EPIC FEST 2024 - Roskilde

29.01.2024 | 15:33

12.01.2024, Gimle und King Roars Hall

Epic Fest - der heilige Gral und die neue Heimat des Power Metals.

Samstag! Wochenende! Bei minus 4 Grad Celsius draußen und schneebedeckten Wäldern und Feldern, könnte man versucht sein, die Füße hochzulegen. Aber nicht in der Metal-Hauptstadt Roskilde! Das Füllhorn der epischen Erfahrungen, das das "Epic Fest" am Freitag über mir und André ausgeleert hat, ist über Nacht von fleißigen Helfern wieder randvoll aufgefüllt worden! Daher können wir es kaum erwarten, in die Gemeinschaft der "Epicants" zurückzukehren.

Wieder gebührt der Auftakt dem Gimle, ALTERIUM aus Italien hat sich angekündigt. Nun, gegen ein wenig südländisches Drachenfeuer zum Einheizen hat im Eiskönigreich Dänemark sicherlich niemand etwas einzuwenden. ALTERIUM kann man noch als Newcomer bezeichnen, da sie erst 2022 aus der Asche der Vorgängerformation KALIDIA heraus gegründet worden ist. Das Debutalbum "Of War And Flames" erscheint am 8. März bei AFM Records und der Auftritt in Roskilde ist tatsächlich erst das zweite Konzert der Formation überhaupt (nach dem KillerZfest in Oberhausen).

Eine Fast-Live-Premiere bekommt man nicht alle Tage zu sehen! Start ist, wie am Vortag auch, erst am Nachmittag. Großes Kompliment an die Veranstalter an dieser Stelle für die Entscheidung, immer erst gegen 16 Uhr mit dem Programm zu starten! Natürlich kann man ein Festival auch mittags beginnen und einen Newcomer wie ALTERIUM um 11 Uhr auf eine Bühne stellen, damit sie vor 50 mehr oder weniger verschlafenen, ausgezehrten Gestalten spielen. Aber damit tut man niemandem einen Gefallen. So kann sich die Band über ein volles Haus und ein waches und aufnahmefähiges Publikum freuen. Sie beginnen mit ihrer ersten Single 'Drag Me To Hell' und die begnadete Sängerin Nicoletta headbangt auch gleich kräftig. Ich mag es sehr, wenn Metal-Sängerinnen sich weniger um ihre Frisur sorgen, und stattdessen ihrer Leidenschaft für die Musik auch so Ausdruck verleihen. Mit 'Crossroad's Inn' schließt sich die vierte und letzte Promo-Single für das Debutalbum auch gleich an.

Auch 'Siren's Call' kennt man bereits aus einer Vorabveröffentlichung, aber dann covert man sich praktisch selbst, denn 'Frozen Throne' war ursprünglich ein KALIDIA-Song. "Alterium is a brand-new band", stellt die Fronterin klar, verweist aber auch auf die KALIDIA-Vergangenheit von ihr selbst, sowie des Gitarristen Paolo und des Drummers Dario. Die Stimmung ist sehr gut im Gimle, wie wir es schon gewohnt sind. Es ist viel Bewegung im Publikum sowie auf der Bühne, und man wird von der frischen Spielfreude der jungen Band schnell eingenommen. Für meinen Geschmack klingt ALTERIUM etwas zu generisch und glatt, der Sound verfängt nicht so gut. Trotzdem macht die Band Spaß und bildet einen gelungenen Auftakt für den zweiten Tag. Bei den Fans kommt auch das SABATON-Cover 'Bismarck' sehr gut an, das ausgelassen gefeiert wird. Gegen Ende des Sets versucht sogar ein Crowdsurfer sein Glück, schafft es aber nicht ganz bis nach vorne.

