Fury Fest - Le Mans (F)

27.07.2005 | 16:20

01.01.2000, Circuit des 24 Heures du Mans

Das musikalisch extremst Festival des Sommers: SLAYER meets DISSECTION meets IMMOLATION meets ENSLAVED...

... der zweite Tag beginnt mit einer Analyse der Le Mans'schen Stadtkultur - für die Fans ja immer auch ganz wichtig, welche City da in Grund und Boden gerockt wird und ob sie Rückzugspunkt für kurze Erholung vom Festivalstress sein kann. Im Fall der französischen Stadt rund 100 Kilometer westlich von Paris steht für diese Frage ein klares ‘Nein’, besonders in der Innenstadt ist es schlicht nur laut und schmutzig. Doch fast übergangslos ist der Metal-Tourist von dort in der Altstadt mit einer wunderschönen alten Häuserstruktur - schiefe Wände - und schnuckeligen Hinterhöfen mit duftenden Rosenbüschen. Dazu kommt eine Riesenkathedrale mit frühgotischem Touch und beeindruckenden Wasserspeiern in alle Richtungen der Stadt. Einer der Wasserspeier blickt auch gen Fury Fest. Dort erblickt er am Morgen des zweiten Tages eine erste Menschenmenge, die sich in Richtung COPROFAGO auf der Forum-Stage, der zweitgrößten Bühne des Fests bewegt - sie erleben dort tollsten technischen Melodic-Prog-Death Metal mit Gorefest-Attitüde...
(Henri Kramer)

Zuvor aber noch schleicht sich ein Fotozwerg zur Hauptbühne durch. Samstag “Morgen”. Gestatten KRUGER. Main-Stage. Der Restfetzen Instrumental scheint ja ganz vertretbar groovig, dem Industrial zugeneigt. Nur die Stimmbänder sollten mal gestimmt werden. Weil: so stimmt das nicht! Ja, hätte man doch mal paar Minuten eher erscheinen sollen - für genaueres an Auseinandersetzung nebst Beschreibung.
(GFZ)

COPROFAGO - das hört sich nach Südamerika an. Und richtig, vier Chilenen belagern am frühen Nachmittag die Bühne. Während schon einige Wolken diversen Rauchzeugs an der Nase vorbeiziehen, sticht besonders der abwechselnde Gesang der beiden Gitarristen ins äh…Ohr. Einer klingt stimmlich verdammt nach Gorefest, Kandidat zwei gibt ein typisches Hardcore-Organ zum Besten. Für ihre zwischen Mid- und Uptempo variierende, auch vor progressiven oder leicht psychedelischen Einflüssen nicht zurückschreckende Musik sind die meisten Anwesenden aber dann doch noch nicht fit genug.
(Thomas Fritzsch)

Gefühlvolleres Weckprogramm dagegen auf der Hauptbühne, ein paar Minuten vor COPROFAGO: Ihr Bandname mag vielleicht etwas merkwürdig anmuten, doch was musikalisch hinter THE OLD DEAD TREE steht, ist über alle Zweifel erhaben. Stilistisch passen die vier Franzosen kaum in eine der gängigen Kategorien, aber wer modernen, gefühlvollen Metal wie beispielsweise den von KATATONIA mag, der dürfte sich auch bei den alten, toten Bäumen gut aufgehoben fühlen. Schwerpunkt des Gigs ist erwartungsgemäß ihr bis dato einziges Album ”The Nameless Disease”, ergänzt durch zwei noch unveröffentlichte Stücke namens ‘Even If’ und ‘Out Of Breathe’. Die Band begeistert mit interessanten, vielschichtig strukturierten Songs, dabei wird jedoch nie zu dick aufgetragen. Klischeefreie Momente der Rührung, hervorgerufen durch den wunderschönen, emotionalen Gesang und dezent eingestreute, wohltönende Gitarrenmelodien stehen in stimmigem Wechsel zu rockigen Abgeh-Parts mit harschen Vocals. Ein weiterer Pluspunkt ist die sehr sympathische, natürliche Ausstrahlung der Musiker. Eine solche Band verdient, mit Erfolg belohnt zu werden, aber im Allgemeinen ist ja bekanntlich eher das Gegenteil der Fall.
(Sabine Schönfelder)

