COPPELIUS - Aschaffenburg

21.01.2011 | 16:10

09.12.2010, Colos-Saal

Zinnober mit COPPELIUS und UNZUCHT.

Mit leicht sorgenvollem Blick zum Himmel rufe ich gegen 15.00 Uhr im Colos-Saal an, ob denn COPPELIUS schon da sind. Die Antwort klingt nicht gerade tröstlich: "Der Support UNZUCHT ist schon da, COPPELIUS allerdings noch nicht." Vielleicht könne ich später, so gegen 18.00 Uhr noch einmal anrufen. Nun ja, kurz nach 18.00 Uhr dann die freundliche Antwort, dass die Band jetzt da sei und alles wie geplant stattfinde. "Hier ist wettertechnisch auch alles okay." Na denn auf nach Aschaffenburg, um den Herren COPPELIUS auf einer ihrer "Konzertanten-Reisen zum Ruhme des Zinnober" einen Besuch abzustatten.

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Kaum im Auto fängt es dermaßen an zu schneien, dass innerhalb weniger Minuten eine dicke Schneeschicht die Straße bedeckt. Aber gut, das kennt man ja schon, und Aschaffenburg ist eigentlich ja nicht so weit weg. Also tapfer weitergefahren, zumindest bis zur Autobahnauffahrt - da staut es sich schonmal. Meter für Meter geht es im dichten Schneetreiben weiter. Was tun? Nächste Ausfahrt nehmen und umkehren? Wir nehmen die nächste Ausfahrt und rutschen die Landstraße entlang. Seltsamerweise ist dort so gut wie kein Verkehr, und so arbeiten wir uns langsam nach Aschaffenburg vor, ignorieren größere eisbedeckte Abschnitte auf der Straße und kommen tatsächlich nach gefühlten fünf Stunden an. Dort ist hinsichtlich des Schnees übrigens wirklich alles im grünen Bereich: kein Krümel Schnee oder Eis auf der Straße. In der Tiefgarage gibt es auch noch einen Platz. Und dann aber ab zum ziemlich vollen Colos-Saal.

Die verlängerte Anfahrt hat natürlich zur Folge, dass wir vom Support UNZUCHT nur noch einen Song hören. Deswegen kann ich die Band auch nicht wirklich beurteilen. Allerdings scheint das Publikum sehr angetan zu sein und spendet ordentlich Applaus. Die Band hat bisher eine Vier-Track-EP herausgebracht und auch wohl schon den einen oder anderen Erfolg auf diversen Festivals einheimsen können.

Umbaupause für den coppelianischen "Zinnober". Wie immer bereitet Butler Bastille die Bühne für die Herrschaften vor, entfernt hier und da ein Staubkorn, rückt Stühle und Mikrofone zurecht und hält erfrischende Getränke bereit. Endlich erscheinen die Herren unter lautem Jubel auf der Bühne, natürlich wieder stilecht mit Gehrock und Zylinder bekleidet. Nach dem obligatorischen Triangelschlag zur Einstimmung geht es mit 'Der Handschuh' und 'Risiko' los.

Bastille versorgt seine Herrschaften auch heute wieder sehr gewissenhaft. Einmal nehmen ihm allerdings die "unzüchtigen" Herren die Arbeit ab und servieren einige Erfrischungen, womit sie sich dafür bedanken, dass sie als Support auf der Reise dabei sein dürfen. Max Copella, Comte Caspar, Graf Lindorf, Sissy Voss und Herr Nobusama nehmen die dargereichten Getränke sehr wohlwollend entgegen. Selbst Bastille wird freundlicherweise bedacht.

Zwischendurch lässt es sich Comte Caspar natürlich auch wieder nicht nehmen, Klarinette spielend zwischen dem Publikum umherzuwandeln, ja sogar auf einen Tisch zu steigen, damit man seinen Tönen besser lauschen kann. Diese Aktion wird vom Publikum immer sehr begeistert aufgenommen und mit viel Applaus bedacht.

Als COPPELIUS dann 'Gumbagubanga' intonieren, gibt es kein Halten mehr, und alle singen vollkommen begeistert lautstark mit. Das Lied ist aber auch ein richtiger Ohrwurm.

Mit leiser, trauriger, später dann empörter Stimme erklärt Bastille, dass ihnen leider sämtliches Zubehör einschließlich des geliebten Absinth entwendet worden sei und sie sich nun gezwungen sähen, auf ein schnödes anderes Getränk auszuweichen. Erst der Zylinder, der nie wieder aufgetaucht ist, und jetzt das! Auch das Publikum lässt empörte Rufe laut werden.

Ein netter junger Mann, von Comte Caspar persönlich ausgewählt, darf die Bühne besteigen, den Becher mit besagtem schnöden Getränk zur Stärkung leeren, bevor er dann zu den Klängen von 'Murders In The Rue Morgue' gemeinsam mit Bastille kräftig seine Haare schüttelt. Selbstverständlich wirbeln dabei auch unterhalb der Bühne jede Menge Haare.

'To My Creator' ist ebenfalls sehr beliebt und genauso zum Mitsingen geeignet wie das letzte Stück 'Time-Zeit', bei dem das Publikum jedes Mal wieder gerne der Aufforderung nachkommt, doch ordentlich den Refrain mitzusingen.

Natürlich ist das nicht alles gewesen, und unter lautstarken "Da capo!"-Rufen wird die Band auf die Bühne zurück gebeten. Nach 'Diener zweier Herren' und 'Get Used To It' ist das Konzert beendet. Allerdings noch nicht ganz. Butler Bastille gibt den Anwesenden natürlich noch die bekannte ganz spezielle coppelianische Botschaft mit auf den Heimweg, ohne die kein Konzert beendet werden kann: "COPPELIUS hilft!" Mit diesen beiden Worten findet ein wunderbarer Abend einen würdigen Ausklang.

Setliste
Der Handschuh
Risiko
Nachtwache
Hässlich
Schöne Augen
Ein Automat
Olimpia
I Told You So
Gumbagubanga
Damen
Absinth
Murders In The Rue Morgue
To My Creator
Klein Zaches
Zu Dir
Habgier
Coppelius hilft
Time-Zeit
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Diener zweier Herren
Get Used To It

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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