Metalcamp - Tolmin (SLO)

08.09.2006 | 06:51

21.07.2006, Festivalgelände

"Hell Over Paradise" lautet das klingende Motto des Festivals - und das sind in diesem Fall keine leeren Versprechungen! Das Metalcamp im idyllischen slowenischen Örtchen Tolmin liegt am Zusammenlauf von zwei Flüssen, inklusive Strand, Strandbar und Naturparadies und bietet somit eine gelungene Kombination aus Urlaub und Festivalspaß.

Schon unsere Anreise gestaltet sich spektakulär, denn die Passstraße die von Österreich über Italien nach Tolmin führt, ist ziemlich außergewöhnlich, und das nicht nur aufgrund der holprigen Straßenverhältnisse. Berge, Wälder und Postkarten-Ausblicke begrüßen uns auf den Weg zum Metallerparadies und verstärken die Vorfreude auf drei besondere Festivaltage.

Die dritte Auflage des Metalcamps präsentiert sich nicht nur mit neuem Datum, sondern auch mit zahlreichen großen Headlinern die im Vergleich zum Vorjahr eindeutig mehr Fans (insgesamt waren knapp 7.000 Headbanger anwesend), vor allem aus Slowenien, Kroatien, Österreich und Italien, anziehen. Das internationale Flair und die einmalige Lage sorgen auf jeden Fall dafür, dass das Metalcamp in seiner Art einzigartig ist. Und sieht man mal von einigen organisatorischen Patzern ab, so bleibt von diesem heißen Wochenende vor allem die Erkenntnis, dass ein Festival mit Strand bei gefühlten 40 Grad im Schatten einfach der Hammer ist!
[Caroline Traitler]

So sieht's aus. Das Metalcamp schwirrte schon lange auf meiner "Muss ich unbedingt noch machen"-Liste herum, viele Bekannte lagen mir mit der traumhaften Location und den tollen (weil niedrigen) Preisen in den Ohren, andere hingegen bemängelten die Organisation und waren der Meinung, dass sich die Reise bis nach Slowenien nicht lohne. Mit etwas Abstand zum Geschehen und nach ausreichend Erholung kann ich nur sagen: Kinners, ein ausgefalleneres und urlaubsähnlicheres Festival gibt es definitiv nicht! Vielleicht noch das Festival auf dem Kreuzfahrtschiff...aber gut, lassen wir das. Ich konnte mir vor Ort auf jeden Fall nichts Angenehmeres und Schöneres vorstellen - ist ja auch von den Zeiten her ideal: Vor 14 Uhr beginnt keine Band auf der großen Bühne, was bei den teilweise wirklich unmenschlichen Temperaturen zu einem gemütlichen und entspannenden Vormittag am Fluss einlädt, so lange abkühlen und chillen wie irgend möglich. Dazu noch insgesamt echt tolle Musik von der Strandbar sowie ein kühles Bier und das Urlaubsfeeling ist perfekt.

Auch vor der Bühne kann man sich während der Gigs oder zwischendessen wohlfühlen, die absolut entspannte Atmosphäre unter den Fans trägt ihr Übriges dazu bei, und positiv bekloppte Leute sind mindestens ebensoviele wie beim Wacken anwesend - hätte nicht gedacht, dass ich während eines GOREFEST-Gigs mal jemanden vor der Bühne auf einem aufblasbaren Sofa pennen sehe. Herrlich.

Schaut man sich dann das Billing an, so kommt man aus dem Sabbern eigentlich kaum noch raus - an jedem Tag spielen Truppen, die auf manch anderem Stelldichein im Sommer als Headliner fungieren könnten, und das teilweise noch nicht einmal im Co-Slot. Die Mischung ist wunderbar ausgewogen, von Prog über Power, Death und Black bis hin zu Doom Metal findet der scheuklappenfremde Metallkopf ein wahres Mekka auf der Bühne vor, und auch wenn der Sound hin und wieder etwas zu undifferenziert und matschig aus den Boxen dröhnt, so kann man doch guten Gewissens von einem wahren Ohrenschmaus sprechen. Wer hätte auch anderes bei Kapellen der Marke NEVERMORE, EVERGREY, TESTAMENT, OPETH, KREATOR oder DIMMU BORGIR erwartet? Eben.
Folgt uns zu drei Tagen Urlaub, Metal, Bier, Metal, (zu) viel Sonne und Metal:
[Rouven Dorn]

Freitag, 21.07.

