NATOR Release-Gig von "My Kingdom Come" - München

13.03.2016 | 21:58

03.03.2016, 8Below

Sieben Jahre hat es gedauert, endlich ist es soweit: Die Münchner Lokal-Heroen NATOR bringen ihr neues Album an den Start - und auf die Bühne. Am Schluss des Konzerts machen sie etwas Denkwürdiges.

Sieben Jahre! Eine biblische Zahl. Die Münchner Power-Metal-Band NATOR brauchte diesen Zeitraum, um ihr zweites Album "My Kingdom Come" fertig zu stellen. Heute soll also der Tag der Veröffentlichung sein. Die Musiker hatten kurz vor dem Konzert das fertige Produkt erstmals in der Hand, entsprechend groß ist die Vorfreude, das gute Stück unters Volk zu bringen. Doch bevor der große Moment kommt, dürfen zwei Bands des Münchner Undergrounds auf die Bühne des 8Below nahe dem Hauptbahnhof.

Los geht es mit den Hardcore-Thrashern von DISCRÖYD. Nach einer längeren Sendepause spielen sie ihren alkoholgeschwängerten Aso-Sound vor einer kleinen Handvoll Metalheads, die sich vor die Bühne verirren. Etwas weniger punkig als andere Genrevertreter, dafür nicht minder holprig klappern Songs wie 'Thrash 'n' Roll 'n' Alcohol' aus den Boxen. Die Geschwindigkeit ist so hoch wie der Pegel der Beteiligten, indirekt proportional dazu leider das technische Level der Darbietung. Allein Sänger Tim kann mit seinen dreckigen Vocals leicht an VENOMs Cronos erinnern und hat dafür ein Stein bei mir im Brett. Als Anheizer funktionieren die Jungs dennoch recht gut, die ein oder andere lange bis kurze Mähne wird geschüttelt. Dafür ist ein Opener da, also Daumen hoch. Irgendwann ist dann aber Schluss und das ist auch okay.

Vor leicht vollerem Haus entert REVEREND HOUND die kleine Bühne des 8Below. It's time for heavy metal! Simpel gestrickter, schwerer Sound, fett schiebend im Midtempo, dazu melodische Gitarrenduelle und launige Gang-Shouts: Kaum zu glauben, dass die Truppe rund um Gitarrist Thomas überhaupt laufen kann, mit solch dicken Eiern in der Hose.

Stichwort Gesang: Ich habe die Jungs schon länger auf dem Schirm – als Münchner kommt man an einer live derart aktiven Band auch schwer vorbei – doch bislang konnte mich die Band vor allem am Mikro nicht überzeugen. 2015 stieß dann Wolfgang Gräbner zur Band und reformierte den Gesang. Deutlich melodischer und vor allem technisch besser passt er wie die Faust aufs Auge zum variablen Sound zwischen 80es-Metal und Thrash - mit kurzen Ausflügen in den Biker Rock. Leider gelingt es ihm heute nicht, sein volles Potential auszuschöpfen. Da der falsche Einsatz, hier deutlich daneben – das geht besser!

Dennoch: Das ist jammern auf hohem Niveau. Der Gig von REVEREND HOUND macht Spaß, gerade die Euphorie der beiden Gitarristen, sich ein Solo nach dem anderen um die Ohren zu feuern reißt einfach mit. Dementsprechend positiv ist das Feedback des Publikums. München kann stolz sein, solche Bands zu beheimaten.

Und das gilt zu 100 Prozent auch für die Headliner des Abends: NATOR. Wie eingangs erwähnt: Sieben Jahre arbeitete die Band auf diesen Tag hin. Der Release-Gig von "My Kingdom Come" schließt eine lange Phase des Songwritings, der Selbstfindung, des bei den Aufnahmen-über-sich-Hinauswachsens und der frustrierenden Labelsuche ab. Ganz persönlich freute ich mich seit der Ankündigung der Band, dass es bald soweit sein würde, auf die Veröffentlichung. Und das war vor fünf Jahren, bei einem gemeinsamen Konzert.

Also: Die Vorfreude ist bis jetzt ungebrochen, und das gilt für viele Freunde und Fans der Band, die sich zu Tönen des Openers 'Warlords' vor der Bühne einfinden. Hämmerndes Midtempo-Riffing, ein melodiöses Lead und coole Tempiwechsel bilden die Mischung, die sofort mitreißen und die Köpfe nicken lässt. Ein mehrstimmiges Lead leitet 'Heaven's Gate Is Sealed' ein. Welchen Sprung Sänger und Rhythmus-Gitarrist Peter "Bäda" Lachner gemacht hat. Seine raue Stimme hat Power, kommt aber auch in den melodiösen Parts toll rüber - er hat an seiner Stimme gearbeitet, und das hört man. Unterstützung erhält er von den satten Growls von Bassist Thomas Weber, die für diese Spielart des Power Metals zwar ungewöhnlich sind, sich als weitere Facette aber perfekt einpassen.

Die Mission des heutigen Abends ist klar: Die Vorstellung des neuen Albums. Logisch, dass auch der Opener 'Sorrow’s End' nicht fehlen darf. Hier zeigt sich das gesamte Potential der monatelangen Arbeit an den Vocals, die hier zweistimmig mit Lead-Gitarrist Michael Bachmann vorgetragen werden. Wenn man bedenkt, dass wir uns hier streng genommen immer noch im Underground der Metalszene bewegen ... unfassbar gut, was die Jungs von NATOR hier auf die Bretter bringen. Das ist tight gespielt, das ist toll geschrieben, das ist, was die Szene so geil macht!

'Exploitation' ist eines der Highlights des Abends. Das Riffing und das energische Spiel von Drummer Chris Laub erinnern mich im bestmöglichen Sinne an frühere ANNIHILATOR. Doch NATOR wären nicht NATOR, würden sie nicht schon im nächsten Songpart wieder ihr ganz eigenes Ding durchziehen. Apropos ihr eigenes Ding: Mit dem letzten Songkomplex des Abends schreiben sie ein Stück Underground-Geschichte, wie ich finde. Der Titeltrack des Albums 'My Kingdom Come' ist ein dreiteiliges, episches Werk von fast 20 Minuten. Und wird heute am Stück durchgespielt, wie Bäda ankündigt. Ungläubige Blicke im Publikum, dann geht es los. Der Mut, das ganze Stück auf die Bühne zu bringen, wird von den Anwesenden mit tosendem Applaus honoriert. Hier entfaltet sich auch das gesamte Können von Leadgitarrist Michael, der seiner zackigen Jackson ein Solo nach dem anderen entlockt, eines geiler als das andere.

Zum Glück ist danach noch lange nicht Schluss, als Zugaben performt NATOR mit 'Devils In The Dark' und 'Heroic Destiny' noch zwei ältere Songs. Den Reaktionen im Publikum nach zu urteilen ein perfekter Abschluss eines nicht minder tollen Konzertes. Ich hoffe, dass sich die jahrelange Wartezeit gelohnt hat und NATOR mit ihrem neuen Label Metalizer Records und dem Enthusiasten Bernie Kreitmeyer an ihrer Seite endlich durchstarten werden!

Viele Dank an Michel Winterer für die Konzertbilder. Wer mehr sehen möchte, klickt auf diesen Link.

Redakteur:
Julian Rohrer
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