MOTHER ENGINE, MOTHERBEAST - Leipzig

07.10.2015 | 07:58

03.10.2015, Moritzbastei

Eure Mütter ... spielen nicht KYUSS.

Muttertag in der Moritzbastei. Aus Stuttgart ist das Quartett MOTHERBEAST angereist, etwas weniger weit ist die Anfahrt für die Plauener MOTHER ENGINE. Und weil es in der Moritzbastei am Samstag immer ein über den ganzen Club verteiltes "All you can dance" gibt, fängt bei diesem Konzert der frühe Vogel den Wurm, sozusagen. Doch trotz des recht zeitigen Beginns ist die Veranstaltung letzten Endes gut besucht.

Und so geht es für MOTHERBEAST bereits halb neun auf die Bühne. Auch wenn die Songs der Stuttgarter zunächst nicht so richtig zünden wollen und auch der Sound anfangs noch ein paar Mängel aufweist, wird es mit zunehmender Dauer immer ansprechender und auch die besten Songs lässt man in der zweiten Hälfte des Gigs auf das Publikum los. Vielleicht liegt es aber auch am Hörer selbst, und ich muss erst einmal mit der unkonventionellen Mischung warm werden. Dieser psychedelische und nicht selten experimentelle Crossover-Rock mit Gothic-Anleihen zählt ganz sicher nicht zur Kategorie "Stangenware". Sängerin Pia, die auch am Keyboard steht, hat vielseitigen und charismatischen Gesang parat, dabei oftmals mit überraschend dunklem Timbre. Neben ruhigeren Zwischenspielen warten die meisten Songs zudem mit krachigem und zugleich prägnantem Riffing auf. Lediglich das stellenweise eingestreute Keyboard-Geklimper nervt etwas und hätte es eigentlich auch gar nicht gebraucht. Wenn man etwas genauer hinhört, fallen etliche Variationen vom sonst üblichen Strophe-Refrain-Standardschema auf, und vor allem der hervorragende Drummer überzeugt immer wieder mit kurzweiligen Fills. Dieser Auftritt macht neugierig auf die Stuttgarter Formation, vor allem weil das erfrischend unkonventionelle Stilgemisch von MOTHERBEAST am Ende doch sehr griffig und eindrücklich rüberkommt.

Nachdem bei MOTHERBEAST die Zuschauer erst nach und nach zur Bühne strömten, ist es bei den Stoner-/Psychedelic-Rockern von MOTHER ENGINE von Anfang an voll im Auditorium. Die Drei haben auch in Leipzig eine treue Anhängerschaft und so ist das hier beinahe ein Heimspiel. Spätestens seit dem Auftritt auf dem Stoned From The Underground (2013 noch als Zeltplatzgig, 2014 dann auf der großen Bühne) sind die Plauener eine Nummer in der hiesigen Szene. Zwischen sphärischem Wabern und deftigem Gebratze pendelnd, wickeln sie das Leipziger Publikum spielend um den Finger. Natürlich kommt die neue Scheibe "Absturz" (mit ausschließlich 10-Minuten-Songs) ausgiebig zur Geltung. Also gibt's erfrischendes Gefrickel mit wuchtigen Ausbrüchen en masse auf die Lauscher, das mit amtlichem Livesound mindestens so mitreißend ist wie auf Platte. Und das trotz der Überlängesongs, denn im ausufernden psychedelischen Treiben kann man bestens "mitfliegen". Besonders cool kommt zum Abschluss des regulären Sets dennoch die verhältnismäßig kurze Dampframme 'Brett Hart' mit Zwei-Wort-Gesang (sonst ist das Ganze ja fast ausschließlich instrumental). Zwei Zugaben sind das mindeste, vorher werden die Drei nicht wieder ins Vogtland zurückgelassen. Beim zweiten Nachschlag spielt sich die Band quasi in einen Rausch, der Song scheint gar kein Ende mehr zu finden. Tut er aber irgendwann doch und so steht am Ende die Erkenntnis, dass die drei Vollblutmucker nicht nur sehr homogen zusammenspielen, sondern inzwischen auch zwei Alben (das erste wilder und rockiger, das zweite Stoner-lastiger und verspielter) mit tollen Songs in petto haben, die live richtig Spaß machen. Nicht entgehen lassen, wenn der MOTHER ENGINE-Express mal in eurer Nähe Halt macht.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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