My Darkest Hate (Listening Session) - Winterbach

28.03.2004 | 12:05

04.03.2004, House Of Music Studios

Winterbach, ein kleines verschlafenes Nest zwischen Stuttgart und Schwäbisch Gmünd – eine Idylle schwäbischer Ländlichkeit, aber dennoch Hort für grandios produzierten Metal! In eben jenem Winterbach ist das House Of Music-Studio beheimatet, welches unter der Leitung von Achim Köhler schon etliche Perlen der Hartwurstmucke hervorgebracht hat.
So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass großartige Musiker immer öfters den Weg nach Winterbach suchen und auch finden.
Im Fall von MY DARKEST HATE ist es allerdings so, dass sie von jeher schon unter den Fittichen von Achim Köhler befinden, allerdings scheint es, dass der Schwaben-Deathster mit jedem Mal besser wird!
So konnte ihre Debüt-Scheibe „Massive Brutality“ vor allem durch knallharte Riffs und unglaublicher Rohheit glänzen, während der Zweitling „To Whom It May Concern“ nicht ganz so heftig, dafür aber gewaltig düster und heavy klang. Die Frage war natürlich, wie würde das dritte Album ausfallen…
Nun heißt es zwar immer, eigentlich bei jeder Band, dass das nächste Album das beste der Bandgeschichte sein wird und blablabla, aber was uns im House Of Music Studio kredenzt wird, hat meine Erwartungen im vollsten Maße übertroffen.
Ganz egal, ob das Drumming von Klaus Sperling, die Gitarrenarbeit der beiden SACRED STEEL-Äxte Jörg M. Knittel und Oliver Grosshans, die kernigen Bassläufe von Oliver Schort oder die überragenden Vocals von Chris Simper – „At War“ ist eine 100%ige Steigerung. Was hier aus den Speakern klang, war Old-School-Death-Metal in absoluter Reinkultur. Sicherlich weisen die Songs stellenweise Parallelen zu SIX FEET UNDER auf (gerade im Bereich Gitarren), aber das tut dem ganzen absolut keinen Abbruch – ganz im Gegenteil! Die Schwaben schafften es mühelos, die ersten beiden Scheiben zu vereinen und somit ein schmissiges und kerniges, knapp 45minütiges Todesblei-Album zu erschaffen.

Die Songs im Einzelnen:
I Am At War
Ein pfeilschneller Nachkenbrecher, der stellenweise leicht Hardcore-lastig daher kommt. Die Vocals glänzen einmal mehr, egal ob Chris growlt oder kreischt. Ein groovender Mittelteil sorgt für absoluten Headbangerzwang und bietet den perfekten Einstieg in das Album.

Only The Weak
Treibende Stakkato-Riffs mit den dazugehörigen Bass’n’Drumrhythmus, dazu wieder wechselnde Growl/Cleanvocals. Der Track wirkt im Gesamten groovig und sehr melodisch, wobei er gleichermaßen rau und ungeschliffen klingt.

I Will Follow
Ein düsterer, fast schon mit treumetallischen Riffs ausgestatteter Track. Gutes, erdiges Mid-Tempo, das ununterbrochen zum Fußwippen einlädt. Im Nachhinein betrachtet ist das wohl der Song, der am ehesten an SIX FEET UNDER erinnert, vor allem auch wegen der Art und Weise des Gesangs.

Voyeur
Ein erneut leicht hardcorelastiger Song, der durch seine geile Drum- und Gitarrenarbeit lebt. Chris Simper zeigt auch hier wieder, dass er wohl der abwechslungsreichste DM-Shouter aus Deutschen Landen ist. Highlight des Stückes ist der geniale Break im Mittelteil – Gänsehaut!

Mary
Ein kurzes, lateinisches (glaub ich zumindest) Gebet dient als Intro, bevor es im kernig, stampfenden Mid-Tempo ins Eingemachte geht. ’Mary’ ist ein weiterer Song, der beweist wie unglaublich vielseitig Chris Simper ist. Für mich persönlich zwar der schwächste Song bisher, aber keineswegs nur ein Lückenfüller.

Catch The Bullet
Und wieder geht es voll auf die Zwölf! Old-School-Todesmetal in Reinkultur. Das Ganze untermalt mit einem geilen Chorus, der es erneut schafft, mir eine Gänsehaut zu bescheren.

Justice
Prägnantes Drumming und sägende Stakkato-Riffs, aber dennoch sehr schleppend präsentiert sich der doch ziemlich US-Death-Metal-lastige Track hier. Chris growlt sich hier zweistimmig die Seele aus dem Leib – schlicht, einfach, aber absolut geil der Song!

Assassin
Wieder wird das Tempo ein wenig zurückgeschraubt und MDH grooven einmal mehr was das Zeugs hält. So kernig und erdig wie der Song instrumental klingt, so genial ist die Sangesweise von Herrn Simper – growlend, kreischend, und clean – das Ganze dann noch so gesungen, als würde er während der Tracks nicht ein einziges mal atmen – SUPER!

Above The Sky
Und wieder frönen MDH dem US-DM, diesmal aber mit einem Touch in Richtung CANNIBAL CORPSE. Tiefe Gitarren, wummernder Bass, präzise Drums und einem Chris Simper, der einmal mehr alles in Grund und Boden growlt. Besonders geil ist das Gitarrensolo – hui!

No Wonder
Ein Hammertrack – für mich das bisher absolut beste, was MY DARKEST HATE in ihrer Karriere aufgenommen haben. Die Riffs sind so simpel, dass sie schon wieder genial sind – Klaus Sperlings Drumarbeit und Oliver Schorts Bassläufe treiben den Nackenbrecher ohne Unterlass voran und Chris Simper growlt sich bester Chris Barnes Manier durch den Song. Ein krönender Abschluss einer wahrlich gelungenen Scheibe.

Tja, danach war ein wenig Plauderei angesagt und so erzählte mir Klaus Sperling, dass er selbst vollkommen überrascht sei, wie gut das Ganze doch klingt. Er selbst hatte bisher nur die Rough-Mixes gehört und eben noch nicht die komplette Scheibe. Ganze zehn Tage benötigten MY DARKEST HATE und Regler-Hexer Achim Köhler um die zehn Tracks einzuspielen und fachgerecht abzumischen. Eigentlich ist Death-Metal nicht Achims Welt, dafür ist es umso erstaunlicher, in welcher Art und Weise er die Songs abgemischt und mit welchem Gespür für diverse Feinheiten an die Scheibe gegangen ist. Der Sound jedenfalls war - wie man das auch dem House Of Music Studios gewöhnt ist - grandios.

Ich darf hier getrost behaupten, dass MY DARKEST HATE ein wirkliches Highlight in Sachen Death-Metal gelungen ist. Man merkt dieser Scheibe, trotz des (leider) nur einmaligen Hörgenuss an, dass sie sich weiterentwickelt haben. Dies gilt vor allem aber für Frontman Chris Simper, der – wenn er so weitermacht – mit Sicherheit ein ganz Großer werden wird. Das Talent und die Fähigkeiten dazu hat er allemal.
Freut euch schon mal auf den 17. Mai, ab da wird „At War“ in unseren Läden stehen, den Weg in den Player finden und so diesen so schnell nicht wieder verlassen.
Ich danke der MY DARKEST HATE und Jörg M. Knittel für die Einladung zur Listening Session.

Redakteur:
Alex Kragl

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