Na-na, wer will denn gleich heulen? Zumal nun die französische Sonne unter freiem Himmel die Hirne wegbrutzelt. Auf der Main-Stage übernehmen das die Deathgrinder von CEPHALIC CARNAGE. Nichts mit Ruhe und Energie sparen, der amerikanische Wahnsinn stürmt die Bühne. Shouter Lenzig und seine Mannen schlagen Purzelbäume und springen im Kreis. Der grindkranke Blick von Basser Jawsh sucht sich seine Seelen vor der vollen Hauptbühne und knallt ihnen seine Klänge um und in die Ohren. Fett, kurz und kompromisslos schlachten CEPHALIC CARNAGE ihre musikalischen Opfer unter einer fulminanten Lichtshow.
(Markus Mirschel)

Die Franzosen INSIDE CONFLICT sind auf der Forum-Stage nebenan offensichtlich keine Unbekannten, haben sie doch keine Mühe, einen ansehnlichen Circle Pit vor der Bühne zu generieren. Der schnelle Hardcore des vierköpfigen Kommandos lädt aber auch zu ausgelassener Bewegung ein. Die Stimme driftet dabei schon mal in Grindgefilde ab, wozu das Tempo noch zusätzlich angezogen wird. In den gedrosselten Passagen überzeugen eingeflochtene Melodiebögen der Sechs-Saiten-Abteilung und runden den guten Eindruck der Franzosen ab.
(Thomas Fritzsch)

Auf der Hauptbühne kracht es nun dreimal, nur die Umbaupausen lassen Luft zum Atem holen: Für das Hardcorepublikum beginnen heute nämlich recht zeitig - schon um 14.45 Uhr - H2O: Und was die vom Stapel lassen ist astrein gespielter Hardcore, der kaum Wünsche offen lässt. Wer die Scheibe ”GO” kennt, weiß was diese Jungs drauf haben - live wird's nochmal überboten. Nach dieser gelungenen Vorstellung erwarten die Fans TERROR, ein guter Ruf eilt den Herrschaften immerhin voraus. Leider werden die Erwartungen an diesem Nachmittag nicht so recht erfüllt. Sicher, der Sound ist wieder grandios, aber showtechnisch können TERROR heute nicht beeindrucken - vielleicht beim nächsten Mal. Die Fans scheinen jedoch zufrieden. Um 16.45 Uhr betreten MADBALL die Bühne - das Publikum ist nun kaum noch zu halten. Die ersten Klänge ertönen und der Mob ist am toben, die Halle gleicht einem Hexenkessel. Was Freddie Cricien, der kleine Bruder von AGNOSTIC FRONT-Frontmann Roger Miret, hier mal wieder zustande bringt, kann sich sehen und vor allem hören lassen. Klar, dass auch der eine oder andere Song von AGNOSTIC FRONT nicht fehlen darf. Die Beschreibung der örtlichen Tageszeitung zum Moshpit: KDS - Karatedancingstile...
(Bianca Schneider)

Und als kleine Accessoireeinlage präsentieren sie diesmal ihren “mad ball”…ein gar schnuckeliges, großes rund wirkendes graublau-glänzendes Etwas mit zackigen Zähnchen, welches auf einem Case auf die Bühne gekarrt wird. Niedlich.
(GFz)

Zwischendurch ein Blick zur Forum-Stage: Dort geben die Jungs von ABORTED ihr Bestes. Aber was tun, wenn der Sound nicht stimmt? Was will man da noch machen? Es ist ziemlich schade, dass gerade bei den Bands der härteren Gangart ein ziemlicher Soundbrei auf dieser Stage vorherrscht. Nichtsdestotrotz liefern die Belgier eine äußerst gute Bühnenshow, und auch wenn der Sound nicht weltbewegend ist, lässt sich die halbe Stunde Spielzeit dennoch als ”gelungen” bezeichnen.
(Sebastian Walkoviak)

Auf meinem Spaziergang von der Ässtation durch die Forum-Halle bleibe ich doch glatt hängen. Ist doch mal was anderes. Ein wenig Folk Rock, POGUES lassen grüßen. Und tanzbar. Wenngleich das Wetter einen auf Standby schalten läßt, um die Kräfte zu schonen und nicht noch mehr salzhaltige Körperliquide entweichen zu lassen, animieren FLOGGIN' MOLLY zum Duracell-Grins-Mitschwingen. Permanent. Die Hüften schäkern. Düdelgeige, Quetschkommode und noch weiteres Folkequipment und der Spaß ist gegeben. Sicher kaum das Non-Plus-Ultra, da man ja so was in der Art schon mal früher hörte, aber angenehm. Nett. Somit den Anschluss zur Hauptbühne beinahe verpasst.
(GFZ)