SCAFFOLD

Mit einer guten Stunde Verspätung betreten die slowenischen Lokalhelden die Bühne - in der nahegelegenen Kirche in Tolmin findet noch eine Beerdigung statt, weshalb der Beginn der Festivitäten kurzfristig nach hinten verschoben werden muss. Trifft sich aber ganz gut, denn ARCH ENEMY haben mal wieder abgesagt, und so entsteht wenigstens in Sachen Running Order keine Verwirrung.
SCAFFOLD klingen dann verdammt frisch. Schade eigentlich, dass die Mucke nicht laut genug ist, um uns vor der Bühne einen strammen, frischen Wind um die Ohren zu blasen, was bei den Temperaturen gleich doppelt angenehm wäre. Aber diese Wirkung erzielt der schnelle, leicht frickelige Death Metal der Slowenen auch so. Hossa, hätte nicht gedacht, dass hier auch derart talentierte Todesmörtler vorhanden sind. Da müssen sich die direkt im Anschluss spielenden DECAPITATED glatt mal warm anziehen - und das will schon was heißen. Zwar wird die Chose auf Dauer etwas eintönig, aber dennoch ein sehr geiler Auftakt!

DECAPITATED

Auf die Polen hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut, schließlich ist technischer Death Metal eine meiner Leibspeisen. Und diese kann die junge Formation geradezu bestens vorbereiten, nachzuhören auf Hammerscheiben wie "Nihility" oder "The Negation". Leider gab's in der Vergangenheit ein paar Besetzungs-Probleme, aber da diese nun ausgeräumt scheinen, steht einem famosen Gig nichts mehr im Wege. Eigentlich. Denn zunächst verstört mich der viel zu Bassdrum-lastige Sound sehr, dann die Tatsache, dass man Basser Martin so gut wie gar nicht hört (wofür verknotet der sich dann eigentlich die Finger, eh?) und zu guter Letzt die Erkenntnis, dass DECAPITATED mit nur einem Gitarristen maximal die Hälfte wert sind. Schade drum, denn diese Truppe ist einfach zu gut, um hier recht sang- und klanglos unterzugehen. Den Leuten gefällt's zwar ganz gut, aber ich bin mir sicher, dass die vor der Bühne versammelte Menge auch noch deutlich größer hätte sein können. Zum Bleifisch auch, wenn man statt der sämtlichen Überschall-Granaten noch ein paar mehr "langsamere" Stücke gespielt hätten, die der Band nicht nur besser zu Gesicht stehen, sondern vor allem auch die stilistische Bandbreite von DECAPITATED am besten repräsentieren. Sei's drum.

JON OLIVA'S PAIN

Bereits auf dem Bang Your Head!!! war der Mountain King eine Macht für sich - dass ich 'Gutter Ballet' mal livehaftig erleben dürfte, das hätte ich mir nicht träumen lassen. Dass es auf dem Metalcamp noch emotionaler und großartiger zugehen würde, konnte ja keiner ahnen...
Doch der Reihe nach: Zunächst klingt alles nach einem BYH-Revival, große SAVATAGE-Schinken wechseln sich mit wenigen PAIN-Einlagen ab, bei der Zusammenstellung und Mischung beweist der Meister erneut ein glückliches Händchen. Apropos glücklich: Jon ist auf der Bühne (stilecht in ein Shirt mit Hanfblatt-Aufdruck gekleidet) offensichtlich bestens gelaunt, schunkelt und kaspert ohne Ende hinter seinem Klimperkasten rum und bekommt das typisch breite Grinsen kaum aus dem Gesicht. Das Doppelpack aus 'Gutter Ballet' und 'Jesus Saves' ist dann der erste Höhepunkt eines wahnsinnig tollen Auftritts, und eigentlich gehen wir davon aus, dass jetzt "nur" noch gutklassige SAVA-Songs kommen. Als dann jedoch die ersten Töne von 'Believe' erklingen, traue ich meinen Ohren kaum. Diese Ballade aller Balladen hatte ich zuletzt vor sieben Jahren vernommen, bei der letzten Liveshow von SAVATAGE mit Zak Stevens in deutschen Landen. Heute wie damals marschieren die Federviecher gleich armadaweise den Rücken und sämtliche andere Extremitäten herunter, die Augen werden feucht und spätestens ab der zweiten Strophe heule ich hemmungslos vor Freude und emotionaler Überwältigung. Danke, Jon. Danke für diesen Auftritt, den wohl keiner der Anwesenden so schnell vergessen wird. Den rot geränderten Augen einiger Kollegen und Besucher nach zu urteilen war ich wohl nicht der einzige, der bei 'Believe' mit einer gewissen Emotionalität zu kämpfen hatte. Und spätestens jetzt steht fest: Mit einem Jon Oliva in dieser Form braucht auch keiner SAVATAGE mehr, so schade es ist, dass sich diese überragende Truppe über die Jahre hinweg selbst zu Grabe getragen hat.
Auch nach dem Gig ist die Begeisterung des Publikums kaum zu bändigen, etliche Fans strömen zum Absperrgitter zum VIP-Bereich und brüllen so lange Jons Namen (da kommt man sich teils schon wie bei einem Boygroup-Konzert vor ;-)), bis dieser endlich geduldig und immer noch breit grinsend Autogramme gibt. Hach.

