HANABIE. und SUN - München
01.12.2025 | 18:5925.11.2025, Backstage
Party zwischen Punk, Metalcore und Anime - die vier Japanerinnen lassen das Backstage beben.
Nicht ihre erste Europatour, aber ihre wohl bisher größte. Fast überall ausverkauftes Haus, so auch heute im Münchner Backstage, wo sie mit dem "Werk" die größte Halle belegen.
Die Rede ist von der japanischen Band HANABIE., einer Gruppe von vier jungen Frauen, die mit ihrem von ihnen selbst "Harajukucore" genannten Stil eine unvergleichliche Mischung aus Metalcore, Punk, Pop, Electro und Anime auf die Bühne bringen.
Seit zehn Jahren gibt es die an eine High School als MAXIMUM THE HORMONE-Coverband gegründete Gruppe nun, und bis auf die mittlerweile vierte Schlagzeugerin ist sie auch weitestgehend noch in Originalbesetzung.
Seit etwa vier Jahren machen sie auch das internationale Parkett unsicher, spätestens als die Videoclips zu 'We Love Sweets' und 'Pardon Me, I Have to Go Now' viral gingen.
Zu Beginn gibt es aber erstmal Europäisches. Während am Merchstand des Headliners immer noch endlos lange Schlangen zu finden sind, manch einer mit VIP-Bändel von der davor stattfindenden Session, steht auf der Bühne SUN aus Paris, mit dem Untertitel "Brutal Pop".
Die aus Karlsruhe stammende und nach Frankreich ausgewanderte Sängerin und Gitarristin Karoline Rose Sun, vermischt "Mainstream Pop" mit Rock und Metal, was heute im Backstage durchaus gut ankommt.
Fotos aus dem Graben sind hier nicht erlaubt, deswegen halte ich mich eher in den hinteren Reihen und am Merch auf. Wie beim Hauptact auch sollte man hier nicht Schlüsse auf die Musik aus dem weißen Kleidchen-Outfit der Sängerin ziehen,
Setliste: I Killed My Man; Fast Car; Free Your Soul; Painful Attraction; Come Clean; Survivor (DESTINY'S CHILD Cover), Krystal Metal; John & I (Money); Higher Fire
HANABIE. (den Punkt am Ende nicht vergessen, genauso wie das "E" am Ende in der Aussprache) ist mittlerweile fast am Ende ihrer einmonatigen Tour durch Europa angelangt, die Mädels wirken aber alles andere als müde und ausgelaugt. Zum Intro vom Band kommen der Reihe nach Drummerin Chika, Sängerin und Gitarristin Matsuri (im für sie typischen Schlabberlook mit "Fuck You"-Socken), die bierliebende Bassistin Hettsu, die mittlerweile ihre Stimme wiedergefunden hat, und schließlich Frontfrau Yukina im wie immer schrillen Outfit auf die Bühne und legen mit 'O-TA-KU Lovely Densetsu', einer Huldigung an die Anime-, Manga- und Otaku-Szene Japans, mächtig los.
Mächtig ist überhaupt das Stichwort: Knallharte Gitarrenriffs, Basslines zum Niederknien, Schlagzeugsalven wie Maschinengewehrfeuer und der Wechsel des rotgefiederten und blondierten Kampfzwergs an der Front zwischen Anime-Piepsstimme und einer Deathgrowl-Stimme, wo man sich fragt, wie sowas aus so einer zierlichen Person überhaupt rauskommen kann. Füße stillhalten ist für Yukina dazu auch noch ein Fremdwort, die flitzt und albert ungebändigt auf der Bühne mit ihren Kolleginen und später auch im Graben rum. Der ihr von den Fans verabreichte Spitzname "Chaos Goblin" hat durchaus seine Berechtigung.
Es dauert auch nicht lange, bis die ersten Crowdsurfer nach vorne durchgereicht werden, sich erste Moshpits bilden und ein großer Teil des Publikums jeden Text mitsingt. Sprachbarriere? Mitnichten. Der Die Hard-Fan weiß, worum es in den überwiegend in japanisch gehaltenen Texten geht. Und die sind nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen. Mitunter werden durchaus auch sozialkritische Töne angeschlagen ('Osaki ni Shitsurei Shimasu', 'Warning!!'), mal geht es um Flucht aus Gefahrensituationen ('Tousou'), mal einfach darum dass man das Leben feiern soll ('Kotoshi Koso Gal').
Zwischendurch noch eine Showeinlage von der sich sonst meist im Hintergrund haltenden Hettsu - bei jeder Show wird von ihr ein Bier geköpft, heute fällt die Wahl aber nur auf ein schnödes 0,33er "Beck's" - und das im Bierland Bayern... naja. Mit Bierbrille auf der Nase gibt sie unter viel Publikumsbeifall die Festzelthymne "Ein Prosit der Gemütlichkeit" zum Besten, bevor es mit 'Reiwa Matching-Sedai' weitergeht. Zu 'Tousou' öffnet sich auf Yukinas Befehl hin vor der Bühne die Wall of Death, die mit ihrem Urschrei dann standesgemäß aufeinanderprallt.
Alles in allem ist die Show eine Wohltat, sowohl was die Performance angeht, als auch die spontanen Interaktionen zwischen Band und Fans. Sowas kann man halt nur machen, wenn nicht der gesamte Ablauf von der ersten bis zur letzten Sekunde durchchoreografiert ist, wie bei so manch anderen Acts. So kommt es, dass die Show gefühlt viel zu früh zu Ende geht.
Fazit: Sehr empfehlenswert, jedenfalls für solche, die nicht nur den klassischen Heavy Metal hören (wollen) - die Vier bringen auf jeden Fall frischen Wind in die Szene. Während ich die letzten Zeilen dieses Texts verfasse, kündigt die Band für Ende Januar eine neue EP an - man darf gespannt sein.
Setliste: O-TA-KU Lovely Densetsu; Warning!!; Bucchigiri Tokyo; Spicy Queen; Meta-moru-phose!; Ware Amatou; Kotoshi Koso Gal (Shoka Ver.); Girl's Talk; Reiwa Matching-Sedai; Love Ranbu; Chouijgen Galaxy; NEET GAME; TOUSOU; Osaki ni Shitsurei Shimasu; Today's Good Day & So Epic; Zugabe: Want To TIE-UP (+ 'Rollin' (DJ Monk vs. The Track Mack Remix)' von LIMP BIZKIT als Outro)
Text und Photo Credit: Michael Vogt
- Redakteur:
- Michael Vogt





