Earthshaker-Fest - Hirschaid

27.07.2003 | 06:16

25.07.2003, Festzelt

Die Heroen von JUSTICE feierten ihr 15jähriges Bühnenjubiläum laut und gewaltig und liessen die "Erde beben", wie sie es verkündeten. Bei strahlenden Sonnenschein wurde zwei Tage lang, vom 25. bis 26. Juli am Festgelände hinter der Live-Musichall von Hirschaid im geräumigen Festzelt gefeiert, das dem Regen zum Schutze noch in letzter Minute aufgestellt wurde - und so das ursprünglichen "nur" Open-Air in eine riesige Zeltparty umgewandelt. Doch das störte die Fans, die von überall her den Weg nach Hirschaid fanden, nicht im geringsten, und es wurde ausgiebig in den verschiedenen Getränkeareas getrunken und vor der Bühne gepogt, gemosht und richtig abgefeiert. Der sich anschließende Zeltplatz lud alle Metal-Fans ein, das volle Programm auszukosten und nach durchzechter Nacht sich und andere nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Am Ende waren Besucher, Organisatoren und mitwirkende Bands gleichermaßen zufrieden und konnten auf ein gelungenes Festival zurückblicken, das den Vergleich mit anderen Events in dieser Größenordnung nicht scheuen muss.

Freitag, 25. Juli:

Rund 3000 Besucher erlebten am Freitag abend ab 21 Uhr eine gelungene Mischung aus Showeinlagen, sowie eine musikalische Zeitreise durch die letzten 15 Jahre von JUSTICE. Neben 80er Jahre Klassikern von KISS, QUEENSRYCHE und SAXON durften auch Stimmungslieder wie "Eine Insel.." , "An Angel" von den KELLYS oder Schlager nicht fehlen. Die passenden Kostümierungen zu der Zeit bzw. zu den jeweiligen Songs gaben dem Ganzen den richtigen Rahmen und die Fans gingen, überraschenderweise, auch voll mit und erlebten JUSTICE von einer ganz anderen Seite. Durch das Programm führte an diesem Abend Mike Fiedler, der sonst bei JUSTICE am Licht- und Mischpult den Ton angiebt. Mit lockeren und witzigen Sprüchen leitete er die drei Stimmungs- und Spaßrunden der Geburtstagskinder ein, kündigte Gastmusiker und ehemalige JUSTICE-Mitglieder wie Roland Haucke (Gitarre) und Stein (Drummer) an, die natürlich auch musikalisch mitwirkten. Weiterhin kündigte er die vier Cover-Bands an, die an diesem Abend das sonsige JUSTICE-Programm übernahmen: BORN WILD, DETOX, DESPERATE CRY und N.O.T. machten ihre Sache dann auch gut und gaben Songs von MAIDEN, METALLICA und SLAYER zum besten. Ein Highlight des Abends war auch das Drumsolo des achtjährigen Jonas, einem Schüler von Rami, das mit viel Beifall von den Metal-Fans bekundet wurde. Trotz mancher technischer Probleme und einigen Abspracheproblemen während der Auftritte war der Freitag ein gelungener Auftakt für dieses Festivalwochenende, das um drei Uhr (offiziell) zu Ende ging. Nur in einer Sache konnten JUSTICE ihrem Motto: "Heute abend keine Sachen aus dem aktuellen Programm " nicht treu bleiben - als die Fans als Zugabe SLAYER forderten. Da gaben dann Mitch & Co. nochmal alles und zeigen wo der "Hammer of Justice" hängt.

Samstag, 26. Juli:

Die Nachwirkungen der vorherigen Nacht merkte man den Besuchern am Samstag morgen noch an. Der Schweinfurter DJ aus der Rockfabrik sah sich noch einer recht leeren Halle gegenüber, als er um 11 Uhr seine ersten Scheiben anwarf. Mehr Aktion zeigte sich dann, als HATRED um 11:30 loslegten - jedenfalls vor der Bühne, da sie eine größere Anhängerschaft haben. Mit Power-Metal heizten sie den wenigen Besuchern ein und gaben so einen Vorgeschmack auf weitere Konzerte, die in nächster Zeit folgen werden.

CRONOS TITAN, eine Band mit lauter älteren Herren, absolvierten ihr Set-Up um 12:15 Uhr. Als Rock´n Roller eingeplant, gingen sie bei einem heftigen Powerprogramm richtig ab. Bis 1990 waren die "Jungs" in Franken gut vertreten und auch schon mit SLAYER und Lemmy & Co. on Tour. Seit ihrer Auflösung 1989 blieb es still um CRONOS TITAN, doch anläßlich des Earthshaker-Festes und ihrer Freundschaft zu JUSTICE wollten es die Mannen nochmal wissen und gaben auf der Bühne ihr Bestes.

Anschließend waren STRYKERS, die Band des Licht- und Mischpultmannes Mike Fiedler an der Reihe. Hard´n Heavy war angesagt, doch die richtige Feier- und Partystimmung wollte auch gegen 13 Uhr noch nicht aufkommen, obwohl die Band sich mächtig ins Zeug legte.

Bei END OF GREEN, den Stuttgartern, schaute die Sache dann schon ganz anders aus. Mit ihrem Reportoire aus Alternative, Dark- and Gothicrock lockten sie rund 100 Metal-Fans aus ihren Löchern und präsentierten Songs aus ihrem aktuellen Longplayer "Last night on earth". Man konnte fast denken, HIM gebe sich die Ehre, gerade wenn man sich Sänger Michael Huber genauer anschaut...