Schon wollen wir uns reflexartig wieder in die Kälte stürzen, um "King Roar's Hall" aufzusuchen, als ein Blick in die Running Order offenbart, dass wir ein Gimle-Doppelpack zum Auftakt serviert bekommen. Der nachfolgende Act soll ebenfalls hier auftreten. So ist genügend Zeit, an der Bar gemütlich ein Bier zu trinken. Der Name POWER PALADIN weckt natürlich gewisse Erwartungen. Da die Jungs zudem aus Island kommen, ist ein besonderes Live-Erlebnis so gut wie sicher. Als die Band die Bühne betritt, musst ich erst einmal lachen. Die abgeschnittenen Jeans-Shorts und die lustigen T-Shirts mit Looney Tunes, Teddybären und Regenbögen sowie "Magic - The Gathering"-Motiven machen gleich klar, wohin die Reise geht. Zudem sieht Sänger Atli genauso aus wie der junge Bruce Dickinson, wie mein Fotograf André sofort bemerkt. Die Isländer zählen IRON MAIDEN auch durchaus zu ihren Einflüssen, betonen aber, dass es mehr die "zweite Welle" des Powermetals rund um HAMMERFALL, RHAPSODY und EDGUY war, die in den POWER PALADIN-Sound mit eingeflossen ist.

Hier bekommt man natürlich genau das, was draufsteht: Pathos und eine große Schüppe voll Bombast. Island steht sonst eher für ernstere Töne, für Doom und Black Metal, aber diese Jungs haben sich bewusst entschieden, genau das Gegenteil zu machen, und das kommt auf dem "Epic Fest" auch gut an. Der Keyboarder, Bjarni, growlt zwar hin und wieder ein bisschen, aber ansonsten bekommt man lupenreinen Power Metal aufgetischt. "Are you ready to ride the distant storm?", fragt Atli nach Unterstützung und bekommt sie reichlich für den gleichnamigen Song. Natürlich dürfen auch ausgedehnte Gitarren-Soli nicht fehlen, während die ausgelassenen Isländer sich durch ihr Set turnen. "What a beautiful party at Epic Fest!", zollt man dem Publikum von der Bühne aus Anerkennung. "The next song you might know...". Zu 'Creatures Of The Night' ist ein witziges Animationsvideo produziert worden, anzuschauen auf youtube. Da das Tempo fast durchgehend hoch ist, muss auch dem Drummer Einar Respekt ausgesprochen werden, dass er nicht einmal aus dem Takt fällt.

Nun aber ist es wieder an der Zeit, der goldenen Halle einen Besuch abzustatten. Ich habe die einmalige Gelegenheit, die Scharte wieder auszuwetzen, die der zum Teil verpatzte Wacken-Auftritt von TWILIGHT FORCE hinterlassen hat. Die Schweden passen mit ihrem leicht parodistischen Power Metal zum "Epic Fest" wie die Faust auf's Auge. Hier gibt es jetzt zum ersten Mal Soundprobleme. Als das Konzert mit 'Dawn Of The Dragonstar' beginnt, sind die Vocals im Vergleich zu den Instrumenten zu laut eingestellt. Zum Glück wird die Mischung schnell genießbarer. Wie üblich bei TWILIGHT FORCE, macht Keyboarder "Blackwald" zwischen den Songs Ansagen mit der typisch verzerrten Erzählerstimme: "It's time to celebrate this magical night and to see the world through the eye of a dragon. This song is called 'Dragonborn'". Ab diesem dritten Song kann man durch die Behebung der Soundprobleme auch den Backgroundgesang von Kristin Starkey endlich richtig vernehmen. Zum Song 'Flight Of The Sapphire Dragon' wird ein blaues Drachen-Schwimm-Tier in die Menge katapultiert und fröhlich von der Menge fliegen gelassen, während die Band den Song spielt. "Did the dragon survive? No one was eaten?", erkundigte sich Sänger Allyon hernach und bekommt den bereits nach vorherigen "Auftritten" geflickten Drachen zurück. "We have another dragon!", kündigt er danach noch den nächsten Song 'Enchanted Dragon Of Wisdom' an. Auf einem Power-Metal-Festival kann man ohnehin nie genug Drachen haben, oder? Ein netter Effekt ist, dass mitten im Song die Mitglieder von TWILIGHT FORCE scheinbar einfrieren und bewegungslos stehenbleiben. "Twilight Force is frozen. I think the show is over. Sorry guys", bedauert Allyon. "This happened a couple of times before... But there was a solution! Can you help me?" Daraufhin singt er "The enchanted dragon of..." und lässt die Menge ein lautes "WISDOM!" ergänzen. Nach mehreren Versuchen erwachen die übrigen Bandmitglieder tatsächlich aus ihrer Starre und das Konzert kann weitergehen. Blackwald merkt zwischendurch an, dass das Königreich Dänemark recht kalt sei dieser Tage, und bietet an, die Menge an einen wärmeren Ort zu transferieren und sich einer Queste anzuschließen, die zum Ziel hat, die Sonne zurückzubringen. Die gemeinsame Mission, vereint im Song 'Sunlight Knight' gelingt glücklicherweise. Der spielerische Ansatz der Schweden und das ständige Einbeziehen des Publikums verfehlen ihre Wirkung keineswegs, man feiert ein gemeinsames Power-Metal-Abenteuer der Extraklasse. Beim Song 'Twilight Horizon' darf Kristin die Main Vocals übernehmen, und die Menge folgt dieser großartigen Sängerin nur zu gern. Viel zu schnell ist der Auftritt vorüber.

