THOU ART LORD: Interview mit Sakis

29.06.2005 | 23:49

ROTTING CHRIST und NECROMANTIA sind die bekanntesten Bands des griechischen Black Metal und mit THOU ART LORD haben deren Protagonisten Magus und Sakis bereits seit über zehn Jahren ein weiteres Projekt am Start, das zwar nicht ganz die Popularität der Hauptbands erreicht, aber innerhalb der Szene durchaus einen gefestigten und guten Ruf genießt. Die Band veröffentlichte vor kurzem ihr viertes vollständiges Studioalbum, auf dem sie unverhohlen den musikalischen Werten von Thrash, Death und Black Metal der Achtziger huldigt. Ich unterhielt mich mit Sakis unter anderem über die musikalischen Beweggründe und den aktuellen Status von THOU ART LORD.

Rüdiger:
THOU ART LORD gibt's bereits seit 1993, doch "Orgia Daemonicum" ist erst euer viertes Studioalbum. Siehst du die Band in dieser Hinsicht als Nebenprojekt oder als vollwertige Band?

Sakis:
Es ist eine echte Projektband! T.A.L. drückt einige unserer musikalischen Gefühle aus, die in unseren Hauptbands keinen Ausdruck finden. Es ist definitiv kein Projekt, mit dem wir zu viel Freizeit totschlagen müssten, noch viel weniger geht es uns ums schnelle Geld. Wir geben unsere Seelen voll dafür hin. Live treten wir nur deshalb nicht auf, weil wir dafür wegen der Hauptbands keine Zeit haben. Das gute an T.A.L. ist, dass wir nicht durch Deadlines gebunden sind und ich will es gar nicht verleugnen, dass uns das Musizieren so manchmal mehr Spaß macht.

Rüdiger:
Zum neuen Album. Es ist ziemlich traditionell, würde ich sagen.

Sakis:
Mit T.A.L. drücken wir unsere aktuellen musikalischen Vorlieben aus, also klingt jedes Album ein wenig anders, innerhalb der Grenzen des Metal natürlich. Derzeit hören wir eben NUR altes Zeug an, und so begab es sich, dass Magus sehr einverstanden war, als ich mit der Idee eines Albums der alten Schule ankam, weil dies auch seinen aktuellen Hörgewohnheiten entsprach. Das Resultat ist "Orgia Daemonicum".

Rüdiger:
Die Promokampagne bezeichnet die Musik als 80er Death / Thrash, wobei THOU ART LORD natürlich auch mit der traditionellen griechischen Black-Metal-Szene verbunden ist, aus der auch viele eurer Fans kommen dürften. Wie seht ihr euch selbst?

Sakis:
Dieses Album? Definitiv old school Black Thrash Death Metal mit ein wenig griechischem Black Metal der frühen Neunziger. Aber im Grunde sag ich einfach, dass wir Metal sind, und du darfst dranhängen, was du willst. Alles, solange es nur Metal ist.

Rüdiger:
Wie definierst du eigentlich "Black Metal"? Rein musikalisch oder über die Lyrics?

Sakis:
Sowohl Lyrik als auch Musik sollten ein dunkles und gleichzeitig aggressives Feeling erzeugen. Dann kann man es Black Metal nennen. Das wäre eine Möglichkeit. Aber um Black Metal wirklich zu definieren, müsste man ein Buch schreiben.

Rüdiger:
Was denkst du über ONSLAUGHT, von denen ihr "Power From Hell" gecovert habt? Ich finde die Band ist sträflich unterbewertet. Wolltet ihr die Band wieder ins Bewusstsein der Hörer bringen?

Sakis:
Ich weiß nicht, ob es uns gelingen wird, ONSLAUGHT - eine meiner absoluten Lieblingsbands - der Vergessenheit zu entreißen. In jedem Fall ist es eine Band, die einen wichtigen Stein des Black-Metal-Gebäudes gesetzt hat. Eine Band, die uns mit den Alben "Power From Hell" und "The Force" sehr stark beeinflusst hat.

