STORMWARRIOR: Interview mit Lars Ramcke

24.01.2014 | 00:38

Harmonie pur, bei dem Sturmkrieger aus Hamburg scheinen nun alle Wogen geglättet, wenn man sich "Thunder & Steele", den neusten Donnerschlag, einmal anhört. Hier passt alles zusammen: Der Spirit, die Ausrichtung, die Geschwindigkeit und nicht zuletzt die Schlagzeugarbeit. Einmal mehr stand uns Lars Ramcke, Mastermind der Nordköppe, Rede und Antwort, gab uns nähere Einblicke in das aktuelle Geschehen und ließ zudem die vergangene Zeit kurz Revue passieren.

 

Moin Lars, vielen Dank, dass es zum wiederholten Male mit dem Interview klappt. Euer neuer, nunmehr fünfter Appetithappen "Thunder & Steele" steht in den Startlöchern. Wie ist die derzeitige Stimmung im Bandlager? Besteht neben den Promotion- und zahlreichen Interview-Terminen überhaupt noch die Zeit, euch auf die Veröffentlichung zu freuen und Vorab-Meinungen zu lesen?

Moin Marcel, die Stimmung ist prima, bisher kommen alle Kritiken recht einstimmig daher, sprich das Album scheint überall sehr gut anzukommen, abgesehen natürlich von den üblichen Verdächtigen in den Soundchecks der Düster- und kommerziellen Trendmagazine, aber wen interessiert das schon in unserer Musikrichtung.

In der Tat ist promomäßig gerade ordentlich was los, da bleibt kaum Zeit für andere Dinge, denke aber das ist ein gutes Zeichen.

 

Bevor ich auf "Thunder & Steele" zu sprechen komme, möchte ich noch einmal alte Kartoffeln aufwärmen. Seit der "Power Of Metal"-Tour im Frühjahr 2012 wurde es bis zur Bekanntgabe des neuen Albums etwas ruhiger im Hause STORMWARRIOR. Was hat sich in der Zwischenzeit bei euch so ergeben? War dies die Ruhe vor dem Sturm?

Ja, so kann man es sehen. Zum einen gab es auf dem Drumhöckerchen einen Wechsel, zum anderen haben wir uns auch bewusst etwas zurückgezogen und am Album gearbeitet, damit die Wirkung des neuen Albums auch ein wenig mehr Dynamik bekommt. Und das scheint ja bisher ganz gut aufzugehen.

 

Seit dem Weggang von Falko war der Posten des Schlagzeugers bei euch ein schwieriges Thema. Habt ihr noch Kontakt zu Falko? Sein Nachfolger Hendrik Thiesbrummel musste aufgrund von Rückenproblemen weichen, oder?

Falko hat uns sogar freundlicherweise während der POWERWOLF-Tour zeitweise unterstützt auf der Bühne, also ab und an hört man noch mal etwas voneinander, auch wenn man sich mittlerweile in Hamburg eher selten noch übern Weg läuft.

Hendrik ist von sich aus ausgestiegen, da es wohl zu viel Aufwand war bei zu wenig Bezahlung. Er hat uns dann noch mitgeteilt, dass er für "lukrative Angebote" selbstverständlich noch zur Verfügung stehen würde. Was soll man dazu sagen? Bei der Chaosproduktion von "Heathen Warrior" konnte ich mir für meinen Teil sowieso eher schwerlich vorstellen noch ein zweites Album mit Hendrik aufzunehmen. "It all starts with the drums...!!" Aber er hat ja zum Glück selber noch eine Ausfahrt eher genommen. Wobei ich fairerweise sagen muß, daß Hendrik zumindest timingmäßig live immer gut funktioniert hat.

 

Mit Jörg Uken habt ihr denn nun endlich einen passenden Mann hinter der Schießbude. Wie kam der Kontakt zustande und in wie fern hat er sich am Songwriting bzw. Entstehungsprozess von "Thunder & Steele" involviert?

Der Kontakt zu Jörg kam über Yenz damals. Yenz hatte wohl vor ein paar Jahren mal eine Band von Jörg produziert und die beiden wollten seitdem gerne mal irgendwo zusammen zocken. Nach der "Heading Northe" war Jörg allerdings auch schon bei uns im Gespräch, was aber leider aus privaten Gründen dann nicht ganz zustande kam. Aber jetzt hat es geklappt und Jörg hat auch gleich mal ein paar geile Drumaufnahmen hingelegt. Die Tatsache, dass Jörg sein eigenes Studio direkt vor der Haustür hat (soundlodge.de) hat natürlich auch die Produktion des Albums enorm beschleunigt. Ich musste mich zum ersten Mal um nix weiter kümmern, was die Drum-Aufnahmen anbelangte, und war sogar nicht mal vor Ort während der Aufnahmen. So konnte ich schon direkt weiter Gitarren und Gesang aufnehmen und hatte den Kopf frei. Denke das hat dem Album auch sehr gut getan.

