All Time Low - Köln

09.03.2011 | 08:08

24.02.2011, Live Music Hall

ALL TIME LOW sind im Moment die Pop-Punk-Band überhaupt. Da ist es kaum verwunderlich, dass die vier Amerikaner die Live Music Hall ausverkaufen und dass das Publikum meist weiblich und minderjährig ist.

BRAND NEW sangen einst "It's ladies' night and all the girls drink for free" und irgendwie passt dieses Zitat auf den heutigen Abend. ALL TIME LOW sind in Köln, die Live Music Hall ist seit längerem ausverkauft und vor der Location steht eine riesige Schlange. Das nächste Mal werden ALL TIME LOW mit Sicherheit in einer größeren Halle spielen, wenn im März/April ihr neues Album "Dirty Work" erscheint.

Den ersten Support habe ich verpasst aufgrund des YOUNG GUNS-Interviews, die auch kurz danach auf der Bühne stehen. Als die Briten das erste Mal in Deutschland waren als Support für MADINA LAKE im nahgelegenen Underground kannten vielleicht 15 Nasen die Band, heute werden Gustav Wood und seine Jungs unter Teenie-Kreischattacken und lautem Applaus empfangen.

Souverän startet man mit dem allseits beliebten 'Weight Of The World', wo schon die erste Bewegung vor der Bühne entsteht. Die Londoner Rocker sind heute wieder besser ausgelegt als vergangenen November, als man Support für DANKO JONES war. Bei 'D.O.A.' fürchtet sich sicherlich der ein oder andere 14-jährige weibliche Fan, da die YOUNG GUNS doch eine ganze Ecke härter sind als ALL TIME LOW. Doch man kommt beim Großteil des Publikums sehr gut an. Bei 'Poison Kiss' singt es während des Refrains sogar laut mit.

Und eigentlich ist diese YOUNG GUNS-Show ähnlich mit anderen. Nicht wegen der Band an sich, sondern der Fähigkeit, im Laufe des Sets immer mehr Leute auf ihre Seite zu ziehen, was natürlich stark am sympathischen Frontmann Wood liegt, welcher mit Charme die Kids zu mehr Bewegung und Klatschen ermutigt. Nach dem straight nach vorne rockenden 'Daughter Of The Sea', vermisst man zwar 'Sons of Apathy', hat dennoch eine mehr als gute Show der Band erlebt.

Allerdings warten die meisten nur auf ALL TIME LOW. Als diese die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr. Die Girls vor der Bühne kreischen, was das Zeug hält, während ihre Freunde sich hinter ihnen im Pit austoben. Wobei 'Pit' übertrieben ist, bei einer Show der GALLOWS würden etwa 98% nach einer Minute heulend nach hinten rennen. Die Band ist richtig gut aufgelegt und scheint ordentlich Spaß zu haben bei den Reaktionen der ausverkauften Halle.

ALL TIME LOW bieten feinsten Pop Punk mit derart süßen Melodien, dass selbst die Erziehungsberechtigten im hinteren Teil der Halle noch Freude an der Truppe haben. Spätestens bei 'Six Feet Under The Stars' - einem absolut perfekten Song für diesen Genre - haben sie die Halle vollkommen im Griff. Mit recht witzigen und versauten Ansagen sorgt man auch zwischen den Songs für Aufsehen.

Die Setlist ist ein guter Mix aus den beiden Alben der Band. Leider gibt es aber mit dem großartigen 'Jeasy Ray' nur einen Song der "Put Up Or Shut Up" EP, dafür mit 'Time Bomb' allerdings einen ersten Vorgeschmack auf die bald erscheinende Platte "Dirty Work", welcher von den Kids abgefeiert wird, als sei es ein altbekannter Song. Nur nehmen die beiden Balladen 'Therapy' und 'Remembering Sunday' etwas Wind aus den Segeln. Zwar ist das kurze Anspielen von KATY PERRYs 'Teenage Dream' (was übrigens ebenfalls ein perfektes Motto für den heutigen Abend ist) richtig gut, aber eine der beiden Balladen hätte gereicht. Dann ist nach einer Stunde Schluss. Doch man kommt für die 'Weightless', welcher die poppigsten und irgendwie auch härtesten Momente der Pop-Punker vereint, und den Hit 'Dear Maria (Count Me In)' erneut auf die Bühne und verlässt das vollkommen durchgeschwitzte Teenie-Publikum, das zu seinen Eltern flüchtet, um sich eine Cola zu kaufen und das ein oder andere Souvenir am Merchstand.

Dies war sicherlich das letzte Mal, dass man ALL TIME LOW in Clubs mit diesen Kapazitäten gesehen hat. Nächstes Mal sollten schon das E-Werk oder gar Palladium winken. Immerhin hat man auch das kleinere Luxor, in welchem man 2009 debütierte, schnell hinter sich gelassen.

Redakteur:
Sebastian Berning

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