UNHALLOWED: Interview mit der Band

01.05.2023 | 22:09

Mit "Awaken The Black Flame" haben die Schwarzmetaller von UNHALLOWED ein ziemlich bockstarkes Debütalbum am Start, das vor allem Black-Metal-Freunden der 1990er Jahre sehr gut gefallen wird. Klirrend kalte Melodien, eine pechschwarze Finster-Aura und frostige Vocals – binnen 37 Minuten zocken sich die Musiker durch Mark und Bein. Ohne groß auf die Identität der Herrschaften einzugehen, baten wir sie zum kurzen Plausch, um zumindest ein paar Worte über Entstehung, Einflüsse und eben jenes Erstlingswerk zu verlieren.

"Awaken The Black Flame" offenbart nicht nur eine unheilvolle Aura, sondern zeigt auch gestandene Musiker, die auch schon vor ihrer Gründung 2021 gemeinsam musiziert haben. "Ja, wir sind alle schon seit Jahren musikalisch aktiv. In verschiedenen Black-Metal-Bands. UNHALLOWED als solches entstand relativ spontan, als wir nach dem ersten Aufeinandertreffen schnell merkten, wie ähnlich unsere Vorstellungen von Musik und wie kompatibel unsere Weltanschauungen sind. Die gesamte Arbeit bis zum jetzigen Zeitpunkt war ein Höhepunkt für uns. Die intensive Kollaboration bis zum fertigen Album war sehr belohnend." Daran knüpfen wir an, interessiert uns doch, mit welcher Zielsetzung die Musiker an die Arbeiten herangetreten sind. "Es hat etwa ein Jahr zwischen der ersten Idee zur Band und dem Abschluss der Arbeiten am Album gedauert. Im eigentlichen Sinne war unser Ziel anfangs, einfach nur zusammen Musik zu schreiben und zu sehen, wo uns der Weg hinführt." Und die bisherigen Resonanzen ob ihres Debüts scheinen die Jungs auch nicht kalt zu lassen. "Bis jetzt scheint uns die erste Resonanz auf unsere Musik durchweg positiv. Für eine Band, die in dieser Form vor dem Release keine nennenswerte Präsenz hatte – weder in der Szene noch im Internet – sind wir sehr zufrieden mit den Reaktionen. Unsere Intention, den Sound und den Geist der 90er einzufangen, scheint gelungen zu sein."

Wir graben etwas tiefer. Mir kommt es vom Feeling so vor, als sei das Album inmitten der 1990er Jahre in Skandinavien entsprungen. Parallelen zu NAGLFAR, DISSECTION, LORD BELIAL oder DARK FUNERAL liegen auf der Hand. Oder irre ich da? "Über den Einfluss, den DISSECTION sowohl auf uns als auch auf weite Teile der Black-Metal-Szene hat, muss man heutzutage eigentlich nicht mehr sprechen. Unsere Wahl des Namens UNHALLOWED sagt aus, welches Gewicht Jon Nödtveidts Schaffen für uns als Musiker, aber auch als Menschen hat. Für uns war der Black Metal der 1990er Jahre der stärkste Einfluss auf unsere Ideen – im Besonderen aus Norwegen und Schweden. DAWN ["Slaughtersun - Crown Of The Triarchy", Album vom 1998 – Anm. d. Red.] mit diesem melodischen, aber dennoch puren Black Metal hat enorme Bedeutung für uns. Genauso die frühen Werke von Bands wie GORGOROTH oder IMMORTAL. Natürlich gehören auch viele der von dir genannten und ähnlich veranlagten Bands – SACRAMENTUM, VINTERLAND, WATAIN, MÖRK GRYNING – zu unseren Inspirationen. Hierbei ist der Band die Abgrenzung zum Death Metal allerdings sehr wichtig. Für uns ist UNHALLOWED Black Metal. Death Metal, egal in welcher Form, sehen wir weder als Teil unserer musikalischen Identität noch als Einfluss auf selbige – keiner von uns hört Death Metal. Letztendlich schreiben wir die Musik, die uns als Menschen entspricht, ohne die Absicht, damit in eine spezifische Schublade zu passen. Unsere Ideologie und unsere Weltanschauung ist aber fest im Black Metal verankert."

