CHILDREN OF BODOM - London

01.05.2011 | 12:22

09.04.2011, HMV Forum

Kriegerzeit in London - haltet eure Töchter fest, die Wikinger rufen auf zur Schlacht! Der zweite Teil des Tourberichts aus London.

Teil 1 aus Hamburg
Teil 3 aus Leipzig
Teil 4 aus Osnabrück

Saturday Night - Bodom Night. Dem bleibt als Einleitung nichts mehr hinzuzufügen. Und was die Support Acts betrifft, gleicht das heutige Paket in London mehr einem Mini-Festival als einem regulären Support-Headliner-Gig. Unüblich für London ist bereits bei der Opener-Band die Bude fast bis unters Dach gefüllt. Bei ENSIFERUM aber auch kein Wunder. Die englische Hörerschaft verbreitet Euphorie und Bombenstimmung wie man es leider doch nur selten erlebt.  Das sind keine wahren Engländer heute nacht (auch nicht unüblich für London), das sind felsenharte Draufgänger!

Das finnische Kriegervolk schießt einen Feind nach dem anderen ab, sodass mir vor Aufregung gleich die Gürtelschnalle aufspringt. Mit nordischen Kriegerhymnen zieht das HMV Forum ins Schlachtfeld, erhobenen Hauptes und mit den Füßen im Dreck, mit einem Sound wie Stahlwolle im Gepäck. Zur Krönung der ganzen Aggressionsorgie hat auch noch Keyboarderin Emmi Geburtstag. London bringt natürlich ein schwung- und liebevolles Ständchen; nur bei ihrem Namen kommt würziger Gulasch raus. Ups I did it again!

Setlist ENSIFERUM:
From Afar 

Token of Time 

Into Battle 

Twilight Tavern 

Ahti 

Iron

Aufgepasst, der Knüppel kommt nicht zurück in den Sack, sondern drischt weiter ordentlich den Dreck vom Pantoffel. Dickbäuchige Metaller reihen sich vor der Bühne auf, während ich zum Sitzmetaller werde - ach du meine Fresse. Fazit dazu: Bangen im Sitzen ist das Allerletzte und Spaß hat man dabei erst recht nicht. Wussten wir das vorher? Ja! Warum hat man es dann gemacht? Gute Frage! Aha, einmal und nie wieder.

Während ich Angst vor meinen brüllenden Wikingerweibern alias Sitznachbarn entwickle, grunzen sich AMON AMARTH unten auf der Bühne die Wurst vom Wasa Knasa. Die Nordmänner rocken sich und uns leidenschaftlich in den Death-Metal-Himmel. Ein Abend für richtige Männer, was?! Die Walzen rollen, geplättet wird das Fleisch, Nackenmuskeln zerren und todesmutig stürze ich mich in die Sitzapokalypse. Doch plötzlich passiert das noch nie Dagewesene. Ein nicht konformer Gast stellt sich beim Feuer von 'The Pursuit of Vikings' plötzlich auf den Gang und spielt Luftgitarre (hier noch mehr verachtet als Rauchen). Es herrscht Krieg!

Setlist AMON AMARTH:
War of the Gods 

Runes to My Memory 

Guardians of Asgaard 

Destroyer of the Universe 

Live for the Kill 

A Beast Am I 

Varyags of Miklagaard 

Twilight of the Thunder God 

The Pursuit of Vikings

Alte Rocker, die riechen? Pfui! Neben mir kollabiert bereits die Erste, während diverse Freunde der weichen Natur die Treppen hoch und runterfallen. Kurz vor dem eigentlichen Beginn von CHILDREN OF BODOM rastet hier alles aus! Energisch wie eh und je flitzen die kleinen Großen auf die Bühne und während musikalisch ein Feuerwerk entsteht, herrscht im Publikum merkwürdigerweise erst mal nur Blindgang. Waren die Briten bei ENSIFERUM und AMON AMARTH Mr Hyde, sind sie jetzt Dr. Jekyll - was zum Teufel?! Zu ausgepowert? Zu lange gefreut und jetzt traurig, dass die langersehnte Nacht schon bald vorbei sein wird? Oder ist die frisch gebackene Scheibe "Relentless Reckless Forever" einfach noch zu ofenwarm für die Briten und noch nicht mundgerecht abgekühlt?

Nach einer Doppelfeuerstufe und spätestens nach 'Roundtrip to Hell and Back' piekst jedoch der Teufel seinen Dreizack in den britischen Hintern und ölt den Nackenrotor. Wo sich sonst durch das Verzwirbeln der Haare neue Dreads bilden, hüpfen heute Abend aufgrund des Fehlens der Langhaarfrisur die Läuse von Kopf zu Kopf. Es leiert im Kopf, es springt das Gehirn von einer Schädelseite zur anderen. Alexi erkundigt sich nach dem Bedürfnis nach old school - ein Balzruf geht durch die Luft. Aha, es war die Ruhe vor dem Sturm, wir befanden uns im Auge des Hurrikan.

Denn ab 'Children of Bodom' weiß keiner mehr welcher Gang eingelegt werden soll. Der Motor heult endlich auf. Doch während die einen hoch, die anderen runterschalten, sind sich bei 'Hate Me!' schlussendlich alle einig: Schuhe fliegen durch die Lüfte, die Hirnzellen springen Trampolin. Oben bangt man sich die Schuppen von der Kopfhaut, unten vor der Bühne bricht Krieg aus. Und über allen thront Virtuose Alexi Laiho, der durch seine Fingerfertigkeiten bei Männlein und Weiblein für Staunen und offene Münder sorgt.

Doch mitten im Set stehen plötzlich gut 1/5 der Stuhlmetaller auf und verlassen das metallische Sitz-Inferno. Wahrscheinlich wollen sie sich sofort in der Musikschule anmelden, da sie endlich verstanden haben, dass man die Londoner Damenwelt nur mit tönendem Instrument in der Hand beeindrucken kann. Ziemlich blöd über so etwas jetzt nachzudenken, wenn man dadurch nämlich das verlängerte Rückenmark brechende 'Follow the Reaper' und das Sinne zum Explodieren bringende 'Downfall' verpasst.

Ohne Schmalz ziehen die Finnen von der Bühne - London meckert und trampelt, hungrig wie die gierigen Schweine in Hannibal - mit Wumms und Donner in Arsch und Gepäck erobern die Krieger die Bühne zurück und knallen mit 'Was it Worth it?' und 'Hate Crew Deathroll' zwei weitere Kopfgranaten hinterher. Das Haupthaar brennt, die Haut der Schädeldecke zieht sich ab, schmort, macht einen Abgang und landet in einem riesigen Kessel aus Menschenschweiß, Schuhdreck und Nasenblut. Meine Lieben, so und nur so wird ein Bodom Abend gefeiert.

Setlist CHILDREN OF BODOM:
Not My Funeral 

Bodom Beach Terror 

Needled 24/7 

Ugly 

Roundtrip to Hell and Back 

In Your Face 

Living Dead Beat 

Children Of Bodom 

Hate Me! 

Blooddrunk 

Shovel Knockout 

Angels Don't Kill 

Follow the Reaper 

Downfall

Encore:
Was It Worth It? 

Hate Crew Deathroll

Redakteur:
Nadine Ahlig
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