Nur wenige Gehminuten entfernt wartet im Gimle schon die Band FELLOWSHIP auf uns. Unsere Reise zum Auftrittsort ist weit weniger entbehrungsreich als die der namensgebenden Gefährten von Tolkien gewesen, und einmal angekommen, müssen wir auch kein magisches Artefakt zerstören, aber einen "Vulkan" treffen wir gewissermaßen trotzdem an. Ich glaube, die Band ist selbst überrascht, mit welcher Wärme und Freude sie in Roskilde empfangen wird. Mir persönlich ist sie vorher unbekannt gewesen. Wenn ich mal rekapituliere, muss ich sagen, dass das "Epic Fest" 2024 mir ganze SIEBEN neue Bands "vorgestellt" hat. Die Balance aus großen Headlinern und aufstrebenden, neuen Formationen ist also durchaus gegeben. Danke für diese Diversität! Die wie Hobbits gekleideten Bandmitglieder erleben jedenfalls eine enthusiastische Menge. In den ersten zehn Sekunden des Openers ist das Mikrofon noch aus, aber dann kann Sänger Matthew Corry seine außergewöhnliche Stimme voll zu Gehör bringen. "Thank you so much for coming out to see us. It means so much!", bedankt der Fronter sich. Die Leute rufen den Namen der Band und hüpfen sogar ausdauernd auf und ab. "The next one is an oldie", wird der Song 'Hearts Upon The Hill' angekündigt. Corry gibt noch zu Protokoll, dass die Band die letzte Nacht offenbar in einem nicht sehr gemütlichen Hostel verbracht hat, aber ihre Übermüdung nun mit dem schnellsten Song im Repertoire bekämpfen würde. Der Auftritt ist äußerst unterhaltsam und es ist schön, in die besondere Stimmung einzutauchen und mitzuerleben, wie die noch junge Band abgefeiert wird. Der Gitarrist verteilt in der ersten Reihe noch fleißig Fistbumps und man versucht sich auch erneut im Crowdsurfen. Dieses Erlebnis sollte alle aufstrebenden, neuen Bands ermutigen, beim "Epic Fest" spielen zu wollen. Ihr findet hier in jedem Fall neue Freunde und Fans!

Headliner-Time in "King Roar's Hall"! Für den Doppelpack aus BLOODBOUND und ORDEN OGAN begeben wir uns wieder zurück zur Mainstage, nachdem wir uns im Presseraum aufgefrischt haben. Zwischendurch führe ich immer wieder unterhaltsame, kleine Gespräche mit der Hüterin des Raumes, Maya. Der Austausch ist recht interessant, da sie eigentlich nicht aus dem Metal-Bereich kommt und daher einen ganz eigenen Blick auf die Ereignisse vor Ort hat. Sie erzählt auch viel von der Musikkultur und den Festivals allgemein in ihrem Heimatland. BLOODBOUND habe ich übrigens aufgrund ihrer ausgedehnten Deutschland-Touren lange für einen deutschen Act gehalten, tatsächlich kommen aber auch diese Tausendsassas aus Schweden. Der charismatische Fronter Patrik ist für eine mitreißende gute Laune genauso bekannt wie für seine kleinen "Teufelshörner". Auf der großen Hauptbühne entfesseln die spielwütigen Schweden nun die ganze Kraft ihrer wunderbaren Lieder, angefangen bei 'Tales From The North' vom gleichnamigen, aktuellen Album. "Good evening Denmark, are you ready to sing?", wird direkt für 'Slayer Of Kings' Mitarbeit eingefordert. Sogar Multitasking ist gefragt, weil auch noch mit den Armen gewedelt werden soll. Die Crowd erweist sich zum Glück als leistungsfähig genug.

