TRENDKILL: Interview mit Adrian Westin

21.12.2005 | 18:47

Schweden, normalerweise die Hochburg des Melodic Death, hat mit TRENDKILL eine lupenreine Metalcore-Band am Start, die sich wahrlich gewaschen hat. Dabei geht das Quintett um einiges progressiver zu Werke, als das Gros der Bands. Natürlich wird die Laut/Leise-Dynmaik bis auf die Schmerzgrenze ausgelotet, ohne dabei jedoch zu sehr die Nerven des Musikkonsumenten aufzureiben.

Haupttexter und Sänger Adrian Westin ist ein recht aufgeweckter Bursche, den Verrisse (die zumindest im Internet überwogen) kalt lassen. Mit entwaffnender Ehrlichkeit kritisiert er die sogenannten "Pro-Tool-Bands", setzt aber die selben Maßstäbe an sich und seine Bandkollegen. Dass die Jungs sich auf den Bühnenbrettern am wohlsten fühlen, muss hier nicht noch zusätzlich erwähnt werden, oder?

Tolga:
Wie sind bisher die Reaktionen auf euer aktuelles Album "No Longer Buried"?

Adrian:
Bisher ist alles großartig! Alle unsere Freunde und Fans, die bisher das Album gehört haben, liebten es. Natürlich hast du, um ehrlich zu sein, immer positive und negative Reviews. Für mich sind die Reviews aber nicht so wichtig! Für das Label mag es wichtig sein, aber selbst wenn uns alle Magazine verreißen würden, wäre das kein Grund die Songs nicht so zu spielen, wie wir sie nun mal spielen.

Tolga:
Es gibt nicht so viele Metalcore-Bands aus Schweden. Weißt du warum und wie kam es dazu, dass ihr unbedingt diesem Sound fröhnt?

Adrian:
Ich weiß noch nicht einmal was Metalcore bedeutet?! Einige haben mir erklärt, dass es die Kombination aus Metal und Hardcore ist. Wenn dies jedoch der Fall sein sollte, dann würde ich uns als Thrash-Metalcore-Band bezeichnen. Am nächsten Tag jedoch meinten einige Freunde von mir, dass es (Metalcore - d. Verf.) mit cleanen Vocals zu tun hat, was mich dazu bewogen hat, uns nicht als Metalcore zu bezeichnen. Wir sind mit Bands wie ENTOMBED, PANTERA, alte SEPULTURA und Hardcore groß geworden, weshalb wir so klingen, wie wir klingen. Schwedischer Metal ist bekannt für Bands wie AT THE GATES und IN FLAMES, doch beschränkt sich die Szene nicht ausschließlich auf diese Bands. Wir haben ENTOMBED, DARK FUNERAL und all die anderen Old-school-Bands, die diesen Sound zocken seit ich ein kleiner Junge bin. Außerdem sind sie härter denn je, was verdammt cool ist! Wir haben und hatten aber auch großartige Hardcore-Bands aus Schweden wie REFUSED und RAISED FIST. Die Hardcore-Szene ist hier noch lange nicht tot!

Tolga:
Ihr habt 1998 angefangen, lange bevor um den Metalcore so ein Hype gemacht wurde. Kannst du unseren Lesern erklären, warum es so lang gedauert hat, bis ihr eure erste CD eingespielt habt?

Adrian:
Das ist auch der Grund, warum wir noch weitere acht Jahre bestehen werden. Wir haben uns Schritt für Schritt nach oben gearbeitet. Ich bin sehr froh und stolz darauf, dass wir keine von den Bands sind, die vor zwei Jahren angefangen haben, nach dem Demo unter Vertrag genommen werden und sich nach ihrem Debütalbum auflösen. Wir sind eine starke Band und haben das alles in einer Zeitspanne von acht Jahren aufgebaut.

Tolga:
Was kannst du mir über die einzelnen Bandmitglieder verraten? Welche Persönlichkeiten sind in der Band vertreten?

Adrian:
Erik (Mansson - d. Verf.) ist derjenige, der zu 99% die Musik beisteuert und für uns ist es gut, es so zu handhaben, denn er weiß, was wir wollen und spielen können. Natürlich geben wir ihm ein paar Ratschläge hinsichtlich der Riffs. Ich schreibe alle Lyrics und so muss es auch sein, denn für mich als Sänger ist es komisch, die Texte von jemand anderem zu singen. Ferner bin ich auch derjenige, der die meisten Interviews gibt und die Auftritte bucht.

Tolga:
Ihr hört euch verdammt tight an! Habt ihr viele Shows gespielt bevor es an die Studioaufnahmen ging?

Adrian:
Wir waren schon immer eine Liveband und haben nie einen Gig abgelehnt. Nichts ist zu schlecht oder zu gut für uns und ich glaube, dass unsere nächste Scheibe noch tighter ausfällt. Es ist eine sehr ehrliche CD und wir haben versucht, das "Livefeeling" bei den Aufnahmen zu erzeugen. Es gibt so viele Bands, die sich auf CD verdammt gut anhören, aber wenn du rausgehst, sie dir live anschaust, nur 20,- Euro für das Ticket ausgegeben hast, stehst dann vor der Bühne und sie saugen, dann erkennst du plötzlich, dass es sich um eine weitere "Pro Tool"-Band im Musik-Dschungel handelt. Und ich verspreche dir, dass dir dies bei einer TRENDKILL-Show nicht passieren wird. Was du auf der CD hörst, ist wie gut oder schlecht wir wirklich sind!

