Overkill - Hamburg

18.03.2009 | 10:56

24.02.2009, Markthalle

Ein superbes Package für Freunde des gepflegten Thrash.

Die alten Helden OVERKILL spielen mit der Bay-Area-Legende EXODUS im Schlepptau in der guten alten Markthalle zu Hamburg. Die ehrwürdige Konzerthalle, in der ich bereits Hunderte von tollen Shows erleben durfte. Erinnerungen an 1986 werden wach, an das unglaubliche Paket AGENT STEEL/ANTHRAX/OVERKILL. Was für ein Abend! Heute spielen mit TORTURE SQUAD und GAMA BOMB zwei junge Kapellen der neuen Thrash-Generation im Vorprogramm. Alles gut in meiner kleinen Old-School-Welt.

Mit leichter Verspätung komme ich also um kurz vor 21.00 Uhr an der Halle an, in bester Erwartung zumindest noch einen Teil der ersten Band mitbekommen zu können. Immerhin ist 20.00 Uhr als Beginn ausgewiesen. Fataler Fehler, denn es handelt sich ja um eine Veranstaltung der alten Schule. Und da beginnen Vorbands halt gerne mal vor dem eigentlichen Beginn. Heißen ja schließlich auch Vorbands. Hätte ich wissen müssen. Mein Erstaunen, nun bereits die Herren Holt & Co auf den Brettern zu sehen, ist also völlig fehl am Platz. Erstmal ein kühles Blondes geangelt, erfragt, wie viele Songs ich denn bereits verpasst habe – es ist immerhin nur einer, wenn man von zwei ganzen Vorbands absieht – und in Position gebracht. In Anbetracht der sehr gut angefüllten Räumlichkeit geht dies noch relativ einfach vonstatten. Mit nahezu perfekter Sicht kann ich nun also das vielleicht beste Gitarrenduo des harten Rocks bewundern. Lee Altus, der gerade die Aufnahmen am nächsten HEATHEN-Album eintütet und Gary Holt tackern auch heute Abend wieder die Konkurrenz in ihre Schranken. Und dabei sieht das immer so furchtbar einfach aus, wenn sie ein geniales Riff nach dem anderen aus dem Handgelenk schütteln. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Klassiker des Erstlings "Bonded By Blood" – von dem neben dem Titelsong noch 'Piranha', 'A Lesson In Violence' und das alles vernichtende 'Strike Of The Beast' intoniert werden – oder Besinnliches der Marke 'Fabulous Disaster' aus den Boxen kracht. Die Meute tobt, und Gary grinst. Da hilft auch das umgedrehte Pentagramm auf seinem Shirt nichts, der Onkel ist sympathisch und "so evil, wie ein Glas Buttermilch". Und auch Rob Dukes macht heute eine gute Figur, nervt nicht mit prolligen Ansagen und überzeugt durch erstklassige Gesangsleistung. Lediglich die Aufforderung vor der Zugabe an die Menge, eine Wall Of Death zu veranstalten, sorgt bei mir für Stirnrunzeln.

Komisch, dass es in der kurzen Umbaupause tatsächlich etwas leerer wird. Weiß man doch, wie gut OVERKILL live sind. Und die im Internet angekündigte Old-School-Setlist lässt meine Vorfreude obendrein ansteigen. Und bereits das Opening-Double 'Deny The Cross' und 'E.vil N.ever D.ies' sorgen für absolute Begeisterung auf allen Gesichtern. Mit einem breiten Grinsen kündigt Blitz nun 'Hammerhead' vom Erstling "Feel The Fire" an, und die Halle steht Kopf. Grandiose Songs bleiben eben grandiose Songs, egal, wie alt sie sind. Und mit dieser unbändigen Spielfreude reißen OVERKILL wirklich jeden Zuschauer mit. Weiter geht es im Klassikerkarussell mit 'Hello From The Gutter' und einer zerstörerischen Version von 'Rotten To The Core'. Selbst DD Verni grinst über beide Backen und scheint sichtlich Spaß daran zu haben, aus wie vielen Kehlen "rot, rot, rotten to the core!" mitgebrüllt wird. Es folgt 'Elimination' und mit 'Skull & Bones' der einzige Song des neuen Werks. Kurze Zeit der körperlichen Regeneration für viele Anwesende, denn nun kommt 'Feel The Fire'. Alter Verwalter, was für ein Brett! Blitz erinnert an die selige Metal-Hammer-Roadshow und fragt, wie viele anno dazumal anwesend gewesen seien. Amüsant zu sehen, wie viele Twens wild mit den Händen in der Luft herumfuchteln. Kinners, da wart ihr leider noch gar nicht geplant. Was aber völlig egal ist, denn 'In Union' stehen wir doch trotzdem. Mit 'Horrorscope' gibt es dann noch mal einen relativ neuen Titel, bevor uns 'Fuck You' inklusive einer Verbeugung an MOTÖRHEAD – logisch, dass 'Overkill' gespielt wird, oder? – in die Nacht entlässt. Blitz ist nach wie vor einer der besten Frontleute im Thrash-Geschehen, top in Form und mit einer Ausstrahlung gesegnet, die einfach ansteckt.

Setlist OVERKILL
Deny The Cross
E.N.D.
Hammerhead
Hello From The Gutter
Rotten To The Core
Elimination
Skull & Bones
Feel The Fire
In Union We Stand
Horrorscope
Fuck You (MOTÖRHEAD)

Redakteur:
Holger Andrae

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