HELMET präsentiert "20 Jahre 'Betty'" live - Leipzig

09.10.2014 | 20:52

16.09.2014, Werk 2

Zum zwanzigsten Jahrestag des Erscheinens von "Betty", dem bisher kommerziell erfolgreichsten Album der New Yorker HELMET, wird der puristische Stakkato-Metal-Rock mit vielen weiteren Stücken aus der langen Bandgeschichte angereichert.

Page und der Plektrenkamm. Aus einem mir sich noch immer nicht erschließenden Grund muss ich den gesamten Abend immer wieder auf diese weiße fünfteilige Plastikreihe starren. Die hat der emsige Gitarrenrowdie direkt vor Hamiltons Gesicht aufgefächert – aber der Meister und Chef der Band HELMET benutzt am gesamten Abend nur ein einziges. Warum aber nur ist dieses Bild das stärkste des lauten Abends, eines, das sich mir ins Hirn geknetet hat? Wahrscheinlich, weil ich eines haben wollte. Unbewusst und von einem meiner Gitarrengötter eigenständig eigenhändig gekauft. Wie naiv von mir. Naiv aber war ich 1994 nicht, was die Musik dieses New Yorker Quartetts betrifft. Das Album „Meantime“ von 1992 war eines meiner drei ersten eigen finanzierten und eigenständig eigenhändig gekauften CD-Alben. Und heute im Werk 2 in Leipzigs Süden klopft die Band, die mehrere Gitarrenwechselspiele hinter sich hat, das gesamte Nachfolge-Album „Betty“ von 1994 herunter. So ist es versprochen – es ist ja auch die „Betty“-Tour.
Hier im sehr gut ausgesteuerten Saale, sehr gut gefüllt, hat sich vor allem ein Typus Hörer/ Konzertgänger zusammengefunden. Ende Dreißig, Kurzhaarschnitte, teilweise dem Alter geschuldet, hier und da Shirts aus dem Hardcore-Bereich. Alle recht ernst mit heiteren Ausflügen, wenn das ein oder andere Lied nach zehn Jahren das erste Mal wieder erklingt. Und dann auch noch live. Das lässt sich nicht leugnen – ein Hauch von Nostalgie hat sich ausgebreitet. Ich denke, viele hier haben Jobs, Kinder, Verantwortung und früher HELMET's eigenwilliges Gemisch aus Metal und Hardcore geliebt. Und tun das immer noch. Jetzt, wo die Band es mit diesem gelungenen Retrospektive-Experiment nach Deutschland geschafft hat, treffen die Auftritte viele Freunde, das Konzept hat offensichtlich gegriffen. Das ist vielen hier anzusehen.
Dettereng Dettereng Dettereng geht das. Im Stakkato-Anschlag. Das ist das typische Gitarrenrhythmusgeräusch, welches da herunterböllert. Knochentrocken wie immer. Wie an einer Stahlschnur gezogen. Lächelnde Musiker, immer noch freundschaftlich verbunden, wie unschwer zu erkennen ist. Es gibt zunächst keine Ansagen, Song für Song wird aneinandergereiht, mir gefällt das, so kann ich alles, ja alles, was ich endlich leibhaftig von dieser Band sehenhören wollte, konsumieren und innerlich abhaken. Denn bei der Intonierung des „Betty“-Materials bleibt es bei langem nicht. 'Meantime' und 'Unsung' werden gegeben – jetzt könnte ich eigentlich duschen gehen. 'Unsung' ist übrigens der bester wunderbarste Song, den die Band je geschrieben hat. Dass HELMET auf ihre Art immer noch einen eigenen und unaufdringlichen Stil mit hohem Mitgehfaktor unter hohem Wiedererkennungswert haben, wird hier sehr gut verdeutlicht. Vor allem Page Hamilton taut immer mehr auf und macht launige Fratzen und Ansagen, auch erzählt er, dass die Band nach einem tollen Gig am Vorabend in Berlin bis früh um Sieben gefeiert hat. Ey, es ist Dienstag. Egal, alle vier Musiker beginnen, mit dem Publikum zu flirten, vor allem der Drummer fasziniert mich dabei mit seinem präzisen und erbsengenauen Spiel. Ab und zu schiebt er auch noch eine zweite Singstimme mit in diesen Strukturlärm, da zücke ich die Mütze.
Unmittelbar vor der Bühne drei vier offensichtliche Metalmenschen mittleren Alters, deren fleißig-fliehende Haarpracht das Bühnenlicht immer wieder unterbricht. Die lassen sich gar nicht abschütteln und beweisen, dass HELMET zu knapp 20 % Metal, zu 30 % Hardcore und in der anderen Hälfte einfach nur HELMET aus New York sind.
Schlussendlich wird der Plektrenkamm von Hamilton persönlich zerpflückt und mit den ihm eigenen ungelenken Bewegungen lässt der Mann, der auch lange schon in Jazz macht, hinter seinem Rücken die kleinen Gitarristenplastiken in das zufriedene Publikum segeln. Ich stehe zu weit hinten und finde meine abendliche Obsession plötzlich ziemlich bescheuert.

