UNLOVED: Interview mit Gesamte Band

25.04.2009 | 15:19

Nur eine Promo-Scheibe haben sie aktuell zu bieten - doch die zeigt viel Potential. UNLOVED aus Leipzig suchen ein Label.

Trip-HipHop-Drums, eine elektronisch leicht verzerrte Frauenstimme, eine Gitarre, deren Riff sich um sich selbst dreht - kurz darauf ein Gesangspart, der an die unvergessenen THE GATHERING mit ihrer Sängerin Anneke erinnert. Und dann plötzlich richtig fette Gitarren. 'Final Person' ist kein einfacher Song. Aber UNLOVED aus Leipzig sind auch keine Band, die es ihrem Hörer einfach machen will. Doch besitzen sie das Talent, ihre Wechsel so organisch klingen zu lassen wie nur möglich.

Aber 'Final Person' und vier weitere, ebenso spannende Songs, werden Interessierte zur Zeit nicht oder nur über MySpace hören können. Sie sind Teil einer Promo, mit der die Band auf der Suche nach einem Plattenlabel ist. Die Vorstellungen dafür sind klar. "Eine Firma, die nicht pleite geht - und die uns unter Vertrag nimmt, weil und nicht obwohl wir stilistisch schwer einzuordnen sind", sagt UNLOVED-Sängerin Shya.

Lange war es still geworden um die Leipziger Band, die gerade die Fachwelt mit ihrer 2006er EP "Killersongs" begeistern konnte. "Wir können ehrlicherweise kaum verbergen, dass es seitdem nur wenige Lebenszeichen gab", sagt ihr Gitarrist, der sich das Pseudonym "MR" gegeben hat. Nennen wir ihn an dieser Stelle einfach Mister. Und er erzählt: "Hinter den Kulissen ist Bewegung und es nagt an uns, dass wir ohne vernünftigen Plattendeal diese Energie nicht rauslassen können. Aber das soll sich jetzt ändern." Sängerin Shya stimmt ihm da zu: "Wir stehen schließlich dafür, uns für die Musik körperlich, psychisch und finanziell auszulaugen. Und keine Kompromisse einzugehen, wenn es darum geht, einen Song oder eine Platte fertig zu machen. Im Prinzip hätte es schon längst eine Scheibe gegeben, wenn wir von diesen Ansprüchen abgerückt wären."

Die eigenen Ambitionen sind dem Promo-Scheibchen anzuhören. Oft geht es dabei wie bei 'Really Soon Now' sehr entspannt und dennoch dynamisch zu, die Songs setzen sich langsam, aber dennoch unerbittlich im Zwischenhirn fest. "Inhaltlich sind die neuen Sachen direkter, selbstbewusster, trockener und erwachsener", stellt Bassist Tschacke fest. Und Mister sagt: "Es schwingt eine Intensität mit, die es auf "Killersongs" so noch nicht gab. Damals tollten die Songs sehr verspielt über grüne Wiesen, heute rauchen die Trümmerlandschaften."

Ein Beispiel ist der Opener 'All At Sea', der fast wie ein Industrial-Drache beginnt, dann aber auch schnurrt wie ein Kätzchen, wieder härter wird, sich steigert und in einem fantastischen Refrain voller Melancholie und Gitarrengeböller entlädt. Ein Wechselbad. "Darin geht es um die Metapher des Verlorenseins auf See, die für ein generelles Überfordertsein herhält", sagt Mister. Das sei der Band sehr wichtig, so der Gitarrist: "Das hibbelige Strophenriff in dem Song war prädestiniert für das Thema und parallel zur Arbeit am Text hat sich schließlich eine Gewitter-Bridge herausgeschält."

Generell ist die Entstehung eines UNLOVED-Songs wohl keine ganz geradlinige Sache. "Wir arbeiten mittlerweile sehr eng verzahnt an den einzelnen Parts und Stimmen, so dass die einzelnen Instrumente kongenialer zueinander stehen als früher", erzählt Mister weiter. Und: "Bevor ein Song ins Studio geht, produzieren wir einen ganzen Strauß von Versionen, bearbeiten sie teils gemeinsam, teils unabhängig voneinander und schicken sie dann reihum. Das klingt kompliziert, ist es vermutlich sogar, aber wenn der Stein einmal rollt und die Inspirationen hin und her fliegen, rückt der Song in den Vordergrund und hinterher ist schwer zu sagen, wer jetzt genau welchen Part beigesteuert hat. Manchmal wandern Ideen sogar zwischen den Songs, weil sie dort, wo sie angedacht waren, nicht funktionierten, sich aber woanders förmlich aufdrängelten." UNLOVED - eine Band, die sich über ihre Klänge viele Gedanken macht. Das ist auch der Promo anzuhören. Gerade hatten sie einen Radioauftritt bei einem lokalen Indie-Sender. Vielleicht hat auch ein professioneller Musik-Manager zugehört, der noch an Experimente glauben kann.

Redakteur:
Henri Kramer

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