TRIVIUM: Interview mit Matt Heafy

01.01.1970 | 01:00

TRIVIUM aus Florida sind eine aufstrebende Band, die eine ganz eigene Mischung aus Thrash, Death, Metalcore und vereinzelten Prog-Anleihen spielt. Auf ihrem letztjährigen Album "Ember To Inferno" kann man sich dies zu Gemüte führen und wer solch eine erstklassige Scheiblette verzapft, muss natürlich auch interviewtechnisch mit ein paar Fragen gelöchert werden.


Stephan:
Erste Frage - seid ihr nun eigentlich zu dritt oder zu viert? Auf eurer Homepage und dem Infoblatt heißt es, dass ihr ein Trio seid, aber auf der Homepage von Lifeforce Records steht, ihr seid ein Quartett.

Matt Heafy:
Im Augenblick haben wir vier Bandmitglieder - Brent Young, Travis Smith, Corey Beaulieu und mich, Matt Heafy.

Stephan:
Ihr erklärt den Bandnamen TRIVIUM als eine Verknüpfung von Death, Thrash und Metalcore. Dabei verwundert es mich etwas, dass so eine stilübergreifende und eigenständige Band überhaupt Schubladen anfasst (was normalerweise nur die Kritiker tun), weil eure Musik sowieso in keine bekannte Schublade passt. Warum benutzt ihr solch limitierte Begriffe?

Matt:
Ja, eine Kreuzung aus Melodic Death, Metalcore und Thrash. Wir haben eigentlich nur eine Bezeichnung benutzt, die von unseren Freunden DEW-SCENTED stammt. (Nur zum besseren Verständnis, ich finde, dass der Metal von TRIVIUM kaum Parallelen zu DEW-SCENTED aufweist. - Anm. d. Verf.) Wir wollen uns mit den Begriffen nicht selbst limitieren, aber eine gewisse Klassifizierung anzugeben, ist für viele Leute hilfreich. Wenn wir unseren Stil nur als "Metal" oder "Musik" bezeichnen, ist das zu allgemein. Die Leute mögen Schubladen.

Stephan:
Würdest du mir zustimmen, dass ihr auch ein progressives Element in eurer Musik habt?

Matt:
Auf jeden Fall, die Songs besitzen viel Progressivität im Sinne von Prog Music. Ich höre Bands wie DREAM THEATER und SYMPHONY X seit vielen Jahren. Ich glaube, einige Songs haben Prog-Elemente, andere sind dafür mehr an herkömmlichen Strukturen orientiert. Aber ich denke, dass es gut ist beides zu haben.

Stephan:
Würdest du sagen, dass ihr bereits jetzt eure perfekte Stilmischung gefunden habt?

Matt:
Nun, die Mischung war niemals vorsätzlich. Wir nehmen uns nie vor uns wie eine bestimmte Stilart anzuhören, alles was wir spielen, ist ganz natürlich entstanden. Wer kann schon sagen, welche anderen Stile ihren Weg in unsere Musik finden werden.

Stephan:
Bist du tatsächlich der einzige Sänger in der Band, denn es klingt so, als hättet ihr zwei?

Matt:
Ja, auf "Ember To Inferno", "Trivium" und allem bisher aufgenommenen Material bin ich der Sänger. Die einzige Stelle auf "Ember...", bei der noch jemand anderes singt, ist der Refrain von 'When All Light Dies', und das ist unser Produzent Jason. Aber abgesehen davon übernehme ich alle harten und sauberen Vocals.

Stephan:
Ich finde "Ember To Inferno" ist für ein Debüt ein ziemlich mutiges Album. Macht ihr einfach, wie es euch in den Sinn kommt oder schaut ihr schon auch, wie etwas beim Hörer ankommen könnte?

Matt:
Bei "Ember To Inferno" lassen wir einfach die Musik sich ihren eigenen Weg bahnen. Beim Schreiben von Songs versuche ich der Musik so viel Freiheit zu lassen, dass sie sich sozusagen von selbst schreibt. Ich hoffe, dass alles, was wir machen, die Hörer zum Nachdenken anregt und dass die Musik Bilder und Assoziationen in ihren Köpfen erzeugt.

Stephan:
Weißt du schon, was ihr auf eurem nächsten Album im Gegensatz zu "Ember To Inferno" verbessern wollt?

Matt:
Wie immer haben wir da nichts bestimmtes im Kopf. Aber wir haben schon viele neue Songs geschrieben und das neue Material schlägt die Sachen von "Ember..." um Längen. Das neue Material ist auch wieder im bisherigen TRIVIUM-Stil gehalten, wurde aber um neue Elemente und Gefühle erweitert. Wir sind sehr aufgeregt das neue Zeug rauszubringen.

Stephan:
Setzt ihr euch selbst irgendwelche musikalischen Grenzen oder ist bei TRIVIUM alles denkbar?

Matt:
Alles ist möglich. Wir wollen keine Grenzen, bei dem was wir machen. Manche der neuen Songs klingen nach Death, Power Metal, Breakdown, Ambient - alles. Wir waren selbst überrascht darüber, was letztendlich herausgekommen ist.

