SYMBIONTIC: Interview mit Torsten Horstmann

22.06.2005 | 23:37

SYMBIONTIC sind spätestens mit ihrer neuen CD "Vaya" eine der Death-Metal-Hoffnungen aus deutschen Landen. Filigran wie ihre amerikanischen Vorbilder von NILE mischen sie knallharten Todesblei mit orientalischem Flair, ohne dabei jedoch wie eine seelenlose Kopie zu wirken. Gitarrist Torsten Horstmann gab Antworten...

Henri:
Hallo SYMBIONTIC! Was habt ihr euch bei "Vaya" eigentlich gedacht: Wolltet ihr einfach mal die deutschen Death-Metal-Fans sprachlos machen?

Torsten:
Also das fasse ich jetzt einfach mal als Kompliment auf! Es ist halt einfach unsere Vision vom Death Metal, unser Stil. Diese Vision wollten wir halt einfach auf die CD bannen und ich denke, das ist uns ganz gut gelungen.

Henri:
Wie ist denn die Scheibe bisher angekommen? Es war ja euer Debüt-Album...

Torsten:
Ja, "Vaya" ist unser Debüt und bislang sind die Reaktionen durchweg mehr als positiv und die Leute, mit denen wir gesprochen haben, sehen in "Vaya" eine große Steigerung zu unserer Demo-CD "BioConstruct". Ich habe bis jetzt allerdings erst vier Reviews gelesen, da die Promo gerade erst richtig angelaufen ist (Verzögerungen im Presswerk) und bin gespannt, was da noch so kommt! Wenn es so weitergeht wie bisher, bin ich damit natürlich mehr als glücklich.

Henri:
Was soll der Albumtitel aussagen?

Torsten:
"Vaya" ist ein Dämon aus der altiranischen Mythologie, den du in deinem Review ja schon sehr treffend beschrieben hast! Wir haben nach einem Titel gesucht, der eine dunkle und mystische Ausstrahlung hat, die den Charakter unserer Musik widerspiegelt. Außerdem sollte er aber auch einprägsam und nicht zu abgedroschen sein. Ich denke, er passt sehr gut zum Gesamtbild der Scheibe. In Verbindung mit dem Cover wirkt er auf mich sehr kraftvoll und mächtig!

Henri:
Was soll der Name SYMBIONTIC überhaupt bedeuten?

Torsten:
SYMBIONTIC ist vom englischen "symbiont" (=Symbiont), einem Begriff aus der Biologie abgeleitet. Wir wollten einen Namen, der ungefähr unseren Stil reflektiert, also die Symbiose aus technischen Elementen und eingängigen, atmosphärischen Songstrukturen. Zudem verdeutlicht er die Verbindung von schwedischen, melodischeren und amerikanischen, eher komplexeren Stilmitteln im Death Metal. Und einprägsam ist er (hoffentlich) auch.

Henri:
Welches künstlerische Konzept verfolgt ihr mit "Vaya" generell? Gibt es eine rote Linie durch das Album, etwa lyrisch?

Torsten:
"Vaya" ist kein Konzeptalbum im lyrischen Sinne, es ist eher eine musikalische Geschichte. Wir haben versucht, einen Spannungsbogen über die komplette Spielzeit hinweg zu ziehen und haben lange darüber nachgedacht, welche Songs wir auf das Album nehmen und in welcher Reihenfolge sie kommen sollen. Uns war wichtig, dass das Album als Ganzes eine möglichst dichte Atmosphäre hat. Dafür sind auch die unorthodoxeren Stücke (wie z.B. 'Calling The Storms' oder 'Vaya') von besonderer Bedeutung. Deswegen haben wir ihnen diesmal mehr Raum gegeben und ihnen Songcharakter und sogar die Position des Titeltracks gegeben.

Henri:
Das Artwork ist ähnlich aufgemacht wie bei den Scheiben von NEVERMORE und NEUROSIS – Zufall oder Absicht?