Kommen wir dann auch endlich zum neuen Paukenschlag. Erst einmal vielen Dank, dass ich vorab reinhören und mir einen ersten Eindruck machen konnte. Er hat sich definitiv gelohnt, wenn man sich den Pre-Listening-Bericht durchliest.

Auf der neuen Scheibe geht ihr gekonnt einen Schritt zu euren Speed-Metal-Wurzeln zurück und habt ein Referenzwerk eingetütet, was sich stilistisch zwischen "Heading Northe" und "Heathen Warrior" bewegt. Würdest du das so unterschreiben? War diese Rückbesinnung auch der Effekt, den du mit der aktuellen Scheibe erzielen wolltest oder kam dieser eher zufällig?

Ich würde es eher so sehen, dass alle Alben irgendwie hier zusammen kommen, wobei das Hauptaugenmerk wohl auf einer Kombination aus "Heading Northe" mit den ersten beiden Alben liegen dürfte. Und ja, das war schon irgendwie beabsichtigt, kam allerdings auch von ganz allein. Ich hab einfach drauflos geschrieben und nach den ersten paar Songs war dann klar, wohin die Reise gehen würde. Ähnliches gilt für die Texte. Diesmal hatte ich auch einfach keine Lust zig Bücher zu wälzen, ich wollte einfach nur das raus lassen, was sich scheinbar angestaut hatte. Auch das ging dann relativ fix, was so vielleicht zuletzt beim ersten Album der Fall war. Ich denke, wir konnten den Spirit der früheren Scheiben ganz gut einfangen und mit einfließen lassen.

 

Hat es denn besondere Gründe, dass ihr zum ersten Mal in eurer VÖ-Geschichte (die "Heavy Metal Fire"-EP mal aufgenommen) kein einleitendes Intro benutzt habt, sondern gleich mit dem Titelstück drauf los brettert?

Das Album hatte intern das Arbeitsmotto "Keine Zeit für Kompromisse" und sollte dementsprechend gleich von der ersten Sekunde an die Leute wegblasen. Kann sein, dass manch einer ein Intro vermissen wird aus Gewohnheit, aber es ist halt auch eine Form von Überraschungseffekt, wenn es sofort losknallt.

 

Das stimmt allerdings. Mit 'Steelcrusader', 'One Will Survive' und 'Servants Of Metal' habt ihr unheimlich starke und für mich perfekte STORMWARRIOR-Stücke in Petto. Welche sind für dich herausragend und warum?

Hmmhh, da tue ich mich immer etwas schwer mit, zu sagen was "herausragend" ist bei einem Album. Ich finde alle Songs funktionieren auf dem Album als Ganzes sehr gut zusammen, sind aber auch einzeln alle recht brauchbar... haha!

'Steelcrusader' und 'Thunder & Steele' finde ich persönlich sehr gut gelungen. Die könnten live auch gut passen. Ich mag beim Opener, dass es ohne große Umschweife direkt zur Sache geht. Finde auch, der kommt angenehm spielfreudig rüber. An 'Steelcrusader' gefallen mir die Drums in den Strophen sehr gut. Das hat Jörg genau so hinbekommen, wie ich es mir beim Schreiben gedacht hatte.

Aber wie gesagt, eigentlich habe ich an keinem der Stücke wirklich etwas auszusetzen. ;-)

 

Bei Titeln wie 'Metal Avenger', 'Sacred Blade' und 'Ironborn' dürfte die Thematik der Texte klar sein, oder? Dabei wirkt die sturmkriegerische Ausrichtung jedoch zu keiner Zeit platt oder ausgelutscht. Woher nimmst du die Inspiration für die Texte, speziell auf "Thunder & Steele"?

Weiß nicht, dieses Mal ist es einfach irgendwie raus gesprudelt. Im Vergleich zum letzten Album haben sich die Texte wirklich fast wie von selbst geschrieben. Keine Unmengen von Büchern verschlungen, keine endlosen Notizen, einfach mal wieder drauflos geschrieben wie früher. Hat diesmal vieles gepasst auf dem Album. Muss auch mal sein... haha!

 

Nachdem das Projekt "Wacken 2007 Live-DVD" leider scheiterte, gibt es Pläne, zukünftig an einer DVD von anderen, baldigen Auftritten zu werkeln oder habt ihr mit dem verloren gegangenen Material solch schlechte Erfahrungen gemacht, dass etwaige Pläne erst einmal auf Eis gelegt werden?

