Heavy Old Year 2022: BITCHHAMMER und CRASH HAMMER - Leipzig

21.01.2023 | 22:28

30.12.2022, Bandhaus Leipzig

Doppelhammer in sächsischen Rauhnächten

Zwei Tage, bevor in Stadt und Land Böller flogen, also sinnfreier Lärm und Dreck die Umwelt terrorisierte, bevor 2023 misstrauend verhalten begrüßt wurde, bevor die Jahreslisten hoch und runter geprüft wurden, fanden sich im Leipziger Bandhaus eine Clubvoll Gestalten zusammen, um aufgrund mehrerer Motivationen sinnvollen Lärm zu konsumieren. Da waren erstens die Mitglieder der Bandcommunity Leipzig-Crew, die Bar, Technikbunker, die lächelnde Kasse besetzten – und das alles ehrenamtlich. Man muss hier dazwischenschieben, dass diese Union Musikbegeisterter einen großen Anteil daran hat, dass schwerste Zeiten für Bands und Subkulturen dank solch engagierter Leute eine Chance haben, sich weiter zu halten. Mann, wie bitter so ein Satz klingt!

Gekommen waren so viele, dass man sich im Laufe des Abends "hindurchschlängeln" musste, in den Hochzeiten des Abends war das dann eine sich schüttelnde und glücklich vereinte Menge im schwitzenden Hin und Her. Folgte man Gesprächen, so war von Flucht aus dem aufreibenden Alltag, esslastigen, belastenden Familienzusammenkünften die Rede, kurzum der Club hatte "richtig Lust!". Der fiese Regen oder ein "kurzfristiger Personalausfall... Entschuldigung" verhinderte den Konsum der ersten Band des Abends, denn die Bahn, die die Wunschanreise übernehmen sollte, fiel aus. Ja, derbes, schwarzes Wolkenweinen in Begleitung, als das etwas versteckte Bandhaus dann endlich erreicht wurde.

Aus Dresden dann zunächst CRASH HAMMER. Nach den ersten Tönen ist klar, wohin die haarige Reise geht. Ein Thrash Metal, der sich auch im Punk wohlfühlt, ein Speed Metal, der auch auf gemeinsam gekrächzte Slogans setzt. Die Band ist klassisch vierköpfig besetzt, nach hinten heraus bemerkt das Quartett, wie die Menge sich mehr und mehr einfangen lässt, die letzten vier Stücke sind wirkliche Mitsinger, dass der Sound bewusst rumpelig gehalten ist, steht der Nachwuchstruppe sehr gut.

Dann Umbau, nur kurz, und drei Gestalten betreten die Bühne: Ein entspannt lächelnder Schlacks pflanzt sich auf den schmissigen Hocker, der Gitarrist mustert die Gesichter im Halbdunkel vor der Bühne. Bassist und Sänger hat gleich den Entertainmenthut auf und kommuniziert locker und leger mit den Wartenden. Das bleibt auch so, die Rollen behalten auch während der gesamten Party ihre Gültigkeit. Die Krake prügelt, der Virtuose rechts riffelt sich durch die Geschichte des Black Metal und Thrashs, diverse Neunziger-Death-Metal-Bands bekommen ihre Referenzen und die Anwesenden bilden nach gefühlt einer halben Minute eine einzige Tanzgemengelage.

Man muss den Leipzigern BITCHHAMMER schon für ihre Auftrittsreife und Bühnenpräsenz Danke und Glückwunsche überbringen. Wer sich eine Metalfeier der herausragenden Art im Bereich der kleineren und mittleren Clubs leisten will und muss – in diesen Zeiten – der sollte auf das Trio zurückgreifen. Geboten wird durchgängig eine durchaus auch eingängig dahinpfeffernde Zweiminüterattacke, die von der Aggressivität aller bekannter Hartmetalgenres getragen wird. Das passt gut und gern zusammen – gern wieder.

"Ich hab gesehen, dass du rausgehen willst – bis gleich, ich gebe dir zwei Minuten!" - wer solche Ansagen seinem schwitzigen und glücklichen Publikum hinterherrufen kann, dem rinnt die Lust auf Livemusik aus jeder Pore. Schönes 2022 – zumindest an diesem Abend ganz kurz vor dem Jahreswechsel.

 

Redakteur:
Mathias Freiesleben

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