Torsten:
Das muss Zufall sein, denn ich muss gestehen, dass bei uns keiner was von diesen Bands im Regal stehen hat. Also ich persönlich habe da jetzt keine genaue Vorstellung, wie deren Artworks so aussehen, muss ich mal antesten. Wir haben der Grafikagentur eine ungefähre Richtung "vorgegeben" und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden! Es sollte dunkel und dämonisch wirken. Das ist ihnen in meinen Augen gut gelungen.

Henri:
Was würdet ihr zu Vergleichen sagen, die euch in die Nähe von Bands wie NILE rücken? Wie stark seid ihr von ihnen inspiriert?

Torsten:
Das ist natürlich wieder mal ein Riesenkompliment, denn NILE ist eine absolute Götterband!! Als direkten Einfluss würde ich sie nicht sehen, aber es kann schon sein, dass sie uns etwas inspiriert haben. Ich glaube, der Vergleich beruht auf der Verwendung orientalischer Elemente, die ja jetzt bei uns vermehrt vorkommen und für die NILE natürlich die Initiatoren (zumindest von den mir bekannten Bands) sind! Ich kann mit dem Vergleich sehr gut leben, obwohl ich die Stile doch für sehr verschieden halte.

Henri:
Was sind andere Quellen oder Bands, die euer Schaffen beeinflusst haben?

Torsten:
Der Marcel ist ja für den Großteil des Songwritings verantwortlich und der ist absoluter MORBID ANGEL-Fanatiker! Die hatten also definitiv einen direkten Einfluss auf uns. Neben DM-Acts steht er aber auch total auf das Schaffen von DEAD CAN DANCE. Ich bin eher von Sachen wie DEATH (R.I.P. Chuck!), DISSECTION und älteren EMPEROR geprägt worden. Aber auch Bands wie AT THE GATES oder PESTILENCE waren sehr wichtig für uns! An neueren Bands sind gerade Marcel und ich sehr von den neueren BEHEMOTH schwer beeindruckt! Hammerband!

Henri:
Da viele euch (noch) nicht kennen werden: Bitte erzählt den Lesern in drei Sätzen eure Bandgeschichte.

Torsten:
Also angefangen hat das Ganze irgendwann im Jahr 2000 (glaube ich). Ich hatte Marcel über eine Anzeige kennengelernt, da wir beide eine neue Death-Metal-Band aufziehen wollten. Das hat musikalisch und persönlich sofort gefunkt, die Songideen kamen quasi nur so angeflogen. In den beiden Volkers, mit denen ich früher schon zusammen musiziert hatte, fanden wir dann Basser und Sänger. Dann kam erst einmal eine etwas längere Durststrecke, in der wir zig Drummer antesteten, aber erst nach über einem Jahr in Hartmut den geeigneten fanden. Den ersten Gig haben wir damals sogar mit Drumcomputer abgerissen... Mann war das ein Käse! Danach haben wir erstmal fleißig Gigs gespielt und dort unser Promo 2001 (Homerecordingsound und mit Drumcomputer) verteilt, das war aber kein offizieller Release, sondern eher für die Gigbeschaffung gedacht. 2002 haben wir dann unsere Demo-CD "BioConstruct" aufgenommen, mit der wir auch massig gute Reviews eingefahren haben. Natürlich haben wir auch weiterhin an neuem Material gebastelt und etliche Gigs gezockt. Mit unserem Basser Volker lief es dann leider nicht mehr so dolle, so dass wir doch etwas Zeit verloren haben und uns 2004 von ihm trennen mussten. Am selben Tag ist aber der Matthias eingestiegen, der schon lange auf unser Zeug stand und der auch perfekt zu uns passt. Nach seiner Einarbeitung kamen dann die Aufnahmen von 'Vaya', das wir glücklicherweise über "Sylphony Creations", dem Label vom FRAGMENTS OF UNBECOMING-Gitarristen Sascha Ehrich, veröffentlichen konnten. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Und so: Here we are!

Henri:
Ist mit "Vaya" schon die Idealvorstellung des Sounds von SYMBIONTIC erreicht – wenn nein, wie sieht diese aus?

