SYMBIONTIC: Interview mit Schlagzeuger Hartmut Stoof

15.05.2023 | 18:32

Vor einigen Tagen haben die Dortmunder Death-Metaller SYMBIONTIC mit ihrem Album "The Sun And The Darkness" ein eindrucksvolles Comeback gefeiert. Wie gut die Scheibe ist, könnt ihr anhand meiner begeisterten Worte in der zugehörigen Rezension nachlesen. Und natürlich konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mit Schlagzeuger Hartmut Stoof über die Umstände der Reunion, das neue Album und die Zukunft von SYMBIONTIC zu sprechen.

Hallo Hartmut und erst einmal Danke, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Und bevor wir im Detail über euer Comeback sprechen, muss ich euch erst einmal zu "The Sun And The Darkness" gratulieren! Die Platte hat mich vom Fleck weg begeistert und 9,5 Punkte einstreichen können. Wie sind denn bisher insgesamt die Reaktionen auf das Album?

Hallo Tobias, erstmal vielen Dank für deine Rezension und die Punktevergabe. Wir sind sehr glücklich über und stolz auf die Platte. Dass sie dir und anderen gefällt, ist dann ein zusätzlicher Bonus. Nach nicht einmal einer Woche nach Veröffentlichung haben wir noch nicht so viel offizielles Feedback erhalten. In Freundes- und Bekanntenkreisen kam die Platte sehr gut an. Einige der alten Bekannten und Anhänger freuen sich, dass es wieder was von uns zu hören gibt, wobei Anhänger aus alten Tagen die ein oder andere Melodie vielleicht sogar schon mal gehört haben.

Wenn wir vom Comeback sprechen, müssen wir natürlich auch kurz über das Jahr 2011 sprechen. Warum habt ihr euch damals entschlossen getrennte Wege zu gehen?

Die Zeiten von 2006 bis 2011 waren geprägt von Besetzungswechseln und Identitätsfindungen. 2011 wollte Marcel mit der damaligen Besetzung gerne einen anderen musikalischen Weg einschlagen und hat dies mit Namen HURAKAN auch getan. Das war dann das Ende der damaligen SYMBIONTIC-Ära.

Für eure Reunion habt ihr euch mitten in der Pandemie auch einen ungewöhnlichen Zeitpunkt ausgesucht. Was hat euch denn dazu bewogen, im Jahr 2021 wieder zusammen zu kommen?

Ich glaube nicht, dass die Pandemie als Motivator oder Initiator diente. Marcel wollte gerne die Stücke der damaligen "Promo 2001" in frischem Gewand und mit Volkers imposanter Stimme aufnehmen, weswegen er sich mit einem initialen Video bei Volker meldete. Über die sozialen Medien veröffentlichte Marcel altes Videomaterial von Auftritten, bekam so meine Aufmerksamkeit und auch ich fühlte mich den alten Zeiten direkt verbunden. Er schilderte mir seine Idee, woraufhin ich anbot die Schlagzeugspuren einzuspielen. Zwei Monate später fragte er mich, ob es in Ordnung sei, dass zu den vier Songs der Promo von 2001 noch fünf weitere, neue Tracks hinzukämen und auch das haben Volker und ich gerne umgesetzt. Die Saiteninstrumente hatte Marcel bereits im Frühjahr 2021 eingespielt, ich steuerte meinen Beitrag im Juni bei und Volker rundete die Aufnahmen im Oktober 2021 ab. Mit dem fertigen Rohmaterial fragte Marcel auch Matthias, ob er nicht Zeit und Lust hätte, wieder einzusteigen und so waren wir Vier der Urbesetzung wieder zusammen.

Sind auf "The Sun And The Darkness" denn ausschließlich frische Kompositionen verarbeitet worden oder habt ihr euch auch älterem Material angenommen, das bereits vor der Trennung geschrieben wurde?

Wie schon erwähnt, war der Grundgedanke die vier Songs der unveröffentlichten "Promo 2001" erneut aufzunehmen. Darauf enthalten waren damals die Titel 'Predator', 'Infesting', 'Decompensated' und 'Concrete Sky'. Drei der vier Songs haben neue Titel und Lyrics erhalten und wurden leicht modifiziert. Daher auch mein Hinweis, dass alte Anhänger die ein oder andere Melodie oder auch ganze Songs wiedererkennen könnten.

Der Albumtitel lässt mich vermuten, dass hinter dem Album vielleicht ein Konzept stecken könnte? Liege ich da richtig oder was hat es mit dem Titel auf sich?

Wir haben uns auch damals schon mit Dualismen auseinandergesetzt. Prägende Titel aus Zeiten unserer Eigenproduktion "BioConstruct" wie 'Chainsaw Smile' und 'Shotgun Surgery' verdeutlichen dies. "The Sun And The Darkness" reiht sich da sehr gut ein. Im Titeltrack hat Volker die Sonne und Dunkelheit personifiziert und aus ihnen ein Liebespaar gezaubert, das sich nur im Morgengrauen und in der Dämmerung nah sein kann. Hier treffen Dualismus und Symbiose wunderbar aufeinander. Sonne und Dunkelheit sind Gegensätze und doch bedingen sie sich, um existieren zu können.

Ein Song, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist 'Boneyard Bolero'. Kannst du mir ein paar Einblicke in die Nummer geben?

