IN EXTREMO Burgentour 2023 - Koblenz

09.07.2023 | 18:10

09.06.2023, Festung Ehrenbreitstein

IN EXTREMO zieht wieder durch die Burgen

Die Spielleute von IN EXTREMO begeben sich auch 2023 wieder auf die sogenannte Burgentour. Dabei handelt es sich nicht um eine übliche Tournee, bei der die Band von Halle zu Halle zieht, sondern es werden Locations ausgewählt, in denen die Musik der Band auch optisch gut zur Geltung kommt. Entsprechend dem Bekanntheitsgrad der Combo finden diese Konzerte in größeren Burganlagen statt, sofern ein Event dieser Größenordnung dort machbar ist. In der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz ist das definitiv der Fall. Hier beginnt die Burgentour 2023 und ich durfte dabei sein.

Zunächst ein paar Worte zur Eventlocation an sich, vor allem für diejenigen, die sich in dieser Ecke Deutschlands gar nicht auskennen. Die Festung Ehrenbreitstein befindet sich auf einem Hochplateau oberhalb der Stadt Koblenz. Von dort oben bietet sich dem Betrachter ein wunderbares Bild auf das sogenannte Deutsche Eck, der Punkt, an dem die Mosel in den Rhein fließt. Einst im Mittelalter errichtet, wurde die Festung von den Preußen stets erweitert und sogar bis zum Ende des ersten Weltkrieges als Militärstützpunkt genutzt. Heutzutage finden in der Anlage viele Events und Konzerte statt, auch die Kollegen von SALTATIO MORTIS werden in diesem Jahr dort noch gastieren.

An diesem Freitag, dem 09.06.2023, ist aber erst einmal IN EXTREMO am Start. Als Vorgruppe hat man AD INFINITUM, die Band um THE DARK SIDE OF THE MOON-Sängerin Melissa Bonny, mitgebracht. Das Wetter ist ausgezeichnet, die Sonne scheint gnadenlos vom Himmel herab und eine überwiegend schwarz gekleidete Meute erobert das friedlich schimmernde Schloss. Die meisten Besucher sind vermutlich mit der Seilbahn heraufgekommen, das ist die direkte Verbindung zwischen der Festung und dem Deutschen Eck. Das verwinkelte Bauwerk bietet viele Möglichkeiten für Events dieser Art und man hat sich dazu entschlossen, eine Bühne auf einem rechteckigen Platz zwischen zwei Gebäudetrakten zu installieren, um Konzerte mit einer größeren Zuschauermenge durchführen zu können. Die Stimmung ist gelöst. Es hat mehr den Anschein einer geselligen Betriebsversammlung, als dass man auf den Gedanken kommen könnte, hier würde in Kürze eine Heavy-Metal-Band die Bühne betreten.

Doch genau das passiert um 19:55. Die Dame und die drei Herren von AD INFINITUM betreten die Bühne. Mit ihrem Symphonic Metal passt die Band nicht originalgetreu zu IN EXTREMO, dennoch wird das Quartett sehr gut aufgenommen. Melissa Bonny und ihre Jungs spielen einen überaus soliden Gig, sie lassen in der Abendsonne wenig anbrennen. Zwar ist das nicht der optimale Anheizer, den es in diesem Rahmen bedurft hätte. Dennoch kommt AD INFINITUM weitestgehend gut an. Das mag auch am sympathischen Erscheinungsbild der Sängerin liegen, die das Publikum auf den anstehenden Headliner einstimmt.

Selbiger betritt nach einer kurzen Umbaupause die Bühne und steigt ziemlich motiviert in das Geschehen ein. Mit 'Erdbeermund' und dem Titeltrack vom aktuellen Album 'Kompass zur Sonne' schafft IN EXTREMO es spielend, das Publikum binnen Minuten für sich zu gewinnen. Für die Band kein ungewöhnlicher Ort, denn bereits 2005 war sie hier zu Gast. Im Laufe der folgenden knapp zwei Stunden liefert die Band um den hochmotivierten Sänger Michael Rhein ein Programm ab, in dem es vor Greatest Hits nur so wimmelt. Neben neueren Songs insbesondere vom starken "Quid Pro Quo"-Album spielt das zum Sextett geschrumpfte Ensemble auch alte, lange nicht mehr live gehörte Gassenhauer wie 'Villeman Og Manhild' oder 'Vollmond'. Ich persönlich freue mich dann in der Zugabe über den Band-Oldie 'Rotes Haar', bevor die Band mit 'Pikse Palve' den exakt richtigen Song für das Ende präsentiert.

Es ist gut ein Vierteljahrhundert her, als ich IN EXTREMO das erste Mal auf einem Mittelaltermarkt in Hamburg gesehen habe. Auf einer dieser kleinen Holzbühnen präsentierten die Spielleute seinerzeit ihr Album "Weckt die Toten". Seither gab es viele Gelegenheiten, die stetig an Berühmtheit wachsende Band live zu sehen. Da waren ganz starke und auch eher routiniert gespielte Shows dabei. Am 9. Juni auf der Burgentour 2023 kann ich jedoch resümieren, dass es definitiv zu den besten IN EXTREMO-Konzerten gehört, welche ich je sehen und hören durfte. Von der Songauswahl über die eindrucksvolle Location bis hin zum guten Sound stimmt alles. Selbst das Fehlen vom Yellow Pfeiffer kann ziemlich gut kompensiert werden. Die Stimmung ist da, die Spielfreude auch. Ein mehr als gelungener Auftakt zur diesjährigen Burgentour.

Fotos: Frank Wilkens

Redakteur:
Frank Wilkens

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