Doch es kommt noch besser: IMMOLATION sind schick und böse. Schick, weil die gesamte Band in schwarzen Hemden auftritt. Böse, weil sie ihren satanischen Death Metal in einer Intensität zocken, die selbst Morbid Angel kaum überbieten können. Ihre Show besitzt zwei Dreh- und Angelpunkte: Einmal den klampfenden Glatzkopf Robert Vigna, der seine Gitarre wie wild umherwirft und trotzdem technisch perfekt spielt. Und eben Sänger und Bassist Ross Dolan, der mit seinen knielangen dunklen Locken furchtbar beeindruckend aussieht. Der Sound zu diesem Schauspiel ist klar und so düster wie auf den Platten des Quartetts. Dolan hat auch Ansagen zwischen den Songs kaum nötig, er lässt lieber die Musik für sich sprechen. Einen neuen Song namens ‘Sworn Of Terror’ bekommen die austickenden Fans auch zu hören, er setzt nahtlos das düstere Death Metal-Konzept von IMMOLATION fort. Fazit: Ein Gig, der in seiner Brachialität noch berauschter macht - der pure Wahnsinn, den DISSECTION im Anschluss fortsetzen. Obwohl an dem Abend der neu bekehrte Dave Mustaine noch spielen soll, bestehen die Veranstalter auf den Auftritt von Jon Nödtveitd und Co. Die Band präsentiert gleich noch ihren neuen Bassisten Haakon Forwald, der sonst bei den Norwegern von DISIPLIN zockt und sich ziemlich nahtlos in die Livepower der Truppe einpasst. Die Fans gehen sofort ab, bei Klassikern wie ‘Where Dead Angels Lie’ keine Frage. Buhrufe ob der Vergangenheit von Mr. Nödtveidt sind in Frankreich nicht zu vernehmen, vielmehr hängen die Fanaugen am wilden Gitarrenspiel des DISSECTION-Frontmanns. Das Ende kommt mit einem grandiosen ‘Thorns Of Crimson Death’ nach 45 Minuten trotzdem viel zu schnell - das reicht aber trotzdem, um bei den Jüngern der Schweden vor Begeisterung blitzende Augen zu erzeugen. Wow.
(Henri Kramer)

Die Welt um Le Mans ist nach DISSECTIONs Anti-Kosmos wieder ins Lot gerückt und KREATOR betreten zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte die Bühne eines französischen Festivals. Diese schmücken vier Steinsäulenimitate, und ein finsterer Skull bietet den gespannt wartenden Fans die Stirn. Atmosphärisch beginnt das Set mit dem Intro zu 'Choir Of The Damned’, bevor der Thrashhimmel aufgerissen wird und eine gleißende Lichtflut über die Köpfe hereinbricht. Leider will das Stageacting der Ruhrpott-Thrasher nicht recht zum energiegeladenen Sound passen, ein lahmes Bäumchen-wechsle-dich-Spiel von rechts nach links und zurück. Lediglich für die Stage-Kamera wird bei 'Dystopia’ am Bühnenrand evil gepost. An der Songauswahl gibt’s nichts zu meckern, auch wenn sich Herr Petrozza in den Pausen gern ein bisschen länger feiern lässt. Da muss schon fünfmal nachgefragt werden, ob jemand im Publikum ”ready to kill” ist, bevor mit 'Pleasure To Kill’ einer der vielen Klassiker herausgekramt wird. Als nach den Zugaben 'Flag Of Hate’ und 'Tormentor’ die Flying V gen Himmel zeigt, ist die Thrash-Welt jedoch wieder voll in Ordnung.
(Thomas Fritzsch)

Bei so viel Begeisterung ob der Meisterleistungen von KREATOR, DISSECTION und IMMOLATION binnen zweier Stunden bleibt fast auf der Strecke, dass mitten in diesem Marathon auch noch DARK TRANQULLITY spielen... Ächz.
(Henri Kramer)