Rüdiger:
Was hältst du von ihrem Album "In Search Of Sanity" mit Steve Grimmet als Sänger?

Sakis:
Ich bleib bei den ersten beiden!

Rüdiger:
Du hast Gastauftritte auf dem Album erwähnt, wer hat mitgemischt?

Sakis:
Wir haben mit einigen Bands der neuen griechischen Generation wie NEGATIVE CREEPS und RAVEN CULT zusammengearbeitet. Außerdem mit Themis von ROTTING CHRIST, der dieses Album eingetrommelt hat. Generell ist T.A.L. eine Band, zu der jeder passt und bei der jeder mitmachen kann, der wahre metallische Gefühle hat.

Rüdiger:
Der Sound, besonders der Gitarrensound von "Orgia Daemonicum" ist sehr erdig und ursprünglich. Nicht die digitale, sterile Produktion vieler moderner Bands. Das ist sicher Absicht, oder? Wollt ihr mit diesem unpolierten Sound eine authentischere Atmosphäre für eure Art von Musik schaffen?

Sakis:
Natürlich. Deshalb haben wir uns entschieden so zu klingen. Um ehrlich zu sein, es ist nicht ganz so leicht so "alt" zu klingen. Ich habe die ganze Produktion selbst gemacht, und viel herumexperimentiert, um den richtigen Sound zu finden, der dem Konzept des Albums entspricht. Wir sind alle froh, dass wir ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt haben. Ich mag zwar auch polierte Sounds, aber ich kann es nicht verbergen, dass es mich langweilte zu beobachten, wie jeder versuchte noch klarer zu klingen. Dazu kommt die Tatsache, dass es eine Art Wettbewerb gibt, wer den schnellsten Schlagzeuger hat. Der Black/Death Metal sollte sich seiner Wurzeln besinnen und seine gegenwärtige Lage zurück auf Null stellen.

Rüdiger:
Ich mag die Art, wie ihr den Gesang aufteilt. Wer ist eigentlich für Growls, Screams und die beschwörenden Vocals verantwortlich?

Sakis:
Ich mache die erdige Metalstimme, Magus die zischende Schlangenstimme, und L von RAVEN CULT die schwarzmetallische Stimme.

Rüdiger:
Außerdem fällt positiv auf, dass sich die Songs stark unterscheiden. Ihr vermeidet es hervorragend, euch wie viele andere Bands ständig selbst zu wiederholen. Kostet es nicht sehr viel Energie eine solche Vielfalt zu kreieren?

Sakis:
Das ist halt meine Art zu komponieren. Ich arbeite sehr hart daran, das Album vielfältig zu gestalten, und das kostet mich in der Tat sehr viel Zeit. Aber das ist es, was ich mit meinem Leben anfangen will, also beklage ich mich nicht.

Rüdiger:
Welche Songs kommen bei den Fans und den Medien bisher am besten an? Mein Fave ist 'The Royal Invocation Of Apophis'.

Sakis:
Ich denke, so sehen es die meisten Leute. Daneben noch das Cover und 'Hecate Unveiled'.

Rüdiger:
Ihr klingt zwar 100% nach THOU ART LORD und deshalb natürlich auch eigenständig, aber ein wenig SLAYER-Einfluss weisen besonders das Titelstück und 'Necromantic' schon auf, nicht wahr?

Sakis:
SLAYER ist die vielleicht wahrhaftigste und aktivste Band, die aus den 80ern noch übrig geblieben ist. Sie schlagen auf der Bühne noch immer kräftigst zu, und so oft ich sie auf Tour zu sehen bekommen, möchte ich immer mehr sehen. Die Ähnlichkeiten sind einfach ein kleiner Tribut an eine Band, die uns sehr beeinflusst hat.

Rüdiger:
Für Leute, die THOU ART LORD erst mit "Orgia Daemonicum" kennen lernen, stellt sich die Frage, ob eure alten Scheiben noch erhältlich sind.

Sakis:
Nur der Vorgänger "DV8". Wir arbeiten aber gerade an Wiederveröffentlichungen unserer beiden ersten Alben. Mal schauen.

