AEPHANEMER und FADING AEON - Frankfurt am Main

22.04.2024 | 14:59

06.04.2024, Ponyhof

Ein epischer, melodischer Ritt durch den Ponyhof.

Es ist Samstag, die Sonne scheint und ich würde sogar behaupten, heute ist wettermäßig der schönste Samstag des Jahres, zumindest hier bei uns in der Gegend. Doch nicht nur das, neben dem Ausschlafen, in aller Seelenruhe frühstücken, einem Mittagessen und sogar einem gemütlichen Nachmittagskaffee steht heute auch noch ein Konzert an. Wenn das mal nicht für gute Laune sorgt, dann weiß ich auch nicht weiter! Nach einem solchen Tagesprogramm, kann doch eigentlich einem tollen Konzertabend nichts mehr im Wege stehen, oder? Falsch! Ich checke die App des regionalen Verkehrsverbundes da geplant ist mit der Bahn zum Konzert nach Frankfurt zu fahren und was muss ich zu meiner Verärgerung feststellen? Wieder so eine doofe Meldung, dass es aufgrund von Gleisarbeiten zu massiven Verspätungen und teilweisen komplettausfällen von meiner Zugverbindung kommen kann, was im schlimmsten Fall bedeuten würde, dass man nach dem Konzert, außer mit völlig überteuerten Taxis, nicht mehr nach Hause kommen würde. Na gut, also heute keine kühlen Biere bei warmen Temperaturen und dazu Metal genießen, dann eben nur Metal, ist zwar schade aber ist ja meistens so, wenn man so gut wie immer Fahrer ist, naja, Hauptsache gute handgemachte Live-Musik, Hauptsache Metal!

Nachdem ich mich kurz über die Bahn aufgeregt habe (wie so oft muss man leider sagen), ab ins Auto, Musik aufdrehen, Fenster runter und erstmal das ganze Viertel mit Metal beschallen. Es ist zwar Samstag und das Wetter ist herrlich, aber allzu viel ist auf den Straßen und der Autobahn zu meiner Freude nicht los. Es geht gut voran, doch nun beginnt der Alptraum der Parkplatzsuche mitten in Frankfurt… Das Parkhaus, das eigentlich mein Ziel ist, scheint komplett voll zu sein, es stehen sogar Autos davor Schlange. Was nun? Erst mal Google fragen, ob es nicht vielleicht noch ein zweites Parkhaus in der Nähe gibt, welches rund um die Uhr geöffnet hat. Und siehe da, ganz in der Nähe, 3 Minuten Fahrt entfernt, scheint tatsächlich eines zu sein und da gibt es sogar noch ausreichend Parkplätze! Man kann auch mal Glück haben! Also ab ins Parkhaus, Auto abstellen, um direkt zwei andere Metalheads zu treffen, die mein SUICIDAL ANGELS Shirt erblicken und direkt fragen: "Ponyhof?" Ich sehe die Summerbreeze-Shirts, fange an zu grinsen und antworte freudig mit einem: "Ja!"

Wir laufen nun also zu dritt zur Location (Ponyhof), die sich in Frankfurt Sachsenhausen befindet. Ein Stadtteil direkt am Museumsufer in entspannter Atmosphäre gelegen, zwischen Museen für bildende Künste, Architektur und Film, kopfsteingepflasterten Gassen, Bars, Restaurants, Clubs und uriger Apfelweinlokale, welche allesamt bis spät in die Nacht geöffnet haben. Gar nicht mal so unpassend für ein Metalkonzert, finde ich. Am Ponyhof angekommen sieht man schon eine recht große Schlange komplett schwarz gekleideten Menschen, der Beweis, dass man hier genau richtig ist. Eine Gasse mit Kopfsteinpflaster, eine total unscheinbare kleine Eingangstür, mit kleinem Tisch und Kasse, da kommen doch glatt echte JUZ-Vibes auf, ach wie schön! Der Einlass läuft komplett entspannt und unkompliziert ab und kaum betritt man den Raum mit der Bühne, steht man auch schon an der Bar. Klein, überschaubar, super gemütlich, urig und irgendwie kultig, eine sehr empfehlenswerte Location mit tollem Underground-Feeling!

Kommen wir nun zum musikalischen Geschehen des Abends. Zwei Bands stehen heute auf dem Programm: Den Headliner stellen die französischen Symphonic Melodic Death Metaller von AEPHANEMER und der heutige Support-Act kommt aus Deutschland und nennt sich FADING AEON.

Die Jungs von FADING AEON spielen, so wie AEPHANEMER, epischen melodischen Death Metal, also absolut passend, eine gute Wahl für den Support Act. Und nicht nur das, das Ganze klingt auch noch gut und macht live wirklich Spaß. Das Trio, bestehend aus David Gareis (Gitarre), Christian Stauch (Bass, Gesang) und Patrick Gareis (Schlagzeug), kommt motiviert und spielfreudig daher und punktet nicht nur durch sympathische Ansagen von Sänger/Bassist Christian, sondern auch mit einer durchweg guten Performance. Den nicht ganz so optimalen Sound vergisst man recht schnell, denn durch die Performance und Spielfreude wird der Sound größtenteils zur Nebensache, das Eintauchen in die Musik gelingt von Beginn an. Eine gute Portion Melodie und Epik weist die musikalische Darbietung auf, ebenso genug Heavyness, ich fühle mich von Anfang an abgeholt und gut unterhalten. Doch nicht nur ich auch der bis zum letzten Platz gefüllte Ponyhof ist sichtlich angetan und es sind immer wieder Jubelrufe und Applaus zu vernehmen. Ich hatte vorher nicht die Möglichkeit, bei FADING AEON reinzuhören, doch mich überzeugt der Live Auftritt und ich behalte mir die Band auf jeden Fall im Hinterkopf! Sie schließen mit einem fast viertelstündigen (und meiner Meinung nach besten Stück des Sets) ihren Auftritt ab und bedanken sich herzlich beim Publikum. Coole Jungs, gute Performance, was will man mehr bei einem Support Act! Nachdem FADING AEON die Bühne verlassen haben, ist es an der Zeit für die Umbauarbeiten, die recht schnell über die Bühne gehen.

