artet dann in ein Drumsolo aus - wobei das anfänglich nur aus einer Snare und einer Bassdrum bestehende Kit stetig um ein weiteres Teil ergänzt wird -, das mit 'I'm In Love With My Car' endet. Beim nun folgenden 'A Kind Of Magic' kann Roger Taylor seine Gesangskünste eindrucksvoll unter Beweis stellen, während sich der zweite Gitarrist zu Brian May gesellt und man sich die zweistimmige Gitarrenarbeit ganz ohne Samples teilt.

Nach einem kurzen Umbau lassen es QUEEN dann wieder gemeinsam mit Paul Rodgers mit 'Bad Company' krachen. Das obligatorische Gitarrensolo von Brian May darf natürlich nicht fehlen und wird mit Videoeinspielungen von Mercury untermalt. Doch bevor Band und Fans zu sehr in Erinnerungen an den verstorbenen Sänger schwelgen, feuert man mit 'Radio Gaga' einen Selbstläufer ins Publikum und animiert die Massen zum Mitmachen. Auch hier runden Einspielungen auf der Leinwand von "Metropolis" das Geschehen ab. Nun geht es Schlag auf Schlag. Egal ob 'Crazy Little Thing Called Love', 'The Show Must Go On' oder das mehr als geniale 'Bohemian Rhapsody', bei dem "Uns Freddie" vom Band erklingt, bevor Rodgers den Rest übernimmt - es bleiben keine Wünsche offen.

Mit dem gewohnten Zugabeteil, mal von 'The Cosmos Rocks' abgesehen, nimmt der Abend sein erwartetes Ende. Die Akteure verneigen sich vor dem Publikum und gehen nach gut zweieinhalb emotionsgeladenen Stunden in den wohlverdienten Feierabend. Mir ist völlig egal, ob QUEEN jetzt noch QUEEN heißen sollten oder nicht, solange sie die dargebotene Qualität halten können, werde ich sie mir immer wieder gerne anschauen. Ich bin der Meinung, dass mit Paul Rodgers ein qualitativ hochwertiger und charismatischer Sänger verpflichtet werden konnte. Einen wahren Ersatz für Freddie Mercury gibt es eh nicht.

Setlist:
Surfs Up ... School’s Out
Tie Your Mother Down
Fat Bottom Girls
Another One Bites The Dust
I Want It All
I Want To Break Free
C-Lebrity
Seagull (BAD COMPANY)
Love Of My live
39
Roger-Taylor-Solo
I'm In Love With My Car
A Kind Of Magic
Say It's Not True
Bad Company (BAD COMPANY)
I Believe
Brian-May-Solo
Bijou (Mercury-Film)
Last Horizon
Radio Gaga
Crazy Little Thing Called Love
The Show Must Go On
Bohemian Rhapsody
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The Cosmos Rocks
All Right Now
We Will Rock You
We Are The Champions

Redakteur:
Frank Hameister

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