Können die DARKies irgendwas falsch machen? Die Antwort ist ein eindeutiges Nein! Egal, ob vor nur zehn Leuten oder Tausenden im Publikum - jederzeit liefern sie eine grandiose Show ab. Jedoch, umso mehr Leute sich mitreißen lassen, desto feuriger gehen sie ab, DARK TRANQUILLITY. Auch beim Fury geben sie wieder alles. Hunderte in der Forum-Halle. Ja, sie sind die ‘Wonders At Your Feet’; haben null Grund zu ‘Punish My Heaven’; ‘White Noise - Black Silence’ - ganz im Gegenteil, sie zocken sich leidenschaftlich in die Ekstase der Fanschaft - weniger ruhig, dafür berauschend, bunt. Mika nutzt seinen Spielplatz wie immer - umso quadratmeterreicher die Austobfläche, desto voluminöser die Atmosphäre. Wenngleich die Halle nicht die allerbesten Soundvoraussetzungen liefert, dreht doch ein wahrer O(h)rchestermeister die Regler. Gern könnten sie länger, als der Zeitrahmen hergibt. Doch die anderen wollen ja auch noch.
THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY: Der Name allein nimmt schon fast die Hälfte des Reports ein und beim Austippen ermüden die Finger. Weniger ermüdend, was die Schwedenlärmer so abziehen. Der Name ist Gesetz. In Rotshirt-Einheitsuniform zappeln sie los, der unruhigste ist der Sänger, der sicherlich seine Karriere als Mikroständer-Hochspringer verfehlte. Wozu, wenn man beides gleichzeitig in einem Abwasch erledigen kann - sportliche Fähigkeit zur Höchstleistung nebst schräger Musik? Damit nicht genug, erklimmt er die neben dem Schlagzeug hochgestapelten Boxen, tönte dort oben schrill herum und: zock! Hupft er doch auch noch aus ich-hab's-nicht-abgemessen-wieviel-Meter Höhe herunter. Saubere Landung. Das Fußgelenk wäre hin, seines nicht. Haltungsnote top. Die schier unauffälligste Band im Klangmulmcontainer…hehe. Ja, sie machen Spaß und als Abschluss noch einen Hupfer von einer rangezerrten Box in Bühnenmitte, Rücken zum Volk, jonglierend mit Mikro, selbiges hochwerfend und ausladend im Sprungfluge einfangend. Jawoll!
(GFz)

Mit BLEEDING THROUGH aus dem schönen Orange Country gibt es eine weitere Metalcore-Band auf dem Fury Fest. Ein Keyboard steht mit auf der Bühne, was für diesen Musikstil eher ungewöhnlich ist - aber warum nicht, ist mal was anderes. Man möchte sich eben von dem üblichen ”Nur”-Gebolze abgrenzen - und es ist eben eine nette Ergänzung zum Powergesang des Fronters. Das rockt, da bleibt kein Auge trocken. (Bianca Schneider)

Nun ist es kurz vor neun Uhr, Zeit für eine Geschichte. Durchatmen. Ein kleiner Franzose tanzt nachmittags ausgelassen mit Sandalen im Moshpit - Härte. Die zweiteilige Fußleichtbekleidung geht verloren, der ehrliche Finder wird im Freudentaumel ignoriert. So geht’s mit einem Lächeln im Gesicht barfuß durch sämtliche Tanzkreise des Abends, welche auch offensichtlich unbeschadet überstanden werden, der Franzose lächelt immer noch. Auf zum doppelten Norwegen-Tanz. (Thomas Fritzsch)

Oslo Motherfucker live on Stage… da haben sich TURBONEGRO aber wieder in Schale geworfen. Der Sänger Hank frán Helvete kommt in einem lustigen Gewand und kniehohen Fellstiefeln auf die Bühne. Ein wirklich lustiger Anblick. Auch wenn die beiden letzen Scheiben der Norweger nicht so gut rocken wie die alten Alben, ist die Liveshow der Norweger spitzenklasse. Die ganze Halle tobt. Was soll man dazu noch sagen? Rock & Roll is alive!...
(Sebastian Walkoviak)

