Journey - Karlsruhe

29.04.2007 | 18:14

17.03.2007, Europahalle

JOURNEY haben scheinbar den alten Kontinent für sich entdeckt - oder wie lässt es sich erklären, dass man bis 2006 nahezu zwanzig Jahre lang nicht in Europa tourte und nun im Jahre 2007 schon wieder einen Besuch abstattet? Nachdem die AOR-Legende schon im letzten Jahr in Oberhausen seine Klasse mit Sänger Steve Augeri unter Beweis gestellt hatte, gilt es heuer, den neuen Fronter Jeff Scott Soto der zahlreich erschienen Fanschar zu präsentieren. Doch bevor es so weit ist, darf die junge Solokünstlerin LENNON MURPHY ran. Das Mädel sieht auf der großen Bühne der Europahalle etwas verloren aus. Das Keyboard wie eine Schutzmauer vor sich aufgebaut, versteckt sich LENNON MURPHY meiner Meinung nach zu sehr hinter ihrem Instrument. Zudem reißt das Gesäusel nicht wirklich jemanden der Anwesenden vom Hocker. Immerhin ringt die junge Britin dem Publikum einen kleinen Höflichkeitsapplaus ab.

Pünktlich um 20.30 Uhr schreitet Gitarrist Neal Schon alleine auf die Bühne, um den Abend mit einer knapp fünfminütigen Soloeinlage zu eröffnen. Wer bislang weltweit über 75 Millionen Tonträger abgesetzt hat, kann sich solch eine ungewöhnliche Eröffnung erlauben. Nach dem der frenetische Jubel abgeklungen ist, kommen die übrigen Mitstreiter auf die Bühne und legen mit 'Rubicon' fulminant los. Das Hauptaugenmerk ist sicherlich auf Neuzugang Jeff Scott Soto gerichtet, der ja bereits im Jahre 2004 mit Neal Schon unter dem Banner SOUL SIRKUS gemeinsame Sache machte. Sicherlich ist es nicht leicht, einen Ausnahmesänger wie Steve Perry zu ersetzen, das musste auch schon sein Vorgänger Steve Augeri feststellen. Allerdings ist Jeff Scott Soto auch kein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Vor seinem Engagement bei JOURNEY hat er unter anderem bei YNGWIE MALMSTEEN, AXEL RUDI PELL und TALISMAN seine Brötchen verdient. Der agile Shouter macht jede Menge Meter auf der Bühne und weiß dank seiner kraftvollen Stimme zu überzeugen. Der Neuzugang interpretiert die Stücke seiner Vorgänger sehr authentisch und lässt diese zu keiner Zeit vermissen. Die Zufriedenheit scheint auch bei Bandkopf Neal Schon vorhanden zu sein, der ein ums andere Mal verschmitzt lacht und sich von der guten Laune Sotos anstecken lässt. Auch die übrigen Bandmitglieder haben definitiv Bock, und wie bei einer gut geölten Maschine greift hier perfekt jedes Rädchen ineinander.

Schon recht früh feuern JOURNEY Hits wie 'Wheel In The Sky' und 'Who's Cryin Now' locker aus der Hüfte, was der Stimmung freilich sehr zuträglich ist. Ansonsten ist es aber erstaunlich ruhig im Publikum, scheinbar gehören die meisten der Anwesenden eher zur Genießerfraktion und lauschen andächtig den Klängen, was ja auch nicht weiter verwerflich ist. Selbst als Jonathan Cain zu 'Mystery Mountain' erstmals seinen Platz hinter dem Klavier verlässt, tut sich nur wenig. Mit einer Gitarre bewaffnet gesellt er sich zu seinen Mitstreitern am Bühnenrand und übernimmt den Gesangspart. Zeit für Soto, ein wenig durchzuschnaufen, um bei der nächsten Nummer 'Edge Of The Blade' wieder ordentlich Gas zu geben. Immer dann, wenn Soto die Leute zum Mitsingen auffordert, kommt ein wenig mehr Bewegung in die vorderen Reihen. Trotz aller Aktivitäten Sotos sitzt der heimliche Star des Abends eigentlich hinter den Kesseln und heißt Deen Castronovo. Mehrfach beweist er seine Sangeskünste ('Who's Cryin' Now', 'Still They Ride', 'Open Arms') und setzt mit 'Faithfully' wie schon so oft einen der Show-Höhepunkte. Doch auch der schönste Abend geht einmal zu Ende, und nach gut zwei Stunden macht man mit 'Don't Stop Believing' und 'Any Way You Want It' den Sack zu, ehe 'Separate Ways' im Zugabeteil dem Abend ein würdiges Ende setzt.

Des Musikers Brot ist bekanntlich der Applaus, und nimmt man diesen am heutigen Abend als Messstab, haben die Jungs für die nächsten Jahre reichlich zu essen. Vielleicht lassen sich JOURNEY künftig öfter wieder in Europa blicken, nachdem man offenbar festgestellt hat, das auch die Fans jenseits des großen Teichs gewillt sind, die Band gnadenlos abzufeiern. Hoffen wir es mal!

Setliste:
Gitarrensolo
Rubicon
Stone In Love
Ask The Lonely
Wheel In The Sky
Who's Crying Now
Open The Door
Mystery Mountain
Edge Of The Blade
Remember Me
Chain Reaction
Send Her My Love
Lights/Still They Ride
Klaviersolo
Open Arms
After The Fall
La Do Da
Line Of Fire
Lovin', Touchin', Squeezin'
Escape
Faithfully
Don't Stop Believin'
Any Way You Want It
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Separate Ways (Worlds Apart)

Redakteur:
Frank Hameister

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