Ein kleines witziges Detail, damit ihr euch das alle besser vorstellen könnt: Die Bühne im Ponyhof ist wirklich klein, stellt euch das Ganze wie früher in eurem örtlichen JUZ vor, so dass AEPHANEMER gerade so die Bühnendekoration (Aufsteller) platzieren kann und selbst noch genug Platz hat um zu spielen. Soll jetzt aber überhaupt nicht negativ klingen, nein im Gegenteil, das ist unfassbar gemütlich, urig und dadurch wirkt das Ganze auch nochmal eine Spur persönlicher. Es muss nicht immer eine riesige Halle mit tausenden von Menschen sein, gerade Konzerte wie an diesem Abend sind immer wieder ein tolles Erlebnis.

Als alles fertig aufgebaut und bereit ist, geht es auch schon los mit dem epischen, aufbauenden und motivierenden 'Prokopton', was sich einfach perfekt als Intro eignet. Der Sound kommt wirklich gut rüber, sehr satt, angenehm von der Lautstärke und alle Instrumente lassen sich gut heraushören, Lob an dieser Stelle an die Tontechnik! Es folgt mit 'Sovereign' ein, meiner Meinung nach, absolut geniales Stück, das live nochmal um einiges genialer ist, als auf Scheibe. Ich tauche direkt voll und ganz ab in die Musik und auch die restlichen Zuschauer vermitteln mir das Gefühl, dass die Musik gefühlt wird, im flackernden Licht der Bühnenbeleuchtung sieht man einige Mähnen fliegen, AEPHANEMER zieht den Ponyhof direkt in ihren melodischen Bann. Als nächstes folgt ein weiterer, meiner Meinung nach absoluter Hit: 'Unstoppable', der mich allein schon mit seinem Keyboard-Intro und Melodien, leicht an CHILDREN OF BODOM erinnert, was mich als alten Fan der Finnen um Alexi Laiho (R.I.P) wirklich packt und mir direkt eine Gänsehaut beschert! Das ist auch ein Kriterium, das AEPHANEMER für mich ausmacht. Es sind diese kleinen Momente, die einen an besagte legendäre Band erinnern, doch nicht nur das, das Ganze auch noch in Verbindung mit einer ernst zu nehmenden Eigenständigkeit und Kreativität, denn die Franzosen klingen in keinster Weise wie eine Kopie oder ein Abklatsch, nein sie bedienen sich altbekannter melodischer Rezepturen und verbinden diese geschickt mit eigenen Noten und Einflüssen.

Und nun soll ein weiteres Highlight folgen. 'Le Radeau De La Meduse', wo wir Zuschauer, bevor es losgeht, gefragt werden, ob wir den Song auf Englisch oder Französisch hören wollen. Wir sind uns direkt alle einig: auf Französisch, die Muttersprache der Band! Das kommt in diesem Fall nochmal um einiges besser als auf Englisch rüber! Sehr cool! Die Stimmung ist spätestens nach diesem Titel auf dem Höhepunkt, es wird gejubelt und applaudiert und auch der letzte Kritiker im Ponyhof ist nun vollends überzeugt! Eines möchte ich an dieser Stelle noch anmerken: Dieses Konzert ist das letzte der Tour und ganz ehrlich, das merkt man der Band nicht an! Vor allem Marions Stimme ist trotz der zurückgelegten Tour immer noch kraftvoll, sowohl das Screaming als auch der hohe an Operetten erinnernde Gesang sitzen!

Titel wie 'A Dream Of Wilderness', 'If I Should Die' und 'Bloodline' runden das Ganze ab und sind eigentlich alle ein Highlight. Ich denke, man kann schon sagen, dass die Setliste mehr als gelungen ist, besser kann man es glaube ich im Fall von AEPHANEMER nicht machen. So bekommen auch die neuen Fans und Zuschauer, die nicht vertraut mit dem Songmaterial der Franzosen sind, einen super Gesamteindruck des musikalischen Schaffens. Nachdem die letzten Töne von 'Bloodline' verklungen sind, verabschiedet sich AEPHANEMER und bedankt sich herzlich bei uns allen, was mit einem lauten Applaus belohnt wird. Zusammenfassend kann und muss ich sagen, dass das ein wirklich tolles, kleines Konzert war. Ich bleibe noch etwas, lasse noch einmal das Erlebte auf mich wirken, ehe ich freudig und zufrieden den Ponyhof verlasse und über die Pflasterstein-Straßen durch herrlichstes Frühlingswetter den Weg zum Auto antrete.

Le Radeau de La Méduse (Official Lyric Video - French version)

https://www.youtube.com/watch?v=8EkqCdw1PoA

 

Redakteur:
Kevin Kleine

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