NEVERMORE

Es gibt so Tage, an denen ist einfach alles möglich. Nachdem ich den wohl besten SAVATAGE-Gig ohne SAVATAGE selbst gesehen habe, ist es im Nachhinein betrachtet auch nicht mehr verwunderlich, dass sich jetzt eine überirdisch gute Truppe wie NEVERMORE mal eben noch selbst übertrifft. Das liegt zum einen an Warrel in absoluter Bestform, zum anderen am grandios-famosen Gitarrenduo Loomis und Broderick. Ja, richtig gelesen: Chris Broderick, der Gitarrenhexer von JAG PANZER, ist auch endlich mal außerhalb der US of A mit NEVERMORE als Ersatz des immer noch krank ausfallenden Steve Smyth (weiterhin gute Besserung!) dabei. War schon der Auftritt auf dem RockHard-Festival nur mit Jeff eine Augen- und Ohrenweide, so fehlen mir an dieser Stelle fast die Superlative, um diesen alles überragenden Gig beschreiben zu können. Da fällt es nicht einmal großartig ins Gewicht, dass sich Van Williams etwas mit seinem Clicktrack vertut und bei zwei Stellen somit Warrels Gesangseinsatz durcheinanderbringt - das, was NEVERMORE hier auf dem Metalcamp bieten, ist größer als individuelle Fehler, die bei einer Truppe diesen Kalibers ohnehin nur alle Schaltjahre auftreten dürften.
Warrel stilecht im schnieken IMMORTAL-Shirt wie der Feldherr vor der Schlacht, der mit irrem Blick seine Legionen dirigiert, die natürlich brav folgen und vor allem gesangstechnisch einiges bieten - ich habe noch nie erlebt, dass fast jeder NEVERMORE-Song derart laut, textsicher und begeistert mitgesungen wird. Insbesondere bei 'Dead Heart In A Dead World', welches Warrel sogar a capella eröffnet, ist das Resultat schier überwältigend. In einer Stunde gibt's größtenteils neueres Material auf die Lauscher, wobei die Songs vom aktuellen "This Godless Endeavor" erwartungsgemäß am meisten knallen. Das abschließende 'Born' übertrifft beispielsweise sämtliche Publikums-Lautstärken-Rekorde dieser Welt. Mindestens. Und von der Stimmung beim Titeltrack der neuen Scheibe (Übersong!) mal ganz zu schweigen.
Abgesehen davon reicht gerade während Stücken wie 'The River Dragon Has Come' ein Blick auf das Klampfentandem vom anderen Stern, um endgültig in seligen Spähren zu schweben. Schade nur, dass man die Augen nicht wirklich zumachen möchte, schließlich könnte man ja das ein oder andere Kabinettstückchen verpassen. Ich bin mir sicher, hier eines der wohl besten (rein technisch gesehen) Gitarrenduos der metallischen Musikgeschichte gesehen zu haben. Alleine deshalb ist dieser Auftritt schon Gold wert. Ganz groß!