Stephan:
Wie würdest du eure Musik selbst charakterisieren und was ist dir in diesem Zusammenhang besonders wichtig?

Matt:
Ich würde es Melodic Death Metalcore nennen, eine Kreuzung aus Melodic Death, Metalcore/Hardcore und Thrash Metal. Der Stil auf "Ember To Inferno" hört sich nach Bands wie IN FLAMES, ARCH ENEMY, KILLSWITCH ENGAGE, SHADOWS FALL, THE HAUNTED, POISON THE WELL etc. an. Wir sind aber neben vielen anderen auch schon mit MEGADETH, HIMSA, ICED EARTH und CAVE IN verglichen worden.

Stephan:
Die Faszination eurer Musik besteht in ihrer Vielseitigkeit. Wie kommt es, dass ihr so tolle, eingängige Songs schreibt? Gibt es irgendetwas Besonderes beim Songwriting?

Matt:
Das passiert alles ganz natürlich. Wenn ich Musik schreibe, dann setze ich mich nicht hin und sage mir, jetzt brauche ich ein Solo, einen catchy Part, verschiedene Schreie oder was auch immer. Es ist einfach so, dass ich beim Schreiben den nächsten Teil des Songs schon im Kopf habe und das nutze ich. Ich versuche alles aus mir herauszulassen, was nötig ist, damit der Song am Ende gut gelingt.

Stephan:
Wovon handeln eure Songtexte so?

Matt:
'To Burn The Eye' handelt von der Drogenabhängigkeit einer Person. Bei 'When All Light Dies' geht es um die Folgen von Kindesmissbrauch. 'If I Could' beschreibt das Nutzen seiner eigenen Stärken um seine Ziele zu erreichen. 'Pillars' handelt von der Korruption und Bestechlichkeit in der Welt.

Stephan:
Wie schafft ihr es eure Songs live umzusetzen? Gibt es da irgendwelche Probleme mit den teilweise komplexen Arrangements?

Matt:
Da gibt es keine Probleme. Wir sind sowieso eher eine Liveband als eine Studioband. Übung ist alles und das verleiht TRIVIUM seine Gestalt. Wir üben sehr viel, drei Stunden am Tag und fünf Tage die Woche. Es geht darum unsere Fähigkeiten zu erweitern und eingespielt zu bleiben.

Stephan:
Was war euer bisher größter Liveauftritt?

Matt:
Hard Rock live in Orlando, Florida (das zweite Mal). Es müssen an diesem Abend so um die 2000-3000 Leute da gewesen sein und die Reaktionen waren unglaublich. Auch Saalfeld in Deutschland war sehr beeindruckend, da waren wir auf dem Saalfeld Conspiracy Fest mit HEAVEN SHALL BURN, DEW-SCENTED, DEADSOIL, A 18 und vielen anderen.

Stephan:
Habt ihr früher, bevor ihr TRIVIUM gegründet habt, schon in anderen Bands gespielt?

Matt:
Travis, Brent und Corey hatten alle kleinere Hobbybands. Aber nichts, das so ernsthaft war wie TRIVIUM.

Stephan:
Wie seid ihr an den Deal mit ausgerechnet einem deutschen Label (Lifeforce Records) herangekommen?

Matt:
Unser guter Freund und Webmaster Fredrik Kreem hat unser selbstbenanntes Demo Stefan (von Lifeforce Records - d. Verf.) gegeben, mit dem er befreundet ist. Nachdem er sich das Demo angehört hatte, trat Stefan mit uns in Kontakt und wir machten den Vertrag.

Stephan:
Wie etabliert seid ihr eigentlich in den USA?

Matt:
Steigend. Momentan spielen College Radiostationen überall in den USA TRIVIUM und wir bekommen gute Kritiken. Es sieht so aus, als würden immer mehr Leute TRIVIUM entdecken und hoffentlich werden die Dinge gut für uns laufen.

Stephan:
Wie beurteilst du die Metalszene in den USA allgemein?

Matt:
Sie wächst. Es gibt so viele Stilarten - Melodic Death, Death, Black, Hardcore, Metalcore, Grindcore, Noise, Thrash, alle möglichen Szenen überfluten die USA. Und wenn man sich Bands wie KSE und SHADOWS FALL anschaut, die richtig groß geworden sind, dann scheint es, als hätte Metal wieder eine gute Chance.

Stephan:
Welche fünf Alben, die in diesem Jahr rausgekommen sind, gefallen dir am meisten?

Matt:
NIGHTRAGE - Sweet Vengeance
BETWEEN THE BURIED AND ME - The Silent Circus
ARCH ENEMY - Anthems Of Rebellion
DIMMU BORGIR - Death Cult Armageddeon
AFI - Sing The Sorrow

Stephan:
Was ist das größte aller Ziele, das du mit TRIVIUM erreichen möchtest?

Matt:
Dass es mir möglich sein wird von TRIVIUM als Lebensinhalt zu leben. Das ist alles was wir wollen, dass wir für den Rest unseres Lebens das tun können, was wir lieben.

Stephan:
Hab vielen Dank für das Interview.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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