STONE SOUR: Interview mit Corey Taylor und Josh Rand

18.10.2012 | 10:13

STONE SOUR hat mit "House Of Gold & Bones, Part I" erneut ein überragendes Album in der Schnittmenge von modernem Metal und Alternative Rock vorgelegt. POWERMETAL.de traf Corey Taylor und Josh Rand zum Plausch in einem Berliner Hotel. Trotz massiven Jetlags war vor allem Corey kaum in seinem Mitteilungsdrang zu bremsen.

Dass die beiden Musiker noch sichtlich von der langen Überseereise gezeichnet sind, ist nicht zu übersehen. Corey nutzt auch zuerst einmal die Gelegenheit sich auf der bequemen Couch auszustrecken.


Die Feststellung, dass die Band mit dem neuen Werk die Erwartungen erfüllt, indem sie sie nicht erfüllt, findet durchaus Anklang bei Corey. "Ich finde, das hast du gut formuliert und trifft die Entwicklung von STONE SOUR auch ziemlich gut. "House Of Gold & Bones" ist ganz sicher das Album, das auf der einen Seite die Extreme am meisten auslotet, aber in sich auch am Schlüssigsten ist. Die Art wie das Album fließt und wie die Songs ineinander übergehen, lässt einen die Musik eher wie eine Art Film wahrnehmen. Und das ist genau, was wir erreichen wollten."

Die Idee zu dem Konzeptalbum, in dem es um einen jungen Mann geht, der im Leben Entscheidungen treffen muss, hat Corey schon eine Weile mit sich rumgetragen. "Es ist jetzt nicht so, dass mir von Anfang an klar war, dass es ein Konzeptalbum werden würde, aber die Idee an sich hatte ich schon bevor wir mit "Audio Secrecy" angefangen haben. Ich hatte sie dann aber erst einmal zurückgestellt. In der Zeit als Roy (Mayorga, dr. - PK) den Schlaganfall hatte und ich mit SLIPKNOT auf Tour war, kam das Thema aber wieder zurück und ich fing an Ideen und Songs zu schreiben. Es floss einfach aus mir heraus und ich habe es dann irgendwann Jim (Root, gt.) und Josh vorgespielt und sie hatten dann diese unglaublichen Riffs, die einfach perfekt dazu gepasst haben und das alles hat dann auf einmal diese gigantischen Ausmaße genommen. Ich konnte gar nicht glauben, was da passiert ist, aber es hat sich fantastisch angefühlt." Und Josh ergänzt: "Für mich war es, als ob wir eine neue Band wären, die gerade ihr erstes Album einspielt. Wir hatten all dieses unglaubliche gute Material und waren sehr, sehr aufgeregt, weil wir gemerkt haben, wie gut diese Songs eigentlich sind. Wie Corey schon sagt, das war wirklich ein großartiges Gefühl." Das macht das Album also zum ambitioniertesten Werk der Band? "Auf jeden Fall.", ist sich Corey sicher. "Musikalisch, textlich, in jeder Hinsicht einfach. Schon was Roy spielt. Das ist unglaublich. Noch nicht so sehr auf dem ersten Teil, aber auf dem zweiten Teil, das ist schlicht Wahnsinn.", macht der sympathische Frontmann den Mund wässrig.

In den Texten geht es - wie weiter oben schon erwähnt - um einen jungen Menschen, der sich Entscheidungen seines Lebens stellen muss. Da steckt viel Autobiographisches drin, wie Corey erklärt: "Ja, wenn man den ganzen Sci-Fi-Fantasy-Kram weglässt, dann ist die Story zu 85% autobiographisch. Auch ich bin in den letzten Jahren an einem Punkt angekommen, wo ich mich fragen muss, welchen Weg im Leben ich einschlagen will. Will ich ein besserer Vater, Ehemann, Freund, Bandkollege, Mensch sein? Wo liegen meine Prioritäten im Leben und was kann ich dafür tun, damit ich es erreiche? Ich habe seit mehr als zwei Jahren keinen Alkohol mehr getrunken, lasse die Finger von Drogen, arbeite ständig daran, die Frage darauf, ob ich ein besserer Mensch geworden bin, mit "Ja" zu beantworten." Worte, die man ähnlich zuletzt auch von PAPA ROACH hören konnte, mit denen STONE SOUR im Herbst auf Tour gehen. "Ich denke, das man in unserem Alter und mit unserem Lebenslauf früher oder später automatisch an diesen Punkt gelant, wo man sich diesen Entscheidungen stellen muss und ich weiß, wie unglaublich schwierig das ist. Man muss denn Menschen immer deutlich machen, dass man sich geändert hat, denn sonst behandeln sie dich, wie die Person, die sie einst kannten und die du nicht mehr sein willst. Die eigentliche Stärke besteht also darin, nicht beim kleinsten Widerstand wieder umzukippen und sich seinen alten Gewohnheiten hinzugeben. Mir ist einfach klar geworden, dass es nicht gut ist für mich, meine Gesundheit, meine Familie so zu leben und mit diesem Bewusstsein ist es dann einfacher, sich auch wirklich zu ändern." Erfahrungen, die auch Josh gemacht hat. "Ich kann Corey wirklich nur zustimmen, in allem, was er gesagt hat. Ich habe eine ganz ähnliche Entwicklung durchgemacht, vielleicht etwas früher als er und habe mir die gleichen Fragen gestellt. Ich denke, das ist auch ein Grund, warum wir alle so euphorisch an dem Album gearbeitet haben. Wir alle wissen genau, wovon Corey da singt und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte."

Hoffen wir, dass die Band das auch im immer verführerischen Touralltag hinbekommt. Das ganze Album am Stück wird es aber erst einmal nicht geben. "Nein, nein, das machen wir jetzt auf der Tour noch nicht. Aber ich stelle mir schon vor, dass wir in einem Jahr, wenn beide Teile erschienen sind, zwei Abende in einer Stadt spielen und dann jeweils einen Part am Stück spielen. Das wäre schon cool, aber so weit sind wir noch nicht. Jetzt geht es erst einmal darum ein echtes Rockkonzert abzuliefern und das ganz ohne die ganze Show, die bei so vielen Bands - und Gott weiß, ich bin dessen sehr schuldig - im Vordergrund steht. Bei uns soll die Band, die Energie, die Nähe zu den Fans im Vordergrund stehen. Es wird maximal ein weißes Backdrop geben, wo ein paar Bilder draufgeworfen werden, aber ansonsten wollen wir eine authentische, ehrliche Rockshow spielen. Wir wollen die Antithese für all die aufgeplusterten Bombastshows sein.", lacht Corey. Eine Mission, die sie bereits bei der letzten Tour bestens erfüllt haben. Die Shows im November/Dezember mit PAPA ROACH sollte man daher auf keinen Fall verpassen.

Fotos (c) by Jasmin Kazi.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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