Eine meiner persönlichen Favoriten, FREEDOM CALL, zog dann das Publikum in seinem Bann und Sänger Chris Bay blies mit den höchsten Tönen den Leuten das Gehör weg - und das erstemal kam an diesen Tag Hochstimmung auf. Neben Krachern aus dem Erfolgsalbum "Stairway to Fairyland" gab es auch Songs aus dem derzeitigen Album "Eternity" zu hören. Bestechende Songs mit eingängigen Melodien - genau das richtige am frühen Nachmittag.

Dass JUSTICE-Schlagzeuger Rami Ali ein Multitalent ist, weíß jeder. Die wenigsten allerdings wissen, dass er noch in einer anderen Band an den Drums sitzt. EVIDENCE ONE sind die glücklichen, die über den Tausendsassa am Schlagwerk vrfügen und sich hier dem Publikum präsentierten. Frontmann Carsten Schulz zeigt den Fans dann auch gleich wo der Hammer hängt, und die Besucher können sich von der Melodic Hardrock-Sensation des letzten Jahres gleich richtig überzeugen Es gab viel Applaus für die Truppe, die auch in Wacken überzeugen will.

POWERGOD aus Hagen gehören schon zu den Routiniers im deutschen Heavy-Bereich. Mit ihrer aktuellen Scheibe "Nemesis", die die "Evolution"-Reihe musikalisch abschließt ist ihnen ein Werk gelungen, dass im Vergleich zu den Vorgängern härter ausfiel - und dadurch kommt die ganze Band auch härter rüber, so auch an diesem Spätnachmittag. Den Leuten gefiel es und auch POWERGOD hatten Spaß an ihrem Auftritt.

Und JUSTICE, die zweite. Nach dem Special vom Freitag abend glänzten die Jungs an diesem Abend mit ihren eigenen Songs. Neben den Klassikern ihre "Hammer Of Justice"-Scheibe wurden auch zwei Songs ihres noch nicht veröffentlichen Neuwerkes präsentiert. 'This World Is Mine' ist zwar rockig und hart, kommt aber durch klarere Gesangslinien mehr melodischer rüber. Das Publikum war über den Auftritt ihrer Lieblingsband restlos begeistert und die Halle begann sich mächtig zu füllen. Spätens bei dem letzten Lied 'Highschool Death' fingen die ersten auch schon wieder das Kreislaufen an und Hirschaid war wieder in Superpartystimmung.

Keine geringen als ANNIHILATOR schlossen sich dem Line-Up nach der Umbaupause an und hatten von Anfang an die rund 1300 Metaller fest im Griff. Die mittlerweile zehn Jahre bestehende kanadische Band um Riffmeister Jeff Waters glänzte vorwiegend mit Songs aus den Erfolgsalben "Never, Neverland" und "Set The World On Fire" - Und Jung und Alt feierten gleichermaßen und umjubelten Sänger Dave Padden frenetisch. Lang anhaltender Applaus und Zugabe-Rufe waren der Lohn für eine Stunde kraftvollen und gradlinigen Metal, wie ihn eben nur ANNIHILATOR rüberbringen kann.

Dänisch-Rock war jetzt angesagt, den keine andere Band wie die PRETTY MAIDS rüberbringt. Jetzt seit 20 Jahren im Geschäft, aber live immer noch kraftvoll und energiegeladen - so präsentierten sie einen musikalischen Rückblick, bei dem Songs von 'Red,Hot and Heavy' bis hin zu 'Scream' nicht fehlen durften. Leider war 'Future World' nicht im Programm, den ja auch JUSTICE covert. Aber ansonsten ein gelunger Auftritt.

Welcome to the German Queen of Metal - DORO läutete als vorletzte Band den Ausklang des Festivals ein. Spritzig, rasant und voller Energie gab die Düsseldorferin auf der Bühne wieder alles. Klassiker wie 'I rule', 'East meets west', 'Burning the witches' und 'Hellraiser' wurden lautstark von den Fans mitgesungen. Nichts von seiner Wirkung hat auch die Ballade 'Für immer' verloren, die ein
Meer von Feuerzeugen hervorrief. Sehr schnell vergingen die 1 1/2 Stunden mit der Powerfrau und ihrer Band. Als Zugabe gab es, natürlich, 'All we are' - der Song, der für Doro so typisch ist, wie für die Nürnberger die Bratwurst. Auch Doro feiert dieses Jahr Bühnenjubiläum in Düsseldorf - dort kann man sich von ihren Live-Qualitäten dann überzeugen.

Last but not least, gegen 24 Uhr betraten die Thrash-Metaller von TESTAMENT die Bühne, und Hirschaid bebte noch einmal. Die Gruppe um den ausdrucksstarken Sänger Chuck Billy bestach mit schnellen Riffs, harten Sound und schnellen Songs, bei denen viele Klassiker nicht fehlen durften (u.a. 'Disciples of the Watch' u.v.m.). Testament-Fans kamen also voll auf ihre Kosten. Trotz schon einschleichender Müdikeitserscheinungen so manchen Metallers, konnte man bei TESTAMENT bestimmt nicht zur Ruhe kommen und das Repertoire wurde einem nur so um die Ohren geschleudert. Fans und Nicht-Fans bangten, pogten und moshten was das Zeug hielt, und auch die Light-Show war vom feinsten. Die langjährige Krankheit des Frontmans war ihm in keinster Weise anzusehen und wir hoffen,dass er mit seinem Organ noch lange die Metal-Welt erfreuen kann. Ein würdiger Abschluß für ein Festival, das keine Wünsche offen ließ.

Der Rofa-DJ bildete den Ausklang gegen 1:30 Uhr und noch einige übriggebliebene Metalfreaks gönnten sich einen letzten Drink. Danke, JUSTICE für dieses gelungene Festival - wir waren gerne dabei.
Jetzt kann Wacken kommen...

Redakteur:
Anja Egenberger

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