ARCH ENEMY

Möööp! Falscher Alarm. ARCH ENEMY haben - mal wieder - nicht gespielt. Da ich leider noch keine genauen Informationen hinsichtlich deren Absage habe (ging den Veranstaltern vor Ort auch so), lässt sich mal wieder nur spekulieren. Aber wirklich ernst nehmen kann ich diese ehemals richtig gute Band nicht mehr. Hey, die Jungs und das Mädel zeichnen sich mittlerweile durch mehr abgesagte als durchgezogene Gigs aus. Was auch immer der Grund gewesen sein mag: Das hinterlässt wieder einmal einen sehr faden Beigeschmack. Und wenn das so weitergeht, schmeckt das Gericht namens ARCH ENEMY irgendwann mal nur noch schlecht. Würg. Laut offiziellem Statement der Band lag es an einer "familiären Krise", dass die Erzfeinde nicht in Slowenien auftreten konnten. Klingt eigentlich heftig und durchaus verständlich - wenn man dann bedenkt, dass es scheinbar kein Problem war, am nächsten Tag beim Earthshaker zu spielen, kann und will ich das einfach nicht verstehen.

SCAR SYMMETRY

Zu blöd, dass SCAR SYMMETRY leider als "Special Guest" auf die kleine Forum Talent Stage gelegt wurden - so überschneiden sie sich fast komplett mit HYPOCRISY, die natürlich ein viel größeres Publikum anziehen. Allerdings ist der Platz vor der kleinen Bühne wider Erwarten ganz ordentlich gefüllt, wofür sich Brüllwürfel-und-Gesangswunder-Christian am Mikro nach getaner Arbeit auch artig und freudig bedankt. Unten vor der Bühne hat man allerdings noch mehr Grund, für die Jungs anerkennenden Lärm zu machen, denn diese Dreiviertelstunde hat es richtig in sich. Man darf zu Recht sehr skeptisch sein, ob die wirklich tollen Gesangspassagen von der neuen "Pitch Black Progress"-Scheibe auch livehaftig so funktionieren würden, schließlich zeichnet ein und derselbe Mensch für deren Umsetzung verantwortlich. Gerade beim Wechsel von den tiefsten Growls hin zu den hochmelodischen Refrains habe ich so meine Zweifel, doch siehe da - das klappt fast alles tadellos und richtig beeindruckend! Leider klappt der Bühnensound (und auch teilweise der vor der Bühne, mal wieder viel zu matschig und überseteuert) mal so gar nicht, worüber sie Christian des öfteren beschwert. Ist halt auch nicht die einfachste Übung, die Tonleiter rauf- und runterzuklettern, wenn man sich selbst kaum hören kann.
Dennoch knallen Songs wie 'The Illusionist' oder 'Mind Machine' vom neuen Werk sehr ordentlich, und ich frage mich, wie gut das vielleicht auf der großen Bühne hätte klingen können. Schade. Ihre Feuertaufe haben SCAR SYMMETRY aber für meine Ohren mit Bravour bestanden - und den Titel des einfallslosen SOILWORK-Klons sind sie auch los. Denn wer souveräner und abwechslungsreicher als deren Björn live tönt, der ist von einem simplen Plagiat meilenweit entfernt. Bin mal gespannt, was aus der Sache noch wird. Fein.

HYPOCRISY

In den Genuss von Peterles Tanzstunde in Sachen Death Metal kommen wir dann nur noch sagenhafte zehn Minuten, was gerade mal für das unvermeidliche 'Roswell '47' sowie 'The Final Chapter' reicht, die beide irgendwie ein wenig hüftsteif wirken. Mag aber auch daran liegen, dass SCAR SYMMETRY einfach deutlich mehr gerockt haben und außerdem an der Tatsache, dass man HYPOCRISY nach etlichen Festivalbesuchen auch einfach verdammt oft gesehen hat. Der Jubel ist natürlich trotzdem riesig, Peterle freut's, und uns auch, da jetzt AMON AMARTH gemütlich vom Rand aus schauen angesagt ist. Prost!

