SUMMER BREEZE: Interview mit Achim Ostertag

29.06.2007 | 11:06

Alles Gute zum Geburtstag, Summer Breeze! 10 Jahre hat das Festival im Süden Deutschlands nun schon auf dem Buckel und präsentiert sich immer noch mit einem abwechslungsreichen, spannenden Billing, das für jeden Geschmack ein paar absolute Leckerbissen bereit hält. Grund Genug um Veranstalter Achim Ostertag zu seinem "Baby" zu befragen!

Caroline:
Zurückblickend auf 10 Jahre Summer Breeze, welches waren für dich die schönsten Erfahrungen, die besten Bands und das beeindruckendste Erlebnis und warum?

Achim:
Ich denke sehr gerne an die Anfänge 1997 und 1999 zurück, als das Summer Breeze-Festival noch in einem Zelt statt fand und auch an das erste Open Air 2000 erinnere ich mich gerne. Das Summer Breeze selbst und auch die Arbeiten davor waren immer schön und spannend.
Eine "beste" Band hervorzuheben fällt mir wirklich schwer, es gab so viele großartige Auftritte in den letzen Jahren. Dennoch war der IN FLAMES-Auftritt 2003 auf jeden Fall eines meiner ganz persönlichen Highlights. Am meisten hat mich der Besucherzuwachs von knapp 2.000 Besuchern im Jahr 2000 auf über 6.000 Besucher täglich im Jahr 2001 beeindruckt. Und als dann 2002 über 10.000 Besucher jeden Tag zu uns kamen, war ich völlig überwältigt. Damit hätte ich nicht gerechnet. Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, wenn du was organisierst und plötzlich so viele Besucher kommen.

Caroline:
Und was war das Schlimmste für dich?

Achim:
Nach dem Festival 2002 schien mein ganzer Traum zu platzen. Ich war wohl zu naiv und zu blauäugig gewesen und ich hatte der falschen Person vertraut und diese hat das gnadenlos ausgenutzt. Zum Glück war damals mein jetziger Geschäftspartner Michael Trengert von Metal Blade Europe zur Stelle. Gemeinsam haben wir das Ruder herumgerissen und das Summer Breeze wieder auf Kurs gebracht.

Caroline:
Welche Bands sind dir in den letzten 10 Jahren auf deinem Festival besonders positiv in Erinnerung?

Achim:
Es gibt unzählige positive Erlebnisse aus den letzten Jahren. Aber ganz besonders möchte ich an dieser Stelle SUBWAY TO SALLY, unseren ersten "richtigen" Headliner im Jahr 2000 und IN EXTREMO, die erstmals im Jahr 2001 Headliner waren, hervorheben. Beide Bands haben durch ihre erfolgreichen Auftritte die Basis für unseren Erfolg geschaffen. Deshalb laden wir sie auch gerne immer wieder ein.

Caroline:
Deckt sich das auch mit den Bands, die dieses Jahr zum Jubiläum auftreten oder ist das eher eine Entscheidung der Fans gewesen (wenn man mal die Verfügbarkeit der Bands außen vor lässt)?

Achim:
Wir hatten dazu im letzten Herbst eine Umfrage gestartet und mit AMON AMARTH, DIE APOKALYPTISCHEN REITER, FINNTROLL und IN EXTREMO konnten wir vier der fünf Top-Bands, die die Besucher wieder sehen wollten, fürs Jubiläum verpflichten. Wir wollten kein reines Best-Of-Programm machen, da es ja auch immer sehr viele neue interessante Acts gibt. Wir sind davon überzeugt, dass wir es geschafft haben ein schönes und bunt gemischtes Jubiläums-Billing gebucht zu haben.

Caroline:
Und welche Bands würdest du nie wieder einladen wollen und wieso?

Achim:
Da gibt es zwar auch welche, aber dazu möchte ich nichts sagen. Ich denke, die jeweiligen Bands wissen Bescheid.

Caroline:
Wie bist du mit der Übersiedlung aufs neue Gelände zufrieden und wie habt ihr die neue Location gefunden? Glaubst du, dass ihr noch einmal übersiedeln werdet?