Kommen wir auf das "Awaken The Black Flame"-Debüt als Ganzes zu sprechen, denn vor allem die Kurzweiligkeit ist ein großes Plus, was auch UNHALLOWED anerkennt. "Die Länge eines Albums ist der Beschaffenheit der Musik untergeordnet. Wir haben unsere Songs so geschrieben, wie es sich richtig angefühlt hat – Ideen künstlich für Laufzeit zu strecken oder Spannungsbögen zu kürzen, um in ein bestimmtes Zeitformat zu passen, erscheint uns falsch. Dementsprechend gibt es wohl kurze als auch lange Alben, die wir schätzen. Sei es GORGOROTHs "Pentagram" mit knapp 29 Minuten oder DAWNs "Slaughtersun" mit 59 Minuten, beide Alben sind gut wie sie sind – und so lang, wie die Musik es verlangt." Da muss ich den Jungs Recht geben. Bei dem Titel "Awaken The Black Flame" macht sich der Eindruck eines Konzeptalbums breit, obgleich auch das Artwork hervorragend zur Musik passt. Wir fragten nach konzeptionellem Hintergrund und dem Artwork-Künstler. ""Awaken The Black Flame" ist kein Konzeptalbum. Trotzdem zieht sich eine Art roter Faden durch alle Songs, was aber eher Nebenprodukt unserer Ideologie ist – das Hauptthema der schwarzen Flamme und der spirituellen Befreiung findet sich in jedem der Songtexte wieder. Der Kontext verändert sich um das Kernthema herum. Das Coverartwork wurde von Vhan Artworks & Printing aus Südkorea erstellt. Es stellt in erster Linie wieder die schwarze Flamme dar, die für uns das Herz der Band ist. Das Artwork entstand schon früh im Schaffensprozess zum Album, sodass das Konzept der Musik und der zugehörigen Ästhetik gemeinsam wachsen konnten."

Vor allem diese frostige, teils bitterböse Aura strömt durch Mark und Bein. Wie wichtig ist für die Band das Thema Atmosphäre und wie gelangt diese Atmosphäre vom Proberaum auf das fertige CD-Endprodukt? "Die Atmosphäre, wie du sie beschreibst, war uns von Anfang an sehr wichtig. Im Grunde ist es das, was für uns Black Metal von anderer Musik unterscheidet – die musikalischen Stilelemente und die Texte sind vollständig darauf ausgerichtet, ein Gefühl und eine Idee zu transportieren. Wir machen nicht Musik, nur um Musik zu machen – sondern damit genau diese Atmosphäre nach außen dringen kann, sodass jeder, der unser Album hört, die in unsere Musik gelegte Absicht fühlen kann. Diese Atmosphäre während der Produktion einzufangen, war das oberste Gebot des Songwritings – also haben wir unsere Ideen genauso aufgenommen wie wir es für richtig hielten und den Sound des Albums so gewählt, wie er am Ende geworden ist."

Zumindest in meinen Ohren gibt es aufgrund der Atmosphäre auch gewisse Parallelen zu DARK FORTRESS, THULCANDRA und BLACK HORIZONS, von denen sich UNHALLOWED jedoch distanziert. "Wir haben wenig Bezug zu den von dir genannten Bands und sehen uns nicht als Teil dieser Gruppe. Was die aktuelle Entwicklung angeht, sind wir der Meinung, dass zumindest in Deutschland viel generisches Rumpeln und primitives Songwriting stattfindet, ohne dass dabei über den eigenen Tellerrand geblickt wird. Vieles von dem, was im Black Metal passiert, ist eingeschlossen in den deutschen Mikrokosmos. Wir verfolgen die Aufs und Abs der Szene nur sehr oberflächlich, können deswegen nicht wirklich eine detaillierte Antwort geben." Was auch vollkommen in Ordnung ist. Was wir darüber hinaus verfolgen, ist UNHALLOWED in der Zukunft. Wie wird es mit der Band weitergehen? "Unsere oberste Priorität war es von Anfang an, Musik zu schreiben - und das werden wir weiterhin tun. Wann und in welcher Form eine zweite Veröffentlichung folgt, wird sich zeigen." Auf die finale Frage, welche drei Alben, die stilistisch "Awaken The Black Flame" recht ähnlich sind, die drei Musiker mit auf eine einsame Insel nehmen würden, wird nicht lange überlegt, sondern deutlich mit GEHENNAs "First Spell", DAWNs "Nær Solen Gar Niþer For Evogher" und WATAINs "Rabid Death's Curse" geantwortet. Eine gute Wahl. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei der Band und wünschen ihr künftig alles Gute!

"Awaken The Black Flame" wurde am 14. April über Folter Records veröffentlicht.

Redakteur:
Marcel Rapp

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