Durch den allgegenwärtigen, dichten Nebel hindurch habe ich das gigantische Backdrop anfangs gar nicht bemerkt. Wie wir später erfahren, ist dies sogar der allererste Auftritt in Dänemark für die Band, was aufgrund der geographischen Nähe und des breiten Erfolgs durchaus überraschend ist. Wir legen uns aber fest: Der letzte Auftritt in diesem Land wird es für BLOODBOUND nicht gewesen sein, denn sie geben eine äußerst überzeugende Visitenkarte ab. Der rhetorischen Frage "Are Metalheads out there?" folgt natürlich 'In The Name Of Metal'. Doro wäre stolz. Die Menge gibt viel von der Energie zurück, die auf der Bühne bereitgestellt wird, diese entlädt sich in ambitionierten Moshpits und etlichen Crowdsurfern. Für den Song 'Drink With The Gods' muss natürlich die entsprechende Flüssignahrung herbeigeschafft werden. Das erledigen lustigerweise Mitglieder von TWILIGHT FORCE und untermauern so die schwedische Connection vor Ort. Patrik enthüllt, dass er auch vor seiner Tätigkeit als Sänger von BLOODBOUND ein Fan der Band gewesen ist und das Debütalbum "Nosferatu" damals am ersten Tag des Erscheinens direkt gekauft hat. Aus diesem Werk wurde 'Behind The Moon' gespielt. Die Security beäugt derweil kritisch den größer werdenden Moshpit, schaut aber nur, ob alle sich an die Regeln halten und niemand Hilfe braucht. Sehr vorbildlich. "When I grew up I heard that Denmark is not the place for Power Metal", provoziert der Fronter, stellt aber sogleich richtig: "But this here tonight proved me wrong! Denmark is awesome when it comes to Power Metal!" Wir können das aufgrund unserer persönlichen Eindrücke vor Ort nur bestätigen. Bei 'The Warlock's Trail' und 'Moria' wird wieder kräftig mitgesungen, offenbar geht hier noch niemandem die Energie aus. Mit dem ikonischen 'Nosferatu' endet dieser Wahnsinns-Auftritt.

Wir können gleich stehenbleiben, denn jetzt folgt auch unser persönlicher Headliner aus Deutschland: ORDEN OGAN. Wir sind vermutlich auch einige der wenigen, die den Intro-Song 'Sauerland' mitsingen können. Da ein Großteil der Band aus diesem bisweilen unterschätzten Landstrich stammt, dient der Song schon lange als Einlaufmusik bei ORDEN OGAN-Konzerten. Die Band unterscheidet sich von den meisten Power-Metal-Bands dadurch, andere Themen in ihren Songs zu verarbeiten. Hier geht es weit weniger um Drachen und Elfen, stattdessen werden oft Motive der Neuzeit aufgegriffen. Maßgeblich dafür ist vor allem das aktuelle Album "Final Days", das auch den Opener 'In The Dawn Of The AI' stellt. Danach folgt aber direkt der Mitsing-Hit 'F.E.V.E.R.'. Die Begrüßung durch die Menge ist Seeb Levermann allerdings ganz offensichtlich nicht laut genug.  "I do not think that this is loud enough for a festival as epic als "Epic Fest", fordert der Fronter mit dem auffälligen Bühnenoutfit mehr Support ein. Außerdem kündigt er das neue Album "The Order Of Fear" und die zugehörige Tour für den März an.