Wie der Titel vermuten lässt, hat der Song für einen Death-Metal-Track ein überraschend beschwingtes Feeling. Marcel komponiert die Stücke bereits fertig vor und im Nachgang finden, wenn überhaupt, nur kleine Anpassungen statt. Die Lyrics kamen auch hier erst später, fügen sich aber sehr gut ins Gesamtkonstrukt. Rein textlich geht es um eine makabre Party Untoter auf ihrer vermeintlich letzten Ruhestätte. Musikalisch bietet der Song eigentlich alles, was SYMBIONTIC je ausgemacht hat - morbide Melodien, treibende Beats und eine gewisse Finesse. Besonders hervorheben möchte ich in dem Song, aber auch generell auf dem Album, Volkers fantastische Phrasierungen, die sich sehr gut in das musikalische Grundgerüst einbetten.

Wer ist denn für das Artwork verantwortlich gewesen? Das Motiv ist mit der Sonne im Zentrum ja eher schlicht gehalten, hat aber in meinen Augen einen unheimlich hohen Wiedererkennungswert.

Das Artwork hat Simon Bossert von "S. Bossert Art" umgesetzt. Wir hatten eine grobe Idee, wie das Cover ausfallen sollte und Simon hat uns mit der ersten Idee direkt begeistert. Wir wollten etwas Schlichtes haben, was trotzdem fesselt, Tiefe hat und - wie du bereits erkannt hast - auch den Wiedererkennungswert und Bezug zur "Vaya" mit der Sonne hat. Von Simon kommt nicht nur das Artwork zur CD/ LP, sondern auch das Lyrics-Video zur ersten offiziellen Single 'Embrace The Infinite'. Auch hier hatte Volker eine Grundidee zur Visualisierung des lyrischen Inhalts des Songs, was Simon innerhalb weniger Stunden zu unser aller Begeisterung umgesetzt hat - bemerkenswert!

Nun hättet ihr eigentlich pünktlich zum Release euer Comeback auf der Bühne geben sollen, allerdings musste das Festival verschoben werden. Können wir trotzdem auf SYMBIONTIC-Shows in der Zukunft hoffen?

Ja, das war wirklich ärgerlich. Ron von UTTER SILENCE hat das Festival so unglaublich gut und hingebungsvoll organisiert. Dann plötzlich die Schreckensmeldung, das Gebäudedach sei instabil und sämtliche Veranstaltungen bis zur Reparatur müssten verschoben/verlegt werden. Für den Termin gab es keine Alternative und so musste ein neuer Termin mit neuer Location her. Am 09. Juni 2023 wird es jedoch die Möglichkeit geben, uns live im Werkhof in Hagen Hohenlimburg zu sehen. Bei der Veranstaltung sind auch zwei Bands des zuvor verlegten "Doomed To Death"-Festivals mit UTTER SILENCE und DENOMINATION und sie trägt den Titel "Into The Catacombs". Es wird eine Hut-Show - freier Eintritt und jeder gibt, was er/sie/es möchte. Und natürlich werden wir dort auch unser Merch verkaufen. Kommt gerne rum, feiert, quatscht und trinkt was mit uns - wir freuen uns auf Euch!

Eine weitere Frage, die mir unter den Nägeln brennt: Können CD-Sammler wie ich vielleicht auch auf eine Neuauflage der "Vaya" hoffen? Aktuell scheint das Album in physischer Form vergriffen zu sein.

Dahingehend kann ich dich und andere Leser teilweise beruhigen, weil ich noch diverse Exemplare im Keller habe. Eine Neuauflage wird es aber wohl nicht geben - anders ausgedrückt, wenn die Vorräte verkauft sind, gibt’s nur noch Digitales. Bei Bedarf gibt es übrigens auch noch Reste der "BioConstruct" als digital remastered Kanada-Release, was damals von unserem Freund Stéphane Paré über Disconcert Music herausgebracht wurde.

Wo wir gerade schon das Thema Zukunft angerissen haben, wie sehen denn die Pläne für die Zukunft aus? Ist "The Sun And The Darkness" ein einmaliger Ausflug oder können wir in Zukunft wieder regelmäßiger mit Musik von SYMBIONTIC rechnen?

Sagen wir, es ist ein neuer Startschuss. Wir freuen uns sehr über die Unterstützung und das Vertrauen, das uns Tomasz und Kerstin von Apostasy Records entgegenbringen. Ursprünglich war SYMBIONTIC als reines Studioprojekt angedacht, aber wir sind seit September 2022 mit Flo - auch Gitarrist bei UTTER SILENCE - komplett und brennen förmlich darauf, das neue Material auf der Bühne zu präsentieren. Marcel hat noch etliche unveröffentlichte Ideen aus alten Tagen und auch neue Ideen, die wir auch noch aufnehmen wollen. Außerdem war intern im Gespräch, den ein oder anderen bestehenden Song nochmal neu einzuspielen.

Hartmut, noch einmal vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören wie immer dir. Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern und Leserinnen mit auf den Weg geben willst?

Vielen Dank Tobias für deine CD-Rezension, deine Fragen und dein Interesse an der Band. An alle Fans & Friends - vielen Dank für eure Treue und euren Support. Wir sehen uns; mit einem abschließenden Zitat aus unserem Song 'Predator': "(...) waiting for you"

Redakteur:
Tobias Dahs

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