Torsten:
Natürlich nicht, dann könnten wir uns jetzt ja auflösen. ;) Nein, im Ernst: Wir sind mit "Vaya" total zufrieden, aber es gibt immer noch Sachen zu verbessern, gerade den "perfekten" Sound wird man wohl nie erreichen. Wir würden natürlich gerne mal mit etablierteren Producern zusammenarbeiten, aber dafür fehlt uns einfach das nötige Kleingeld, da müssen wir erst noch bekannter werden. "Vaya" reflektiert Symbiontic anno 2005 sehr gut und das ist das Wichtigste!

Henri:
Was soll nach so einem Album noch kommen? Welche Grenzen würdet ihr noch überschreiten wollen mit eurer Musik?

Torsten:
Also wir haben schon Material für den Nachfolger geschrieben und da geht noch einiges! Es geht uns eigentlich nicht darum, bewusst irgendwelche Grenzen zu überschreiten (wer legt die überhaupt fest?! ;) ), sondern nur darum, möglichst dichte und kompakte Kompositionen im Death Metal zu schreiben. Solange wir meinen, dass es zu SYMBIONTIC passt und allen fünf gefällt, wird es genommen. Es wird natürlich immer Death Metal bleiben, aber wenn es der Atmosphäre und dem Song dient, scheuen wir uns eigentlich vor nichts (außer Hip-Hop und Techno). ;)

Henri:
Es gibt viele Bands in Deutschland, die technischen Death Metal spielen - würdet ihr euch dabei als eine der besten Gruppen sehen?

Torsten:
Nein, denn es wäre unangemessen und arrogant, sich selbst auf ein solches Podest zu stellen. Wir sehen uns auch selbst gar nicht als technische DM-Band, Technik ist nicht das, worüber wir uns definieren. Für uns sind schlüssige Arrangements und atmosphärisch dichte Kompositionen das Wichtigste. Obwohl ein gewisses Maß an Spieltechnik natürlich notwendig ist, um unsere Ideen verwirklichen zu können. Vergleiche mit anderen Bands überlassen wir lieber anderen Leuten, zumal ich die eh immer als sehr schwierig erachte. Uns ist es einfach wichtig, unsere Vision des Death Metal zu leben und sehen Musik auch absolut nicht als Wettstreit.

Henri:
Ihr seid über das mir völlig unbekannte Label "Sylphony Creations" rausgekommen – erzählt mehr darüber.

Torsten:
"Sylphony Creations" ist das Label von Sascha Ehrich, dem Gitarristen der FRAGMENTS OF UNBECOMING. Ich hatte ihn auf eine Bestellung der "Bloodred Tales"-CD (KILLER!!!) hin kennen gelernt und daraus hat sich dann eine richtige Freundschaft entwickelt. Er stand schon auf unsere Demo-CD und hat darüber nachgedacht, mit uns zusammenzuarbeiten. Als es dann mit den Aufnahmen für "Vaya" konkreter wurde, hat er halt angeboten, die CD auf seinem Label raus zu bringen und was soll ich sagen? Wir sind mehr als zufrieden!!! Danke an dieser Stelle, Sascha! Ohne ihn hätte es "Vaya" in dieser Form nicht gegeben! Neben der ersten FRAGMENTS-CD sind auch DEADBORN auf S.C. erschienen. Ein kleines, aber dafür sehr feines Label!

Henri:
Wie sieht es mit sonstigen Label-Angeboten aus?

Wir hatten auf unsere Demo CD "BioConstruct" hin nur Absagen kassiert...was soll ich mehr sagen.

Henri:
Wie siehts mit einer Tour aus?

Torsten:
Da ist momentan leider auch noch nichts Konkretes geplant, aber man wird uns auf vielen Einzelgigs sehen können. Dates werden demnächst mit dem Relaunch unserer Page bekannt gegeben.

Henri:
Famous Last Words...

Torsten:
Natürlich erstmal Danke für das coole Review und dieses Interview!!! Danke an alle, die an der Entstehung von "Vaya" beteiligt waren und an all die Death-Metal-Maniacs: Checkt SYMBIONTIC an... Hope to cya all on stage soon!!!

Redakteur:
Henri Kramer

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