AMON AMARTH

Alter Schwede! Ich muss zugeben, dass mir die Wikinger von AMON AMARTH langsam ein bisschen auf den Keks gehen - immerhin macht die Truppe seit bald 15 Jahren traditionellen, melodischen Death Metal mit Wikingertexten. Aber wirklich interessant für die Massen ist die Band erst seit "Versus The World" (geiles Album!) und dem drögen, uninspirierten Nachfolger "Fate Of Norns" - wieso in aller Welt werden die Bands erst so groß, wenn sie ihr bestes Pulver schon verschossen haben? Dazu kommen noch etliche Touren sowie Liveauftritte auf sämtlichen Festivals quer über die ganze Outdoor-Saison verteilt. Da kann es einem schonmal zu viel werden. Aber was das Quintett hier abliefert, ist wirklich aller Ehren wert. Johann und seine Mannen haben die vielen Auftritte und die Zeit genutzt, um zu einer verdammt guten Liveband zu werden, insofern denn alle Voraussetzungen stimmen. Und die könnten hier in Tolmin nicht besser sein: Eine überdimensional große Schweden-Fahne wird von mehreren Fans in der Mitte der Meute während des ganzen Gigs hochgehalten, vermutlich das größte Stoffteil, das ich jemals bewundern durfte. Und nebenbei die tollste Bierplauze, denn Johann hat sich heute für das Modell "Bauchfrei" entschieden, wobei nicht ganz klar ist, ob das Teil einfach zu kurz ist, oder ob das tatsächlich Absicht sein soll. Bauch hin oder her, 'The Last With Pagan Blood' oder 'Bleed For Ancient Gods' rocken auf jeden Fall das Haus. Was für eine Stimmung im Publikum! 'Versus The World' und ganz besonders 'Death In Fire' knallen sogar noch besser, auch wenn auffällt, dass der 'Victorious March' mal ganz dreist von DISMEMBERs 'Dreaming In Red' geklaut ist. Frechheit. Größtenteils verdienter Triumphzug für die Wikinger, Ruhepause für uns. Also alles in Butter.
[Rouven Dorn]

DEATHSTARS

Angriff der Killersterne... Die DEATHSTARS sollten am ersten Abend für eine "Late Night Show" nach dem Headliner sorgen. Doch nach dem nackenkillenden Auftritt von AMON AMARTH ist der Großteil der Meute entweder der Bierseligkeit verfallen oder an die Strandbar geflüchtet, und so müssen die DEATHSTARS mit den letzten wackeren Fans Vorlieb nehmen und zu schlaftrunkener Stunde mit ihrem Auftritt loslegen. Dass die erste Reihe sehr stark von weiblichen Fans bevölkert ist (unter denen einige laut Jugendschutzgesetz schon längst im Bett sein sollten), ist irgendwo absehbar. Und auch die lustige Schminkparade ist erheiternd anzusehen: Glitzer, Glam, Kajal und Lippenstift, dazu auftoupierte Haare und durchgestylte Klamotten (die Glitzerpunkte auf den Wangen von Sänger Whiplasher Bernadotte hätte Sharon von WITHIN TEMPTATION nicht schöner hinbekommen). Das Spektakel kann allerdings nicht die Tatsache überdecken, dass der Sound der DEATHSTARS von vorne bis hinten geklaut ist und die Industrial-Schiene einfach schon völlig ausgelutscht ist. Meins war das auf jeden Fall nicht, auch wenn es eigentlich ganz gut dargeboten wurde, doch einige tapfere Fans halten das dancefloorkompatible Gedudel bis zum bitteren Ende durch, und als sich Whiplasher noch das Hemd vom Körper reißt, wird es für die Damen richtig heiß. Immerhin weiß ich jetzt, was der Sänger dieser TOKIO HOTEL-Bubiband in seiner Freizeit macht: Er spielt Gitarre bei den DEATHSTARS ;-)
[Caroline Traitler]

Nö, nö und nochmals nö: Solch eine sterile, kalkuliert zusammengestellte Truppe wie die Deathstars braucht einfach kein Mensch. Vor allem wissen die selbst nicht so ganz, was sie eigentlich wollen: Ein bisschen Goten-Touch, dazu ein Schlenker in die Sleaze/Glam-Ecke (sogar Stilecht mit Tüchern an der Klampfe) und obendrauf noch das beste aus der Industrial-Schiene um RAMMSTEIN, MARYLIN MANSON und den dies immer noch besser machenden THE KOVENANT zusammengeklaut. Geht's vielleicht noch ein bisschen uneigenständiger? Überflüssig und nervig.

So, und jetzt ganz, ganz dringend Bett. Uargh, war das heiß - da lässt man auch gerne mal vom Bier ab, um massig Wasser nachzukippen. Geschafft und glücklich über einen wahnsinnig tollen ersten Tag (Beliiieeeveee!) fallen wir ins Zelt, nur um vor 8 Uhr morgens schon von den ersten gleißenden Sonnenstrahlen geweckt zu werden...
[Rouven Dorn]

Redakteur:
Caroline Traitler

Login

Neu registrieren