Rüdiger:
Gibt es irgendwelche Wiederveröffentlichungen oder Sampler, welche die Songs von euren beiden 7"EPs enthalten?

Sakis:
Nein, nur die Originale, doch die sind seit vielen, vielen Jahren ausverkauft.

Rüdiger:
Wie kam es zu der Split-EP mit ANCIENT RITES? Wessen Idee war das?

Sakis:
ANCIENT RITES sind seit den späten Achtzigern unsere Gefährten auf dem gemeinsamen Weg durch die Metalszene, und da wir Freunde sind, war es ein gemeinsamer Einfall von uns. Wir stehen noch immer zu unseren belgischen Brüdern.

Rüdiger:
Was macht euer ehemaliger Sänger Gothmog heute?

Sakis:
Er singt in anderen Death-Metal-Bands und bald wird er wieder was rausbringen, mit einer Band deren Namen mir leider gerade entfallen ist.

Rüdiger:
Was sind deiner Meinung nach die bisher besten Releases im extremen Metal in diesem Jahrtausend?

Sakis:
Stell mir diese Frage bitte in fünf Jahren. Ich fälle immer erst solche Entscheidungen, wenn die Dekade vorüber ist. Bisher haben DIMMU BORGIR und NILE wirklich signifikante Alben erschaffen, aber ich würde viel Zeit brauchen, um die Frage wirklich zu beantworten.

Rüdiger:
Zur griechischen Szene. Wie siehst du den gegenwärtigen Status eurer Metalgemeinde? Sind es nur die alten Helden, die zählen oder habt ihr auch empfehlenswerten Nachwuchs?

Sakis:
Es gibt immer neue Talente, die sich nach vorne wagen, und wir, die wir zu den "alten Helden" gehören, versuchen sie dabei zu unterstützen. Bands wie RAVEN CULT, ORDER OF THE EBON HAND, NAER MARTARON oder INVERACITY machen einen wirklich großartigen Job.

Rüdiger:
Auch der traditionelle, epische Power Metal hat viele Freunde in Griechenland, was dazu führt, dass auch bei euch in diesem Genre tolle neue Bands erscheinen (BATTLE ROAR, BLOOD STAINED). Erhaltet ihr auch Unterstützung aus dieser Szene?

Sakis:
Es ist wahr, dass traditioneller Power Metal hier derzeit sehr stark ist. Es gibt aber kaum Verbindungen zwischen jener Szene und den extremeren Bands. Eine wirkliche Trennung existiert zwar nicht, aber eine richtige Verbindung hat sich auch nicht entwickelt. Die Bands, die du genannt hast, BATTLE ROAR und BLOOD STAINED, oder auch PHANTOM LORD und viele andere leisten wirklich hervorragende Arbeit, aber ich tendiere eben mehr zum extremen Sound.

Rüdiger:
Was sind eure nächsten Pläne mit THOU ART LORD? Gibt's vielleicht mal ein paar Gigs?

Sakis:
Ich werde versuchen Magus auf die Bühne zu schieben, weil ich selbst wirklich gerne Shows mit T.A.L. spielen würde. Es gibt nichts Besseres, als sich auf der Bühne ausdrücken zu können. Besonders mit einer Band, die - wie ich gesagt habe - nicht an Deadlines und sonstigen Stress gebunden ist. Wir werden sehen und euch bald mit Neuigkeiten auf dem laufenden halten.

Rüdiger:
Was sind die nächsten Pläne für ROTTING CHRIST und NECROMANTIA?

Sakis:
So weit ich weiß wird es von NECROMANTIA bald ein nagelneues Album geben, und wir bei ROTTING CHRIST haben vor, die Welt zu betouren, um unser letztes Album "Sanctus Diavolos" zu promoten. Vierzig Shows haben wir bereits gespielt, weitere siebzig werden folgen.

Rüdiger:
Okay, das war's. Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Du hast das letzte Wort!

Sakis:
HORNS UP BROTHERS AND SISTERS!

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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