Achim:
Wir sind sehr glücklich im letzten Moment in Dinkelsbühl das ideale Gelände gefunden zu haben. Wie sich herausstellte, war es keine Notlösung, sondern alles hat perfekt gepasst. Wenn es nach uns geht, werden wir nie mehr das Gelände wechseln! Es ist unglaublich wie die Stadtverwaltung und alle, mit denen wir zu tun haben, hinter uns stehen. Wir sind hier mit offenen Armen empfangen worden.

Caroline:
Welche Kritikpunkte gab es letztes Jahr und habt ihr für dieses Jahr Neuerungen, Änderungen geplant?

Achim:
Durch den kurzen Vorlauf, den wir nach der langen Geländesuche im letzten Jahr hatten, lief noch nicht alles so rund, wie wir wollten. Viel Kritik gab es dennoch nicht, aber natürlich werden wir noch viele Dinge verbessern, da uns selbst einiges aufgefallen ist. Die Wassersituation ist noch nicht ideal auf dem neuen Gelände und auch wenn wir es uns momentan noch nicht leisten können Kanäle zu legen, so haben wir auch hier einige Dinge verbessert. Wir haben uns die letzten Monate komplett aufs Summer Breeze konzentriert, um alles so perfekt wie nur möglich zu planen.

Caroline:
Was wäre deine Traumlocation, wenn du alles Geld und alle Möglichkeiten zur Verfügung hättest?

Achim:
Ich bin mit unserer neuen Location rundum zufrieden. Wenn ich alles Geld und alle Möglichkeiten hätte, würde ich dort allerdings die Straßen und Wege ausbauen und das Gelände mit Strom und Wasser erschließen und vor allem mit einem DSL-Anschluss ausstatten!

Caroline:
Welche Band, die noch nicht da war, möchtest du unbedingt noch auf dem Summer Breeze sehen?

Achim:
Da gibt es einige! TYPE O NEGATIVE wären ein Traum oder auch MACHINE HEAD und THE WILDHEARTS, die in Deutschland aber leider kaum jemand kennt.

Caroline:
Ich finde, das Summer Breeze hat immer eine sehr ausgewogene Mischung an Stilrichtungen. Wie stellt ihr das Billing zusammen, habt ihr eine bestimmte Anzahl an Bands pro Stilrichtung oder wird das eher zufällig ausgewählt?

Achim:
Wir versuchen während des gesamten Bookings der Bands darauf zu achten, dass die Mischung stimmt. Dies gelingt zwar nicht immer zu 100%, aber im Großen und Ganzen ist es immer sehr ausgeglichen! Meistens kann man es sich halt auch nicht aussuchen, wer zusagt und wer nicht.

Caroline:
Fast jedes Jahr spielt auch eine Band, die musikalisch etwas aus dem Rahmen fällt (wie zum Beispiel DIE HAPPY oder EMIL BULLS). Wie kam es zu dieser Idee? Oder war das eher Zufall?

Achim:
Seit 2000 haben wir fast immer ein bis zwei Bands dabei, die auch die Nichtmetaller ansprechen. Wir haben sehr viele Besucher, die aus der Umgebung kommen und natürlich wollen wir auch denen was bieten. Und die Bands kamen in der Vergangenheit ja auch immer sehr gut an!

Caroline:
Okay, 'ne blöde Frage aber warum spielen FINNTROLL so oft bei euch?

Achim:
Weil sie einfach extrem gut ankommen und man auch in der Umfrage gesehen hat, dass die Besucher noch nicht genug von FINNTROLL haben! Ähnlich sieht es ja auch mit AMON AMARTH aus, die sich in diesem Jahr mit ihrer bis dato größten Bühnenshow und wirklich jeder Menge Extras, auch abseits der Bühne, nach Dinkelsbühl begeben werden. Die Band will zu unserem Jubiläum den Besuchern was ganz Besonders bieten. Auch ein Zeichen, dass sie gerne zu uns kommen.

Caroline:
Hättet ihr je vor noch eine dritte Bühne aufzustellen?

Achim:
Nee, von Überschneidungen halte ich gar nichts. Ich denke das Konzept mit den beiden Open Air Bühnen nebeneinander und in diesem Jahr erstmals der Bühne im Partyzelt für Mittwoch und ab ein Uhr nachts an den anderen Festivaltagen ist ideal!

