AS EVERYTHING UNFOLDS & THE OKLAHOMA KID - München

26.09.2023 | 22:30

20.09.2023, Backstage Club

Die "Ultraviolet"-Tour ist ein voller Erfolg.

Es ist Mittwoch, der 20. September 2023. Für AS EVERYTHING UNFOLDS und THE OKLAHOMA KID startet der Tag – vielleicht mit einem leichten Kater – in Wien. Nach dem Frühstücken und Frischmachen geht es auch direkt auf die Straße. Das Ziel ist München, denn dort soll heute Abend das nächste Konzert der "Ultraviolet"-Tour zum neuen Album stattfinden. Wie kann man diese Fahrzeit sinnvoll nutzen, statt nur rumzusitzen? Die Jungs von AS EVERYTHING UNFOLDS schauen die "American Pie"-Filme durch, wie sie mir im Interview freimütig erzählen. Endlich angekommen am Backstage in der bayerischen Landeshauptstadt werden die Räumlichkeiten erkundet. Die Bandmitglieder betonen im Gespräch, dass das Backstage eine gut geführte Location ist, hier kommt die Band gerne her. Vergangenes Jahr konnte sie bereits ein Konzert in der Backstage-Halle spielen. Dieses Jahr, mit der eigenen Headliner-Tour, ist es jedoch nur der deutlich kleinere Club. Als nächstes ist Auspacken, Aufbauen und Soundchecken dran. Ein Essen und das "erste" Bier sind dann natürlich auch noch eingeplant. Um 18:00 Uhr hat die Band einen Termin mit POWERMETAL.de. Wir führen ein nettes kleines Gespräch und drehen Reels, die ihr auf Instagram ansehen könnt. Anschließend heißt es für die Band wieder hinsetzen und warten, bis es Zeit für das Konzert ist.

Das Konzert wird von THE OKLAHOMA KID eröffnet. Das sind fünf Jungs aus Rostock, die sich AS EVERYTHING UNFOLDS spontan als Vorband gekrallt hatte, da die Australier EAT YOUR HEART OUT, die eigentlich vorgesehen waren, leider absagen mussten. Was hat die Band zu bieten? Ziemlich lärmigen Hardcore. Eine politische Botschaft hat die Band auch mitgebracht, das erwähnt der Frontmann kurz vor dem Song 'Waldsterben'. Was genau diese ist, sagt er jedoch nicht, sondern macht lieber Musik. Deshalb frage ich nach der Show am Merch-Tisch nach und kann die politischen Botschaften der Band grob als anti-kapitalistisch, pro-LGBTQ+, anti-rassistisch und pro-Umwelt- und Klimaschutz zusammenfassen. Ihre reine Anwesenheit sollte also jeden AfDler von der Show vertrieben haben, aber ich denke, diesen Verlust können wir hinnehmen, denn die Halle ist gut gefüllt. Einige Konzerte der Tour sind sogar ausverkauft, das heutige in München jedoch leider nicht. Dafür kann sich die Menge dann besser bewegen.

Auf der Bühne ist einiges geboten: Die Rostocker headbangen viel, schlagen mit den Füßen um sich und bedienen natürlich auch ihre Instrumente. Das ist sehr schön anzusehen und bringt auch das Publikum langsam in Fahrt. Nach ein paar weiteren Songs folgt eine weitere Werbeunterbrechung von Sänger Tom Brümmer. Er erzählt, was einzelne Bandmitglieder am liebsten mögen und was Fans somit mit zum Merch-Tisch bringen sollten, an dem die Band nach dem Auftritt anzutreffen sein wird: Gummibärchen, Bier, Küsse... Anschließend kündigt er den Headliner AS EVERYTHING UNFOLDS an und macht etwas Hype für die Band. Das Publikum nimmt die Ausführungen  recht gleichgültig hin und auch mir können sie maximal ein Schmunzeln entlocken. Die unangenehm lange Pause vor dem nächsten Lied lässt das Publikum dann doch wieder etwas unruhig werden.

Der Auftritt endet nach einer halben Stunde. Inzwischen bin ich auch mit der Musik und vor allem der Stimmung vor Ort etwas warm geworden. Auf der Platte gefällt mir THE OKLAHOMA KID jedoch nicht gut genug, um die Songs in meine Playlist zu packen. Für einen hartgesottenen Hardcore-Fan, der auch politisch mit der Band einer Meinung ist, könnten die Lieder aber durchaus interessant sein. Insgesamt trotzdem eine gute Wahl als Vorband: Das Publikum ist jetzt bereit für AS EVERYTHING UNFOLDS.

