ASP - Leipzig

14.10.2009 | 21:00

02.10.2009, Werk 2

Die Tage werden kürzer, die Getränker heißer und die Konzerthallen düster - Deutschlands Goth-Rock-Könige ASP entführen uns erneut in dunkle Gefilde.

Als ich ASP mit 'Und wir tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)' vor einigen Jahren auf einem Sampler des ORKUS entdeckte, hätte ich niemals gedacht, dass ich den zukünftigen Goth-Rock-Kings lauschen würde. Im Jahr 2009 sind sie endgültig an der Spitze des Genres angekommen und füllen lässig die großen Hallen. Vor einem Jahr verzauberten mich die Frankfurter noch mit ihrer Akustik-Tour, nun ist es wieder Zeit für eine zünftige Rock-Sause. Als wir gegen 20 Uhr am Werk 2 antreffen, sehen unsere Äuglein eine - gefühlt - 10 km lange Schlange, die ungeduldig um Einlass bettelt. Also auf zum benachbarten Supermarkt, um sich die Zeit bis zum Beginn der Show mit Flüssigem zu verschönern. Als dann die Tore geöffnet werden, kennt der Sturm keine Grenzen. Innerhalb weniger Minuten ist das Werk 2 proppevoll, ohne dass sich die Schlange draußen spürbar verkleinert hätte. Heute wird es also richtig kuschlig.

Als Opener geben CAPUTT aus Oberhausen den Takt vor. Doch das hätten sie lieber lassen sollen. Eine krudde Mischung aus Elektro, Pop und Rock serviert uns das Trio, was in etwa die Spannung einer plattgetretene Glühbirne erreicht. Die Meute in der gefüllten Halle ist dementsprechend sehr verhalten und geizt nicht gerade mit Ignoranz. Zwar klatschen einige muntere Burschen nach Songs wie 'Das zerbrochene Zahnrad' oder 'Kalt' , aber die Wurst rocken heut andere. Leider fällt neben mir auch schon das erste Mädel um, was jedoch sicherlich weniger an der Musik, sondern eher an den unmenschlichen Temperaturen liegt. Nach einer knappen halben Stunde ist der Spuk vorbei und der Zuschauer um die Erkenntnis reicher, dass der neue Stern am Musikhimmel noch auf sich warten lässt.

Vielleicht kommt er ja jetzt – MONO INC.. Seit ihrem aktuellen Werk "Voices Of Doom" darf ich mich als Fan outen und besuchte sogar unmenschlich kleine Festivals, nur um die Hamburger 90 Minuten Nonstop erleben zu dürfen. Daher ist die Vorfreude heute sogar größer als auf ASP. Und das Quartett enttäuscht mich keine Sekunde. Mit 'Temple Of The Torn' geht es knackig los, was das Stimmungsbarometer in ungeahnte Höhen treiben lässt. Mit dem wunderschönen 'In My Heart' holen sie sofort den ersten Klassiker aus der Tasche – klar, viel Zeit haben die Jungs und Schlagzeugerin Katha Mia heute nicht. Mit 'Voices Of Doom' und 'Gothic Queen' wird das aktuelle Album mit den beiden besten Stücken präsentiert, bevor mit 'Bloodmoon' (inkl. Schlagzeugsolo)  und 'Sleeping My Day Away' wieder ins Jahr 2008 zurückgegangen wird. Dort bleiben Sänger Martin und seine Combo auch, um mit dem fulminanten 'Get Some Sleep' eine viel zu kurze, aber wundere Show abzuschließen. Da freut man sich heut schon auf die kommende Headlinertour im Frühjahr. Dann sollten sich die Hamburger endgültig in die erste Liga schießen.

Setlist MONO INC.:
01.    Temple Of The Torn
02.    In my Heart
03.    Voices Of Doom
04.    Gothic Queen
05.    Bloodmoon
06.    Sleeping My Day Away
07.    Get Some Sleep

Nun ist es aber Zeit für den ultimativen Headliner: ASP. Das Werk 2 ist zum Bersten gefüllt und die Luft wird knapp. Die brauchen die über tausend Fans jedoch, um nach dem Intro 'Zwei Schwäne' bei 'Verwandlungen' lauthals mitzusingen. Sofort ist die Stimmung auf dem Siedepunkt. Zunächst bleiben die Frankfurter bei älterem Material Marke 'Weltunter'. Asp wendet sich dem begeisterten Publikum zu und erzählt, dass es einfach schön sei, wieder mit einer Rocktour durch die Landen zu ziehen und dass sie heute noch viel vorhätten. Nach 'Ich bin ein wahrer Satan', 'So viel tiefer' und dem wunderschönen 'Krabat' folgt die erste Premiere des Abends – ach was sag ich – eine Weltpremiere. Denn 'Im Märchenland' ist zwar seit einigen Stunden in den Plattenläden zu erwerben, live hat diesen Song aber noch niemand gehört – bis jetzt. "Auf was Neues muss was Altes folgen" meint Asp und legt mit 'Schwarzer Schmetterling' und 'Raserei' klassisch nach. Vor 'Zaubererbruder' philosophiert der charismatische Frontmann über eine weitere zukünftige Akustiktour, was nicht nur mich in Begeisterung versetzt, sondern auch die weiteren Rock-Gothen in Leipzig. Und um diese Vorfreude weiter zu schüren, folgt das angesprochene 'Zaubererbruder' standesgemäß in der Unplugged-Version.

Doch 'Im Märchenland' sollte nicht der einzige neue Song sein, denn mit einer doppelten Singleauskopplung hat man eben zwei Asse im Ärmel. 'Wer sonst?' präsentiert ASP in Reinkultur und wird auch in Zukunft jedes Konzerterlebnis noch ein wenig mehr verschönern. Nach 'Besessen' ist es dann auch soweit – 'Und wir tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)' ertönt und hach...ich schmelze dahin. Auch nach so vielen Jahren ist der Zauber dieses Songs noch nicht verflogen. Mit 'Schwarzes Blut' wird der offizielle Teil der Show abgeschlossen, doch gehen wird hier keiner. Mit 'Sing Child' und 'Werben' wird der erste Zugabeblock zu einem Fest, während 'Sage Nein' und 'Ich will Brennen' dem Ganzen schließlich die Krone aufsetzen. Doch ganz am Ende sind wir nun doch noch nicht. Und was könnte passender sein als 'Abschied'. Mit einem dicken Kloß im Hals geistern die Fans weit nach Mitternacht aus der Halle, um sich nun ganz der Nacht zu widmen. Bis zum nächsten Mal!

Setlist ASP:
01.    Zwei Schwäne
02.    Verwandlungen
03.    Weltunter
04.    Ich Bin Ein Wahrer Satan
05.    So Viel Tiefer
06.    Krabat
07.    Im Märchenland
08.    Schwarzer Schmetterling
09.    Raserei
10.    Kokon
11.    Zaubererbruder
12.    Nimm Mich
13.    Sanctus Benedictus
14.    Demon Love
15.    Me
16.    Wer Sonst?
17.    Besessen
18.    Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)
19.    Denn Ich Bin Der Meister
20.    Schwarzes Blut
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22.    Sing Child
22.    Werben
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23.    Sage Nein
23.    Ich Will Brennen
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24.    Abschied

Redakteur:
Enrico Ahlig

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