Caroline:
Von der Größe her finde ich das Summer Breeze ja genau richtig. Für wie viele Leute ist das neue Gelände ausgelegt und wie viele Besucher waren letztes Jahr da? Erwartet ihr dieses Jahr mehr?

Achim:
Aufgrund des späten Geländewechsels und der WM waren es im letzten Jahr rund 2000 Leute weniger als noch 2005 in Abtsgmünd. In diesem Jahr schaut es bisher jedoch sehr gut aus und wir werden wohl unser bisher bestes Ergebnis von 2005 noch toppen können! Zu groß soll es jedoch nicht werden.

Caroline:
Was wäre der absolute Horror für dich auf dem Summer Breeze? (und hoffentlich passiert das nie!)

Achim:
Wenn jemand beim Festival sterben würde oder es zu schlimmen Unfällen kommen würde, wäre wohl mit Abstand das Schlimmste für uns alle. Wenn zu wenige Leute kommen, ist es für mich zwar persönlich auch sehr traurig, aber kein Vergleich zum ersten Punkt.

Caroline:
Du hast ja jetzt auch das Sundown Festival auf die Beine gestellt, auf dem alten Breeze-Gelände. Wie kam es zu dieser Idee? Wird es das weiterhin geben oder war das eine einmalige Sache?

Achim:
Ich war schon in den letzten beiden Jahren beim Sundown dabei und nachdem es letztes Jahr ausfallen musste, kam uns die Idee es in Abtsgmünd zu veranstalten. Wir werden uns erst nach dem Summer Breeze Gedanken zum nächsten Jahr machen, planen aber schon das Sundown in Abtsgmünd zu etablieren.

Caroline:
Was ich sehr gut finde ist das neue Underground-Projekt, die Newcomer-Stage am Summer Breeze. Habt ihr vor das weiter zu entwickeln, in welche Richtung?

Achim:
Wir haben in den Anfangsjahren immer sehr viele Undergroundbands berücksichtigt und ihnen eine Chance gegeben, das war uns in den letzten Jahren leider nicht mehr möglich. Durch die Newcomer Stage haben wir die Möglichkeit endlich wieder etwas für den Underground zu tun. Uns war wichtig, dass wir einen Wettbewerb auf die Beine stellen, bei dem nicht gemogelt wird und alle Bands die gleiche Chance haben. Ich bin sehr gespannt wie der Contest ankommt und entsprechend werden wir das dann ausbauen.

Caroline:
Liest du dir selber die Summer Breeze-Berichte der Magazine durch? Welche haben dir da immer besonders gut gefallen?

Achim:
Ich lese alles, was ich zum Thema Summer Breeze finde. Auch im Forum lese ich mehrmals täglich mit. Bei den meisten Berichten sieht man, dass bei den Magazinen und Webzines Musikverrückte arbeiten, die sich unheimlich viel Mühe geben und daher gibt es eigentlich wenige Berichte, die mir nicht gefallen haben.

Caroline:
Ist der Ansturm der Presse eigentlich extrem viel größer geworden in den letzten Jahren?

Achim:
Es wird von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr, aber so richtig viel größer wird es wohl nicht mehr. Vielleicht gibt es in diesem Jahr zum Jubiläum nochmals einen kleinen Schub. Aus dem Ausland kommen auch immer mehr Leute, da haben wir in diesem Jahr erstmals auch etwas mehr Werbung gemacht und unsere Seite ins Französische übersetzt.

Caroline:
Hast du noch in Erinnerung, was das lustigste Feedback zum Festival war (Foren, Leserbriefe oder Berichte)?

Achim:
Das Lustigste ist immer danach das "Gesucht & Gefunden"-Forum. Das wird von Ende August bis Mitte Oktober zur großen Kontaktbörse. Manchmal fällt aber auch Leuten ein, dort drei Jahre später jemanden zu suchen! Aber ich glaube, ich lese zuviel in Magazinen und Foren, denn immer wenn ich solche Fragen bekomme, fällt mir dann nichts Spezielles ein! ;-)

Caroline:
Was war der absurdeste Wunsch, den eine Band je geäußert hat (und welche Band war das)?

Achim:
DANZIG hätte gerne Mädels gehabt, die wir ihm aber natürlich nicht besorgt haben! Sonst gab es eigentlich nichts, was extrem außergewöhnlich war.

