HAGGEFUGG und KRAYENZEIT - Bochum

31.03.2017 | 19:30

25.03.2017, Matrix

Denn uns gehört die Nacht! Pünktlich zur Geburtstagsparty des Rockpalast in der MATRIX breiten die schwarzen Vögel ihre Flügel aus und steuern Bochum an. KRAYENZEIT gastiert mit der "Tenebra"-Tour und hat sich mit HAGGEFUGG lokale Gäste eingeladen...

Im kleinen Konzertbereich neben der Tube in MATRIX haben sie sich für diese Nacht eingenistet: Nach dem Start der Headliner-Tournee von KRAYENZEIT im Frankfurter Bett geht es für die Mittelalter-Rocker aus dem Süden Deutschlands in den Ruhrpott. Stilecht wie ein kleines Gewölbe gerundet, verspricht die Location für die Akustik des Abends vor allem eins – es wird laut. Eine Ahnung, die sich später noch bestätigen wird...

Doch eines nach dem anderen: Bevor KRAYENZEIT sich selbst die Ehre gibt, debütiert HAGGEFUGG als Einheizer in der Matrix. Die sechs Musiker aus Köln beschreiben ihre Musik als Prost-Mittelalter-Party-Rock und treffen damit voll ins Schwarze: "Frönt den munteren Gelagen", lautet die Botschaft des Sextetts. Passend dazu trägt das aktuelle Album von HAGGEFUGG den Titel "Metgefühl". Neben dem Titelträck präsentieren die Jungs an diesem Abend auch Mit-Mach-Songs wie 'Trinkt aus!' mit gymnastischen Einlagen. Dazu lässt sich das Publikum zwar geduldig animieren, bleibt ansonsten jedoch während des halbstündigen Show relativ bequem. HAGGEFUGG selbst ist schon durch die Besetzung mit Dudelsäcken und Schalmei mehr der klassischen Sparte der mittelalterlichen Rock-Musik zuzuordnen. Dieser Linie bleiben die Kölner auch mit der Setliste treu: Spätestens bei dem alten Spielmanns-Klassiker verfestigt sich der Eindruck: Mit ihrem Gute-Laune-Feier-Konzept passt HAGGEFUGG perfekt auf den Mittelalter-Markt, auf der Bühne in der Matrix haben sie es jedoch schwer.

Nach einer kurzen Umbaupause erklingen schließlich die Schreie der schwarzen Vögel: Nach und nach betreten die Musiker von KRAYENZEIT zum Intro die Bühne, bis Sänger Markus "Engel" die Truppe komplettiert und die Sieben mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums "Tenebra" in den Abend starten. Von Anfang an zeigen sich die Zuschauer in der MATRIX den Süddeutschen wohlgesonnen. Es wird gefeiert, gelacht und jede Menge Stimmung unter den Anwesenden verbreitet. Ein Blick in die Runde lässt vermuten, dass die (leider verkürzte) Support-Tour von KRAYENZEIT im vergangenen Winter den Krähen dennoch einiges an Aufschwung gegeben hat: Unter den Gästen befinden sich, den T-Shirts nach, auch einige SCHANDMAUL-Fans.

Die reihen sich vorbildlich in den Schwarm ein, sodass vor der Bühne ebenso konstant gute Laune herrscht wie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, selbst. Denn KRAYENZEIT feiert abseits der Dance-Floors, die in der Location an diesem Abend bespielt werden, eine eigene Party: Obwohl die enge, flache Bühne der dynamischen Show von außen einige Grenzen auferlegt, lassen sich die Musiker davon nicht beirren. Ob tänzerische Einlagen von Jessy bei 'Wüstenfeuer' , lässig präsentierte Soli der Saitenhexer Alex, Jo und Chris oder die groovende Coolness von Martin hinter dem Schlagzeug – ebenso wie die charismatische Anheize von Markus "Engel", die aus dem Publikum bei 'Von der Fahrt übers Meer' ein wogendes Meer machen und die elegante Darbietung von Geigerin Meike... KRAYENZEIT präsentiert sich in Bochum als harmonische Einheit. Die sichtbare Tatsache, dass die Krähen auch untereinander und miteinander jede Menge Spaß beim Konzert haben, zündet einen Funken, der den Konzertsaal schnell in einen echten Hexenkessel verwandelt.

Doch nicht nur das feierwütige Publikum, welches die Songs der Mittelalter-Rocker aus dem Stuttgarter Raum textsicher mitskandiert, sorgt auf der Bühne für große Gefühle: Denn für Geigerin Meike ist der Auftritt mit KRAYENZEIT nicht nur ihr Debüt in der MATRIX, sondern gleichzeitig auch ihre Derniere. Es ist ihr letzter Gig gemeinsam mit den Krähen, den die aufstrebende Filmkomponistin mit jede Menge Herzblut und technischer Finesse absolviert. Schließlich bleibt Sänger Markus nur noch, ihr im Namen der Band Danke zu sagen und Meike gemeinsam mit Martin, dem Herr der Becken, ein Präsent in Form einer Flasche Wein zu überreichen. Natürlich lassen es sich aber auch die Bochumer nicht nehmen, die Violinistin ausgiebig zu feiern. Wer die Nachfolge von Meike an der Geige einnehmen wird? Ob die Suche nach einer neuen Krähe, die vorrangig über die sozialen Netzwerke stattfand, schon ihr Ende gefunden hat – darüber schweigt KRAYENZEIT sich öffentlich noch aus. Fest steht: Der oder die neue Geigerin tritt in große Fußstapfen.

Mit diesem emotionalen Abschied geht auch das Konzert selbst mit großen Schritten aufs Ende zu. Die sieben Musiker verlassen nach der letzten Nummer für kurze Zeit die Bühne, ehe erneut ein Intro erklingt. Versierte KRAYENZEIT-Hörer erraten es gleich: Mit den Anfangstönen des Debütalbums, "Auf dunklen Schwingen" kündigt sich die größte Hymne der Band an, das gleichnamige 'Krayenzeit'. Ohne Verschnaufpause powert KRAYENZEIT da weiter, wo die Band vor wenigen Minuten aufgehört hatte, nur um in einem der folgenden Songs ganz besinnlich und ruhig zu werden. 'Alles von mir' entfaltet in der intimen Wohlfühl-Atmosphäre einen echten Gänsehautzauber, die Jungs und Mädels, die eben noch die MATRIX gerockt haben, wirken auf einmal ganz nachdenklich und fast schon zart. Ganz großes Kino und ein echter Traum! Aus dem weckt KRAYENZEIT das Publikum mit einem echten Party-Hit mittelalterlicher Rockmusik: Mit 'Fegefeuer laden Markus und seine Mannen zum letzten Mal zur kollektiven Eskalation, ehe sich die Sieben endgültig von der MATRIX und einem enorm begeisterungsfähigen Publikum verabschieden.

Redakteur:
Leoni Dowidat

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