Das wird sich zeigen. Wenn sich eine passende Möglichkeit bietet auf irgendeinem Festival oder so, dann will ich es nicht ausschließen. Es ist jetzt aber erst mal nichts dergleichen geplant.

Apropos Live-Auftritte. Bald geht es bekanntlich mit MAJESTY und WISDOM auf große Deutschlandtour. Was können Fans von den STORMWARRIOR-Gigs erwarten und auf welche "Thunder & Steele"-Songs kann man hoffen?

Ich denke drei neue Songs sollten wir in der 45 minütigen Setlist unterbringen können, welche das sein werden, steht noch nicht endgültig fest. Ansonsten gibt es einen bunten Mix aus den alten Klassikern. Zum Teil werden wir bestimmt auch etwas ausgraben, was wir schon etwas länger nicht mehr gespielt haben. Auf jeden Fall wird es ordentlich zur Sache gehen und von Anfang bis Ende gut losballern.

 

Was steht im Hause Ramcke nach dieser Tour an? Hast du dann einmal Gelegenheit, durchzuschnaufen und die Batterien neu aufzuladen oder stürzt du dich direkt in das nächste Projekt?

Nach der Tour geht es wohl direkt weiter mit dem Songwriting für das nächste Album. Durchschnaufen kann man später immer noch... haha! Ansonsten hab ich privat dieses Jahr auch Einiges auf'm Zettel, also langweilig wird es mit Sicherheit nicht werden.

 

Apropos Projekt. Im Dezember/Januar fungiertest du als Produzent? Möchtest du die Band ELVENSTORM hier kurz vorstellen und uns näher bringen?

ELVENSTORM sind eine coole französische Heavy-Metal-Band mit Frontfrauengesang (der aber nicht nervt ;-) ). Musikalisch geht es bei denen schon ziemlich in die RUNNING WILD-Richtung. Da ist natürlich aktuell noch etwas Luft nach oben, aber die sind schon auf einem guten Weg. Und motiviert sind sie auch auf jeden Fall. Ich denke das wird ein schönes Album, weiß aber ehrlich gesagt gerade nicht, über wen es wann genau veröffentlicht wird. Irgendwann im Frühjahr denke ich mal. Aber da kann man dann ruhig mal ein Öhrchen riskieren!

 

Kommen wir zum Schluss zu zwei ganz anderen Themen: 2014 nähert sich traurigerweise der 10. Todestag von Quorthon. Welchen Einfluss hatten BATHORY auf dich persönlich?

Die Art und Weise wie er die nordische Atmosphäre einfangen konnte, sowohl vom musikalischen Arrangement her, als auch in den Texten, war schon einzigartig und hat sicherlich auch Spuren in unserem Soundbild hinterlassen, auch wenn es dann bei uns eher um das Beiwerk geht, als um die eigentlichen Songstrukturen. "Hammerheart" gehört für mich mit Sicherheit zu den besten Scheiben aller Zeiten. Das kann vielleicht nicht jeder nachvollziehen, muss ja aber auch nicht. Es kann eben nicht jeder Zugang zu finden. Aber wenn man ihn gefunden hat, dann eröffnet sich eben eine ungeheure Tiefe mit einer ganz eigenen Stimmung (nicht nur auf diesem Album). Und das hat Quorthon unsterblich gemacht.

 

Alex, euer Klampfer, spielt neben STORMWARRIOR auch bei AEONS COFER, die mit "Symphonies Of Saturnus" Anfang Oktober ein äußerst komplexes Album veröffentlichten. Wie findest du persönlich diesen modernen, symphonischen Dark Metal, den AEONS COFER fabriziert und wie gefällt dir das Album?

Ich habe es bisher noch nicht vollständig zu Gehör bekommen, aber was ich bisher gehört habe, klingt sehr gut, auch wenn es nicht meine eigentliche Musikrichtung ist. Gut gemacht ist es aber in jedem Fall und es wäre ihnen auch zu wünschen, dass sie bald einen passenden Vertrag bekommen können.

 

Sodann wäre ich auch mit meinem etwas längeren Frageteil am Ende und möchte mich bei dir noch einmal für das Interview und deine Zeit bedanken. Wir beide werden uns wohl tourmäßig in Oberhausen über den Weg laufen, vielleicht kann ich mich dann mit einem Bierchen revanchieren. Die letzten Worte gebühren dir. Was möchtest du den sturmkriegerischen Donner- und Stahljüngern noch mit auf den Weg geben?

Jouh, danke dir für's Interview und deinen Support, denke in Oberhausen wird man sich dann sehen. Wir sind jedenfalls da... haha! Allen anderen wünsche ich einfach viel Spaß mit der neuen Scheibe, vielleicht sieht man sich ja auf der anstehenden Tour oder auf einem Festival. Immer schön wach bleiben!!! :-)

 

 

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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