Caroline:
Wie lange dauert es eigentlich, bis das Gelände und die Infrastruktur stehen? Viele Besucher sind sich gar nicht bewusst, wie viel Aufwand so etwas ist, kannst du uns mal etwas dazu erzählen? Wie viele Leute arbeiten insgesamt am Summer Breeze?

Achim:
Wir beginnen mit dem Aufbau rund 10 bis 12 Tage vor dem Festival und sind mit den Aufräumarbeiten noch ca. eine Woche danach beschäftigt! Wie viele Leute insgesamt arbeiten lässt sich gar nicht so leicht sagen, da viele Bereiche von externen Firmen bearbeitet werden! Bei uns arbeiten über die drei Wochen rund 250 bis 300 Personen, dazu kommen noch rund 150 Ordner und Securities und on top noch die Fremdfirmen, die sich z.B. um Strom, Toiletten, Duschen, Container usw. kümmern. Und dann kommen noch die ganzen Leute dazu, die an den Merchandise-, Getränke- und Essensständen arbeiten. Alles in Allem sind bestimmt über 1.000 Leute während der ganzen Zeit beschäftigt!

Caroline:
Wer ist eigentlich für das tolle Design der Homepage, Flyer etc. verantwortlich? Ich finde, ihr habt da echt eins der besten Artworks!

Achim:
Da sind mehrere Leute involviert. Die Maske kam in diesem Jahr erstmals von Jan Meininghaus, der auch schon viele Plattencover (u.a. BRAINSTORM) entworfen hat. Das Layout an sich kommt von Thomas Ewerhard. Er hatte die ganzen Masken zuvor gestaltet und macht seit 2003 all unsere Designs (auch T-Shirts). Für die Homepage ist unser Webmaster Frank Schillinger zuständig. Bei der Homepage hat er freie Hand und auch er ist sehr kreativ und bringt sich mit ein. 2007 haben wir erstmals von Justin Kamerer, der u.a. Cover für SLAYER oder SLIPKNOT entworfen hat, ein Shirtdesign entwerfen lassen. Für die ganzen Anzeigen, Flyer, Plakate usw. haben wir dann zu guter letzt noch unseren Grafiker Karl-Heinz Schuster.

Caroline:
Welches Festival besuchst du persönlich am liebsten und warum? Holst du dir auf anderen Festivals auch mal Inspirationen fürs Summer Breeze? Oder hast du gar keine Zeit für andere Festivals?

Achim:
Im letzten und in diesem Jahr hatte ich leider sehr wenig Zeit. Letztes Jahr hatten wir durch die kurze Vorlaufzeit nach dem späten Geländewechsel alle Hände voll zu tun, in diesem Jahr ist es durch das Jubiläum mehr Arbeit als sonst. Es gibt eigentlich nur ein Festival, auf welchem ich seit 2001 immer war und das ist das Badia Rocks in Südtirol. Ein gemütliches 500 Mann-Festival mitten in den Bergen! Ansonsten war ich mehrmals beim With Full Force, in Wacken, Rock am Ring / Rock im Park, Graspop und bei einigen kleineren Festivals. Man holt sich da natürlich auch Ideen bzw. wenn mir die Zeit fehlt, habe ich dennoch meine Leute, die von den anderen Festivals berichten!

Caroline:
Was sind deine persönlichen Lieblingsbands?

Achim:
So eine richtige Lieblingsband habe ich eigentlich nicht! Vielleicht am ehesten noch THE WILDHEARTS aus England. Leider hat es nie geklappt sie zu holen, auch weil sie hier völlig unbekannt sind!

Caroline:
Wo siehst du das Summer Breeze in 10 Jahren?

Achim:
Hoffentlich immer noch in Dinkelsbühl und immer noch mit 10.000 – 15.000 Besuchern täglich!

Caroline:
Noch etwas, das du gerne loswerden möchtest?

Achim:
Ich freu mich auf ein schönes und friedliches Wochenende in Dinkelsbühl. Wir freuen uns, mit euch allen unseren 10. Geburtstag zu feiern und wünschen allen Besuchern vorab schon mal viel Spaß!
Vielen Dank für das Interview und den langjährigen Support von Powermetal.de!

Redakteur:
Caroline Traitler

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