SPOCK'S BEARD: Interview mit Neal Morse

01.01.1970 | 01:00

Vor dem Konzert in der Bochumer Zeche hatte ich Gelegenheit mit Neal Morse, Mastermind der Prog-Rock-Götter von SPOCK’S BEARD, zu sprechen, welche man sich natürlich nicht entgehen lässt. Und es ist schon etwas besonderes mit einem solchen in gleichen Teilen genialen Künstler und absolut sympathischen, bodenständigen Menschen zu sprechen. Leider drängte die Zeit am Ende etwas, denn die ein oder andere Frage hätte ich noch gehabt. Schade, aber nun viel Vergnügen mit Neal Morse.


Peter:
Hallo Neal. Schön, dass Du Dir Zeit für ein Interview mit powermetal.de nimmst.
Fangen wir damit an über die neue Single ’’All On A Sunday’’ und dem dazu gehörigen Video zu sprechen.
Das Video spiegelt die gute Laune und den Spaß den die Band ausstrahlt wider.

Neal:
Ja, das hoffe ich. Denn in allem, was wir tun, gehen wir mit einem Lächeln durch die Welt. Und ’’All On A Sunday’’ ist ein fröhlicher, kurzer Pop-Song.

Peter:
Waren die Aufnahmen so witzig wie es im Video den Anschein hat?
Wenn man Ryo hüpfend hinter seinem Keyboard sieht, muss man einfach anfangen zu lachen.

Neal:
Ja, das war wirklich komisch. Wer spielt schon in einem Wohnzimmer oder auf einem Feld?? Wenn der Regisseur uns dann versuchte zu animieren und sagte: ’Rockt so hart Ihr könnt!!’, mussten wir uns ein Lachen wirklich verkneifen. Das muss für Passanten aus der Entfernung auch merkwürdig ausgesehen haben. Sie dachten sicher wir seien verrückt. Immerhin rockten wir auf einem Feld für ein paar Kameramänner und den Rest der Crew. Anders als andere Bands gaben wir aber nicht bloß vor zu spielen, sondern haben wirklich losgerockt und live gespielt.

Peter:
Glaubst Du, dass die TV-Sender in den USA und Deutschland das Video spielen werden?

Neal:
Die Chancen stehen nicht so gut. Weder in den Staaten noch hier in Deutschland. Wir tun, was wir können und schicken das Video zu den Sendern. Wir hoffen natürlich, dass sie es dann spielen. Wir werden sehen.

Peter:
Wie ist denn eigentlich Eure Situation in den USA und dem Rest Europas?? In Deutschland seit Ihr ja sehr erfolgreich. Hoher Chart-Einstieg, fast ausverkaufte Tourneen.

Neal:
Nun, wir wachsen ständig und überall. Jedes Album hat sich bislang besser verkauft als das davor. Wir hoffen natürlich, dass wir bald so etwas wie einen Durchbruch haben, einen echten Sprung. Bei uns ist es bislang ja eher ein langsames Klettern. Wir sind natürlich froh, dass wir wachsen, denn das bedeutet ja für uns, dass immer mehr Leute unsere Musik mögen. Und wir möchten natürlich, dass wir so viele Menschen wie möglich mit unserer Musik erreichen können.

Peter:
Glaubst Du, dass es in der Zukunft ein Ende der Erfolgsleiter gibt? Oder spielt Ihr irgendwann in großen Arenen wie GENESIS oder RUSH??

Neal:
Natürlich hoffen wir das. Dies ist was wir uns natürlich wünschen, aber ich denke nicht, dass wir dies wirklich steuern können. Unser Job ist einfach, alles was wir machen, so gut wie möglich zu tun. Der Rest kommt dann von alleine.

Peter:
Manchmal frage ich mich, warum Du nicht einfach mal einen wirklich kommerziellen Hit schreibst. Zumal Du mal gesagt hast, dass Du manche Songs in wenigen Minuten schreibst.

Neal:
Wir haben schon einen Hit im Kopf (lacht).
Ich habe schon Songs geschrieben von denen ich dachte, dass sie ein Hit sein könnten, aber das ist was anderes als die Meinung der Hörer.
In der Tat schreibe ich manche Songs manchmal wirklich sehr schnell. Aber es ist immer unterschiedlich. Auch einige dieser kurzen Songs nehmen mal viel Zeit in Anspruch und es gibt verschiedenste Versionen bis wir uns letztendlich einigen und den Song aufnehmen. Andere dieser kurzen Songs sind hingegen in 10 – 15 Minuten komplett fertig.

Peter:
Ihr seid immer auf Tour oder nehmt Alben mit diversen Projekten auf. Habt Ihr eigentlich auch ein echtes Privatleben??

Neal:
Oh, ich bin eigentlich sehr viel zu Hause. SPOCK’S BEARD sind vielleicht für 6 Wochen eines Jahres auf Tour und wir nehmen Platten in maximal einem Monat des Jahres auf. Den Rest bin ich tatsächlich zu Hause und das ist natürlich großartig, denn um so mehr ich bei meiner Familie bin, um so glücklicher bin ich auch.

