MOLLY HATCHET und MOONDAY6 - München

16.12.2025 | 13:38

10.12.2025, Backstage Halle

Explosiver Gig der Southern-Rock-Veteranen.

Eben noch bei BATTLE BEAST, jetzt bei MOLLY HATCHET. Hach, ich liebe diese Vielfalt. Und so unterschiedlich beide Bands auch sein mögen, so ähnelt sich meine Herangehensweise an die beiden Konzerte.

Auch von MOLLY HATCHET kenne ich kaum Musik, doch ihr Ruf für beste Liveunterhaltung eilt der Band seit Dekaden voraus.

Ich erinnere mich an einen Rock Hard-Sampler Mitte der 90er, der mich das erste Mal auf die Band stoßen ließ, doch irgendwie hat es bis heute nicht geklappt, die musikalische Beziehung zu vertiefen.

Dafür sind aber solche Livegigs oft beste Gelegenheiten.

Doch zunächst heißt es erstmal, eine Dreiviertel Stunde lang dem klassischen Hard Rock von MOONDAY6 zu lauschen.

Die Jungs sehen so amerikanisch aus -  und klingen auch so - dass ich bei der ersten Ansage doch verdutzt bin deutsch zu hören.

Aus Hannover stammen die Herren um Frontmann Tobek also. Seine hohe Stimme finde ich erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, doch mit jedem Song passender, vor allem wenn die anderen Mitglieder ihn bei den durch und durch mitsingbaren Refrains unterstützen. 

Kollege Backes bringt es in seinem Review zum 2025 erschienenen Album "Wild + Free" voll auf den Punkt: MOODDAY6 ist bestes Rock 'n' Roll Entertainment. Viele Songs stammen von diesem Album und gehen wie 'My Way Or The Highway' oder 'Honey' so gut ins Ohr, dass Tobek sogar ein paar Singspiele mit dem Publikum wagt. Das ist für einen Opener ja nicht immer einfach, doch die Mucke kommt bei dem heute anwesenden eher älteren Publikum ganz gut an und es macht brav mit. Der Sound ist dazu auch noch erdig und knackig, so dass die Zeit mit MOONDAY6 schnell vergeht.

Ich habe ja schon einiges von MOLLY HATCHET erwartet, doch dass die Band eine solche Energiebombe ist, überrascht mich dann doch.

Aber zunächst mal ein paar Fakten: Die Band existiert seit 1971 und wurde in Jacksonville, Florida gegründet, eine Herkunft, die während des Gigs auch immer wieder betont wird.

Allerdings lebt keines der Gründungsmitglieder mehr, und das Erbe der Band wird hauptamtlich von Gitarrist Bobby Ingram verwaltet. Er steht rechts auf der Bühne und sieht aus wie der Inbegriff des altehrwürdigen Rock 'n' Rollers.

Wir lernen, dass er sich bei einem Unfall auf der Bühne schwer am Fuß verletzt hat und deswegen die Tour, die eigentlich schon Anfang des Jahres hätte stattfinden sollen, verlegt werden musste.

Jetzt ist er aber wieder topfit und agil wie ein junger Hecht auf der Bühne. 

Eine andere coole Socke steht am rechten Bühnenrand, das ist Basser Tim Lindsay, auch schon in den Siebzigern und seit den siebziger Jahren musikalisch aktiv.

Der dritte Band-Veteran ist Tastenmann John Galvin, der den anderen mit seinem Hut und langen grauen Haaren in Sachen Rockerattitüde in nichts nachsteht.

Last but not least seien die jüngeren Mitglieder erwähnt, Garrett Ramsden am Schlagzeug und der äußerst agile Parker Lee am Mikro.

Die fünf legen los wie die Feuerwehr. Krass, dass man Southern Rock wie die frühen Klassiker 'Whiskey Man' oder 'Bounty Hunter' mit so viel Punch spielen kann!

Diese Männer reißen sich sprichwörtlich den Allerwertesten auf, rocken was das Zeug hält und genießen es, auch mal längere Improvisations-Sessions abzuhalten.

Bobby grinst den ganzen Gig lang wie ein Honigkuchenpferd. Ich bezweifle ernsthaft, dass DANKO JONES, der heute gleich nebenan im Backstage Werk spielt, hiergegen anstinken kann.

Man spielt tatsächlich auch einen Song, den ich kenne, klar, das ist 'Devil's Canyon', der Titeltrack des gleichnamigen 90er-Erfolgsalbums. Cool.

Doch leider schlägt nach und nach ein Umstand durch, der nicht nur mir zunehmend den Konzertabend vermiest. Es ist laut. Viel zu laut! Ich stopfe mir die Ohrenstöpsel so tief rein wie es nur geht.

Und ich sehe, wie sich die Reihen vorne lichten, obwohl die Band alles auffährt: Es gibt ein kurzweiliges Drumsolo, jede Menge partykompatible Musik ('Beating The Odds'), einen sehr gesprächigen Sänger, dessen Akzent ich aber nur sehr schwer verstehe (nicht einmal die Namen der Musiker bei den Vorstellungen, was über den Gig mehrmals passierte). Dass die Band aus Jacksonville kommt, werde ich in diesem Leben aber wohl nicht mehr vergessen.

Schon eher gegen Ende des Gigs kommt mit 'I'm Gonna Live Until I Die' ein eher ungewöhnlicher Track, in epischer Länge und mit schönen Harmonien, der mir auch im Nachgang wieder sehr gut gefällt. Das ist aber der Zeitpunkt, zu dem meine Ohren schon fast bluten und der Drang immer größer wird, ganz nach hinten zu gehen.

Irgendwie halten uns die Musiker aber doch vor der Bühne, gefühlt sind es mir gegen Ende dann aber zu viele zu lange zu laute Sologitarrenorgien, die der Herr Ingram jedoch bis auf die letzte Note auskostet. Ganz zuletzt wird er auch nochmal richtig gesprächig, erzählt von seinem Bühnenunfall, kündigt das lang ersehnte neue Album an, dessen Titel er uns fast aber nur fast verrät, Basser Tim hindert ihn daran. Sehr bald soll es aber endlich da sein.

Für die Zugaben geht es dann nochmal zurück zum Debütalbums "Flirting With Desaster" aber spätestens jetzt sind unsere Ohren komplett durch und froh, endlich Ruhe zu haben. So schade, denn es hätte durchaus mein Konzert des Jahres werden können.

Setliste: Whiskey Man; Bounty Hunter; Gator Country; One Man's Pleasure; Devil's Canyon; Beating The Odds; I Gonna Live Until I Die; Fall Of The Peacemakers; Jukin' City/Layla; Dreams (THE ALLMAN BROTHERS Cover); Zugaben: Boogie No More; Flirtin' With Desaster

Text: Thomas beckr

Photo Credit: Nives Ivic

Redakteur:
Thomas Becker

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