Tolga:
Ich habe euren Sound als "Progressiven Metalcore" umschrieben. Könnt ihr mit dieser Beschreibung leben und wie würdet ihr euren Sound umschreiben?

Adrian:
Ich kann damit leben. Ich kann mit den Bezeichungen Thrash, Metal, Hardcore und Metalcore leben. Mich kümmert es nicht, nenn uns, wie immer die magst! Nachdem alle Magazine versucht haben unsere Band, oder besser gesagt, unserem Stil einen neuen Namen zu geben, stehen wir mittlerweile drüber.

Tolga:
Ich hab mir ein paar Rezensionen im Internet mal durchgelesen. Die meisten Schreiber/innen können mit eurem Sound gar nichts anfangen. Wie würdet ihr denen erklären, dass ihr nicht so klingt wie 99% aller Metalcore-Bands auf dem Planeten?

Adrian:
Wie ich schon sagte, dass ist deren Bier, denn die Reviews sind für unser Label interessant und nicht für mich. Ich kreiere Musik und schreibe Songs nur für mich selbst, und nun hat es sich so ergeben, dass es viele Leute da draußen gibt, die es mögen. Das ist es, was mich stolz macht und nicht ein Review! Du hast immer ein paar gute und schlechte Kritiken, was auch gut ist. Es wäre doch langweilig, wenn dich jeder mögen würde, und da ich uns selbst nicht als Metalcore bezeichne, lassen mich die Kritiker eher kalt. Die können ja eine Band gründen und mit uns auf Tour gehen, dann wollen wir mal sehen, wer als letztes lacht.

Tolga:
Ich hab mir mal den Videoclip zu 'Break The Silence' angeschaut. Er ist sehr hart ausgefallen und ich denke nicht, dass der über die Mattscheibe flimmern wird. Habt ihr den Clip extra für's Fernsehen gemacht oder ist er nur für die Fans gedacht?

Adrian:
Unsere Musik ist überhaupt nicht für MTV, Fernsehen oder Radio gedacht. Wenn einige Metal-Radiosender es spielen würden, wäre ich sehr froh darüber. Wir versuchen gute Livemusik und gute Musik, die aggressiv und wütend wie Hölle ist, zu spielen. Wir werden auch in fünf Jahren die selbe Musik spielen. Ohne Kompromisse! Das ist der Unterschied zwischen uns und den ganzen "New Metal"-Bands da draußen. Es ist für mich absolut nicht Metal, eine Single mit cleanen Vocals zu haben, die drei Minuten lang ist. Es ist was komplett anderes. Vielleicht haben die Plattenfirmen ihnen diesen Floh ins Ohr gesetzt, ich weiß es nicht! Ich würde dies jedoch nicht machen! Eher würde ich eine neue Band starten. Vielleicht ein Rockband mit melodischerem Zeug. Die meisten Bands, die versuchen Schreie mit cleanem Gesang miteinander zu verbinden, und versagen, wenn es darum geht live zu spielen. Es kann sehr gut auf CD sein, kommt aber meistens live nicht so gut rüber. Natürlich gibt es Bands, die das gut handhaben können, aber die meisten versagen live!

Tolga:
Was kannst du mir über die Lyrics erzählen? Sind sie eher persönlicher Natur oder beschreibst du Probleme im Allgemeinen?

Adrian:
Beides. Ich schreibe, wenn ich über etwas angepisst bin, wenn ich mies drauf bin oder auch traurig. Es ist dasselbe hier: Ich erzähle den Zuhörern nicht, was sie zu tun oder zu lassen haben. Es liegt ganz an den Zuhörern, sich ein eigenes Urteil über die Texte zu bilden.

Tolga:
Ich hab in meiner Rezi geschrieben, dass ihr Breaks wie MESHUGGAH habt, der Groove mich wiederum an MACHINE HEAD erinnert und die unkontrollierte Wut zu guter Letzt Richtung PANTERA tendiert. Kannst du mit dieser Umschreibung leben?

Adrian:
Die könnte auch glatt von mir stammen! Also das ist es, was sie als Metalcore bezeichnen.

Tolga:
Warum habt ihr das Geld für den Videoclip nicht für eine Tour ausgegeben?

Adrian:
Es war kein teures Video. Olle Carlsson hat die Fotos für die Presse und das Booklet geschossen. Er fragte uns, ob er so zum Spaß ein Video mit uns drehen könnte und wir haben natürlich sofort zugesagt. Dieses Geld hat nichts mit dem Geld für eine Tour zu tun.

Tolga:
Wie schaut's mit einer Tour aus bzw. sind Festivalaktivitäten in Planung?

Adrian:
Wir sind gerade dabei unsere Ärsche abzuarbeiten, um die Rechungen für die nächsten Festivals begleichen zu können. Natürlich würden wir eine Tour nicht ablehnen, weshalb ich hiermit verspreche, dass wir so oft wie's geht "on the road" sein werden!

Tolga:
Gibt es noch etwas, das ich vergessen habe zu fragen und wollt ihr noch den Lesern von Powermetal.de etwas mitteilen?

Adrian:
Schaut mal bei http://www.trendkill.se vorbei und ladet euch zwei neue Songs kostenlos runter. Unsere CD ist so was von unverschämt teuer, weshalb es besser ist, euch erst die Musik anzuhören und das Teil dann zu besorgen, wenn ihr die Musik mögt.

Passt auf euch auf,
Adrian (TRENDKILL)

Redakteur:
Tolga Karabagli

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