Dann folgt aber zunächst einmal der 2017er-Song 'Come With Me To The Other Side'. Diese Quasi-Power-Ballade bringt nochmal große Gefühle zum Vorschein. Nach den ganzen Drachen der Vorgänger ist ORDEN OGAN eine willkommene Abwechslung. Eingefleischte Fans wissen natürlich, welches Ritual sich nun wieder anbahnen wird, als der Bassist Steven Wussow ans Mikro tritt und versucht, der Menge klarzumachen, dass beim Song 'Inferno' als Antwort auf STEVENs gesungenes "Burn it down!" die Antwort: "BURN!" folgen soll. Allerdings nur bei Steven, nicht, wenn Seeb diese Zeile singen würde. Das überfordert wie immer einige und trotz mehrerer Proben sind einige wenige auch nach Seebs Intonation der Zeile noch am "BURN!" brüllen. "You got it, except four or five people. Just ignore them, they're doing their best", lacht Levermann. Später im Set wird auch noch der beliebte Titelsong 'Gunman' gespielt, sehr zum Entzücken des aufgepeitschten Publikums. "We came all the way from Germany. And we are not disappointed. But do you want one more? We need your voices", schallt es schließlich von der Bühne. Und der Sänger setzt sogar noch einen drauf und verlangt ein Opfer in der Form, dass die Zuhörenden ihre Stimmen für das Finale ('The Things We Believe In') ganz und gar hergeben und somit verlieren sollen. "After this show I don't wanna hear any talks! You can get your voices back tomorrow!". Na, das ist mal eine Ansage! Ich persönlich habe am Folgetag außer der Rückreise nichts geplant, kann meine Stimme also bedenkenlos der großartigen Truppe ORDEN OGAN überantworten, die diesen Tribut mehr als verdient hat. Man könnte philosophieren, ob der Power Metal überhaupt eine Modernisierung braucht. Natürlich funktionieren die althergebrachten Themen auch heute noch wunderbar in der Community. Ich finde aber trotzdem, dass ORDEN OGANS textliche Ausrichtung eine äußert willkommene Erweiterung darstellt. Vor allem widerlegt es die landläufige, abschätzige Meinung, Power Metal könne sowieso nur Drachengeschichten erzählen. Nein, möglich ist auch, einen ganz neuen Wind zu entfachen. Beim "Epic Fest" gibt es Platz für alle: Für die "ancient days of yore" genauso wie für die "final days"! Lasst uns diese Diversität weiterhin leben!

Auch am zweiten und letzten Festivaltag haben die "Epic Fest"-Macher aber nach dem großen Headliner noch einen Nachschlag im Gimle bereitgestellt. Der gemütliche Ausklang ist diesmal der Job der Mannen von SKILTRON. Man könnte die Jungs allein aufgrund ihres Auftretens in Röcken und mit Dudelsack fälschlicherweise für Schotten halten, doch gegründet wurde die Band seinerzeit in Buenos Aires, Argentinien. Heutzutage leben die Mitglieder allerdings in Frankreich, Finnland und Spanien. Für mich persönlich ist es besonders interessant, Vokalist Paolo Ribaldini, den ich als Sänger von DELAIN kennengelernt habe, mal in einem anderen Kontext zu sehen. Der stimmlich überragende Italiener fühlt sich sichtlich wohl in der Mitte von SKILTRON und bringt mit seiner Band einen energetischen, folkig eingefärbten Power Metal auf die Bühne. Die Band promotet natürlich vor allem ihr gerade erst erschienenes Album "Bruadarach" (schottisch-gälisch für "träumerisch").

Die Themen sind äußerst passend, wie man schon an Titeln wie 'As We Fight' und 'This Battle Is My Own' erkennen kann. Durch den Dudelsack kommt natürlich auch ordentlich Tempo rein, aber manchmal auch eine gewisse Wehmütigkeit. Der Piper Pereg beherrscht sein Instrument äußerst gut. Die Band betont, dass sie hier eine besondere Show abliefere, da es der erste Auftritt seit dem Erscheinen von "Bruadarach" sei. Die neuen Songs erleben also gewissermaßen ihre Live-Feuertaufe. Ich finde, wie gesagt, mehr Bands sollten ihre Debuts beim "Epic Fest" abhalten, da die Stimmung absolut großartig ist und das Publikum wirklich jeden noch so kleinen Act den ganzen Gig hindurch abfeiert.

