Pure Reason Revolution - München

25.04.2009 | 10:18

07.04.2009, 59:1

Goldene Münchner Prog-'n'-Artrock-Tage Part 2: PURE REASON REVOLUTION verzaubern ihre kleine Fanschar und gewinnen auf allen Ebenen! Eine Band mit ganz großem Charme.

PURE REASON REVOLUTION waren zwei Tage nach dem herzerwärmenden Gig von GAZPACHO zu Gast in München, und zwar im 59:1, einem süßen kleinen Club im Zentrum Münchens. Bei der Ankunft kurz vor neun Uhr waren nur eine Handvoll Leute dort, und ich hatte schon Mitleid mit POOR REASON REVOLUTION, doch mit der Zeit trudelten doch noch ein paar Musikbegeisterte ein, und die hatten eine sehr gute Entscheidung getroffen!

PURE REASON REVOLUTION sind eine sehr junge, frische Band, die ihre ganz eigene Auffassung von Musik hat. Musik, die insbesondere mit dem aktuellen Album "Amor Vincit Omnia" polarisiert (siehe unsere Gruppentherapie und Interview), da hier proggige, teilweise sehr komplexe und verschachtelte Arrangements mit elektronischen Sounds und computergenerierten Beats garniert werden. Und wenn diese Soundspielereien überhandnehmen, steigt der eine oder andere traditionelle Rockhörer dann auch gerne mal aus. Auf der anderen Seite spricht man dadurch aber neue Fanschichten an, was zur Folge hat, dass sich Gott sei Dank nicht nur steife Proggies zum Konzert verirrt hatten.

Im mittlerweile gut gefüllten Club (über 150 werden es dennoch nicht gewesen sein) war die Stimmung dann schnell auch beim kritischen Altprogster hervorragend, denn mehrere Aspekte bei PURE REASON REVOLUTION sind über JEDE musikalische Differenz erhaben. Zunächst das optische Erscheinungsbild: Alle vier Bandmitglieder sind irgendwie total knuffig. Im Zentrum steht die bildhübsche Sängerin/Bassistin Chloe Alper, die zwar nicht mit dem Publikum redet, mit ihren dunklen Locken und ihrem Charme aber alle Blicke auf sich reißt. Doch auch die drei Herren auf der Bühne sind auf eine besondere Art und Weise coole Säue. Warum? Weil sie trotz ihres verhältnismäßig jungen Alters eine unglaubliche Souveränität ausstrahlen, fast wie DEEP PURPLE nach vierzig Jahren Livekarriere, und auf der Bühne trotzdem sehr jugendlich und lässig rüberkommen. Cool eben.

Diese Einschätzung ist umso beeindruckender, wenn man mal darauf achtet, welche komplexe Musik hier über mehr als zwei Stunden dargeboten wird. Sämtliche Effekte wie Echos, Loops, Harmonizer und eine Armee aus Synthiesounds wird auf der Bühne LIVE erzeugt. Das ist nicht einfaches Knöpfchendrücken, und dann kommt was vom Band, nein, vieles ist zwar verfremdet, aber es ich ECHT, das heißt, der Ursprung des Klangs ist immer noch die gute alte Gitarrensaite oder der Anschlag einer Klaviertaste. PURE REASON REVOLUTION haben ihre Effektboards nicht, weil es gut aussieht, möglichst viel Technik vor der Monitorbox zu versammeln, nein, sie haben im Umgang mit diesen eine schon fast RUSH'sche Perfektion entwickelt! Und das ist, mit Verlaub, das, was mir als Musikfan auffällt und eigentlich noch viel wichtiger ist als cooles Aussehen.

Doch die beeindruckendste Leistung von PURE REASON REVOLUTION habe ich bislang noch gar nicht erwähnt, weil so vieles wichtig ist: Was diese Band an Gesangsmelodien und -harmonien abfeuert, ist der pure Wahnsinn. Revolutionär! Satzgesang, Kanon, Chöre - alles sitzt! Und somit konnte man zwei Stunden lang in allen Aspekten ein wahrlich berauschendes Musikfest einer begnadeten Band miterleben, die alle Vorraussetzungen mitbringt, mal ganz nach oben zu kommen. Ein Single-Hit à la QUEEN, ein bischen Promotion, und der Rest kommt von selber, davon bin ich nach diesem Abend felsenfest überzeugt.

Redakteur:
Thomas Becker

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