New Model Army - Dresden

06.11.2016 | 19:06

07.10.2016, Beatpol

Dresden, wir haben ein Problem!

Ein Schalterproblem um genau zu sein. Aber der Reihe nach. Bevor die Herren von NEW MODEL ARMY am Start sind, darf das Dresdener Trio CEDRIC auf die Bühne des Beatpols in Dresden. Der Saal ist bereits ordentlich gefüllt, als die Jungs ihren Gig starten. Ich habe bis dato noch nichts von der Band gehört, aber die drei wissen recht gut, wie sie das Publikum begeistern und auf ihre Seite ziehen können. Ein ruhiger, aber intensiver Sound ist es, womit die Formation punkten kann. Die teilweise recht hohe Stimme des Sängers traut man ihm ehrlich gesagt auf dem ersten Anblick gar nicht zu. Am Ende gibt es viel Beifall. Alles in allem ein sehr guter Einstand in den Abend.

Nun startet die Umbaupause und noch mehr Menschen drängen vor die Bühne. Warm ist es jetzt schon. Und das obwohl NEW MODEL ARMY auf "Winter"-Tour sind. Wer nun meint, dass die Band den Revoluzzer heraushängen lässt, da ja erst Oktober ist, der irrt in diesem Fall. Es handelt sich hier um den Titel des aktuellen Albums. Aber keine Angst, der bissige und kritische Tenor ist weder dem neuen Album noch der Band abhanden gekommen. Auch nach rund 35 Jahren und 14 Studioalben hat NEW MODEL ARMY noch etwas zu sagen. Vielleicht sogar heute noch mehr als früher. Schaut man sich die aktuelle weltpolitische Lage einmal an. Aktueller denn je sind also die Songs der Gruppe aus Bradfort.

Als das Licht erlischt und die Musiker erscheinen, bricht im Publikum großer Jubel aus. Mit dem eher ruhigen 'Beginning' vom besagten "Winter-Album" startet NEW MODEL ARMY den Gig. Doch mit der Beschaulichkeit ist es schnell vorbei, denn es folgt 'Burn The Castle'. Hier lässt es sich bereits ordentlich mittanzen und mitsingen. So dauert es auch nicht lange, bis der erste Pogo gestartet wird. Keine Frage, die Stimmung im Publikum ist prächtig. Auch wenn der erste Teil des Sets vom neuen Album bestimmt wird, so hält sich im Publikum keiner zurück, um erst einmal zu sehen wie das neue Material klingt. 'Winter' wird vor und auf der Bühne genauso zelebriert wie ein Klassiker. So macht das Konzert echt Spaß.

Während die Musiker einen soliden Job hinlegen, hapert es bei Sänger Justin Sullivan ab und an. Er ist zuweilen etwas orientierungslos und erschöpft. Als er zur Akustikgitarre wechselt und kein Ton herauskommt, wirkt er hilflos. Erst als Basser Ceri Monger am Instrument den Schalter umlegt, kann der Bandchef erleichtert weiter machen. Beim dritten Wechsel im Laufe des Abends klappt das dann auch ohne fremde Hilfe. Keine Ahnung, was mit ihm los ist. Aber sobald er wieder in seinem Element ist, spürt der Zuschauer davon nichts mehr. Etwas ominös das Ganze. Mit Dresden und dem Beatpol, dessen Saaldecke er total imposant findet, scheint ihn wohl etwas Besonderes zu verbinden. Immer wieder schaut der Sänger bewundernd, ja geradezu ehrfürchtig, zur Decke. Was es da so Spannendes zu entdecken gibt, das weiß allein nur er.

Dagegen ist er beim Vortragen der Songs voll und ganz bei der Sache. Seine Bissigkeit und seine Spielfreude sind wie eh und je da. Ganz so, als wäre auch hier irgendwo ein Schalter, den es umzulegen gilt. Zum neuen Stück 'Born Feral' wird die Band durch die Geigerin Shir-Ran Yinon (u.a. ex-EULUVEITIE) unterstützt. Das ruhigere 'Die Trying' sorgt für eine kleine Verschnaufpause, ehe es mit 'Autumn' wieder etwas beschwingter wird. Der Song beziehungsweise das Album "Today Is A Good Day" ist nun auch schon wieder von 2009. Wie doch die Zeit vergeht. Und ehrlich gesagt wird es auch langsam Zeit für ein wenig älteres Material. Dieser Wunsch geht bald mit 'White Coats' aus dem Jahre 1987 in Erfüllung. Nun singen alle fleißig mit und es wird heftig gepogt. Arme und Beine fliegen nur so durch die Gegend. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt jedoch nicht. Denn nachdem der Sänger dem Schöpfer des nächsten Songs, Ashley Cartwright (THE SHAKES), gedacht hat, erklingt '51st State'. Dass nun keiner mehr ruhig da stehen kann, sollte selbstverständlich sein. 'Island' beendet im Anschluss das Konzert und die Musiker und ein sichtlich erschöpfter aber glücklicher Sänger verlassen die Bühne. Fans danken es mit viel Applaus und schon recht bald werden die Rufe nach einer Zugabe laut.

Zum ersten Zugabe-Block geht es mit 'Echo November' noch einmal zum aktuellen Album zurück, ehe das recht alte 'Poison Street' erklingt. Nun geht vor der Bühne noch einmal der Punk ab. Auf der Bühne sollte dem Sänger mal Sauerstoff gereicht werden. Doch er zieht verbissen durch und serviert mit 'Get Me Out' erneut ältere Kost. Wieder verabschieden sich die Jungs von der Bühne und erhalten riesen Applaus von ihren Anhängern. Es dauert nicht lange und Geigerin Shir-Ran Yinon legt erst einmal allein mit ihrer Geige los. Etwas später gesellt sich Sänger Justin und der Rest dazu und gemeinsam wird 'Purity' vorgetragen. 'Vagabonds' beendet in sehr passender Form den Abend. Nun verabschiedet sich die Band wirklich vom Dresdner Publikum. Da nach kurzer Zeit das Licht angeht, besteht auch keine Hoffnung mehr auf eine weitere Zugabe. Die gab es nämlich ein paar Tage zuvor in Leipzig. Hier ist es wohl eher der Verfassung des Sängers geschuldet, als dem Publikum, denn das hat wirklich ordentlich mitgemacht.

Alles in allem war es ein tolles Konzert. Die Lieder vom aktuellen Album "Winter" passen sehr gut in das Band-Set. Wenn man es nicht wüsste, könnten einige davon durchaus schon älter sein. Hieran sieht man also, dass das neue Material wirklich gut und sehr bandtypisch ist. Von daher freuen wir uns auf ein Wiedersehen. Hoffentlich dauert das nicht so lange!

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Redakteur:
Swen Reuter

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