Was am Schluss bleibt, ist eine große Zufriedenheit, diese Reise ins verschneite Königreich Dänemark angetreten zu haben. Auf dem Rückweg kann ich sogar noch ein ganz neues, persönliches "Epic-Level" erreichen, da ich die Proklamation des neuen dänischen Königs, Frederiks X., bei einem Aufenthalt in Kopenhagen miterleben darf. Kongen længe leve!

In Deutschland haben es neue Festivals in der Regel eher schwer, sich zu etablieren und die finanziell angespannte Anfangsphase zu überstehen. Das "Epic Fest" hingegen startete seine Geschichte direkt mit zwei ausverkauften Veranstaltungen, wobei für die zweite die Ticketkapazität noch einmal deutlich erhöht worden war. Das zeigt vor allem eins: Lange waren wir Power- und Epic Metaler ein umherziehendes Völkchen, das auf fremden Festivals geduldet war, aber stets viele Kompromisse machen musste. Reisen und Abenteuer sind uns natürlich nicht fremd, wir lieben einen schönen Roadtrip. Aber wie wunderbar ist es bitte, nach einer gefahrvollen Reise nach Hause ans prasselnde Kaminfeuer kommen zu dürfen, und sich Geschichten über die bestandenen Quests zu erzählen? Das "Epic Fest" ist dieses neue Zuhause, der heilige Gral für unsere Szene, den wir endlich nach langer Suche gefunden haben! Hier versteht man uns und hier sind wir wirklich willkommen. Neben der Musik werden ja z.B. auch Spielsessions für Dungeons & Dragons angeboten, das Mitführen von Methörnern ist erlaubt, und ebenso Crowdsurfing. Die gemütliche "Raven Tavern" neben dem Gimle ist der beste Platz, um zwischendurch neue Kraft zu schöpfen. Viele große Festivals werden von Investoren aufgekauft und verlieren nach und nach ihre Seele. Die Veranstalter des "Epic Fest" gehören zu uns, sie verstehen genau, was wir brauchen, um neue, epische Erinnerungen zu schmieden. Und darum sage ich: Kommt nach Roskilde und spürt dieses Zuhausesein, dieses Angekommensein. Ruht euch aus und lasst eure Blessuren versorgen. Die Dänen können nicht nur Power Metal, sie atmen die Essenz von Power Metal! Hier wurden und werden neue Maßstäbe gesetzt, was ein gelungenes Festival ausmacht. Daher sollte auch jeder sich das Treiben beim "Epic Fest" anschauen, der selber plant, ein neues Festival auf die Beine zu stellen. Die hervorragende Orga hier sucht ihresgleichen, also kommt und lernt. Seid dabei, wenn das dritte Chapter abgehalten wird! Hrothgar salutes you! Wir werden auf jeden Fall dort sein und für euch berichten, was "The Battle Of Beasts" an Abenteuern bereithält.

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich beeilen. Für das EPIC FEST 2025, welches im kommenden Jahr am 4. und 5. April in Roskilde stattfindet, gibt es noch wenige Restkarten zu einem günstigen Preis. Tickets erhaltet ihr beim Veranstalter vom EPIC FEST. Bereits jetzt sind unter anderem folgende Bands bestätigt: STRATOVARIUS, ROSS THE BOSS (Sign of The Hammer & Manowar only special set), ROYAL HUNT (Paradox special), THEOCRACY, JUDICATOR (first time in Europe), INDUCTION, APOSTOLICA (world debut liveshow), SHADOWSTRIKE (first time in Europe), TERRA ATLANTICA und BATTLE BORN. Weitere Bands werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Wer mehr über die Entstehung und die Entwicklung des Festivals lernen möchte, kann das übrigens bald hier auf POWERMETAL.de tun. Wir werden ein Interview mit Søren, dem Veranstalter vom EPIC FEST veröffentlichen.

Text: Marvin Römisch
Photo Credit: Andre Schnittker


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Redakteur:
Andre Schnittker

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