Nach einer halben Stunde Umbaupause darf endlich AS EVERYTHING UNFOLDS auf die Bühne. Die Briten starten selbstverständlich mit 'Ultraviolet', dem Titeltrack des neuesten Albums und der gleichnamigen Tour. Damit wird sofort ein hoher Stimmungsstandard gesetzt, der auch den ganzen Auftritt über beibehalten wird. Die Band hat eine schöne Setliste zusammengestellt, mit den besten Songs von "Ultraviolet" und dem 2021er Debüt-Album "Within Each Lies The Other". Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass es keine Stimmungsdips wie bei vielen anderen Setlists von Konzerten gibt. Das Publikum spiegelt der Band genau diese hohe Energie wieder zurück. Zum Beispiel über die Bewegung in der Mitte vor der Bühne, die je nach Song kreiselt oder mosht. Stoppt das Publikum, reicht eine kleine Handgeste von der Bühne und es geht weiter. Lautstark mitgegrölt wird natürlich auch. Charlie Rolfe lässt manche Passagen aus und lässt stattdessen das Publikum singen. Man stellt hierbei drei Dinge fest: 1. Das Publikum ist textsicher. 2. Das Publikum ist laut. 3. Das Publikum hat Gesang wohl eher nicht studiert. Aber das ist auch nicht so wichtig, wir wollen ja keinen Gesangswettbewerb gewinnen, sondern Spaß haben.

Der Sound ist im Backstage mal wieder sehr gut. Genauso wie die Lichtshow, diese kommt auch vom eigenen Backstage-Team. Sie läuft nach den altbekannten Mustern ab und ist passend zum Tour- und Album-Namen überwiegend in Violett gehalten. Ultraviolett wäre schließlich unpraktisch gewesen, das sehen Menschen leider nicht.

Sängerin Charlie begrüßt das Publikum nach dem ersten Song und bedankt sich bei allen fürs Kommen, besonders bei denen, die die Band bereits seit dem ersten Album unterstützen. Der nächste Song wird eine Live-Premiere sein: 'Saint Or Rogue' wurde bis jetzt noch nie auf einer Bühne vor Publikum gespielt. Das ist für die Band eine kleine Herausforderung, Gitarrist Adam und Bassist George finden diesen Song live am schwersten zu spielen. Diese Herausforderung meistert die Band jedoch ohne Probleme und liefert voll ab.

Anscheinend hat Charlie eine schlechte Schuhwahl getroffen. Sie wundert sich, dass sie mit ihren Schuhen noch nicht gestolpert ist. Diese Gefahr besteht umso mehr, da sie auch viel auf der Bühne unterwegs ist, hin und wieder auf ein kleines Podest vorne an der Bühne klettert und sich im Kreise dreht. Stiefel mit 3-Zentimeter-Absätzen sind wohl nicht so bühnengeeignet. Trotz dieser ganzen Bühnenshow gelingen ihr auch live ein toller Klargesang und gute Growls. Auch die Jungs schütteln nebenher der Kopf und posieren. Die Band ist insgesamt zwar nicht so aktiv wie THE OKLAHOMA KID vorher, findet aber ein gutes Maß, das auch zur eigenen Musik passt.

Während 'Twilight' erlauben sich Bassist George Hunt und Keyboarder John Cass einen kleinen Spaß: George hält John den Bass hin, dieser zupft ein paar Saiten an. Die so entstehenden Geräusche stoppt John dann doch lieber wieder mit der flachen Hand. Die beiden entscheiden dann, dass jeder doch lieber bei seinem eigenen Instrument bleibt. Es folgt der "letzte" Song 'All I've Ever Known', hier kann Adam mit einem Solo sichtlich erfreut glänzen. Danach verlässt die Band die Bühne. Doch das Publikum fordert "ONE MORE SONG!". Also kehrt AS EVERYTHING UNFOLDS nochmal zurück und liefert sogar zwei weitere Lieder im Encore. Charlie bedankt sich nochmals beim Publikum und bei der Vorband. Alle Bandmitglieder verabschieden sich mit erhobenen Instrumenten und nun endet das Konzert wirklich.

Insgesamt liefert AS EVERYTHING UNFOLDS einen sehr schönen und professionellen Headliner-Auftritt, der in dieser Form ohne Probleme auch in den größeren Hallen des Backstage stattfinden könnte. Lediglich etwas länger müsste er dann sein. Nur eine Stunde ist als Headliner etwas knapp bemessen. Ich hätte mich auch über das ein oder andere Lied ihrer Debüt-EP "Closure" gefreut. Zum Beispiel '17:10', das spielt die Band jedoch leider nicht mehr live. Dann hätte John auch einen anspruchsvolleren Song mit schwieriger Synth-Line zu spielen, bei den meisten aktuell gespielten Songs kann "The Human Laptop" gar nicht sein wahres Können zeigen.

Setliste: Ultraviolet; Slow Down; Saint Or Rogue; Blossom; Hiding From Myself; Flip Side; Take Me There; Grayscale; Twilight; All I’ve Ever Known; Felt Like Home; On The Inside

Ich muss nun meine Heimreise antreten, denn mein Zug wartet nicht. Für die vielen anderen Fans von THE OKLAHOMA KID und AS EVERYTHING UNFOLDS stehen die Bands nun am Merchtisch für Bilder, Autogramme oder ein kurzes Schwätzchen zur Verfügung. Doch auch die Bands müssen irgendwann ins Bett, schließlich steht morgen der nächste Auftritt in Stuttgart auf dem Plan.

Redakteur:
Noah-Manuel Heim

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