Page und der Plektrenkamm. Aus einem mir sich noch immer nicht erschließenden Grund muss ich den gesamten Abend immer wieder auf diese weiße, fünfteilige Plastikreihe starren. Die hat der emsige Gitarrenrowdie direkt vor Hamiltons Gesicht aufgefächert – aber der Meister und Chef der Band HELMET benutzt am gesamten Abend nur ein einziges. Warum aber nur ist dieses Bild das stärkste des lauten Abends, eines, das sich mir ins Hirn geknetet hat? Wahrscheinlich, weil ich eines haben wollte. Unbewusst und von einem meiner Gitarrengötter eigenständig eigenhändig gekauft. Wie naiv von mir. Naiv aber war ich 1994 nicht, was die Musik dieses New Yorker Quartetts betrifft. Das Album "Meantime" von 1992 war eines meiner drei ersten eigen finanzierten und eigenständig eigenhändig gekauften CD-Alben. Und heute im Werk 2 in Leipzigs Süden klopft die Band, die mehrere Gitarrenwechselspiele hinter sich hat, das gesamte Nachfolge-Album "Betty" von 1994 herunter. So ist es versprochen – es ist ja auch die "Betty"-Tour.

Hier im sehr gut ausgesteuerten Saale, sehr gut gefüllt, hat sich vor allem ein Typus Hörer/Konzertgänger zusammengefunden: Ende Dreißig, Kurzhaarschnitte, teilweise dem Alter geschuldet, hier und da Shirts aus dem Hardcore-Bereich. Alle recht ernst mit heiteren Ausflügen, wenn das ein oder andere Lied nach zehn Jahren das erste Mal wieder erklingt. Und dann auch noch live. Das lässt sich nicht leugnen – ein Hauch von Nostalgie hat sich ausgebreitet. Ich denke, viele hier haben Jobs, Kinder, Verantwortung und früher HELMETs eigenwilliges Gemisch aus Metal und Hardcore geliebt. Und tun das immer noch. Jetzt, wo die Band es mit diesem gelungenen Retrospektive-Experiment nach Deutschland geschafft hat, treffen die Auftritte viele Freunde, das Konzept hat offensichtlich gegriffen. Das ist Vielen hier anzusehen.

Dettereng, Dettereng, Dettereng geht das. Im Stakkato-Anschlag. Das ist das typische Gitarrenrhythmusgeräusch, welches da herunterböllert. Knochentrocken wie immer. Wie an einer Stahlschnur gezogen. Lächelnde Musiker, immer noch freundschaftlich verbunden, wie unschwer zu erkennen ist. Es gibt zunächst keine Ansagen, Song für Song wird aneinandergereiht, mir gefällt das, so kann ich alles, ja alles, was ich endlich leibhaftig von dieser Band sehen und hören wollte, konsumieren und innerlich abhaken. Denn bei der Intonierung des "Betty"-Materials bleibt es bei langem nicht. 'Meantime' und 'Unsung' werden gegeben – jetzt könnte ich eigentlich duschen gehen. 'Unsung' ist übrigens der beste, wunderbarste Song, den die Band je geschrieben hat. Dass HELMET auf ihre Art immer noch einen eigenen und unaufdringlichen Stil mit hohem Mitgehfaktor unter hohem Wiedererkennungswert haben, wird hier sehr gut verdeutlicht.

Vor allem Page Hamilton taut immer mehr auf und macht launige Fratzen und Ansagen, auch erzählt er, dass die Band nach einem tollen Gig am Vorabend in Berlin bis früh um Sieben gefeiert hat. Ey, es ist Dienstag. Egal, alle vier Musiker beginnen, mit dem Publikum zu flirten, vor allem der Drummer fasziniert mich dabei mit seinem präzisen und erbsengenauen Spiel. Ab und zu schiebt er auch noch eine zweite Singstimme mit in diesen Strukturlärm, da zücke ich die Mütze.

Unmittelbar vor der Bühne drei, vier offensichtliche Metalmenschen mittleren Alters, deren fleißig-fliehende Haarpracht das Bühnenlicht immer wieder unterbricht. Die lassen sich gar nicht abschütteln und beweisen, dass HELMET zu knapp 20% Metal, zu 30% Hardcore und in der anderen Hälfte einfach nur HELMET aus New York sind.

Schlussendlich wird der Plektrenkamm von Hamilton persönlich zerpflückt und mit den ihm eigenen ungelenken Bewegungen lässt der Mann, der auch lange schon in Jazz macht, hinter seinem Rücken die kleinen Gitarristenplastiken in das zufriedene Publikum segeln. Ich stehe zu weit hinten und finde meine abendliche Obsession plötzlich ziemlich bescheuert.

Redakteur:
Mathias Freiesleben

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