Peter:
Du wirkst auf Außenstehende immer wie ein Workaholic. Jedes Jahr ein neues SPOCK’S BEARD-Album, dazu TRANSATLANTIC, das Solo-Album, Tourneen.

Neal:
Das ist für mich kein echtes Problem. Weißt Du, manchmal ist es schwierig die Alben fertig zu stellen, da es Probleme mit dem Mix etc. Aber das Schreiben der Songs und sie live zu promoten, nimmt gar nicht so viel Zeit in Anspruch. Die Basictracks des TRANSATLANTIC-Album haben wir in wenigen Wochen fertig gestellt und ich habe meine Parts in einer einzigen Woche vollendet.
Wir haben weder das Geld noch habe ich Geduld ein Jahr für ein Album zu brauchen wie es bei vielen anderen Bands der Fall ist. Wenn ich meine Songs nach ein paar Wochen nicht mag, mag ich sie auch nach einem Jahr nicht. Dann brauche ich damit auch nicht ins Studio zu gehen.

Peter:
Kommen wir zu Deinen Projekten. Wie steht es mit einem zweiten Soloalbum?

Neal:
Ja, ich habe es sogar schon fertig und so wie es aussieht wird es noch in diesem Jahr veröffentlicht. Möglicherweise schon im August.

Peter:
Und was können wir darauf erwarten?

Neal:
Es wird ein reines Singer/Songwriter-Album mit kurzen Songs und sehr persönlichen Texten. Lass dich überraschen.

Peter:
Und wie steht es mit einem zweitem TRANSATLANTIC-Album?

Neal:
Ja, auch das ist bereits fertig und mittlerweile schon im Mix. Das Mixing war bislang ein Fiasko. Der erste Mix wurde sehr zwiespältig aufgenommen. Manche mochten ihn gar nicht, die Band fand ihn gut. Aber wir mischen das Album gerade noch mal neu ab und hoffen, dass wir es im Oktober veröffentlichen können.

Peter:
Immer wenn ich Berichte über Eure Band lese, ist er gespickt mit Superlativen. Da steht was von ’Retter der handgemachten Musik’, ’Supergroup’ oder auch ’Rock-Giganten’. Was denkst Du, wenn Du so etwas liest oder hörst?

Neal:
Ich sag immer, wir sind eine ’Supergroup’ von denen die meisten Leute noch nie etwas gehört haben (lacht).
Ich bin einfach dankbar und froh, dass es Leute gibt, die unsere Musik hören und so sehr über sie nachdenken, dass sie solche Superlative verwenden.

Peter:
Mein persönlicher Favorit ist ’’The Healing Colors of Sound’’. Denkst Du, dass Musik den Menschen wirklich helfen also heilen kann, um Krisen zu überwinden und wieder eine bessere Stimmung zu erlangen?

Neal:
Mir hat Musik schon einige Male das Leben gerettet. Das Schöne ist, wenn Du Musik machst, kannst Du alles ausdrücken. Alle Emotionen, alle Gefühle die Du hast, kannst Du darstellen und das ist großartiges Gefühl. Und wenn man dann Menschen mit seinen Songs berührt, ist das etwas Wundervolles. Denn mich berühren diese Songs, wenn ich sie schreibe, sie performe und es gibt nichts schöneres, als wenn Fans dieses Gefühl auch haben und es uns vielleicht sogar sagen.

Peter:
Ist es Euer Ziel die Leute gerade emotional mit Eurer Musik zu erreichen?

Neal:
Das ist eigentlich der einzige Grund, warum wir Musik machen. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, welche Reaktion Du erfährst, denn wenn sie reagieren, hast Du sie schon bewegt und das ist genau worum es in der Musik geht. Es ist schon sehr interessant wie Musik es schafft, solche emotionalen Reaktionen zu erreichen.

Peter:
Als ich das erste Mal SPOCK’S BEARD vor sechs Jahren hörte, war ich zwar beeindruckt, aber stellte das Album erst mal in den Schrank. Als ich Euch dann letzten April live mit DREAM THEATER sah, war ich so überwältigt, dass ich mir sofort alles gekauft habe. In dieser Zeit bin ich erwachsener geworden.
Denkst Du, dass Ihr Musik für erwachsene Leute macht?

Neal:
Eine gute Frage. Ich weiß es nicht so genau. Es gibt auch jüngere Leute bei unseren Konzerten. Es sind schon mehr Erwachsene. Ja, vielleicht machen wir eher Musik für Erwachsene. Unsere Musik ist ja eher wie ein Roman. Man muss sie eventuell häufiger hören, um Zugang dazu zu finden. Die Kids der heutigen Zeit haben vielleicht nicht mehr die Geduld und Aufmerksamkeit, um die Musik mehrfach zu hören etc. Ich denke schon, dass das Alter da ein Rolle spielt. Wenn man älter wird, möchte man vielleicht eher ruhigere, schönere Lieder, die Kids auch schon mal aggressivere Songs hören. Auch ich habe in jungen Jahren aggressivere Sachen gehört wie SABBATH und so was.

Peter:
Neal, vielen Dank für das informative Gespräch.

Neal:
Danke, dass Ihr über uns schreibt und viel Spaß bei der Show.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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