Nine Inch Nails - Köln

05.05.2007 | 11:00

14.03.2007, Palladium

Die NINE INCH NAILS hatte keine große Mühe, im nahezu ausverkauftem PALLADIUM einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Es kommt nicht wirklich oft vor, dass die Industrial-Koryphäe Trent Reznor seine NINE INCH NAILS in unsere Gefilde bringt, was allein Grund genug dafür war, dass die diesjährige Tour auch quasi im Nu ausverkauft war. Dank der Kölner Verkehrsbetriebe kam auch nicht wenig Volk zu spät, und so durfte man nach dem Einlass feststellen, dass die Supportband LADYTRON es mit der Tugend namens Pünktlichkeit ein wenig übertrieben haben. Dem Volk, das eigentlich nur gewohnt war, dass Konzerte prinzipiell eben nicht pünktlich beginnen, war die Abwechslung nur allzu recht, und so konnte man sich den visuell eindrucksvoll dargestellten Tönen der Britentruppe hingeben. Mit ihrer Mischung aus tanzbaren Elektronikrhythmen, verwobenen Melodien und sanftem Frauengesang hatte die Band ziemlich schnell die Sympathie der Masse für sich gewonnen, und mit Songs wie 'High Rise', 'He Took Her To A Movie' und 'Destroy Everything You Touch' wurde diese Stimmung auch fix untermauert. Auch wenn es für eine Band alles andere als einfach ist, die Fangemeinde der NINE INCH NAILS im Vorprogramm zufrieden zu stellen, so war der Applaus, den sie für ihre Musik ernteten, doch mehr als nur solide. Interessant wäre es gewesen, hätten auch LADYTRON-Fans ihren Weg in die Halle gefunden, was nach der späten Bekanntgabe ihres Supportslots weniger möglich war, da alle Konzerte bereits nahezu ausverkauft waren. Dennoch: volle Punktzahl für die Elektronika-Combo aus Liverpool.


Nach der obligatorischen Umbauphase kam dann auch der Headliner des Abends auf die Bühne. Mit viel Druck brachte man 'Somewhat Damaged' unters Volk, und es war von der ersten Sekunde an klar: die Rafinesse, die Trent Reznor seiner Musik auf Platte verpasste, wurde live mit einer ordentlichen Portion Rock aufgepeppt, und so gab es bald nicht wenig Bewegung im Publikum. Sowieso: offene Münder, also all jene, welche die NAILS noch nie live gesehen hatten, gab es zuhauf, und die Art und Weise wie Reznor seine Musik durch die Band, die den Stoff durchaus professionell rüberbrachte, und die teilweise schon fast minimalistische Lightshow präsentierte, trieb beinahe allen das Adrenalin aus den Poren.
Weiter ging es mit dem Burner 'Last', der auch die letzten Bewegungsverweigerer packte, und das komplette Volk in eifrigen Tanz versetzte. Die Backing-Band, die den Reznor'schen Stoff perfekt beherrschte und ansonsten dem Mastermind allen Raum ließ, den er auch verdiente. So brüllte Trent Reznor seine Worte mit perfekter Stimme durch den Äther, und auch Nichtkenner gaben sich durchaus beeindruckt vom Sound.

Das Motto des Abends war übrigens Power und Bass, so erbebte das Palladium jedes Mal in seinen Grundfesten, wenn ein neuer Song angestimmt wurde, und Tourdrummer Josh Freese knüppelte den Takt bis ins Mark der Fans, was diese allzu begeistert mit Applaus quittierten. Die weitere Setlist konnte sich hören lassen: Publikumslieblinge wie 'March Of The Pigs', 'The Hand That Feeds' und 'Wish' waren ebenso vertreten wie Standalone-Songs in der Art von 'The Day The Whole World Went Away', 'Closer' und 'Only'. Eigentlich alles was der Fan an sich wünschte, und so wäre die Stimmung schon nach einer halben Stunde mit "euphorisch" noch unzureichend eingestuft. Nach einer Weile unterbrach Reznor die Show, um eine Rede ans Volk zu halten, was er wohl noch nie getan hatte, nach eigener Aussage. So erzählte er dem lauschbereiten Volk von seinem ersten Gig in Deutschland, welcher seiner Meinung nach ein "terrible, terrible" Fehler war: im Vorprogramm von GUNS 'N' ROSES wurde die Band dann wohl von einem Haufen von "retarded Metalheads" mit Bier und Würsten beworfen. "The land of fucking sausages!"

Genugtuung aber bei der folgenden Versöhnung: dies wäre unter anderem die krasseste Show, die er in hiesigen Landen gegeben hatte, und er wolle den Fans dafür danken. Das Volk dankte für diese Worte ebenfalls mit einem frenetischen Applaus, und sog die letzten Songs ein, als wäre es die letzte Chance überhaupt den Mann live zu sehen. Mit dem Blockbuster 'Hurt' wurde dann das Ende der Show eingeläutet, und 'Head Like A Hole' entließ dann die überglücklichen Fans in die Kölner Nacht. Der Eindruck, den der Gig hinterließ, war nicht zu übersehen: seliger Ausdruck in den meisten Gesichtern, atemloses Staunen, oder einfach nur begeisterter Jubel war die Folge von gut anderthalb Stunden NINE INCH NAILS live. Muss man gesehen haben!

Setlist:
Somewhat Damaged
Last
Heresy
March Of The
Pigs
Piggy
Ruiner
Closer
The Beginning Of The End
Burn
Gave Up
Help Me I Am In Hell
Eraser
Wish
Survivalism
Only
Suck
The Day The World Went Away
Hurt
The Hand That Feeds
Head Like A Hole

Redakteur:
Michael Kulueke

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