Bei ENSLAVED ist kurz nach dem Rockmassaker die kleinste der drei Hallen, die Velvet-Stage, bis zum letzten Quadratzentimeter überfüllt. Nix nordische Kälte, 60 Grad und Dauerschwitzen sind angesagt. Trotzdem packen einige Fans gleich zu Beginn des Gigs ihre Norwegen-Flagge raus und strecken sie ENSLAVED entgegen. Die Band bedankt sich mit einer energiereichen Show, bei der zum Beispiel ‘Isa’ als Titeltrack des aktuellen Albums einer der Höhepunkte ist. Die Massen bangen, Wärme entsteht. Die Ordner vor der Bühne öffnen angesichts dieser Zustände pausenlos neue Wasserflaschen und spritzen damit die Menge voll. Nebenbei müssen sie sich noch um Crowd-Surfer kümmern - arme, arme Security. Songs wie ‘As Fire Swept Clean The Earth’ folgen, am Ende steht ein fantastisches ‘Return To Yggdrasil’. Nach der Show bricht ein Fan vor der Halle zusammen, einen freudigen Ausdruck in seinem bleichen Gesicht. Wenigstens atmet er noch.
(Henri Kramer)

25 Jahre Bandjubiläum hatten THE EXPLOITED zu feiern, leider nicht so problemlos wie Watti es sicher gerne gehabt hätte. Erst gibt es ein paar Probleme mit dem Bass, aber nachdem die behoben sind, geht's wie gewohnt mächtig zur Sache. Nach so langer Zeit auf den Brettern der Welt lässt man sich eben von so einer Kleinigkeit nicht den Abend vermiesen. Eigentlich braucht's da nicht viele Worte, THE EXPLOITED sind im Punkbereich geradezu unschlagbar und Watti hat sich in den letzten zehn Jahren auch kein Stück verändert: immer noch rote Zöpfe, Tattoos, Piercings - und er nuschelt wie eh und je. Und rotzt, was das Zeug hält. Von Anfang an werden ”Barmy Army”-Rufe laut, ist schließlich der Schlager schlechthin... Geil.
(Bianca Schneider)

NEUROSIS. Freude über alles, zu lange schon wieder her. Im Soundtaumel verläuft sich die Seele in innerster Ekstase…Rar, aber umso O(h)rgasmus! Düsterbild, Erdkugel projiziert, in Blau-Rot gehaltenes gedämpftes Licht. Tiefe Transfusion. In die hintersten Ecken der Seele. Das atemnehmendste Spektakel des ganzen Festivals. Dagegen sind selbst die DARKies nur ein kleines Licht. Im Tunnel der neurotischen Düsternis.
(GFZ)

Ja, NEUROSIS. Videos im Hintergrund. Das Gefühl des Erdrücktwerdens unter tonnenschweren Riffs voller Melancholie. Aufbrechen der trostlosen Stimmung durch Tempo, aber auch wieder Rückfall in fast starre Strukturen, garniert mit progressiven Drumparts. Eine Riesenleinwand mit Bildern vom Mond, Schattenspielen, Augen. Ergriffene Fans bei einer ihrer wenigen Auftritte in Europa. Das zurückhaltende Keyboard wühlt in den Emotionen. Geschlossene Augen. Kaum Ansagen, aber lange Pausen des Innehaltens, verweilend. Ohrgasmus, zum Sterben schön. Die nicht ganz gefüllte Halle bedankt sich überschwänglich. Die Band geht nach 45 Minuten ohne ein Wort des Abschieds, was nichts ausmacht. Denn NEUROSIS sind NEUROSIS - und unverwechselbar, einzigartig. Welch ein Unterschied danach zum ollen Dave Mustaine, der leider nicht wie beim vergangenen Fury Fest SLIPKNOT von den Fans per Flaschenwurf vertrieben wird. Seine blauen Jeans wirken lächerlich antiquiert, der Sound und die Songs sowieso, nach einer Band wie NEUROSIS ist das kein Wunder. Ein Teil des Publikums mag es trotzdem. Sollen sie doch. Wer auf Gefietschel und alten Metal steht, der erlebt bei der Show eine nette Darbietung. Sprüche zum Wesen seiner neuen Sekte, den ”New Born Christians” aus den USA, kommen zum Glück nicht aus dem Mund von Mustaine. Und ‘A Tout Le Monde’ als einziger echter Hit von MEGADETH ist live ebenfalls nicht gänzlich schlecht, obwohl die Stimme von Mustaine schrecklich nervt - er hätte wie James Hetfield vielleicht irgendwann auch einmal Gesangsunterricht nehmen sollen, der Dave... Und so endet ein Tag, der durch die Masse an hammergeilen Shows durchaus ein eigenes Festival sein könnte. Nur Headliner, keine Füller. Und noch ein solcher Tag soll folgen, noch massiver, noch krasser. Oder geht das überhaupt noch?
(Henri Kramer)

Redakteur:
Henri Kramer

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